Autor Thema: 2003-09-14 Wachaumarathon - Ulrich  (Gelesen 2589 mal)

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2003-09-14 Wachaumarathon - Ulrich
« am: 14.09.2003, 00:00:00 »
Datum: 2003-09-14
Event: Wachaumarathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2003-09-14 Wachaumarathon - Ulrich
« Antwort #1 am: 14.09.2003, 00:00:00 »
Wachaumarathon03 ziel verfehlt, hetz gehabt.

Wie soll ich das erklären?
Nach 42 km Lauf, und noch vielen stunden überwiegt nicht nur der stolz, dass ich auch diesen Lauf wieder geschafft habe, in einer nicht einmal so schlechten Zeit, aber, ich wollte doch mehr. Ich wollte meine 3.15 laufen und nicht relativ lächerliche 3.27. ich hatte es doch drauf.
Was ist geschehen?

Die Stimmung war bestens, ich war locker drauf, konnte zügig weglaufen, ohne für mein Gefühl zu schnell zu sein. Nur der Puls war hoch, aber das war nichts neues.
Der erste km war extrem schnell, aber das war doch nicht so ein wunder.
4.13 oder so am km.
Da merkte ich, dass ich meine Stoppuhr nicht eingeschaltet hatte, egal, ich konnte ja ab jetzt immer diese 4 min dazurechnen.
Der schnitt der ersten 5 km war tadellos, 22.30 das passt ja. Und doch, ich merkte, dass meine Beine zwar leicht waren, aber von KM zu KM wechselten, einer ging sehr locker der andere war eher ein Kampf. Meine Zeiten am Km blieben bis zum Halbmarathon sehr gut, wenn ich auch ab km 16 schon merkte, dass ich etwas zu kämpfen hatte. Halbmarathon in 1.37 wie am Rekordlauf.
Der Puls war plötzlich auch großartig, um die 160 statt 170 wie am Beginn.
Aber die Zeiten, die KM Zeiten waren so mies. Nirgends eins Chance mich anzuhängen, keine Gruppe der ich mich anschließen konnte.
Sollte ich aufhören um den LCC Marathon schnell laufen zu können? Vor mir selber aufgeben?
NEIN
nicht jetzt, nicht in dieser beschissenen Zeit!
Wie denk ich denn?
Ich will nicht negativ denken, nicht am eine Situation. und schon war es geschehen
All der schwarze Dreck meiner Seele war da.
Da half mir der Gedanke an ein Gebet, dass ich vor dem Start gesprochen hatte. Wie sollte ich den Lauf meinem Gott schenken können, wenn ich ihn nicht einmal beende?
Nein, ich mach es fertig, ich lauf ins ziel, denn ich kann nicht aufhören, ich kann nicht an den Rand gehen. auch wenn ich mich vor Krämpfen winde, wenn ich stehen bleibe, weil ich nicht atmen kann. das ist egal.
ICH WILL. Und da ist egal ob ich KANN.
meine Zeiten waren lächerlich, ich feuerte die Zuschauer an, uns doch zu applaudieren, sorgte wenigstens für Stimmung unter den Zuschauern. Wenigstens die sollten lachen.
Dann so viele schöne eindrücke am Lauf, die Landschaft, die Geräusche der Sohlen auf dem Asphalt. die Gesichter der Leute.
Wo war meine Kraft?
Wo war all die Energie, die ich in den unzähligen Trainingsläufen mit Heinz und den anderen hatte?
Nicht hier?
Lachte sie mich aus?
nein
ich bin ja nicht im Wald gelaufen, um am Asphalt schnell zu sein. Bin nicht in der früh auf der Donauinsel gewesen um dann einen Tag zu genießen. Nein, ich habe jeden Meter des Sommers genossen, ich liebe das laufen, auch wenn ich freilich enttäuscht bin, dass ich so weit hinter meiner Wunschzeit bleibe. Aber das kann ich nicht ändern.
Ich unterhalte mich mit den anderen. Den Kollegen, die mein Schicksal teilen. Der eine, der wie der Bruder seines Sohnes aussieht, der fluchte, weil es so schlecht lief. Und dann doch wegzog. Ich meinte noch, um ihn aufzumuntern, ob wir nicht gemeinsam laufen sollten, aber er verneinte, er würd mich aufhalten. Tja, da lief er nun, weit vor mir.
Aber egal. Für wen renn ich denn?
Ich renn für mich und für alle, die mein Gefühl teilen, mein Gefühl zu schweben.
Auch mit Krämpfen in den armen und dem Bauch.
Aber was soll denn das?
Denkst du, dass DU mich stoppst?
Du Krampf?
Nein, da braucht es mehr.
Nichts in meiner Situation, die weitaus grauslicher ist als jeder Schmerz je sein kann kann mich stoppen, also nicht der Marathon.
Es sind 3 stunden, heute meinetwegen 3.30 oder 3.40 die ich das mache, was ich liebe. Ich laufe in einer herrlichen Umgebung.
Das mach ich und das macht Spaß!
Nun ich bin in Stein. Nur noch wenige Km noch ca. 7 km. Dann war es das auch wieder.
Kreisverkehr, dann über die wiese. Eben, dann kurze harte Steigung. Da hab ich genug kraft um leicht raufzurennen. Aber warum fehlt mir die Energie zum schnell sein?
Ich rechne hoch, eine Zeit von 3.30 kann sich ausgehen.
überhole nun nur noch.
einen nach dem anderen. Ihr krepiert hinter mir nicht ich vor euch.
Dann in der Stadt noch tempo. Kopfsteinpflaster geht alles. Ich applaudiere den Leuten beim Schnitzelessen, beim Kaffee. Wenigstens lachen sie.
Hey, da ist ja wieder mein freund, der Typ der nicht mit mir laufen wollt, weil ich zu schnell wäre. Er ist nicht langsam geworden, aber ich schneller.
ich schiebe mich an ihn heran
Die lange gerade in Krems, die Ringstraße.
da hab ich ihn vor mir
ich WILL DICH PACKEN
DAS IST MEIN TRIUMPH heute
und ja
Jeden schritt komm ich näher. nein, nichts hält mich da auf
Zu weit ist die strecke noch, als dass du mir entkommst.
Ich kenn das so gut vom Training. Da schaut es auch immer so weit aus und die letzten Meter sind ein Hupfer zum überholen.
HEY, DANKE FÜRS WARTEN
wir lachen und ich überhol dich
Da ist noch einer, recht weit vor mir.
aber den hol ich mir auch noch
Dieses verdammte Gasslwerk da vor dem Ziel.
aber egal
Zielgerade, es geht brutal bergab. Da hab ich dich. Ich sprinte ins Ziel. 3.22. plus die 4 min vom ersten km. Na ja, wenigstens was.
und die Hetz, die mir keiner nehmen kann.

nein ich bin nicht happy, aber der STOLZ BLEIBT
alles andere vergeht



Kleine Nachlese: Der oben erwähnte, Martin wurde einer der guten und wichtigen Lauffreunde, die man an einer Hand abzählen kann.
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

 

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