Autor Thema: 2006-05-07 vienna city marathon - StefanM  (Gelesen 1203 mal)

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2006-05-07 vienna city marathon - StefanM
« am: 07.05.2006, 00:00:00 »
Datum: 2006-05-07
Event: vienna city marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: StefanM

Offline StefanM

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2006-05-07 vienna city marathon - StefanM
« Antwort #1 am: 07.05.2006, 00:00:00 »
Hammermann vor dem Rennen

Eigentlich sollte ich das gar nicht schreiben, weil es viel zu peinlich ist. Um es einigermaßen verständlich zu machen, muss ich bei meinem vorletzten 30km Longjog 3 Wochen vor dem Marathon anfangen. Nach 10km Endbeschleunigung spürte ich ein wenig meine Bronchien. Da es mir sonst gut ging zog ich die letzte Belastungswoche normal durch, dann kam schon das Tapering.

Am Freitag vor dem Marathon bei der Startnummernabholung traf ich einige Foris. Die Spannung vor dem Rennen stieg schön langsam und ich war gut aufgelegt. Am Samstag Vormittag war ich beim Mozart-Marathon (ich hatte 2 Karten beim Quiz gewonnen) mit meinem Kollegen, der bei meiner Rennbetreuung eine wichtige Rolle zu spielen hatte. Dabei hab ich Roland kurz getroffen, die anderen leider nicht. Dann schlenderte ich durch die Stadt, schaute mir den Aufbau des Zielgeländes an und wartete auf die Kaiserschmarrnparty. Nachdem ich schon den ganzen Tag auf den Beinen war und dachte, mich für den nächsten Tag schonen zu müssen, ging ich schon um 3 Uhr zum Rathaus und wollte dann gleich nach Hause.

Irgendwie fühlte ich mich aber nicht mehr wohl. Ich spürte meine Bronchien immer noch und wurde immer nervöser. Mir fiel wieder das vorige Jahr ein. Da hatte ich vor dem Marathon auch ein bisschen Husten, was mich beunruhigte. Zur Sicherheit ging ich damals ins Medical center und lies mich von Dr. Rabensteiner untersuchen. Sie fand nichts. Zur endgültigen Abklärung machte sie noch einen Bluttest – die besten Werte meines Lebens. Diese Blamage wollte ich mir heuer ersparen. Voriges Jahr war ich danach wenigstens beruhigt, heuer wurde ich dafür immer nervöser.

Ich versuchte mich mit meinen Marathonvorbereitungen abzulenken. Aber die Bronchien spürte ich immer noch. Meine Frau hatte für den Abend (zum Glück für sie) eine Einladung, so konnte ich sie auch nicht ansingen. Ich ging früh ins Bett, an Schlaf war natürlich nicht mehr zu denken. Brennen in der Brust, das ist doch ein eindeutiges Zeichen für Herzinfarkt? Warum habe ich nie ein Belastungs-EKG machen lassen? Ich kann unmöglich den VCM rennen. Ich sah vor meinem geistigen Auge Sanitäter, die am Streckenrand verzweifelt versuchen mich zu reanimieren.

Aber wenn ich nicht laufe, nur aus Angst nicht laufe, fragen mich alle ob ich deppert bin. Ich begann mit mir um den VCM zu kämpfen. Der Hammermann vor dem Rennen! Inzwischen war ich ein Häufchen Elend, die Knie waren weich geworden, der Puls raste. Vielleicht kann ich ja morgen ein bisschen laufen, aber Kraft für den Kampf auf der zweiten Streckenhälfte hab ich so sicher nicht! Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen. Eine Minute vor dem Weckerläuten wachte ich auf. Nachdem ich auch mit größter Anstrengung mit dem Fieberthermometer nur 36,5°C messen konnte, beschloss ich doch den VCM zu laufen.

Ich brachte meinen Sohn zum Start des Junior-Marathons und konnte so wieder zu keinem Forumstreffpunkt. Dann schnell zurück zu meinem Start und in die Warteschlange vor den Dixi-Klo. Dann wollte ich mir die Wasserflasche, die als Startverpflegung angekündigt war holen. Ich lief die halbe Wagramer Straße zurück aber nichts (das einzige Manko der Organisation, das ich persönlich feststellen konnte). Nachdem das Wasser aber fix in meine Startvorbereitung eingeplant war und ich voriges Jahr nach 5km schon großen Durst hatte (Vorsicht, die nächste Peinlichkeit) nahm ich einfach eine halbvolle Flasche, die irgendwo am Boden herumstand mit in meinen Startblock.

Ich war in B1 eingeteilt, ich weiß auch nicht warum, meine bisherige PB von 4:17, die ich vorweisen konnte, war ja auch nicht so toll. Obwohl ich relativ knapp kam war noch sehr viel Platz im Block und ich konnte mich ziemlich weit vorne aufstellen. Dann die Starthupe und los ging’s. Ganz anders als voriges Jahr konnte ich gleich von Beginn an ungehindert laufen (wahrscheinlich war ich so einer, der den schnelleren von euch das Weiterkommen erschwerte, aber dafür konnte ich nichts). Meine Bronchien waren vergessen, das Wetter optimal und ich freute mich auf ein tolles Rennen.

Ich lief locker weg und kontrollierte das Tempo auf den ersten Kilometern. Ich war immer nur wenig über 5:30/km und da wusste ich, dass sich sub4, mein Ziel, ausgehen kann. Bei km10 stand mein Kollege mit eine Flasche Powerade, bei km20 meine Frau mit einer Flasche Powerade, bei km25 und 35 wieder mein Kollege mit jeweils einem Gel und einer Flasche Wasser. Die Übergabepunkte waren immer so gewählt, dass ich, falls irgendwas schief gehen würde, immer noch bei den offiziellen Verpflegungsstellen was nehmen konnte. Es funktionierte aber alles und ich brauchte die Stände nur dazwischen für ein bisschen Wasser ansteuern. Das war super komfortabel. Dazwischen gab es noch ein paar Winkpunkte mit der Familie, die Anfeuerungen wie „Super Zwischenzeiten, du liegst voll im Plan!“ oder „Gut schaust noch aus, so bist vor 1 am Heldenplatz!“ motivierten mich zusätzlich.

Das Publikum empfand ich super, vor allem anfangs war fast immer Lärm. Das lag sicher auch daran, dass meistens die Pizza-Bäcker um mich herum waren, die automatisch Stimmung machten. Sprüche wie: „Gemma Burschen, die Kenianer packt’s no!“ oder: „Ein paar hundert Meter no, ihr wisst es eh!“ fand ich lustig. Über die abklatschenden Kinder freute ich mich auch. Später war es ein bisschen weniger, was ich aber auch verstehen kann, ich würde mich auch nicht zu einem Angler stellen und in vier Stunden anfeuern: „Super weiter so, das wird sicher ein urgroßer Fisch!“

Zum Halbmarathon freute ich mich auf Fredmanns Kamerateam. Leider hab ich durch die technischen Probleme im Forum nicht mehr mitbekommen, dass der Treffpunkt in die Mariahilfer Straße verlegt wurde. Ich sah Fredmann gerade noch im letzten Moment im Augenwinkel, er mich wahrscheinlich gar nicht. An den Gegenverkehrsstellen hielt ich auch immer nach bekannten Gesichtern Ausschau, aber leider sah ich da auch niemanden.

Die HM-Zeit mit 1:58 war zwar relativ knapp unter Planzeit und auch nur 3 Minuten schneller als voriges Jahr, aber trotzdem war ich voll Zuversicht, dass sich sub4 ausgeht. Als ich bei km30 mit 2:48 auch genau meine 15er-Zeit verdoppelt hatte, sprach ich mir selber ein „Super!“ zu. Jetzt wartete ich auf den Einbruch, so wie voriges Jahr. Aber jeder Kilometer mehr, den er nicht kam, motivierte mich weiter. Es wurde zwar ein bisschen zäher, aber dann konnte ich immer noch Kräfte zulegen. Und locker durchzujoggen hatte ich ja nicht erwartet. Den 3. Bezirk nahm ich heuer noch bewusst war. Als es mir am Ring immer noch gut ging wusste ich, dass nichts mehr passieren wird. Ich steigerte so gut es ging mein Tempo und lief mit einem breiten Grinsen und überglücklich am Heldenplatz ein. 3:56:09 – geschafft! In meinem Profil steht. „Einmal sub4 laufen!“ Jetzt muss ich mir ein neues Ziel suchen.

Nachdem ich bei vielen Forumstreffpunkten am Wochenende nicht war, wollte ich unbedingt am Abend zur After Race Party. Ich bin ja nicht der aktivste Forumsjünger (laufen ist die Zeit, die ich für mich allein brauche), darum bin ich immer wieder begeistert, mit welcher Freundlichkeit ich aufgenommen werde. Mit Leuten, die man noch nie vorher gesehen hat plaudert man sofort als wäre man schon immer die besten Freunde. Danke euch allen.


PS:
Ich habe mein erstes Titelblatt! In den Salzburger Nachrichten vom Montag bin ich auf der ersten Seite abgebildet. Ok, man muss schon ein bisschen genau schauen, um mich auf dem Foto vom VCM-Start in der Menge zu sehen, aber ich bin eindeutig zu erkennen.

 

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