Autor Thema: 2006-10-29 herbstmarathon des lcc wien - heitzko  (Gelesen 1158 mal)

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2006-10-29 herbstmarathon des lcc wien - heitzko
« am: 29.10.2006, 00:00:00 »
Datum: 2006-10-29
Event: herbstmarathon des lcc wien
Distanz: 42.195 km

Ersteller: heitzko

Offline heitzko

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2006-10-29 herbstmarathon des lcc wien - heitzko
« Antwort #1 am: 29.10.2006, 00:00:00 »
quäl dich du sau

es war seit dem frühjahr 06 beschlossene sache, dass ulrich und ich unseren heurigen auslandsmarathon schon durch unseren malta trip abgedeckt hatten hatten und im herbst den lcc laufen würden. ganz begeistert war ich von der idee nicht und wäre doch auch recht gerne nach münchen mitgefahren, andererseits wollte ich den lcc ebenfalls laufen. na ja....ich entschied dann, dass 4 marathons pro jahr genug sein müssten und gab der „schnellen strecke“ den vorzug. billiger wars ja auch und organisatorisch einfach unkomplizierter wenn ich gleich ums eck bei mir einen marathon laufen konnte. außerdem hatte ich ja vor genau einem jahr das erste mal kontakt zum forumsrudel und dort hab ich auch ulrich das erste mal marathonlaufend erlebt. der gedanke dieses jubiläum durch einen eigenen marathon zu feiern hatte schon etwas für sich.


die windwahrscheinlichkeit in wien bereitete mir aber schon von anfang an ein wenig kopfzerbrechen, doch bis jetzt hatte ich ja immer glück gehabt mit dem wetter, also wieso nicht auch diesmal...

eigentlich war ich seit dem tod meiner mutter auch körperlich schwach drauf, der laufpuls war katastrophal hoch, ich war selten hungrig und nahm einiges ab, was wiederum für intensives training nicht gerade sehr gut war, aber irgendwann entschloss ich mich dann aber mir doch ein bestzeitziel für den lcc zu setzen, denn nur fürs reine durchlaufen, kam mir die strecke zu unspektakulär vor....

das training verlief bis auf ein kurzes knochenhautproblem ziemlich gut. die sinkenden temperaturen waren optimal, ich wurde schnell schneller und ich fing schon an zu rechnen was da denn alles möglich wäre...

es schaute nicht schlecht aus und war dann 1,5 wochen vorher recht zuversichtlich, dass ich einen km schnitt um die 5:15 laufen können müsste ...unter sehr guten bedingungen sogar vielleicht 5:10. da solche prognosen aber immer mit einer menge unsicherheitsfaktoren verbunden sind, hielt ich lieber meinen mund und beschloss nicht mit meinen pb-prognosen an die öffentlichkeit zu treten (zurecht wie sich dann herausstellen würde ;) )

ulrich prophezeite mir eine bestzeit von 3:47 was mich doch ziemlich erboste (für eine verbesserung von 3 minuten war das training eigentlich zu intensiv) und deswegen war mein primäres ziel zumindest unter 3:47 zu bleiben. in der drittletzten woche wurde es dann kalt und die kombination aus den schlecht gestützten lightwighttrainern (die ich ständig anhatte), der kälte, meiner fußfehlstellung und den mangelnden pausen führte zu einer leichten knochenhautreizung. diesmal war ich zumindest nicht so blöd, weiterzulaufen und machte pause. 2 tage lang pausierte ich völlig (freitag und samstag, danke bani für die zurechtweisung), sonntags setzte ich mich dann gleich 3 stunden auf ulrichs heimtrainer während er long-joggte und montags...tja montags hätte ich ja eigentlich nur ein bisschen austesten sollen wie es geht und ....ähmmmm 34 km später war ich dann wieder daheim und beschloss, dass es mir schon viel besser ging. am nächsten tag spürte ich ein ganz leichtes ziehen und dann kam mir die rettende idee. ich tauschte die lightweighttrainer gegen meine stabilschuhe und siehe da, das problem war futsch. aus lauter euphorie überzog ich die dann vorletzte trainingswoche hoffnungslos mein training, statt zurückzuschrauben und fühlte mich aber dermaßen stark und gut, dass ich mir sicher war das problemlos zu verkraften. sonntags folgte dann ein zügiger lauf als einleitung der saltin-diät und dann hab ich fast lehrbuchmäßig saltiniert......mozarella, gouda, thunfisch, schinken, putenbrust, nur grüner salat, kein joghurt, kein hüttenkäse, kein topfen, keine milch... natürlich kein brot, keine semmeln.... ich fühlte mich damit eigentlich ziemlich wohl nur das mir auffiel, dass ich mich nie wirklich satt fühlte.

mittwochs folgte dann der entleerungslauf und da konnte ich nicht einmal mehr mein marathonrenntmpo länger als 2 km lang durchhalten... noch viel schlimmer, ich schaffte es mir während dieser mrt-intervallen einen mörderischen muskelkater einzufangen...was die ursachen dafür waren ist mir bis jetzt nicht klar, könnte aber etwas mit dem mineral- und wasserverlust während der saltin-diät zu tun haben. jedenfalls war der muskelkater am sonntag zwar kaum noch spürbar, aber so 100%ig weg war er nun leider auch wieder nicht. egal....es war ohnehin zu spät. die wetterprognosen waren grauenhaft und das ziel eine bestzeit zu laufen war mir wieder weniger wichtig geworden.

nachdem es eine ganze weile lang angenehm kühl gewesen war, bedachte uns der herbst plötzlich mit doch ziemlich sehr lauen temperaturen und einem ordentlichen lüfterl. in der nacht auf Sonntag wachte ich des öfteren auf, weil es im ganzen haus fenster zuschlug, durch den kamin meines kachelhofens hörte ich es heulen... draußen stürmte es ziemlich arg. ich schlief wieder ein und hoffte, dass es sich bis 10 ausgestürmt haben würde :-)

nach dem einschlafen träumte ich dann von einem gewaltigen schneesturm der in der hauptallee tobte....

die einzige art sturm für die ich mich hätte erwärmen können, war ein weißer oder ein roter sturm – süß – und handlich in 2 l-flaschen verpackt :-)
in der früh hatte es dann schon gut 16 grad und damit war der dress code klar, laufbekleidung, passend zum wetter, so luftig wie möglich. das erste mal hatte ich mir eine eigenvepflegung vorbereitet. in anbetracht des wetters erschien mir dieser aufwand schon ziemlich absurd, da ich eine bestzeit schon für sehr unwahrscheinlich hielt. als es um 7 uhr morgens dann anfing zu schütten, ereilte mich ein lachkrampf nach dem anderen. das konnte ja lustig werden. ich beschloss das zweite paar meiner lightweighttrainer (das ich mir mittlerweile gekauft hatte), das ich zuvor nur einmal getragen hatte, zu tragen. ein risiko, dass ich deswegen einging, weil er von der bauart her ja vollkommen gleich war wie das andere paar. das neue paar wollte ich deswegen tragen, weil die dämpfung und die stabilität noch passten und beim anderen  war ich mir vor allem in puncto stabilität nicht mehr so sicher. in dubio pro knochenhaut, hies die devise!

nachdem ich meine eigenverpflegung, gels und gel-chips für meinen fahrradbegleiter bourbon zusammengepackt hatte, machte ich mich mit dem rad auf in den prater. schon beim hinfahren zeigte mir der wind, was er so drauf hatte. hihi...spiel mir das lied vom tod, dachte ich mir nur als ich ihn so heulen hörte.

dann traf ich bourbon, der den 10er laufen würde und sich bereit erklärt hatte mich 2 runden lang mit dem rad zu begleiten (NOCH EINMAL DANKE DAFÜR!) zwecks übergabe meiner verpflegung mitsamt rucksack. ulrich war ebenfalls schon angekommen, und gerade als wir uns angeregt unterhielten wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass... WIR DIE 10Km laufstrecke blockierten....ups..... mit hechtsprüngen nach links und rechts gelang es uns noch die strecke rechtzeitig freizugeben...peinlich, peinlich...*rotwerd*

crow und ich gaben unsere eigenverpflegung ab. dann machten ulrich und ich uns beim auto startbereit, zogen uns um, montierten die startnummern usw.... snowball, helga, wessi, fredmann, kasl, elisabeth, roland, mihi, beate und kitty tina, tinas mama, jean marie haben wir dann auch noch getroffen und die stunde null rückte immer näher.

ulrich verabschiedete sich bald richtung startbereich, ich zog es vor noch länger bei den anderen zu bleiben und vor allem zog ich fredmanns windfeste jacke dem erfrieren vor – der wind konnte plötzlich doch recht kalt sein...bibber....

nachdem anregendem small-talk und nachdem wir von den anderen ordentlich mit glückwünschen und motivation versorgt worden waren, entschloss ich mich irgendwo möglichst weit hinten aufzustellen, denn eilig hatte ich es nicht. langsam anfangen war die devise und das heißt für mich immer automatisch hinten stehen um nicht in versuchung zu geraten zu flott loszulaufen.

rechtzeitig ein paar minuten vor dem start lief bourbon in das ziel ein und das gab mir einen ersten vorgeschmack auf den gesichtsaudruck, den ich dann wohl über 2,5 runden lang selbst haben würde :-)

es war schon mein fünfter marathon....aber nach wie vor hatte ich keine ahnung in was für pulsbereichen ich ihn einen marathon auf tempo laufen konnte... egal ich beschloss einfach auf mein gefühl zu hören und eine art wohlfühltempo zu finden. dann würde ich schon sehen was geht.

bald nach dem startschuss ging es locker laufend los. angestrebt war – wie von sir bani befohlen – irgendwas zwischen 3:40 und 3:45 nur würde das unter den voraussetzungen schwierig werden. nach dem stadion wehte uns in richtung meiereistraße gleich ein ordentliches lüfterl entgegen. ich versuche mir ein paar läufer für den windschatten zu organisieren, aber leider hatte niemand ein mir angenehmes tempo, also lief ich gegen den wind alleine weiter. den ersten km stoppte ich dann mit 5:26....noch nicht was ich will, aber man soll ja langsam anfangen und schwupp-die-wupp werde ich schon automatisch schneller, trotz gegenwindes.

und es ist einfach super. der wind wirbelt die blätter umher...laufen im sturm...juhuuu riders on the storm.... da kam stimmung auf... der zweite km ist schon schneller in 5:12, das tempo ist was ich gerne laufen würde. vom wind lasse ich mich noch nicht einbremsen. ein blick auf die pulsuhr zeigt , dass noch alles ok ist, jedoch nähere ich mich schnell dem bereich von dem ich nicht weiß, ob der rot oder als nur dunkelgrün einzustufen ist...

bei km 4 bin ich das erste mal auf 170 und der puls steigt weiter.... ich bin unschlüssig was nun zu tun ist. vom tempo er laufe ich was ich laufen möchte, die atmung passt auch, aber eigentlich ist der puls schon viel zu hoch für den anfang. während er letzten trainingsäufe war es immer kälter und der puls war niedriger. Ich nehme mir anfangs vor nicht wesentlich über 170 zu kommen und lasse den vorsatz bald fallen....als neues limit setze ich mir 175 und mir ist vollkommen klar, dass das möglicherweise zu hoch gegriffen ist. noch geht es mir spitze. sicher in den prater hinein und zu km 0 ist ein wenig mühsam, aber durchaus nicht so, dass es arg wäre. die beine sind leicht und es macht spaß. vom praterstern hinauf richtung rotundenallee ist es traumhaft...endlich rückenwind. alle zeitverluste können wieder wettgemacht werden. in der rotundenallee schnappe ich mir meine erste eigenverpflegung. der wind stört mich schon ein wenig, aber dann geht es hinein in die rustenschacherallee und dort gibt es auch wieder gegenwind. alles ist einfach super.

plötzlich sehe ich einen äußerst markanten hut (mit mann) am linken rand auftauchen und er dazugehörige kopf lässt keine zweifel aufkommen, das ist der franz juhuuu!!! er hat wirklich seinen hut aufgesetzt um mich anzufeuern. mein puls steigt kurfristig – aus lauter freude an.

dann wieder auf er hauptallee geht’s dann wider in richtung stadion. das stück gefällt mir überhaupt nicht... böser gegenwind macht sich bemerkbar, aber na ja, alles noch kein problem. die splits passen eigentlich auch und ich freue mich schon sehr auf die meiereistraße/stadionallee denn dort ist ein teil jenes rudels versammelt, dass ich voriges jahr das erste mal getroffen habe. und da stehen sie wirklich alle und feuern volles rohr an! die zuschauer um sie herum schauen nur mehr ganz blöd (tja meine herrschaften so funktioniert eben ordentliches anfeuern!)

yupiduuuu ich fliege nur so dahin und schon geht’s ab ins stadion. dieses blöde extra-eck vor dem einlaufen ist zwar nervig, aber ok, wenn’s sein muss....

km 10 wird noch in 5.11 gelaufen und ich hab eine 10 km zwischenzeit von ca 52 minuten.... denke mir schon, dass das ein bisschen schnell ist, aber ich fühle mich einfach zu gut um vernünftig zu werden und langsamer zu laufen, obwohl ich mittlerweile schon kurzfristig zweimal auf 179 war...

die erste runde ist einfach nur lustig alleine....im stadion schnappe ich mir die zweite eigenverpflegung und genieße den weichen untergrund...ein traum dieser gummibelag und dieses windgeschützte stadion, aber flugs geht es wieder hinaus in den ...storm...und das ist böse... hinaus auf den parkplatz, dann richtung meiereistraße und dort bläst ein ordentliches lüfterl. wieder einmal finde ich niemanden der mir windschatten bieten kann, aber davon lass ich mich jetzt auch nicht unterkriegen. ulrich treffe ich auf dem weg richtung praterstern... er läuft gerade richtung rotundenallee. er fragt mich ob alles ok ist, was ich bejahe und flugs geht’s weiter (als wir uns in der zweiten runde das zweite mal treffen, lüg ich ihn schon an, weil da geht’s mir schon mies...)

km 11 in 5:11 , km 12 in 5:12, km 13 in 5:21, km 14 in 5:09 km 15 in 5:06 km 16 in 05:11 km 17 in 5:08 km 18 in 5:09.... der puls ist ständig über 175 und ich merke allmählich, dass die beine schwerer werden.... gar nicht nicht gut.... jetzt schon schwere beine????.. da die atmung aber passt mache mir keine trotzdem größeren sorgen. doch als ich dann wieder in richtung insel laufe wird’s immer mühsamer. irgendwie hab ich das gefühl, dass mir irgendetwas die kraft raubt. die beine fühlen sich sehr schwer an und die nächsten kms kosten mich unendlich viel kraft und der gegenwind macht mich spürbar langsamer km 19 und 20 laufe ich in 5:21 und 5:30. das vorbeilaufen an der insel richtet mich wieder wenig auf, wenn ich auch schon jetzt schon lang nicht mehr so frisch ausschaue wie in der ersten runde.... die kleine extra runde vor dem stadion macht mich plötzlich fix und fertig, jede noch so kurze böe zehrt an den kräften.... plötzlich ist mir einfach nur zum heulen zumute und da überlege ich mir ernsthaft, ob ich es nicht einfach sein lasse....mich zipft dieser stürmische wind plötzlich derart an, fühle mich erschöpft und ausgelaugt und hab noch nicht einmal km 21 passiert....so ein sch....eibenkleister... wenn ich jetzt weitermache wird es einfach nur qualvoll und ich hab eigentlich keine lust mich noch zwei ganze runden lang durchzuquälen.

im stadion ist es wieder windgeschützt und angenehm zu laufen und da fällt mir auch ein, dass ja der bourbon ja auf mich wartet... und wenn ich nicht alleine bin die nächsten zwei runden, vielleicht geht ja doch noch etwas. der gedanke an den bourbon richtet mich wieder auf. kurz vor km 21 steht er auch schon bereit gewappnet mit rucksack und fahrrad und ich freue mich unheimlich ihn zu sehen... auch wenn ich schon zu müde war um ihm das zu zeigen. er fragt mich gleich wie es mir geht und ich sage nur „schlecht“. schon kommen die ersten aufmunterungsversuche, wie locker und gut ich noch ausschaue und ich denke mir in dem moment nur, dass ich mich fühle wie meine michelin-männchen so unbeweglich und holprig.... und unbeholfen wie eine besoffene.... aber es richtet mich auf, dass ich jetzt einen partner an meiner seite habe, der mir fast jeden wunsch von den augen abliest :-)

es ist mittlerweile sehr sonnig geworden und ich schwitze, mir ist ein wenig schwindlig und fange an mich mit wasser anzuschütten. das hilft und weiter geht’s.... die mich anschüttprodzedur wiederhole ich noch des öfteren....mir ist es eindeutig zu heiß heute.

ich kann zwar nicht mehr, aber ....na ja....stimmt ja nicht ganz. die bestzeit ist meiner meinung nach schon verloren, aber halbwegs nett beenden kann ich den marathon vielleicht schon noch in so angenehmer gesellschaft und vielleicht so dass ich keinen AT verpasst bekomme :-). moralisch wieder ein wenig gestärkter, freue ich mich über mein ganz privates mobiles verpflegungs- und unterhaltungsservice und wieder geht’s in den wurstelprater, die böse abzweigung richtung riesenrad und die teilweise noch bösere richtung anfang hauptallee..... sind heftig km 22 laufe ich in 5:21, km 23 in 5:31....dennoch mittlerweile weiß ich, dass hauptallee bis zum km 5 schild immer rückenwind herrscht und man sich zumindest da ein wenig ausruhen kann... somit folgen km 24 in 5:12, km 25 in 5:09... das kann sich wieder sehen lassen und dann wird es aber schon wieder mühsamer....ich beschließe nun allfälligen hammermannattacken zuvor zu kommen und werfe irgendwo in der rustenschacherallee mein erstes gel ein. ich versuche mich immer wieder dadurch abzulenken, dass ich mich darauf konzentriere was bourbon mir erzählt. er macht seinen job gut und plappert fröhlich vor sich hin, versucht mich aufzubauen. ich denke mir des öfteren, was für ein undankbarer job dieses begleiten ist... sehr höflich bin ich sicher nicht ihm gegenüber, aber ich hab die kraft einfach nicht um noch irgendwas nettes von mir zu geben, an reden ist schon lang nicht mehr zu denken. gott sei dank weiß er wie sich das anfühlt wenn man einfach nur mehr groggy ist und nimmt es nicht persönlich. eine wesentliche stärkung verspüre ich durch das gel nicht, aber ein wenig hilft es doch, km folgt 26 in 5:11, km 27 in 5:07, km 28 in 5:13.schon bald kommt wieder das giftige hauptallee-stück richtung forums-insel...neben meinem begleiter baut auch mich wieder die tatsache auf dass es nicht sehr weit ist bis zu meinem fanclub.

fix und fertig biege ich dann wieder richtung stadion ein. kann kaum noch laufen und bin vollständig am sand....höre wie elisabeth zu den anderen laut sagt, dass ich noch so super locker ausschaue, grinse innerlich und denke mir, ja ja die elisabeth weiß auch im richtigen moment noch die richtigen motivationsreize zu setzten..... denn eines ist klar, ich schaue aus wie ausgekotzt ;-)

bourbon wird wieder bei ca. km 31 auf mich warten und ich torkle mehr recht als schlecht richtung stadion, verfluche zum xten mal diese blöde extra runde und km 30 wird gerade noch in 5:29 bewältigt. es geht mir erbärmlich schlecht, aber eine runde mehr oder weniger soll es nun auch nicht mehr ankommen. ich beschließe einfach irgendwie durchzulaufen und vor allem werde ich ab nun nur mehr runden stoppen, aber keinen einzigen blick mehr auf die stoppuhr verschwenden um weitere frusterlebnisse nicht zuzulassen. mit dieser neuen alles-ist-wurscht-einstellung lässt es sich noch einmal eine runde durchhalten.

bald stösst bourbon wieder zu mir und weiter geht’s....im schweinsgalopp. er fragt mich wieder wie es mir geht und ich meine nur, seeeehr schlecht. er fragt mich ob es mir schlechter gehen würde als bei unserem ersten zusammentreffen vor einer runde und ich anworte ihm viiiiel schlechter. ach was bin ich nicht für ein sonnenschein :-)

mein schritt muss echt schon etwas besoffenenmäßiges haben, aber da ich irgendwie zumindest weiterhin vorwärts komme geht’s schon irgendwie ...alles was mich auf meinen eigenen zwei beinen dem ziel näher bringt ist akzeptabel....der km schnitt egal.

die nächsten 4 kms laufe ich alle so im 5:28er oder 5:29er schnitt. bin einfach total müde.. nehme noch ein halbes coffein-gel. das schlucken ist schon so mühsam....einen effekt spür ich nicht. wie soll dieses blöde gel auch etwas ein meinen beinen ändern können....die sind sauer und schreien vor lauter müdigkeit nur mehr ....geh...geh....geh...hör auf....bleib stehen....nun ich hab eigentlich nur mehr ein ass im ärmgel. die – im training unberprobte –geheimwaffe  .....pepsi cola (natürlich schon seiner kohlensäure beaubt) und ich fühl mich auch plötzlich gleich ein wenig besser, km 35 ist dann wieder in 5:09 machbar, der nächste in 5:24, dann folgen km 37 und 38 in 5:12. km 39 in richtung lusthaus ist in 5:08  und dann passiert es...der gedanke daran, dass ich jetzt noch einmal die blöde hauptallee zurücklaufen muss und dort nur gegenwind ist macht mich mental vollkommen fertig.


zusätzlich nervt mich diese blöde unnötige kurve hinter dem lusthaus und ich fange einfach an zu .....GEHEN....bourbon schaut mich verdutzt an und ich meine nur zu ihm, dass ich nicht mehr können würde...beim ersten schritt im gehen geben meine beine fast nach. er versucht mich zu motivieren, aber ich schreite unverdrossen weiter.... ein anderer läufer überholt mich und meint „nicht gehen, (oder war es nicht stehen?) sonst verlierst du den schritt“ oder so ähnlich. grantig denke ich mir, dass er recht hat. gehend bin ich eh unbeholfener als laufend ....es ist zeit endlich diesen grauenhaften marathon beenden , und siehe da ich fange tatsächlich wieder an zu laufen. witzig... gehen kann ich nicht mehr gescheit, aber laufen geht schon noch? gut zu wissen, dass es nun das letzte mal hinunter gegen diesen verdammten wind geht, km 40 wird aufgrund der gehpause in 6:02 absolviert und km 41 in doch nicht so schlechten 5:22. ich trinke noch zweimal von meinem cola, verschlucke mich beinahe, weil ich kaum luft bekomme aber weiter geht’s im dem ende entgegen. km 42 folgt....den hab ich wahrscheinlich falsch gestoppt weil in 4:25 bin ich den sicher nicht gelaufen :-)

bourbon ruft mir zu, dass die runde im stadion nun mir gehöre und ich wanke ein letztes mal diesen blöden weg vor dem stadion entlang.... unendlich froh, dass das ziel wirklich in greifbarer nähe ist. ich bekomme nichts mehr mit, mir ist schon wurscht ob da noch jemand steht, er was sagt, was um mich herum geschieht....laufe einfach nur mehr der sonne....äh dem ziel entgegen :-)

gleich nach betreten des stadions bekomme ich einen wadenkrampf und versuche so zu laufen, dass er keine chance hat sich großartig breit zu machen. es funktioniert und es wird weitergewankt dem ziel entgegen. ich sehe jean marie mit der kamera beim ziel stehen und versuche noch mal gas zu geben. mit letzter kraft schaffe ich es ins ziel und bin so fertig, dass ich mich gleich hinsetzen muss ... aber unendlich froh, dass es endlich vorbei ist und ich wage es nun auch einen blick auf meine stoppuhr zu werfen.....3:43...hey damit, dass sich eine bestzeit ausgeht hatte ich nicht gerechnet...umso besser!


abschließend muss ich noch einmal erwähnen, dass es ohne bourbon ein debakel geworden wäre. meine respektlosigkeit gegenüber dem wetter hab ich bitter bereut. dass der wind im laufe des rennens stark zugelegt hat, hab ich nicht wirklich wahrgenommen und mich nur gewundert wieso ich kontinuierlich schwächer werde. meine nächste saltin-diät – sollte ich das noch einmal wagen – mache ich nicht mehr so lehrbuchmäßig. im gegensatz zu wien hatte ich überhaupt nicht das gefühl, dass mir das irgendetwas gebracht hätte (außer den muskelkater :-) ) aber natürlich können auch andere faktoren schuld gewesen sein.

tja das war die geschichte vom qualvollsten marathon meines lebens... seit sonntag weiß ich was es heißt quäl dich du sau, aber auch was es heißt in solchen situationen leute zu haben die helfend zu seite stehen :-)
echt ich hasse marathonlaufen....

by the way....wann gibt’s eigentlich den nächsten marathon ;-)?

 

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