Autor Thema: 2006-10-29 herbstmarathon des lcc wien - Ulrich  (Gelesen 1123 mal)

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2006-10-29 herbstmarathon des lcc wien - Ulrich
« am: 29.10.2006, 00:00:00 »
Datum: 2006-10-29
Event: herbstmarathon des lcc wien
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2006-10-29 herbstmarathon des lcc wien - Ulrich
« Antwort #1 am: 29.10.2006, 00:00:00 »
weiter gehts

Danke Bernhard-Boenald!

Das ist einmal das schlichtweg wichtigste, was es zum LCC-Marathon 06 zu sagen gibt.
Ohne seine Hilfe hätt ich es nicht geschafft, auch nur annähernd eine Zeit von unter 3:30 zu schaffen.


Zum Beginn:
Die Wettervorhersagen, die Wir bereits seit über 2 Wochen verfolgten, verhießen ja nicht sehr viel gutes, im Gegenteil, erst war Kälte angesagt, dann Regen und Sturm.
Ein kurzer Panikanfall ( ich hatte meinen Chip verlegt) tat am Vortag sein Übriges, um mich aus der Vor-Marathonruhe zu bringen.
(danke Heidi, dass du mir da geholfen hast)
In der Früh nun, ja, das Wetter war nicht vom Feinsten, aber was solls, es hat mir bisher noch keinen einzigen Marathon verregnet, dieser wird den Anfang nicht machen..

In Ruhe und Anspannung bereiteten wir uns vor, Kitty, der ja seinen großen Tag feiern sollte, kam pünktlich zum Treffpunkt. Tina, die ihre Frau Mama beim HM ziehen wollte, hatte sich angeboten, uns auch ins schlepptau zu nehmen.
Der Startschuß, die ersten Paar Meter, alles verlief perfekt, meine Speicher waren übervoll, ich hatte leichte Beine und eigentlich ein Ziel im Kopf, das nicht nur bei 3:16 lag, ich war überzeugt, dass eine Zeit unter 3:15 auch möglich wäre..
Und meine Beine waren sooo herrlich stark und leicht.
Ich bremse mich ein,nur nicht zuuu schnell werden, nur den Puls nicht über 170 lassen.
Und dahin geht’s.
Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich Kitty, stehenlassen mußte, aber ich genoß dieses Fliegen einfach so, die ersten KM Zeiten lagen um die 4:40, dann bald bei Rückenwind, unter 4:30, bei einem Puls von ca 165, was ca 12 schläge unter meinem Berlinanfangspuls war.
Ich war überzeugt davon, diesen Tag eine tolle Bestzeit zu laufen, daher lief ich einfach mit 90 % und hatte Spaß.
Sie Km-markierungen flogen vorbei, es war eine Freude.
Freilich war der Wind hie und da lästig, aber nichts, gar nichts im Vergleich zu den erwarteten Orkanböen, vor denen ich eigentlich den großen Respekt hatte.
Ich trank einen Schluck, lief, freute mich und sah meinen Vorsprung auf meine Zielzeit wachsen, bei absolut konstantem Puls, der keine Schwächen erkennen ließ.
In der 2. Runde, dasselbe Bild, ein etwas schlechtes Gewissen, wenn ich auf meine Zeiten sah, doch, wurde ich auch nur für wenige Meter langsamer, fühlte ich  mich schlicht nicht wohl.
Das war mein Tempo, das war mein Tag, das war soweit mein Marathon.
Ich freute mich jedes Mal sehr über unsere Insel, vermißte zwar die Musik bei Eingang zur Rotundenallee, doch das war kein wirkliches Problem, ich hatte meinen Rhythmus im Kopf und alle Chancen in den Beinen. Insbesondere die Rustenschacherallee liebte ich.. ich erinnerte mich an das letzte ewiglange Bergabstück des Wienerwaldmarathons und hatte so überhaupt keine Probleme meine Möglichkeiten zu genießen.
Bis zum Wind beim Ausgang Stadion, Anfangs der 3. Runde.
Ich war alleine, der Vordermann war ca 20.30 m vor mir, und der Wind schlug mir wie eine Mauer entgegen. Plötzlich merkte ich, dass die Kraft, die ich vorher so genossen hatte, mit einem Schlag zwar nicht weg, aber anders war.
Ich konnte nicht mehr den Wind einfach ignorieren, sondern mußte dagegen laufen. Gegen Böen, und gegen den leichten Anstieg der Meiereistrasse.
Und gegen den ersten Zweifel. Ich konnte mcih zwar ein wenig ausruhen, ja, aber die Erfahrung zeigt, dass Ausruhen einfach nur dann geht, wann man es nicht braucht.
Aber da war nun schon mein Retter, mein Begleiter Bernhard Bönald. (BBB)

Schnell einmal einen Schluck und eine Begrüßung und weiter ging die Reise.
Mit etwas schwächeren Beinen, etwas anderem Wind und etwas anderer Einstellung.
Ich rechne meinen Vorsprung hoch, habe ja ca 4 Minuten gut, schade, dass ich meine Pb nicht zertrümmern kann.
Hey, witzig, da treibt es einmal die Blätter von links nach rechts und dann gleich wieder rechts links...

Aber nun zu Boenald, der arme hat ja zu leiden gehabt, da hab ich noch ein schlechtes Gewissen.
Er machte mir so gut es ging Windschatten, wobei wir uns schnell einigten, den Abstand mit einem HOPP zu vergrößernund mit einem HOOOOO wieder ein wenig zu verrringern.
Im Wurstelprater war der Wind erst so richtig lästig, da fehlten mir regelmäßig ein paar Sekunden, die ich aber dann auf der Strecke zwischen Praterstern und KM 5 wieder einholten konnte.
Aber irgendwas stimmte nicht mehr.
Die Kraft war weniger, die Schritte, die Körperhaltung war nicht mehr so locker und mein Kopf, der war auf Zeithalten umgestellt.
Rauf, Rotundenallee, runter wieder meine Lieblingsallee, die Rustenschacherallee, diese tolle Strecke und dann die Zeit.. huch, 4:58 auf schnellen KM´s wo ich zuvor noch 4:23 gelaufen war...
Aber was solls,
noch eine Runde
Boenald machte ein wunderbares Tempo und strengte sich sehr an, mir zu helfen.
Jean Marie tauchte ebenso auf, wie auch Andi, der Chef von RUNSPORT auf der Nussdorferstrasse, beide bildeten mit den Rädern einen Korridor, um mir ein wenig Windschatten zu bieten. Doch, die Strecke war plötzlich nicht nur windig, sie war lästig.
Bald fand ich nur noch eine Antwort auf Boenalds Frage.. „Wasser, gel?“
MARATHON, LAUFEN, WEITER, ZEIT, KILOMETER!!!!!!!!!!!
ich hämmerte mir ein,dass ich nun nur noch laufen durfte, einfach alles unterdrücken.
Hie und da einen Schluck Cola und ein wenig das Hirn ausschalten, was solls, jetzt schaff ich das auch noch irgendwie.
Meine Bestzeit, die geht nicht mehr, ich schaffe es nicht mehr, der Wind bildet mir eine Mauer, die ich nicht sehe, nur spüre.
Die mich auf wenigen Metern rausbringt, diese Mauer hindert mich auch noch an den letzten schmachvollen Versuchen.
Aber was bist du?
Du bist ein Marathonläufer.
Sooo lange Wochen konntest du im Februar und März nicht gehen, nicht Schlafen vor Schmerz.
Und jetzt rennst du wieder einen Marathon auf Zeit.
Danke, es ist das, was ich wollte, einfach nur der Versuch, mich wieder zu spüren.
Jeder Schritt erinnert mich daran, dass ich lebe und laufe.
Dass ich das machen darf, was ich sooo vermißt habe, im März, als ich vor jedem Schritt Angst hatte.
Jetzt genieße es, dass du es kannst.
MARATHON, LAUFEN, WEITER, KILOMETER, ZEIT, DANKE

Noch diese paar Meter über die Meiereistrasse, hinter mir ist keiner mehr, ich kann zwar nicht mehr, kein Sprint, nichts mehr ist in meinen Beinen.
Aber, es ist ein genialer Marathon, es ist das was ich liebe und was mein Hobby ist.

DANKE

Im Ziel freue ich mich, dass Heidi auch sehr bald nach mir eine wunderbare Bestzeit gelaufen ist, wir feiern mein im April gegebenes Versprechen, dass ich einen jeden gefinishten Marathon mit einem guten Tropfen zelebrieren möchte, mit Champagner, im Kreise der Forumsfamilie.
DANKE, dass Ihr alle da ward, danke fürs anfeuern,
DANKE BERNHARD, und allen anderen.

Auf zum nächsten Lauf!

u
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

 

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