Autor Thema: 2006-11-11 Donauturm Treppenlauf - Tschitschi  (Gelesen 1486 mal)

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2006-11-11 Donauturm Treppenlauf - Tschitschi
« am: 11.11.2006, 00:00:00 »
Datum: 2006-11-11
Event: Donauturm Treppenlauf
Distanz: 0.500 km

Ersteller: Tschitschi

Offline Tschitschi

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2006-11-11 Donauturm Treppenlauf - Tschitschi
« Antwort #1 am: 11.11.2006, 00:00:00 »
mein erster Treppenlauf

facts:
Der Lauf:
Donauturmlauf Wien  11.11.2006
Treppenlauf 779 Stufen, 150 Höhenmeter, mehr als 60 Podeste.
Lauf im Schacht des Turms auf einer steilen Stahlstiege, letzten ca 10 Stufen Beton.
Start ist direkt vor der Stiege, erster Laufschritt sind die ersten 2 Stufen.
Startintervall alle 20 (lt. Ausschreibung) oder 30 (so ists mir vorgekommen) Sekunden.
Jedes Podest beschriftet ( z.B.:noch 40 Podeste).
Sanitäter auf ca der Hälfte, 750m.
4 Kameras (Start /750/1350/Ziel) übertragen jeden Läufer.
Grossbildschirme bei Start, Ziel und Buffet (am Fuss des DT)
Anreise: Auto (Parkplatz direkt vor dem Turm) oder U1 Station VIC Uno City, von dort 10 min zu Fuss.
Anmeldung übers Internet.
Startnummernabholung an den Wochenenden davor vorort oder vor dem Start.
Startzeit: Es gibt Einteilungen für verschiedenste Klassen, aber es ist egal wann man läuft. Nur vor ca 12:00 sollte man schon starten, dann kommt die Elite!
Zeitnehmung: per speziellen Chip den man vorort erhält.
Kosten: günstig. Lauf+ ausgezeichnetes! Buffet+ Leiberl+ Haufen Stimmung für 16€.
Teilnehmer: ca 400

Mein Donauturmlauf:

der Lauf ist brutal anstrengend.
Früh dort, 8:30, triff Ulrich. Nächstes Mal kommen wir sicher 1 oder eher 2 Stunden später, würde absolut reichen, ok Frischlinge büssen ihr Unwissen.
Startnummernabholung problemlos, wir reservieren den besten Platz im Lokal, treffen Snowball und auch JeanMarie. Werden in 2 Gruppen laufen um den Tisch nicht zu verlieren, und auch um die jeweils andere Gruppe fernsehmässig geniessen zu können.
JM und ich sind Crew1, laufen uns im  Donaupark warm. Zum Start.
Dort stehen ca 30 – 40 Läufer in der Schlange. Draussen hat es 3 Grad, drinnen vielleicht 8,
aber die Tür geht ununterbrochen auf und eisiger Wind macht unser Warmlaufen zur Farce.
Mischa gesellt sich dazu (erfahren im vollen Gewand) ich schlotter mit kurz/kurz.
Nächstes Jahr (du ich mir das wirklich nocheinmal an?) warte ich vollbekleidet und schmeiss das Gewand kurz vorm Start in irgendeine Ecke.
Ich komm endlich ans Ende der Schlange und sehe nur ca 7 Stufen im Schacht und das erste Podest. Lauf los in meinen ersten Treppenlauf. Mischas Tip: solang du kannst, gib Vollgas und dann ins Gehen gleiten, aber immer 2 Stufen auf einmal!
Ich wetz los bekomm die ersten Minuten überhaupt nichts mit, nur Stufen und Vollgas.
Sehr bald, schätz nach 1,5 min muss ich das Laufen streichen und gehen (2 Stufen!).
Die Atmung ist voll im roten Bereich. Schritt: ein_schnauf/ Schritt:aus_schnauf lautstark!
Nimm das erste Mal meine Umgebung bewusst war, Stahlstiege, sehr steil. Rote Handläufe in einem blöden Abstand: Sie verleiten dazu, beide mit beiden Händen zu nehmen. Ich versuch das eine zeitlang, sie  sind aber zu weit entfernt. Frustriert versuch ich beide Arme an einem Geländer einzusetzen, auch keine gute Idee! Da fehlt zumindest ein Trainingslauf.
Die Wahrnehmung meiner Umgebung wird klarer, die Stiegenpodeste sind beschriftet.
Podest 40. Wow. Der Lauf ist irgendwas über 60 Podeste und ich bin bei 40!! Hab die Halbzeit übersehen. Totale Überraschung und ich gib gas! Nächstes Podest 39! Fehler? Nein, beim nächsten Podest lies ich : NOCH 38 Podeste. Die leichte Verzweiflung wird wettgemacht indem ich jemanden (der sicher nicht
1 oder 2 Positionen vor mir gestartet ist) überhole, und so 2 Podeste über mir ist der nächste.
Ich bin also nicht der langsamste im Turm. Es geht eintönig dahin, ein echter Willenstester.
Irgendwann, gefühlsmässig viel zu spät, kommt die 750 er Marke. Bin wieder mental weggetreten, sehe die Sanitäter, die dort angeblich in knalligen Gewand in der engen Stiege gesessen sind, nicht. Es wird wirklich hart, ich keuche, und denk mir nur, „Du hast schon so viel Sch......önes überstanden, das geht locker“ Aber es ist brutal anstrengend für die Atmung, keine Luft. Das Eigenartige/ Neue ist, dass ich in einem geschlossenem Raum laufe, ganz anders wie am Teufelssteig/ Veitsch z.B.: wo du  hinaufschauen kannst (da muss ich hin) oder zurück (hehe die armen Schweine da unten!) Im Tunnel, wo jedes Podest gleich ausschaut ist es völlig anders.
Überhol dennoch den Nächsten und lauf dann auf eine flotte ältere Lady auf.  Nur noch 15 Podeste. Bleib 3 Podeste hinter ihr, sie lässt mich nicht überholen, oder ehrlich: ich war so froh eine Ausrede zu haben ein bisschen langsamer zu machen, beim ersten sanften Stesser geht sie zur Seite, keine Ausrede mehr. Irgendwann kommt der HM 135 mit Kamera und daher Flutlicht. Denk mir jetzt ists nimmer weit, super, gib das letzte Gas! Die nächsten 12 Meter vergehen im Flug, eine Gerade, das Ziel!, nein noch eine Betontreppe hinauf. Sind nur 3HM aber hart. Nochmals Gas, schlepp mich ins Ziel. Und.... bin fix und fertig!
Weiche, wackelige Beine, langsam zur nächsten Liege gehen, keine Luft, schwindlig.
Setz mich kurz hin, aber ich muss schnell hinunter um Ulrich und Snowball beim Tischhalten ablösen. Im Lift hinunter möchte ich mich niederhocken, weil die Beine schwach sind, trau mich aber nicht, weil ich nicht weiss was kreislaufmässig los ist, wenn ich dann wieder aufsteh. Schaffs zum Tisch, schaff auch noch einen Grinser, die 2 gehen ins Rennen.
Allein mit meinem Schnaufen und Gesichtsfarbe schaff ich’s dass ich unseren Tisch nicht auch verbal verteidigen muss. Die Lunge tut weh, ich spüre Druck, und ich huste ununterbrochen. Das dauert ca 20 min, wirkliche Probleme mit der Atmung.
Ich kenn das sonst nicht, bin nach Rennen immer relativ fit.
Ich bin allerdings noch nie kürzer als 5000 bzw 10000 m ( und das nur jeweils 1x) Wettbewerb gelaufen, vielleicht ist das Kürzere immer so auspowerned?
Muskulär hab ich (während des Rennens) nichts gespürt, bin auch pulsmässig tiefer gewesen als ich gedacht habe: 174 Schnitt und 178 max bei meinem Max Puls von ca 195.
Die Gruppe ist dann langsam eingetrudelt, alle hustend, wir klangen wie die Intensivstation der Lungenheilanstalt. Wir haben unsern VIP Tisch genossen, und mit der Elite televisionärrisch mitgefiebert. Der Einlauf der Besten, und wie die fertig sind, hat auch was für sich. Da liegen 3 direkt hinterm Ziel am Fliesenboden.
Resummee: klasses Erlebnis
Wollte schneller laufen, hab gedacht dass eine Zeit klar unter 6:00 für mich erreichbar wäre,
war sie heute sicher nicht (6:12). Ich hab mich körperlich noch nie so erledigt gefühlt wie nach diesem Lauf, und werde nächstes Jahr (logischerweise) ziemlich sicher wieder laufen.
Dank euch Burschen und gratulier dir Mädel!

Nachtrag: 3 tagelang spürte ich die Lunge noch. Und ich war nicht allein. Fast alle aus dem Forum hatten große Probleme: Anhaltender Husten etc. Weitverbreitete Meinung warum?: zu trockene Luft. Werde dem Veranstalter dies schreiben und versuchen ihn dazu zu bewegen das zu ändern.

 
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

 

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