Autor Thema: 2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml  (Gelesen 1350 mal)

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« am: 19.04.2009, 00:00:00 »
Datum: 2009-04-19
Event: Vienna City Marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: tomml

Offline tomml

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #1 am: 19.04.2009, 00:00:00 »
Beim 9ten Mal tat's noch weh... :)

Es war schon eine geile Stimmung, die da im GELBEN Startblock herrschte, als der Startschuss nur noch wenige Minuten entfernt war. Aus den Boxen dröhnte der Donauwalzer, ringsherum waren Zuschauer, die noch Fotos von ihren Freunden und Verwandten machten. Überall der Geruch von Hirschtalg, immerwieder das Piepsen diverser Pulsmesser. Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel. Die Elite war bereits schon auf der Strecke während der Augenblick auf den ich mich die letzten Wochen und Monate so intensivst gefreut hab, endlich zum Greifen nahe war. Während der GELBE Startblock Richtung Startlinie geführt wurde, gingen mir ungefähr 1000 Sachen durch den Kopf. Die vielen morgendlichen Laufeinheiten durchs finstere Simmering, die wahnsinns-HM-Zeit, 4 Wochen zuvor. Und eines war ich mir sicher: Dermal schaff ich es. Dermal werde ich meine Vorjahrs-PB von 3:58h unterbieten! Ich hab meine Lehren aus Berlin gezogen, und vermehrt längere Läufe trainiert. Es ist möglich.

Die Starttröte riss mich aus den Gedanken, und da ich gerademal in der 5ten Reihe stand, war das Rennen unmittelbar nach der Tröte für mich auch schon eröffnet. Ich lief über die Matte, und lief im Schatten des Cineplexx-Centers die Reichsbrücke hinauf. Die ersten 100 oder 200 Meter musste ich noch einen leichten Slalom hinlegen, doch anschließend hatte ich etwa ständig gut 10 Meter Platz vor mir. Ich konnte mich erstmals  bei einem VCM in dieser Phase auf die Umgebung konzentrieren, so bemerkte ich auch einen Heißluftballon, der auf der rechten Seite neben der Reichsbrücke stand. Am Scheitelpunkt der Brücke, bot sich dann eine wirklich herrliche Aussicht, auf jene Leute, die alle bereits vor mir auf der Strecke waren. Am Prater angekommen überholte ich noch eine Gruppe Walker, die ganz ihrer Art entsprechend mitten auf der Strecke walkte, aber heute wollte ich mich über so was nicht ärgern. Das war heute mein Tag, und die Sonne strahlte mit mir um die Wette, als ich in die Hauptallee einbog. Jetzt war der 3te Kilometer nicht mehr weit, und damit auch schon meine ersten Fans. Einmal lachen in die Kamera, im vorbeilaufen den Daumen hochstrecken, und den Leuten signalisieren, es geht mir gut. Ich signalisierte nicht nur, es GING mir gut. Keine Frage, es waren ja auch erst 3 Kilometer gelaufen, aber was sollte mich heute aufhalten? Ich bin vor einem Monat den HM in 1:38h geflitzt, und das MIT tw. heftigem Gegenwind. Ich bin unverwundbar!

Kurz vor der Stadionallee bei Km5 kam die erste Getränkestation, und obwohl ich alles andere als durstig war, griff ich nach 2 Bechern Wasser. Von einem trank ich 3 Schlucke den zweiten goss ich mir über den Kopf. Ich bemerkte schon in der Hauptallee, dass die Sonne heute ordentlich heizte, und wollte präventiv handeln. Die Stadionallee rauf passierten wir die Zone der Menschlichkeit wo eine Bühne aufgestellt war, mit dem wohl schlechtesten „Toni-Polster-Imitator“, den ich je hörte. Aber es war dennoch zum Schmunzeln, oder vielleicht gerade deswegen. Unmittelbar nachdem wir das 36-Km-Schild passierten, wurde in meiner Umgebung wie bei jedem Marathon, der über mehrere Runden führt, gewitzelt, wie schnell die Zeit heute vergeht. Tja, aber ich hatte wieder andere Gedanken: Ich wollte mir die Steigung zur Stadionbrücke ganz genau einprägen, obwohl ich diese in der Vorbereitung geschätzte 20 Mal gelaufen bin. Auf die Schüttelstraße eingebogen, knallte die Sonne erstmals unverblümt runter. Die Zuschauer wurden weniger, und das erste Mal wurde es auch im Läuferfeld ein wenig ruhiger. So strichen die Kilometer vorbei. 6, 7…auf Höhe der Fußgängerbrücke stand auf der linken Seite eine Trommelgruppe, und legte sich ordentlich ins Zeug. Es war wiedermal an der Zeit, in mich hineinzuhören, und es sah auch nach 8 Kilometern noch sehr gut aus. Ich hatte bis jetzt bei JEDER Station getrunken, und hatte das auch noch bei jeder weiteren vor. Es war zwar ein wenig heiß, aber ich wusste auch, dass die Wienzeile noch bevorstand. Bei Kilometer 9 schwenkte der Läufertroß von der Schüttelstraße über den Donaukanal Richtung Franz-Josephs-Kai, wo sich wieder eine Wahnsinns-Zuschauerkulisse bot. Ich weiß nur, dass die Läufer gerade mal 5 Meter Platz hatten, aber das war genau der Grund, wieso ich Marathons so liebe. In dem Augenblick fiel mir ein Trainingslauf ein, den ich nur 2 Monate zuvor hatte. Mutterseelen allein, in aller herrgottsfrühe auf der frisch beschneiten Hauptallee.

Wir liefen bei der Urania vorbei, an einer weiteren Getränkestation wo sich alle dankbar von den vergangenen Kilometer der Schüttelstraße abkühlten, bis hin zur 10-Kilometer-Marke. Irgendwie verbind ich mit dieser Passage der Strecke nicht gerade die besten Erinnerungen, was vielleicht einerseits am Silvesterlauf liegt, wo hierorts die Luft doch schon ein bissl knapp wird, oder auch anhand dessen was mich einige Stunden später hier wieder erwarten sollte. Während ich so den Stadtpark entlang lief, kontrollierte ich ständig Tempo und Puls und bereitete mich instinktiv auf den für mich zweit-unattraktivsten Teil der Strecke vor. Noch ein wenig im Schatten laufen, auf der Ringstraße, begleitet von hunderten Läufern, Klassik-Musik die total übersteuert aus den Boxen krachte. Vorbei am Schwarzenbergplatz, dem 41km-Schild (natürlich inklusive Witzerln) vorbei an der Oper, wo das Puplikum soviel Lärm machte, dass sogar die Musik, die in der dortigen „Powerzone“ für Stimmung sorgte, kaum zu hören war. Mit Gänsehaut am Rücken bog ich die Operngasse rein, und so laut und schattig es zuvor noch war, so sehr das Gegenteil war hier auf der Wienzeile der Fall. Ich war mittlerweile schon fast eine Stunde unterwegs, und in dieser Zeit hat die Sonne etwas Kraft dazugewonnen. Jedenfalls knallte sie mit aller Kraft runter, was das Zeug hielt. Die Kilometer kamen mir in dieser Passage etwas länger vor, was vor allem daran lag, dass mir dieser Streckenteil aufgrund meiner Autolosigkeit gänzlich unbekannt ist. Es kommt einmal im Jahr vor, dass ich mich auf dieser Straße befinde, und das ist stets beim VCM. Meine Gedanken waren allesamt schon 4 Kilometer weiter, bei Schönbrunn, ich selbst passierte jedoch gerade den 14ten Kilometer bei meiner ehemaligen Berufsschule am Margaretengürtel. Wieder hörte ich in mich hinein, und ich merkte dass ich nicht mehr so frisch war. War mir klar, dass das nicht gerade „ideale Bedingungen“ waren, aber andererseits wird mein Körper doch wohl nicht so zimperlich sein, immerhin hatte ich inzwischen schon den Gürtel hinter mich gebracht, und es sollten eh nur noch 2 oder 3 U-Bahnstationen bis Schönbrunn sein. Jedenfalls änderte sich an meinem Tempo nur sehr wenig, und so vertrieb ich mir die Zeit, in dem ich mal meine Momentanzeit auf die Zielzeit rechnerisch umschlug. Dürfte mich so um die 3:42h befinden, also noch absolut im Plan. Und gut wie ich mich, der jetzt schon die Station Meidlinger Hauptstraße hinter sich gebracht hat, fühle, wollte ich nicht daran denken, was noch möglich wäre, wenn ich die zweite Hälfte schneller laufe. Aber jetzt war ich erst einmal bei Kilometer 15, und hier herrschte wieder gewaltige Stimmung. Hier war bereits der erste Staffelübergabepunkt und dementsprechend dicht waren die Leute auf der Strecke. Wieder lief mir Gänsehaut runter, obwohl mir klar war, dass diese Leute eindeutig hier waren, nicht um mich anzufeuern, sondern um ihre Staffel in Empfang zu nehmen. Dennoch trieb mich diese Szene gewaltig an. An der Tankstelle angekommen, verwunderte mich Tatsache, dass der Läufertross heuer artig herum, statt wie die letzten Jahre zwischen den Zapfsäulen hindurch, so sehr, dass ich komplett vergaß, einen Blick auf Schönbrunn zu werfen. Dieser Tatsache wurde ich mir erst bewusst, als ich mich bereits vorm Technischen Museum befand, und bei der dortigen Verpflegstelle nach meinen obligatorischen zwei Wasserbechern griff.

Ich hatte den Horror der Wienzeile erfolgreich hinter mich gebracht, merkte, dass ich nun schon ein wenig angeschlagen war, aber andererseits: Ich befand mich nun am höchsten Punkt der Strecke, und zweitens hatte ich schon 18 Kilometer in den Beinen. Also ließ ich nun ein wenig rollen. Am Beginn der äußeren Mariahilferstraße stand wie jedes Jahr die Jesus-Lady und hielt begeistert die Hand zum Abklatschen ins Läuferfeld.  Dann vorbei am Schwendnermarkt ständig bergab richtung Gürtel. Linker Seite eine Cheerleader-Gruppe, die die Läufer anfeuerte. Immerwieder dröhnte Musik aus den Fenstern. Der Gürtel war erreicht, und damit die Mariahilferstraße. Dort wo ich tagszuvor noch shoppen war, ging es mir mittlerweile nicht mehr soo 100%ig, jedoch beunruhigte mich das in keinster Weise. Am Kilometer 20 verwunderte mich die Tatsache, dass die Matte nur über die halbe Mariahliferstraße reichte, und die mattenlose Hälfte mit Gitter abgesperrt war, aber ansonsten konnte ich mich an nicht viel erinnern, denn schließlich befand ich mich auf dem am schnellsten von mir zurückgelegtem Streckenteil des VCMs. Kurz vor der Babenbergerstraße teilte sich der Tross schon in die Marathonis und in die Halbmarathonis. Die Zuschauer wurden jetzt wieder mehr, und während ich so in den Ring einbog, bekam ich einen leichten Vorgeschmack auf das was mich in knapp 2 Stunden erwarten sollte. Immerwieder musste ich meinen Kopf nach rechts drehen, und durchs Absperrgitter konnte ich es sehen: Das 42er-Schild!

Als ich so das Heldentor passierte, merkte dass mir das Laufen mittlerweile schon ein wenig schwerer fiel, jedoch wurde ich sofort wieder aus dem Gedanken gerissen, als ich die HM-Marke passierte (1:51h) und den Rathausplatz worauf sich gerade das Steirerfest abspielte. Es ging immer noch bergab, und so sollte es auch die nächsten 3 Kilometer noch sein. Die Liechtensteinstraße war wieder etwas ruhiger, dafür fand ich dort einen Läufer, der exakt mein Tempo lief, und so hing ich mich an diesen. Nun ging es vorbei am Franz-Josefs-Bhf und wieder ein wenig bergauf auf Friedensbrücke bis hin zur Schüttelstraße. Irgendwie kam mir plötzlich in den Gedanken, dass sich hier doch mal die Halbmarathon-Marke befunden hat, das war noch in der Zeit, als es den 15km langen BECEL-Frühlingslauf gab. Jetzt wusste ich nichteinmal ob es die Marke BECEL überhaupt noch gab’. Und auch warf ich einen Blick auf den Radlweg beim Donaukanal! Hier war immer der Knackpunkt, bei meinen sonntäglichen LJ’s, da war der 11te dann meist schon so was wie in Reichweite. Was ebenfalls nun in Reichweite war, war der 25ste Kilometer. Bei der Verpflegstelle konsumierte ich mein erstes Gel, und mir kam es vor, als schmeckte es heute viel grauenhafter als sonst. Ausserdem erlebte ich bei der dortigen Verpflegstelle einen riesen Meilenstein in meiner hoffentlich noch lange andauernden Laufkarriere: zum ersten Mal schaffte ich es, laufend den Becher so zu knicken, dass ich daraus trinken konnte, ohne was zu verschütten. Von wegen, was Hänschen nicht lernt…mir taten zwar schon ein wenig die Beine weh, aber immerhin konnte ich nun was, was mir zuvor aus welchen Gründen auch immer, noch nie gelungen ist! So lief ich gut gelaunt die Schüttelstraße entlang, und war mittlerweile auch schon auf dem Teil, wo Gegenverkehr herrschte, sprich die Läufer nur noch 5 Kilometer, wenn überhaupt, vor sich hatten. Und plötzlich hegte ich erstmals Gedanken in die Richtung, dass es nicht leicht werden würde, dieses Tempo noch die austehenden 14 Kilometer aufrecht zu halten. Aber ich zumindest rennen wollte, soweit mich meine Beine tragen würden. Und immerhin lief ich gerade in den Prater hinein.

Wenn man so aus der sonnengetränkten Schüttelstraße in die tiefgrüne, schattige Rustenschacherallee einbiegt, hat man das Gefühl, eine andere Welt zu betreten. Plötzlich ist da eine komplett eigene Stimmung, so kommt es einem zumindest vor. Hier hatte man erstmals nicht den Eindruck, dass alles eine einzige Hetz ist. Dennoch war ich vom Hammermann noch meilenweit entfernt. Während ich mit meiner neu angelernten Trinktechnik beim Versorgungsstand Ecke Stadionallee brillierte, und auch den 30er erreichte, machte ich wieder einen kleinen Check, was mein Material anging. Und da merkte ich, wie es in rechten Kniekehle ganz leicht, aber doch verdächtig zog. Ich wollte diesem angehenden Krampf jedoch keine Chance geben, und fokussierte meine Gedanken wieder aufs Happel-Stadion und die vielen Leute die am Streckenrand standen, während sich der Läufertross Richtung Stadioncenter quälte, dann eine 180°-Turn vollzog und wieder in die entgegengesetzte Richtung zur Hauptallee lief. Dort wieder eingebogen, fand sich mein Fanclub wieder, und meine beste Freundin begleitete mich einige 100 Meter um mir zu sagen, dass ich eigentlich noch sehr frisch aussehe, und es jetzt nimmer weit sei. Ebenfalls lief ein anderer Bekannter der auf seine Staffelübergabe wartete ein Stück mit mir mit, um mir ebenfalls zu sagen, dass es jetzt bald geschafft sei. Diese Plauderei führte dazu, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich Kilometer 32 passierte. Und ausserdem konnte ich das Lusthaus bereits sehen. Inmitten dieser Phase, musste ich meinen Laufbuddy aus der Liechtensteinstraße, mit welchem ich nun seit fast 10 Kilometer beinander lief ziehen lassen. Mir kam es vor, als würde er Tempo forcieren. Die Runde ums Lusthaus konnte ich noch genießen, doch als ich wieder in die Hauptallee einlief ging alles verdammt schnell:

Ich erinnerte mich plötzlich, dass ich just an dieser Stelle beim VCM letztes Jahr einen massiven Krampf hatte, und das leise Ziehen in der rechten Kniekehle mittlerweile schon deutlich spürbar war. Es war jetzt kein Krampf direkt, aber plötzlich merkte ich, wie sich mein Tempo bei gleichem Puls immer mehr reduzierte. Hatte ich bislang eine Km-Pace von etwa 5:10min bis 5:15min lief ich den Km35 auf 5:35min. Es stand glücklicherweise aber nicht nur eine Verpflegstelle bevor, sondern verdrückte ich dabei auch noch ein gel, und meine beste Freundin tauchte auch noch am Radl auf, um mich zu begleiten. Nachdem ich nach der Verpflegstelle verdächtig lange gegangen bin, setzte ich meinen Trab wieder fort und lief schon deutlich unrund Richtung Stadionallee zurück. Dort passierte ich zum dritten Mal heute, aber erstmals richtig, den 36sten Kilometer. Es sind also noch 6 Kilometer. Keine Frage, nicht die Welt! Aber immerhin noch lang genug, in einem Zustand den man durchaus schon als am zahnfleisch-kriechend bezeichnen könnte. Während ich so richtung Schüttelstraße lief, und mir meine beste Freundin am Radl Durchhalteparolen zurief, konnte ich den Lauf nun definitiv nicht mehr genießen. Und dennoch bewältigte ich die Steigung der Stadionbrücke und befand mich urplötzlich wieder auf der Schüttelstraße. Wieder in der sengenden Sonne. Ich weiß auch nicht welcher Esel mich da kurz vor km 37 geritten hat, aber plötzlich stellte ich mir die Sinnfrage! Und plötzlich war ich nicht mehr in der Lage, zu laufen, und verfiel in den Walkingmodus zurück.

Ich weiß nicht wo, aber die letzten Tage vorm Marathon les ich immer sehr viel, irgendwelche gutgemeinten Trainingsratschläge und Tipps für den Wettkampf. Jedenfalls fiel mir während ich die Schüttelstraße mit meinem leeren Akku entlang ging, ein Artikel ein, worin es hieß, das Gehpausen nicht schlimm sind, solang man das Tempo mehr an Walking, als an Spazierengehen anpasst. So ging es dann einige Zeit, und schon passierte ich nicht nur den 37er sondern ich kam auch zu einer Versorgungsstation, nur leider war dort kein Wasser mehr zu trinken, sondern nur noch jenes für die Schwämme. Am letzten Tisch fand ich eine halbvolle Flasche Wasser, die ich mir gleich schnappte ein paar Schlucke trank und sie im Läuferfeld weitergab’. Dann hörte ich im Hintergrund meine beste Freundin am Radl daherkommen. Auf die Frage was denn los sei, konnte ich nur noch antworten, dass nix mehr geht, ausser ich momentan.

Dennoch war mir das auch fast ein bissl peinlich so gehend gesehen zu werden, sodass ich alle Kräfte zamsammelte, und wieder in den Trabschritt verfiel. Ich hab mich nun nicht mehr selbst geiseln wollen, und vermied von dem Augenblick an, mein Tempo auf meiner Polar zu kontrollieren, aber es war deutlich über der 6:00min-Pace. Irgendwie erreichte ich die Radetzkybrücke, und als ich die Steigung nahm, verspürte ich zum ersten Mal einen Krampf im rechten Bein. Hat sich ja schon lang genug angekündigt, aber immerhin dauerte er nicht lange, und ich konnte vom Humpelmode wieder in den Slowmode wechseln. Während ich so gedanklich zusammenrechnete, dass ich meine angepeilte 3:45er-Zeit grad mit Füßen tritt, hab ich geistig sogar schon mit einer sub 4:00h-Zeit abgeschlossen gehabt. Aber immerhin hat mich das Gerechne von meinen schmerzenden Beinen abgelenkt, denn mittlerweile konnte ich keine 2 minuten mehr traben, ohne dass es Krämpfe, mittlerweile in beiden Beinen, zur Folge hatte.

Bei km40 gab es Cola, was ich echt genoß! Irgendwie hab’ ich dadurch wieder so was wie Power gehabt, als ich den Ring eingebogen bin. Während es den Parkring entlang ging, wurde ich trotz Trabens fast ausschließlich überholt. Meine beste Freundin tat mir mit ihren Durchhalteparolen fast schon ein bissl leid, aber es wirkte, und trieb mich voran. Immerwieder wechselte ich ins Gehen, aber, und das verwunderte mich selber ein bissl, dann auch wieder ins Traben. Kurz vorm Schwarzenbergplatz überholte mich ein OMV-Pacemaker der sub-4:00h anvisierte. Lustig, wie im Herbst am Gendarmenmarkt in Berlin, da haben sie mich bei km40 eingeholt. Von daher musste ich aufgrund des Trainingseffektes, soweit es möglich war, sogar ein bissl schmunzeln. Und am Schwarzenbergplatz selber, da lief ich an einer Uhr vorbei, und sah, dass es 12:56h war, und ich noch deutlich unter 4:00h war. Also sammelte ich was ging, und forcierte mein Tempo auf knapp unter Krampf und gab im Finish alles. Dennoch schaffte ich es nicht, durchgehend zu laufen, und das tat mir fast ein bissl leid, denn der letzte Kilometer war Zuschauermäßig wieder ein Wahnsinn. Es war gerade mal einenhalb Meter Platz, und schon konnte ich das Heldentor sehen. Zum zweiten Mal, heute. Und dann lief ich am 42er vorbei. Zum zweiten Mal heute. Nur dermal bog ich ein, das Ziel und den blauen Teppich vor Augen! Wieder kündigte sich ein Krampf an, wieder musste ich gehen. Wieder konnte ich gleich anschließend wieder laufen. Am blauen Teppich quälten sich die Läufer ins Ziel, und es war wirklich eine atemberaubende Stimmung, wie in ein Stadion einlaufen. Vorallem nachdem man eine Stunde zuvor fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Hauptallee auf und ab läuft.

Jedenfalls erreichte ich das Ziel in 3:56:11h und blieb damit sogar noch fast 2 Minuten unter meinem Alt-Rekord. So richtig freuen konnte ich mich unmittelbar danach über die Art und Weise des „Wie“ auch nicht wirklich, aber mittlerweile bin ich schon wieder motiviert, was den Herbst angeht. Berlin kann kommen, und dann werd ich so vorbereitet sein, dass es beim 10ten Marathon meines Lebens auch keine Krämpfe mehr gibt! :)

Offline boenald

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #2 am: 24.04.2009, 10:16:17 »
ein ziemlich hartes rennen toll geschildert - und PB ist PB, sagt man. gratuliere!!!
Paragraph eins: jedem sein´s.

Offline Richy

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #3 am: 24.04.2009, 11:38:56 »
Gratulation zum Durchbeißen.
Mein Lieblingssatz darin: "... und meine beste Freundin begleitete mich einige 100 Meter um mir zu sagen, dass ich eigentlich noch sehr frisch aussehe ..."
Na pass nur mal ja auf, dass das nicht deine zweibeste Freundin liest ;) :D

Und ja - PB ist PB

Offline pipel

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #4 am: 24.04.2009, 13:40:02 »
Feiner Bericht eines harten Rennens und mit einer PB super ins Ziel gekämpft. Gratuliere!
Stop the world — I wanna get on!
(Leo Bloom in "The Producers")

Offline StefanM

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #5 am: 24.04.2009, 14:13:11 »
Danke für den anschaulichen Bericht. Wieder ein Beweis, dass sich der Marathon nicht nur in den Beinen, sondern auch im Kopf abspielt.

Und sowieso: PB ist PB!

Offline cbendl

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #6 am: 24.04.2009, 14:36:22 »
Gratuliere, du hast die Sache echt gut gemacht - obwohl s shcon fast nciht mhr gig mit Zähne Zusammenbeißen und guter Taktik doch noch zur PB gekämpft.
hippocampus abdominalis

Offline heitzko

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #7 am: 24.04.2009, 18:21:32 »
gratuliere zur pb! am coolsten finde ich vom humpelmode in den slowmode - das zeugt von echter willenskraft :)!

Offline johnlennon

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #8 am: 24.04.2009, 20:53:58 »
super, herzlichen glückwunsch zur pb!super spannend auch geschrieben, ich hab ja selbst fast krämpfe gekriegt, so hab ich jez mitgefiebert :)

Offline elisabeth

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #9 am: 25.04.2009, 19:29:41 »
Gratuliere zur PB!
Super geschriebener Bericht!
Danke!

Offline Wienerwaldläufer

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #10 am: 25.04.2009, 19:38:19 »
schöner Bericht - gratuliere zur BP
its always good at the end. If its not good, its not the end

Offline Wienerwaldläufer

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #11 am: 25.04.2009, 19:38:20 »
schöner Bericht - gratuliere zur BP
its always good at the end. If its not good, its not the end

Offline Heike

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #12 am: 25.04.2009, 22:34:07 »
das war jetzt echt spannend zu lesen. gratulation zur pb!
lg, Heike

Wer denkt, er kann, der kann.

Offline JM

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #13 am: 26.04.2009, 20:20:15 »
beim 10.ten Mal nicht mehr so sehr. Gratulation zur PB !
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline KITTY

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2009-04-19 Vienna City Marathon - tomml
« Antwort #14 am: 27.04.2009, 00:02:14 »
Gratulation zur PB und zum erfolgreichen durchbeisen.
lg
peter

 

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