Autor Thema: 2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas  (Gelesen 836 mal)

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« am: 09.05.2009, 00:00:00 »
Datum: 2009-05-09
Event: Bisamberglauf
Distanz: 10.400 km

Ersteller: pankreas

Offline pankreas

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« Antwort #1 am: 09.05.2009, 00:00:00 »
Hitze, Sonne, Höhenmeter

Nach einer Zwangspause von zehn Wochen begann ich vor zwei Wochen wieder zu laufen. Ich hatte mir beim Eisbärlauf 2 beide Adduktoren-Ansätze dermaßen gezerrt, dass ich zwei Tage absolut nicht gehen konnte und eben zehn Wochen nicht laufen. Für den Bisamberglauf trainierte ich ausschließlich bei schwachem Tempo um meine Beine nicht zu strapazieren.

Da ich penibel Buch führe über gelaufene Strecke, Zeit und Durchschnittspuls leitete ich ab, dass meine Laufleistung derzeit bei 80 bis 85% meines persönlichen Maximums liegt. Demnach sollte ich knapp unter 58 Minuten laufen können. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: ich unterbot diese Zeit recht eindrucksvoll und gebe mir selbst und sicher auch vielen Leserinnen und Lesern Rätsel auf. Mein Durchschnittspuls war 193, der Maximalpuls 199 und das bei einem Alter von 40 Jahren. Ich lief am Limit, doch fühlte ich mich stets gut und hatte nie Atem- oder sonstige Probleme.

Es war ein verhältnismäßig heißer Tag und der Start war um 14:15. Relativ spät kam ich zur Nummernausgabe, sodass mir bis zum Start noch zehn Minuten blieb. Ich traf Thomas, einen guten Bekannten, der ähnlich schnell läuft, mit dem ich jedoch noch nie trainiert hatte oder mich gar im Wettkampf vergleichen könnte. Thomas war weitaus besser vorbereitet als ich und so war es mein Nebenziel ihn zu schlagen. Hauptziel waren aber die 58 Minuten.

Der dreizehnte Bisamberglauf begann mit einer Schweigeminute. Man gedachte Bernhard Degischer, dem Gründungsmitglied des Club Osttirol (organisiert Bisamberglauf) und langjähriger Obmann. Thomas und ich standen relativ weit vorne im knapp 100 Köpfe zählenden Starterfeld. Das war eine sehr schöne Geste. Los ging’s, und zwar beginnend mit einer Runde am Sportplatz des BA-CA Sportzentrums. Das Tempo war für mich ganz angenehm, obwohl der Puls schon nach 400 Metern auf über 180 war und dabei sollten die Steigungen erst kommen. Ich lief nach Gefühl, nach Wohlfühlen, drei Schritte ein, drei aus. Puls auf 187. Laut Conconi-Test ist dies meine Anaerobe Schwelle. Luft genug, alles leichtfüßig. Thomas war unmittelbar hinter mir. Er atmete schneller als ich.

Nun bogen wir ab und es ging stetig bergauf. Kopfsteinpflaster, gnadenloser Sonneneinfall. Kurz war Thomas vorne, dann legte ich Tempo zu und überholte noch drei Läufer. Erstmals verspürte ich eine Grenze meines Vortriebs. Erst zehn Minuten gelaufen und 192 Puls. Das könnte ich unmöglich durchhalten. Schon jetzt war mein Mund ausgetrocknet und die Hitze im Körper nahm spürbar zu. Keine Labstation, kein Schatten. Neue Strategie: zwei Schritte ein, zwei aus. Dies behielt ich dann bei bis ins Ziel. Thomas war wieder vor mir.

Die Strecke kannte ich nur zum Teil und ich kannte sie bei moderaten Temperaturen und vor allem im gemütlichen Jogging-Tempo. Immer noch ging es bergauf, nun entlang einer sandigen Straße, staub in der Luft, Thomas deutlicher vorne, Puls bei 193, leichtfüßig aber überhitzt. Dann noch so zirka 50 bis 70 Meter über ein Feld, danach ein paar Meter runter in einen Hohlweg, der endlich Schatten bot.

Der Anstieg wurde stärker, an sich meine Stärke, doch registrierte ich bald einen Puls von 199. Zuerst einer, denn noch einer und dann eine Gruppe von vier überholten mich. Thomas war eine Minute vor mir, schätzungsweise. Soweit kannte ich den Bisamberg schon um zu wissen, dass es demnächst bergab gehen würde. Durst. Mir gingen alle Theorien durch den Kopf zur Anaeroben Schwelle. Was würde passieren, wenn ich mit diesem Tempo, mit dieser Belastung, mit diesem Puls weiterlaufen würde? Der Schatten kühlte nur mäßig, aber er wirkte. Tatsächlich ging es nun eben weiter. Ich erhöhte die Schrittlänge, die Schenkel brannten leicht. Adduktoren meldeten sich nicht zu Wort. Alles Perfekt und was den hohen Puls anlangt wollte ich mich überraschen lassen.

Welch Freude! Nach 6,5 Kilometern konnte man nun nach isotonischem Zeugs fassen. Einen Becher kippte ich mir laufend rein. Ungeübt in solchen Dingen schüttete ich mich an und schmiss den viertelvollen Becher von mir. Die Erfrischung tat unheimlich gut. für die 6,5 Kilometer brauchte ich 36 Minuten, gar nicht so schlecht, bedenkt man die 170 Höhenmeter. Schließlich laufe ich für gewöhnlich nur in der Ebene. Bald schon gings bergab und zwar stellenweise heftig. Schotter und Kopfsteinpflaser. Nur keinen Speed verlieren. Gegenwindkühlung. Verdienter Schatten. Die Läufer vor mir konnte ich nicht einholen. Puls 192.

Als es etwas flacher wurde registrierte ich mein offenes Schuhband. Stop. Schuhband binden. Weiter ging’s. Der Abstand zu Thomas war konstant. Ich schätzte ihn immer noch auf eine Minute, vielleicht auch weniger, zumindest redete ich mir ein, es wäre weniger geworden. Ich gierte nach weiterem Trinken, doch bis ins Ziel würde ich es auch ohne Flüssigkeit schaffen.

Die Bergab-Passage war nun geschafft. Nach einer doch sehr harten Links-Kurve ging es eben weiter bis ins Ziel, so knapp 2 Kilometer. Thomas verlor offensichtlich an Geschwindigkeit. Einer nach dem anderen überholte ihn. Als der Abstand zu ihm nur noch 100 Meter war, war sein Laufstil, der binnen weniger Meter zunehmend merkwürdiger wurde beunruhigend schlecht. Er blieb stehen, stützte sich an ein geparktes Auto, benahm sich unkoordiniert. Nach vor gebeugt wirkte er als müsse er sich übergeben. Schon war ich bei ihm. Er setzte sich zusammensackend in den kleinen Schatten, den das Auto bot. Zufällig waren seine beiden Kinder zugegen.

Seine Tochter rief: „Papi, was ist los? Papi! Papi!“ Ich redete auch knapp auf ihn ein. Er sah durch mich durch. Wohl ein Kreislauf-Kollaps. Ich unterfasste seinen Arm um ihn in einen richtigen Schatten zu bewegen. Da kam schon ein hilfsbereiter Anrainer, der anbot in sein Haus zu kommen. Der Anrainer und die Kinder kümmerten sich nun um Thomas, der den Lauf wohl ganz sicher beenden musste. Da ich ihn in guten und vertrauten Händen wusste, setzte ich meinen Lauf fort.

Dieser Zwischenfall beschäftigte mich naturgemäß sehr. Ohne der netten Soforthilfe des Anrainers hätte ich sicher abgebrochen um ihm zu helfen. Wäre es nicht Thomas gewesen, hätte ich genauso gehandelt. Es gelang mir, mich auszuklinken. Rhythmus gefunden. Vielleicht hatte ich 30 Sekunden verloren, keine Ahnung. Vor mir waren keine Läufer die ich ins Visier hätte nehmen können. Das Finale war sehr schön. Es ging über schattige Wege zum Sportzentrum, wo noch eine Runde gedreht wurde, angefeuert von enthusiastischen Zuschauern. Endspurt just for fun. Laufzeit 55:09. 10,4 km und ca. 170 Höhenmeter. Ich bin höchstzufrieden mit meiner Leistung und nachhaltig verwundert über das Pulsniveau.

Nach ausgiebigem Trinken und Kühlen schrieb ich Thomas eine SMS mit der Bitte um Rückruf. Mein rechter Adduktoren-Ansatz schmerzte nun wieder, ein vertrautes Gefühl, das ich zwei Wochen nicht mehr hatte. So hoffe ich, dass ich nicht wieder eine lange Pause einlegen muss. Mit der Veranstaltung bin ich persönlich sehr zufrieden. Von einigen Teilnehmern hörte ich, sie hätten sich verlaufen. Stimmt schon, nicht immer war klar, wo abgebogen werden sollte. Offenbar hatte ich Glück.

Erst abends meldete sich Thomas. Er war dehydriert und deshalb mit dem Rettungswagen sicherheitshalber kurz im Stockerauer Spital. Die Hitze hatte er falsch eingeschätzt. Sicher wäre er mit einem halben Liter Trinken vor dem Start ein oder zwei Minuten schneller gelaufen als ich. Wir werden uns alle hinter die Ohren schreiben, dass ausreichend Trinken bei hohen Temperaturen das Allerwichtigste ist.

Keep on running
Guido
Warum laufen Nasen, während Füße riechen?

Offline shiloh

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« Antwort #2 am: 10.05.2009, 12:42:51 »
Ja, gestern war`s wirlich heiß beim Wettkämpfen :)
Bin vor Jahren dort mitgelaufen, als der Lauf zum Korneuburger Bezirkscup zählte (gibt`s den noch?).
Glückwunsch zu Deinem Resultat, die Strecke ist nicht leicht, aber ein wunderbarer Gelände- und Panoramalauf, gewisse Ähnlichkeiten mit dem Lainzer Tiergartenlauf bestehen.
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

Offline JM

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« Antwort #3 am: 10.05.2009, 15:55:43 »
So hochpulsig laufen zu können zeugt von hoher Willenskraft. Und das bei der Hitze. Gratulation zum Wiedereinstieg !
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline Richy

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« Antwort #4 am: 10.05.2009, 17:18:20 »
Ziemlich zeitgleich wie Du bin ich 50 Kilometer nördlich in Falkenstein Berggerichtslauf gelaufen. Da war alles ziemlich ident, Höhenmeter und Distanz. Und auch Temperatur :D:D
Was Dir bei einem Lauf so alles durch den Kopf geht, ist beeindruckend. Ich sollte mich wohl auch mal in die Theorie des Laufens einlesen...
Selbst habe ich beim Berglauf neben Beobachtung der Natur nur zwei Gedanken:
1.)   Warum tue ich mir das an und
2.)   Wann ist das ganze vorbei
Gratulation zum Lauf und Ergebnis und willkommen zurück im Wettkampfvolk ;)

Offline boenald

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« Antwort #5 am: 11.05.2009, 09:32:33 »
zunächst und in erster linie - gratulation zum tollen ergebnis nach langer pause. insbesondere die hitze ist da sicher ein stark limitierender faktor. nur für den fall, dass du deine pulswerte womöglich noch während des laufs im auge behalten hast: dann hast wahrscheinlich sogar noch reserven gehabt - jedesmal nämlich, wenn ich versuch, einen berg schnell hinaufzulaufen, hab ich keine ernsthafte gelegenheit, mich um sowas auch noch zu kümmern :)
hoffe außerdem, deine adduktoren haben sich wieder beruhigt!
Paragraph eins: jedem sein´s.

Offline heitzko

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2009-05-09 Bisamberglauf - pankreas
« Antwort #6 am: 12.05.2009, 05:40:41 »
also du bist ein wunderwuzzi mit solchen pulswerten laufen können ist ja eigentlich unmöglich! und dann noch nach einer so langen pause so super durchkämpfen! bravo!!! gut, dass deinem freund nichts ernstes passiert ist!

 

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