Autor Thema: 2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow  (Gelesen 992 mal)

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« am: 09.05.2009, 00:00:00 »
Datum: 2009-05-09
Event: Triathlon OD Obergrafendorf
Distanz: 10.000 km

Ersteller: gnagflow

Offline gnagflow

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #1 am: 09.05.2009, 00:00:00 »
Der schönste Sieg ist der eigene...

... das steht auf einer Isostar Werbebroschüre als Headline, die in dem Startsackerl für den Triathlon in Obergrafendorf ausgehändigt wird. Es gibt Startnummern, ein Armband ohne das man nicht in die Wechselzone kommt, eine Startnummer für’s Rad, Fußbänder für den Chip und jede Menge Dinge, an die man denken muss. In der Wechselzone stehen Räder um tausende Euro herum, ich parke mein 20 Jahre altes Rennrad auf dem vorgesehenen Platz und bin nicht ganz sicher, ob ich da richtig bin.

Michi hilft beim Einrichten der Wechselzone, mein MP-3-Player muss leider in der Tasche bleiben. Schuhe, Socken, Helm, Startnummer mit elastischem Band, etc., alles wird fein säuberlich aufgelegt, beim Umziehen bloß nicht zu viel Zeit verlieren heißt die Devise. Wir treffen Snowball, der auch den Triathlon absolviert, zudem zwei Bekannte von mir, die ebenfalls mitmachen.

Gott sei Dank habe ich am Mittwoch noch den ausgeborgten Neoporenanzug probiert, keine Chance da hinein zu kommen, am Freitag gab’s beim Lidl noch einen 3mm Shorty um 25 Euro im Abverkauf, besser als nix. Den ziehe ich jetzt mal an, kurze Triathlonhose und Radleibchen drunter. Badehauben werden nicht ausgeteilt, schwimm ich halt ohne, Brille ist da und Chip am Fuß. Wir beschließen (so wie viele Andere) im 18 Grad kalten See ein kleines Probeschwimmen zu machen. Bei den ersten Zügen bekomm' ich fast keine Luft, 18 Grad ist auch mit Neo *saukalt*, nach ein paar Zügen wird das Wasser im Anzug aber dann bisschen warm und es geht eigentlich. Aber gut, dass wir vor dem Start schon mal im Wasser waren.

Zwei Runden Schwimmen im See (1400 Meter), drei Runden Radfahren (40 km) und drei Runden Laufen (10 km) liegen vor, 10 Wochen Training hinter mir. Ok, die letzten drei Wochen war ich ein wenig nachlässig, dafür bin ich da auch den Halbmarathon in Wien gelaufen und den Neusiedlersee-Radmarathon gefahren. Die Distanzen schrecken mich also nicht, allerdings hab ich diese Distanzen hintereinander noch nie mit voller Pulle hinter mich gebracht. Durchkommen, nicht Letzter werden und unter 3 Stunden (Schwimmen 28min; Rad 80min und Laufen 70min) ist das übersichtliche Ziel.

14:00, der Start. Wir beginnen links und schwimmen mit der ganzen Meute los. Nach wenigen Zügen ist man mitten im Getümmel, hier kommen mir meine zwei Jahre Wasserball ein wenig zugute, dort konnte ich mich an Berührungen, Stöße, Schläge etc. im Wasser schon gewöhnen und so macht mir das mal wenig aus. Bei einer Brücke schiebt sich das ganze Feld auf eine Breite von ~ 6 Meter zusammen, da wird’s sehr eng, aber es heißt einfach weiterschwimmen. Wer da langsamer wird oder gar beginnt Brust zu schwimmen wird von den dahinter Schwimmenden einfach überschwommen. Also Augen zu und durch.

Ich beschließe nach der Brücke aus dem Feld nach links zu schwimmen, damit ich nicht pausenlos irgendwelche Hände, Füße oder sonstige Dinge spüre. Das geht eine zeitlang gut, bis zur ersten Boje. Die muss rechts umschwommen werden und ich finde mich plötzlich auf der Innenseite wieder, wo von rechts wieder Dutzende andere Schwimmer kommen. Das wieder folgende Chaos raubt mir extrem viel Kraft und Luft, ich schwimme nach rechts weg und denke mir zum ersten Mal, was um Gottes Willen ich denn da eigentlich mache.

Ich mache ein paar Züge Brustschwimmen und schaue kurz auf, ob’s eine Ausstiegsmöglichkeit gibt, sehe aber nur Büsche, Bäume etc. Nach kurzer Zeit geht’s wieder. Aufgeben hat mit Briefen was zu tun und "DNF" mag ich in einer Ergebnisliste eines Wettkampf neben meinem Namen nicht sehen. Zudem weiß ich, dass ich diese Strecke locker schwimmen kann. Ich beschließe einfach vom Getümmel ein wenig weg zu bleiben und das abzurufen, was ich kann. Das funktioniert, ich schwimme meine Züge, dreimal noch unter der Brücke durch, dann ist das Ende schon da und man hilft mir aus dem Wasser.

Ich taumle die Wiese hinauf in die Wechselzone, kämpfe mit meinem Neoprenanzug, schaffe es, ihn halb auszuziehen und setze mich kurz zu meinem Rad. Neo weg, Socken an, Schuhe an, Startnummer drauf, Helm auf und los. Als ich nach der Linie auf’s Rad steige drücke ich die Zwischenzeit auf meiner Polar und erhalte irgendwas mit 28:xx. Ok, das passt, jetzt halt Radfahren. Die Strecke ist nicht sonderlich anspruchsvoll, auf der einen Seite ein wenig Rückenwind, beim Zurückfahren Gegenwind, eine kurze aber dafür heftige Steigung. Ich stopfe mir ein Gel hinein, trinke genug und muss miterleben, wie mich einer nach dem anderen überholt... Gut, das war auch eingeplant, am Rad muss ich einfach stärker werden.

In der ersten Runde verliere ich dann wieder mal eine meiner Flaschen, da muss ich mir noch was einfallen lassen, Ende der zweiten Runde gibt’s noch ein Gel. Dritte Runde, ich schalte meine Uhr auf die Gesamtzeit um und sehe, dass ich ungefähr 1:28 unterwegs bin. Das ist halbwegs im Plan, die dritte Runde sollte ich halt halbwegs in der Zeit der beiden anderen absolvieren. Ich treffe Michi, der mir auf der Gegenverkehrsstrecke schon von seiner letzten Runde entgegenkommt, ich schaue auf die Uhr und als ich dann die Schleife beendet habe, weiß ich, dass er da ~ 15 Minuten Vorsprung hatte. Der Gegenwind wird stärker, meine Kräfte schwinden, Trinken ist mir ausgegangen, jetzt heißt’s kämpfen.

Mit 1:56:xx komme ich in die Wechselzone, stelle mein Rad hin, nehme den Helm ab, schnappe meine Flasche und laufe los. Schuhe brauch ich nicht mehr wechseln, da ich bereits mit meinen Laufschuhen Rad gefahren bin.

Da ich meine Uhr nicht auf Laufen umstellen kann, ohne die Einheit zu beenden und eine neue zu beginnen, habe ich keine Ahnung, wie schnell ich laufe. Ich merke nur, wie ich keine Luft bekomme, die Beine extrem schwer werden und dass alle mit einem Irrsinnstempo an mir vorbei laufen. OK, die sind schon in ihrer dritten Laufrunde, die haben’s schon hinter sich, die sind alle um ein vielfaches schneller, aber trotzdem.

Ich passiere den ersten Kilometer mit 6:40, puh, das ist für die sub 3 Stunden zu langsam. Ich versuche das Tempo ein wenig zu erhöhen, komme auf die Straße raus und in die pralle Sonne. Na, das wird nix mehr. Und das jetzt drei Mal? Vergiss es, eigentlich kann ich überhaupt nicht mehr. Ich kämpfe mit dem Sauerstoff, mit jenen, die mich überholen und mich wie eine stehende Schnecke aussehen lassen, mit der Sonne, meinen Oberschenkel und meiner Motivation. Während ich so kämpfe und wieder ernsthaft mit Gedanken an’s Aufgeben spiele, passiere ich Kilometer zwei mit 6:14. Hm. Na die Runde geht jetzt noch, dann schau ma mal. Kilometer drei ist mit 6:28 absolviert, na wurscht, wenn ich jetzt noch eine Runde laufe, komm ich danach an den ganzen Dingen nur mehr einmal vorbei...

Ich laufe an der Wechselzone vorbei, wo viele schon fertig sind, gehe auf meine zweite Runde. Mein Sauerstoffbedarf hat sich eingependelt, die Oberschenkel mucken nicht mehr so auf, kleine Krampfanfälle einmal links und einmal rechts werden ignoriert und vergehen auch wieder. KM 4 und 5 sind dann mal vorbei, allerdings mit über 6:30, ich komme zum letzten Mal an der Wechselzone vorbei, dort sind nun schon fast alle fertig.

Dritte und letzte Runde. Meine Kilometerzeiten werden immer länger, mein Puls immer höher. Bei 189 und vier fehlenden Kilometern beschließe ich, dass das zuviel ist und lege eine Gehpause ein. Die sub drei Stunden gehen sich ohnehin nicht mehr aus, jetzt geht’s einfach um’s Durchkommen. Die letzten Kilometer lege ich noch zweimal eine Gehpause ein, kurz vor dem Ziel läuft mir dann ein eiskalter Schauer über den Rücken, jetzt ist’s gleich geschafft.

Michi steht noch weit vor dem Ziel, feuert mich für die letzten Meter noch an und ein paar Sekunden später laufe ich durch’s Ziel. Ich pfeffere mein Stirnband und meine Brille neben mein Rad, setze mich kurz hin, gehe aber dann mit Michi zum Verpflegungsstand, um etwas zu trinken. Dort setze ich mich in den Schatten und bin *wirklich* fix und fertig. Meine Polar Uhr sagt mir etwas von 3:03:xx als Gesamtzeit, OK, knapp daneben ist auch vorbei, aber es wäre da nix mehr möglich gewesen.

Wir legen uns in die Wiese, Michi holt dankenswerterweise zwei Bier, ich kühle mich inzwischen im See noch mal ab und komme langsam aber sicher wieder zu mir.

Fazit: Extrem spannende Veranstaltung so ein Triathlon. Der Mix der Sportarten ist faszinierend, die Distanz reicht für mich vorerst einmal vollkommen aus, derzeit undenkbar wäre eine Halbdistanz, ich hätte keinen Meter mehr laufen können. Zweimal knapp vor der Aufgabe hat mich nur mein erwähnter Grundsatz gerettet und so steht auch jetzt wieder ein Platz neben meinem Namen. ;-)

Für den Nächsten muss ich beim Radfahren schneller werden und den Wechsel zwischen Rad und Laufen öfter trainieren. Dann geht sich das mit den sub 3 Stunden auch aus ;-)

Im Endeffekt gibt mir Pentek-Timing eine Zeit von 3:01:35 (Schwimmen: 27:52, Radfahren: 1:25:37 und Laufen: 1:04:50, plus Wechselzeit) aus. Ist zwar knapper, als selbst gestoppt, aber ich wüsste trotzdem nicht, *wo* ich diese eineinhalb Minuten noch hätte holen können.

Danke Michi für’s Mitnehmen, für’s Motivieren und für’s Bier holen (und das laange Anstellen) nachher. ;-)
"Morgen" ist kein Termin, sondern eine Ausrede."

Wolfgang Fasching (mehrfacher Teilnehmer RAAM)

Offline JM

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #2 am: 10.05.2009, 15:33:42 »
Gratulation zum finishen. Kann mir zwar nichts drunter vorstellen was du wirklich geleistet hast, aber 3 Stunden Vollgas zu sporteln, das reicht um gratuliert zu bekommen !
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline Eggi

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #3 am: 10.05.2009, 16:13:23 »
Aber gerne doch, bisserl Unterstützung für Novizen muss schon sein ;-)))
noch dazu mit einer dermaßen kurzen Vorbereitungszeit !

Hauptsache du warst beim schwimmen langsamer als ich ;-)))


"gewonnen oder verloren,
wird zwischen den Ohren"
;-))))

Offline Richy

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #4 am: 10.05.2009, 17:31:56 »
Das mit dem Schwimmen vermiest mir ja die Lust auf Triathlon komplett.
Das man da dann auch immer wieder von "überschwimmen" liest, nochmehr. Rücksichtsloses Volk, die Schwimmer ;) :D
Aber das danach Bier getrunken wird, macht den Sport doch wieder sympatischer.
Gratulation - und da bleibt ja ein realistisches Ziel - sub3.
Beim nächstenmal packst es ...

Offline shiloh

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #5 am: 10.05.2009, 18:48:10 »
toller Bericht eines Rookies! Du warst ohne Badehaube (ein Wahnsinn!) 2 Min. schneller als ich (3 Badehauben) - meine Hochachtung. Dafür beginnt beim Schwimmausstieg dann immer meine Aufholjagd :)) Bei der Brücke hatte ich bei 2 Starts eigentlich nie große Probleme, sicher ist`s manchmal mühsam im Getümmel, aber der Start bei Läufen über kürzere Distanzen ist ja auch nicht so ohne und ungefährlich, jedenfalls direkt bei der Startlinie.
Ein paar mal ordenlich koppeln, dann steht schon bald eine 2h4x.xx bei deinem Namen, believe me!
Die Veranstaltung gefällt mir immer besser, ich war auf der Warteliste und bekam dennoch ein Skinfit-Shirt, auch die Organisation ist top.
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

Offline StefanM

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #6 am: 11.05.2009, 09:45:11 »
Sehe das wie Richy, würde aber auch noch das Radfahren weglassen ;)
Gratuliere, freu mich schon auf die nächsten spannenden Berichte.

Offline heitzko

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2009-05-09 Triathlon OD Obergrafendorf - gnagflow
« Antwort #7 am: 12.05.2009, 07:30:10 »
ein 20 jahre altes rennrad, das ist echt cool! toll gemacht und die 3 minuten bekommst du auch noch weg!

 

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