Autor Thema: 2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy  (Gelesen 2182 mal)

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« am: 01.11.2009, 00:00:00 »
Datum: 2009-11-01
Event: ING New York City Marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Richy

Offline Richy

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #1 am: 01.11.2009, 00:00:00 »
Kurzer Abstecher nach New York

New York Marathon - 3. Auflage.


Nach 2007 und 2008 ist es das dritten mal in Serie soweit. Übertriebene Hoffnung habe ich ja keine auf eine neue Marathonbestzeit.:( So wirklich kam in der 8-wöchigen Vorbereitung keine Traingsmotivation hoch. Und wenn, dann eher am Saisonziel Nr. 1 zu arbeiten, das da lautet, die 10K Zeit unter 39 Minuten zu drücken. Auch gab es nicht den Greif Plan oder  etwas anderes geschriebenes, was einen Plan darstellen konnte. Ich will es mal das feel good Training nennen. Demzufolge nachte ich zwar 6 Wochen lang einmal die Woche Intervalltraining, aber nie mehr als 6 * 1K, die längeren (2 und 3K) hab ich gleich gar nicht begonnen, weil diese in der Vergangenheit für Demotivation bei Nichterreichung der vorgenommenen Zeit sorgen. Vorgenommen hätte ich mir diesmal auch die von mir als Zeitverschwendung empfundenen Greif-Longjogs, gemacht hab ich anstatt von 7 genau einen, und den ohne Endbeschleunigung. Der allererste geplante LJ entfiel wegen Geburtstagsfeier in der Passage - obwohl ich sicher nicht so schlecht drauf war wie der feiernde Bausachverständige - waren 20km fürs ausnüchtern genug. Auch war ein zweiter NY-Fori bei der Feier zugegen, und auch der schien eher dem Tanz als dem Lauftrainung verfallen zu sein. Beim zweiten LJ Versuch war es zu heiß, da befreite ich mich dann anstatt einer Endbeschleunigung lieber von den Laufschuhen, um im Oktober in der neuen Donau zu baden. Beim dritten Versuch gings 17km toll dahin, dann drehte ich am Ende des Hubertusdamms um und 60 km/h starker Wind drückten auf die Brust und machten die Schritte schwer und die Entscheidung den Bus für den Rückweg zu nehmen leicht. Ich sah das dann als Zeichen - und nahm mir auch keine weiteren Longjogs vor. :)

Einzig meine bisherige Schwäche die Tempoläufe habe ich brav gemacht, alle mit Startnummer im Zuge von Volksläufen absolviert. Bei einem dieser Tempoläufe konnte ich Saisonziel 1 abhacken - die 10K wurden unter extremer Anstrengung unter 39 Minuten gebogen.
Ziel 2 ist Verbesserung der HM bzw. Marathonzeit. Ich lief mit den Tempoläufen in der Vorbereitung auch so ca. 80 Wochen-km, oft mit Rucksack in die Arbeit oder wieder heim, meist im Wohlfühlbereich so um die 5:15 min/km. Insofern war für den Marathon sub3:20 Pflicht, sub 3:10 der Wunsch. Insgeheim wollte ich noch schneller als 3:07 sein, um die Marathonsaison mit Jahres-PB ausklingen zu lassen. So wirklich zugetraut hab ich es mir aber nicht.

New York hat an sich zwei Schwierigkeiten - einerseits die Strecke selbst und zweitens die Tage davor. Meist reisen die Marathonis ja schon einige Tage vorm Laufevent an und sind vom Sightseeing oder Shoppen schon groggy, gell JM :D:D

Da ich das ganze New York Abenteuer schon am 14. Februar gebucht hatte, und zu diesem Zeitpunkt nur eingefleischte Patrioten und vielleicht der AUA-Betriebsrat an ein Weiterleben der AUA glaubten, hab ich mir die Flüge mit American Airlines via London zusammengestellt und nicht mit eventuell mit dem Masseverwalter streiten. Zeitlich knapp kalkuliert, eigentlich wollte ich ja erst am Samstag hinfliegen, was aber mit der um 17 Uhr endenden Startnummerabholung nicht vereinbar ist. Also am Freitag in der Früh los und unsere MEZ einfach weiterleben, was heißt für meine Begriffe extrem früh schlafen gehen und auch sehr früh wieder raus. So sollte der Jetlag diesmal nicht aufkommen. Man hat ja nach dem Marathon auch noch zu tun.

Anreise erfolgt plangemäß und im Gegensatz zu JM bzw. denen, die schon Mittwoch anreisten und 4 Stunden Schlange standen, hatte ich nur 15 Minuten bei der Immigration. Mittels Air Train und Metro in 50 Minuten und um nur ein paar Dollar ins Hotel. Ein Bus dauert in der Zeit im günstigsten Fall doppelt so lang. Taxi mind. 8 mal teurer und ebenfalls mind. doppelte Fahrtdauer.

Beim Zimmer in Brooklyn habe ich Glück, Blick nach hinten raus - dafür absolut ruhig. Badewanne im Zimmer und das Zimmer sicher größer als ein Zimmer im Hotel Wellington (Marathonhotel bei den Gruppenreisen runersreisen). Ferner ist das Frühstück inbegriffen, na sagen mir mal, der Kaffee und die Bagel, die aufliegen und einfach mitgenommen werden. Problematisch eher nur der Portier - der auf meine Fragen nach einem late-check out am Sonntag meint - er spreche kein Englisch - ob ich nicht spanisch könne. Leider nein - wäre aber nicht schlecht wie ich in der Folge merken sollte . Weil der Italiener am Samstag sich auch als Mexikaner (Abstammung nicht das Lokal) herausstellt und ich in der einen Stunde, die ich dort war, der einzige war, der nicht spanisch redete, Der zweite wichtige Fix-Punkt ist die BP-Tankstelle gleich neben dem Hotel mit dem gut gekühlten Budweiser-Bier, die Einschlafhilfe am Freitag und Samstag zwecks Jetlag-Vermeidung das Früh-Schlafengehen.

Marathonmesse am Freitag noch vorm Zusperren erreicht - Markant:
1. Die Schwester vom Hrn. Konrad ist heuer nicht hier um den VCM zu preisen und
2. kein Rabatt auf die Listenpreise bei den Ständen auf der Messe. Beim Garmin-Stand werde ich trotzdem erstmals Opfer des günstigen USD-Kurses und schlage mal zu.
Das Nike-Shop hat weder günstigere Preise noch eine überzeugende Auswahl - man empfiehlt mir aber die Nikeworld in der 57th Street zu besuchen. Was ich dann am nächsten Tag auch mache, nach dem UN-Friendship-run bei der ich JM und einer Bekannte zufällig begegne. Ähm - ja - laufen war das diesmal ja nicht so wirklich - 4K in 34 Minuten :(:( ... Aber diejenigen, die erstmals den NY-Marathon machen, sollten sich das trotzdem unbedingt geben. Dann nehmen JM und ich noch das geplante Frühstück gleich neben seinem Hotel ein.
Dann zur Nikeworld. Wahnsinn, wie viele Leute da in ein Geschäft reingehen. Und dabei gibt es nichts gratis drinnen. Aber die 50.000 Marathonläufer incl. deren Begleiter stürmen am Samstag die Geschäfte zwischen der 41. und 59 Straße.
Dort in der Nikeworld haben sie zwar alle Größen der in der Heimat begehrten Racer - farblich ist aber nix zu machen, den Schuh gibt’s nur im Charitas-Design. Da werden nun einige Foris im Partnerlook bei Wettkämpfen antreten - weil der Schuh oder besser gesagt die bisherigen Träger/innen aber auch so was von schnell sind hat sich für meine Riesentreter auch ein Exemplar gefunden. Es fühlte sich gleich so gut an, dass ich ernsthaft überlege, damit gleich den Marathon am nächsten Tag zu laufen. Nachmittags Flucht aus den überfüllten Geschäften aus Manhattan nach Brooklyn zu Macys. Da sind ca. ein hundertstel der Leute wie in Manhattan im Geschäft und von den Marken (Bekleidung) sind die meisten Modelle auch noch da. Einzig die neu erstanden Nike - Racer, die ich schon zum eingewöhnen trage, wollen mit den Anzügen nicht harmonieren . Irgendwann kann ich nach längerer Verweildauer im Geschäft kein weiteres Sackerl aufnehmen - ich ziehe von dannen. Der Muskelkater in den Händen, den ich nun in London sitzend verspüre, muss nicht vom Marathon sein....

Abends noch mal überlegen, welche Uhren schon umzustellen sind, weil in der Nacht vorm Marathon die Sommerzeit in der USA endet. D-Tag, das neue Zeitmesssystem am Schuh montiert und noch ein Bud und Gute Nacht. Um 4 Uhr rumort es in den anderen Zimmern, aha - auch andere Marathonläufer hier im Hotel. Nachdem die alle zum Start hasten, gehe ich es auch an. Leider hat die U-Bahn die direkt neben meinem Hotel hält am Wochenende wegen service charge in die Manhattan Richtung geschlossen, also geht’s über Umwege stadtauswärts dann mit einer anderen UBahn zur Staten Island Fähre, die ich brauche, um an den Start zu kommen.

Das ist super organisiert, ich komme ohne Wartezeit auf die Fähre, die nicht mal überfüllt ist. Zu dem Zeitpunkt sind die Teilnehmer die über Reisegruppen gebucht haben und einen separaten Bus zum Start gemietet haben schon am Startgelände. Ich treffe dort ein und habe erstmals Stau vorm Betreten des Startgeländes - der Zugang und der Bib und Taschencheck sind ein wenig anders organisiert als im letzten Jahr. Besser? Hm - ich glaub nicht. Ich denke, ich komme diesmal von einer anderen Seite aufs Gelände, weil innen drinnen mir irgendwie alles seitenverkehrt vorkommt. Das Zugriegel Lager wo ich einen Teil der anderen Foris vermute, finde ich nicht auf Anhieb. Egal, die Zeit drängt. Völlig überraschend dann noch eine Begegnung mit einem Deutschen, den ich vom Bremerhaven Marathon kenne und heuer dort trotz Verabredung versäumt habe. Smalltalk die Zeit drängt. Der macht super Marathonberichte - da bin ich schon mal auf New York gespannt.

Hol mir noch Kaffee und Bagels und einen Power Bar Riegel (gibt’s alles gratis) und gebe mein Gwand ab. Und auch zwei Bud sind getarnt drinnen, ich wollte JM überraschen und hab im Ziel auf ihn mit den Getarnten gewartet. Aber irgendwie wollte es nicht sein - im Ziel vor seinem LKW dürfen wir uns versäumt haben. Das klingt nun so wie wenn Bier zu meinen Lieblingsgetränken gehört - im Gegenteil, eigentlich trinke ich eher selten eines. Aber nach einem Marathon passt am besten Bier - auch wäre Wein oder gar schäumendes Getränk schwerer tarnbar und beim trinken auf offener Straße spaßen die Amis nicht.

Zurück zum Rennen - ich gehe im Schmuddelgewand zu Startaufstellung in den 7000er Bereich. Grollen :( und kurze Schlagen :) vor den Toiletten überreden mich, mich da auch anzustellen. Nur ein Mann vor mir - bestens. Denkste - die Damen zur linken und rechten sind wesentlich schneller. Werde ich mir merken :) Während der wenigen Minuten die ich dann weg bin, draußen Bewegung. Wo vorher noch lauter 7000er Nummern standen finde ich mich nach Verlassen der Kabine nun von 11000er Nummern wieder – die corrals wurden geöffnet und viele maskiert Läufer umgeben mich. Shit - den Start im wahrsten Sinn des Wortes versch....  so hab ich mir das nicht vorgestellt. Beim Laufen aus den coralls zur Brücke, wo der Start erfolgt wähle ich eine Wiese und nicht die Straße und kann mich so wenigstens ans Ende des 8000er Blocks einreihen. Mr. Bloomberg spricht noch mit uns, der hat ja zwei Tage später noch eine Wahl zu schlagen. Dann die Hymne - das geht richtig rein ins Gemüt. Die hat schon was besonderes - man fühlt sich fast als Ami. Unpackbar. Mit meinen beiden neben mir stehenden, einen New Yorker und einen Argentinier wird noch abgeklatscht und blitzschnell das Schmuddelgewand entsorgt, endlich geht’s los.

Am Start erblicke ich keine Uhr, um die Brutto - Netto Differenz feststellen zu können. Auch das Peeeeeeppppppp vermisse ich, das der Championchip von sich gibt. D-TAG, na hoffentlich funktion das neumodische Zeugs. Schaut blöd aus, die riesige Schlaufe am Schuh, bei Geländeläufen wird sich das nicht durchsetzen :D:D

Eng ist es hier heuer am Start - nach der Startlinie muss man nochmal kurz gehen. Da geht nix daweiter. Bis zu km20 wollte ich nach meiner Planung eigentlich 6:45 je Meile laufen (4:12min/km). Nach der ersten Meile habe ich 7:30 auf der Uhr - gacke - offizielle Zeit 8:30. Super - 1 Minute Zeitdifferenz Brutto - Netto- somit brauche ich im weitern Rennverlauf nicht mehr auf die Garmin schauen, weil ja alle Meilen und 5K die offizielle Zeit läuft - 1 Minute abziehen geht auch noch, wenn ich vollkommen blau bin.

Außerdem möchte ich auch nicht auf die Uhr schauen, weil ich erstmals auch einen Pulsgurt beim Marathon um habe und ich angespornt durch Laufberichte hier im Forum auch mal meinen Pulsverlauf bei einem Marathon kennen möchte. Am Start vorm Klogang hatte ich 81 - na auf die Auswertung bin ich ja gespannt - eine konkrete Vermutung habe ich ja schon nun. Die 7:30 schmecken mir natürlich gar nicht und ich ziehe die Verrazano-Narrows Bridge das Tempo ziemlich an. Kann sogar schon einige der 45 verlorenen Sekunden auf der zweiten Meile gut machen. Eine Meile hat 1,609km. Ab Meile 3 komme ich in einen Rhythmus. Derek, ein Ire und ungefähr so alt wie ich dürfe ebenso falsch wie ich am Start gestanden sein. Sein Leiberl, seine Aufdrucke verraten mir seinen Vornamen und seine Nationalität. Er fliegt praktisch durch die Läufer wie wenn sie Hindernisse auf der Strecke wären. Und ich hinter ihm her. Es kommt mir auch so vor, wie wenn weniger Zuschauer heute in Brooklyn an der Strecke stehen als die letzten Jahre. Aber wahrscheinlich ist das erste mal überwältigend. ;)

Bei km5 vergleiche ich noch einmal Brutto – Netto mit einem Blick auf die Uhr. Differenz gleich – 1 Minute, hab mich also nicht verschaut. Und die erste verkorkste Meile wurde bereits auf den zwei drauf folgenden gutgemacht. Wieder voll im Plan. Hab auch keinen Durst - Derek zieht an und ich gehe mit. HeinzKs Worte von NY 2008 tauchen auf - wenn ich es gemütlicher auf der ersten Hälfte angehe, wären sub3 letztes Jahr locker drinnen gewesen. Bei ca. km13 lasse ich Derek abreisen - nehme ein wenig Tempo raus. Überholt wird ja nach wie vor - nur laufe ich halt vorbei anstatt zu fliegen. Der Wind nervt gewaltig - es wird dünner vor mir und die Aussicht auf weitere 20 Gegenwindkilometer lassen mich am Boden bleiben.

Der Kurs hier ist wirklich wellig - und obwohl sich die Strecke von Jahr zu Jahr nicht ändert - kommen mir die oftmals 500 Meter langen Anstiege wie Berge vor. Nett ist nun ja, das die schnellen Damen (nicht die ganz-ganz schnellen – die laufen ja vorher und werden von unsereinem ja nicht gesehen) nun nicht mehr separat laufen sondern auf der gleichen Strecke wie wir. Knackig die Hintern - wenn ich mich sattgesehen habe - gehe ich vorbei. Was sich die Betrachteten dann denken, wenn ich vor ihnen bin - will ich gar nicht wissen. :D:D Vielleicht ist das ja auch der Grund - das weiterhanteln - warum es mir hier in NY trotz der schweren Strecke immer gut aufgeht.

Kurz vor der HM Marke sehe ich kurz Derek wieder  - er biegt auf ein Dixie ab. So ein Sch..... – Nun kommt die Pulaski Bridge, die kurz und steil bergauf geht. Und genau auf dem steilen Anstieg ist die Hälfte getan. Von hier hat man einen tollen Blick auf Manhattan, aber irgendwie ist mir das schon jetzt wurscht.
1:28 ziemlich exakt am HM - das beruhigt. 1 Minute und 30 Sekunden langsamer als letztes Jahr, da sind sub3:10 auf jeden Fall drinnen - möglicherweise sogar sub3:05. Weiter will ich gar nicht denken, auch wenn mir klar ist - dass einige Beobachter mit der HM zeit auf einen sub3 Angriff tippen. Da ich noch immer knapp über 80kg habe kenne ich mich besser.

Die Queensboro Bridge, eines der zwei Kriterien gibt es nun zu überstehen. Neben mir ein Läufer - der boenald zum verwechseln ähnlich sieht, ich nenn ihn der einfachheit halber boenald2. Und boenald2 geht flott die Brücke an. Endlich, der Wind auf der Brücke kommt einen am Beginn schwächer vor. Aber nur wenige 100 Meter, dann kommt er unverhofft und stärker den je, nach wie vor von vorne bzw. der Seite. Boenald2 überquert den East River recht zackig, wir wechseln uns in der Führungsarbeit ab. Alle U-Bahnlinie zwischen Brooklyn und Manhattan unterqueren den East River. Und wir müssen oben drüber. Ich wünsch mich in einen der Tunnel und nicht auf diese immer höher hinauf gehende Brücke, über die wie in den Alpen wie zur Verhöhnung der Läufer auch noch eine Gondel schwebt. Die 25K Zeit auf der Brücke passt mir noch hervorragend rein, da 30 Sekunden auf den beiden Brücken aufzureißen ist voll ok. Ich bin die Brücke für meine Begriffe recht hart gelaufen. Nach dem Scheitelpunkt Vollgas. Runter von der Brücke, und wie es da bergab geht. Heuer gibt es dort nicht mehr die Gitter, welche ich voriges Jahr gerammt habe. :)

Die Welle der Begeisterung empfängt uns in Manhattan - die Stimmung ist unbeschreiblich. Aber ich versuche an boenald2 zu bleiben, was auf der 1st Ave nur kurz geling. Anfangs kommen auf einmal ganz wenige Läufer von hinten daher, dann schon kleinere Grüppchen. Ich weiß genau - was nun kommt. Ich falle nun mal demnächst aus dem sub3 frame - und je mehr einen überholen umso mehr hadert man mit sich selbst. Sogar ein von km19 bekannter Popsch tänzelt an mir vorbei.

Die linke Hüfte brennt – sie schreit nach Titanersatz oder irgend einer Art Schmierung. Bis km30 kämpfe ich brav weiter – die letzten 5 Kilometer waren von der Zeit auch ok, aber ich bin leer, nur mehr eine Frage, wann kommt der Einbruch. Nicht ob er kommt, sondern wann er unbarmherzig zuschlägt.

Lächerliche 12,2 Kilometer sind es nur mehr, die 30K habe ich in 2:06:20 absolviert. Ich denke – manche zu Hause rechnen und sagen er hat 53 Minuten für die läppischen 12,2 Kilometer – ca. ein 4:25 Schnitt und er schafft die sub3. Aber ich will keine sub3 – ich will irgendwie ins Ziel, wenn irgendwie möglich unter 3:10. Ich kämpfe ab hier – einen Kilometer bis 31 in etwa noch. Dann gehe ich kurz um den Schmerz irgendwie abzuschütteln. Aber niemand will ihn haben. Also soll er mich begleiten. :(:(

Das mit dem Pulsgurt ist eine super Sache, da sieht man nun in der Auswertung genau, wann man sich ergeben hat. Ich will in die Bronx. Dort dreht die Strecke – ab dort müsste der Wind von hinten kommen. Den geschundenen Körper Richtung Ziel schieben.
24:16 Minuten brauche ich von km30 bis 35, ca. 3 Minuten kosten die kurzen Gehpausen gegenüber der letzten 5K Zeit von 25-30. Aber nach jeder Gehpause kann ich auch wieder einige überholen. Ob es mehr bringen würde, einfach mehr Tempo rauszunehmen, glaub ich nicht, ich kann auch immer wieder gut anlaufen.

Nach passieren der 35km Marke passiert nichts – ich spüre nichts vom erwarteten Rückenwind – allerdings auch nicht den Gegenwind. Die Sinnfrage geistert in meinem Kopf herum. Und bei den kurzen Gehpausen werde ich angefeuert – You looks good, man. Na servas, wie sieht den seine Partnerin aus oder lügt er mir glatt ins Gesicht? Meile 24 ein Destaster, die einzige über 8 Minuten, mit 8:29 deutlich übern 5er Schnitt in km/min. 2,2 Meilen noch – die Meilen, die am Anfang so schnell an einem vorbeifliegen – sie ziehen sich gewaltig.

Aber die letzten 2,2 Meilen will ich mit dem Ding Frieden schließen, und bin mir zu dem Zeitpunkt zwar sicher, nächstes Jahr gebe ich mir den Irrsinn hier nicht. Und die letzten 2,2 Meilen (3,5km) kann ich noch mit 4:39 min/km laufen. Ich schaffe auch den Hügel ins Ziel. Drücke meine Uhr ab – und bin verblüfft – es ist sich noch unter 3:05 ausgegangen, genau mit 3:04:53. Das ist der beste heuer – und der 4. schnellste bisher. Der zweite Teil müsste in etwa gleich schnell sein wie letztes Jahr hier, werde ich zu späternen Zeitpunkt analysieren

Ich würde mich gerne wo hinsetzen oder wo hinlegen. Aber das geht hier nicht – ich trete nun den fast 2 Kilometer langen Fußmarsch zu meinem Lastwagen an. 17 Minuten gehen, endlich bin ich beim Lastwagen. Ich setze mich hin – lasse mich nicht von den Ordnern vertreiben – stärke mich. Und gehe dann gegen den Strom zurück zum Lastwagen für die 16000er Nummern. Dort warte ich auf JM, den ich aber im Trubel anscheinend versäume.

Voriges Jahr war ich mit den 3:03 hier nicht restlos zufrieden, heuer bin ich mit der Zeit sehr zufrieden, über den Rennverlauf na ja. Ein Richy – Klassiker. Besser kann ich es nicht. Aber auch Versuche, einen Marathon im ersten Bereich langsamer anzulaufen bringen mir nichts, die zweite Hälfte dauert einfach 1h37min.

Wie ich heute nach Hause komme und die Seite vom NewYork Marathon öffne, steht dort zu lesen
The 2010 Lottery Application is Open Now!
The general lottery application for the ING New York City Marathon 2010 is now open. Runners who qualify for guaranteed entry can apply beginning on January 25, 2010

Und ich habe mir mal einen Merker im Kalender für den 25. Jänner 2010 gesetzt.

Offline KITTY

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #2 am: 03.11.2009, 06:55:38 »
Richy, was soll ich sagen? Ein atemberaubender sehr emotionaler Bericht und eine Wahnsinnsleistung die du abgeliefert hast im Big Apple. Meine Bewunderung hast du auf jedenfall.
lg
peter

Offline heitzko

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #3 am: 03.11.2009, 07:16:16 »
richy, "besser kannst du es einfach nicht" :D???? super machst du das und ohne long jogs soooo laufen zu können ist einfach unvorstellbar, so wie viele andere sachen die du so machst.... schnell einmal nach NY, dann gleich nach dem marathon zurückfliegen, dann noch einen vollmondlauf draufsetzen, dann noch einen großartigen bericht schreiben :D :D :D! ich sag nur wunderwuzzi und danke für den wirklich genialen bericht!!!

Offline Resi

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #4 am: 03.11.2009, 07:22:15 »
Schöner Bericht, konnte mir deine letzten 12km so richtig gut vorstellen ! (habe ich doch meine letzten 7km in München nur all zu gut in Erinnerung) Wahnsinns Zeit, Gratulation, wie machst du das ?
lg Resi

Offline MT76

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #5 am: 03.11.2009, 07:29:00 »
Super Bericht und geniale Zeit für das von Dir geschilderte Training und vor allem die Strecke!
“If u can't fly then run, if u can't run then walk, if u can't walk then crawl, but whatever u do u have to keep moving forward.” - Martin Luther King Jr.Blog: http://martin24h.blogspot.com
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Offline Mihi69

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #6 am: 03.11.2009, 07:44:23 »
WAHNSINN, Richy du Forumsviech!
Dank dir brennen mir heute die Schenkeln, da ja dein Auslaufen beim VML für mich an Intervalle grenzt...
Ich gratuliere!
Lg
Michi

Offline pipel

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #7 am: 03.11.2009, 07:50:18 »
Ganz toller Bericht Richy! Und Gratulation zu dieser Leistung in NY, auch wenn ich einer von denen war, die glaubten, dass du auf sub 3 aus bist, bei dem Anfang. :oah: ;)
Stop the world — I wanna get on!
(Leo Bloom in "The Producers")

Offline cbendl

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #8 am: 03.11.2009, 08:03:01 »
Richy, das war beeindruckend. Schreib doch öfter Berichte, egal worüber, irgendwas!
Deinen Lauf kann ich gut nachvollziehen, ich habe Ähnliches erlebt - abe die Athmosphäre in NY entschädigt für Vieles! Und mit deiner Zeit liegst du in NY sicher in einem SEHR GUTEN Perzentil.
Interessant wäre aber schon, ob du mit Training viel viiieeeleeeiiicht doch ein bissi schneller wärst - und v.a. Netaiv-Splits oder zumindest so etwas Ähnliches zusammenbringen würdest.
hippocampus abdominalis

Offline helga

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #9 am: 03.11.2009, 08:27:59 »
Ja, öfters schreiben, danke für deinen schönen Bericht, beindruckend wie du das immer meisterst. Gratulation!
Der Weg, auf dem Sie Ihre Ziele erreichen, ist genauso individuell, wie Sie selbst. (Klaus Weiland)

Offline elisabeth

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #10 am: 03.11.2009, 10:20:24 »
Danke!
Ich bewunder dich...deine Schmerzen haben dich doch vorm Wegfliegen ein paar Tage lahmgelegt, oder??? Dann rennst so super! Wahnsinn!
Ich liebe deine Berichte!

Offline Laufhäschen

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #11 am: 03.11.2009, 11:10:11 »
Lieber Richy!
Ich habe beim lesen Deines Berichtes gelacht, mitgelitten und mich mitgefreut.
Du kennst die Konkurrenz am Popsch? So kann man sich auch die Zeit beim Marathonlaufen vertreiben! Hihihi
Herzlichste Gratulation zu Deinem super tollen Lauf!

Offline Gantenbein

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #12 am: 03.11.2009, 14:11:59 »
Genialer Bericht. Gratulation !!!!

Obwohl ich ja schon schreiben muss, dass du ein Talent hast auf deinen läuferischen Höhepunkt (sub 3) hinzuarbeiten, und so auch dein Publikum bei Laune hälst...bin ja schon gespannt wann der Tag sub 3 kommen wird !!!!
Füllkilometer können mir gestohlen bleiben !

Offline chribi

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #13 am: 03.11.2009, 18:41:56 »
gratulation zu deinem lauf und deinem bericht, du bist wirklich ein naturtalent ohne LJ so eine leistung

Offline Richy

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2009-11-01 ING New York City Marathon - Richy
« Antwort #14 am: 03.11.2009, 20:20:58 »
Danke - danke.
Ähm - ganz ohne Long Jog wars ja nicht - einen ganzen und ein paar Ansätze (incl. der fast 4 Runden a 7 km beim LCC) waren schon da.

@gantenbein
Wenn ich könnte, würde ich es nicht spannend machen ;) :D:D

 

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