Autor Thema: 2010-09-04 GORE-TEX® TRANSALPINE-RUN - Tschitschi  (Gelesen 3332 mal)

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Datum: 2010-09-04
Event: GORE-TEX® TRANSALPINE-RUN
Distanz: 306.000 km

Ersteller: Tschitschi

Offline Tschitschi

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2010-09-04 GORE-TEX® TRANSALPINE-RUN - Tschitschi
« Antwort #1 am: 04.09.2010, 00:00:00 »
Transalpine Berichteserie JM und Christian

Transalpinerun
Facts:
8Tage Rennen quer über die Alpen, Ausgangspunkt Ruhpolding (DE  Nähe Chiemsee) Ziel Sexten Südtirol (It)
310 km 13.800 HM im Aufstieg, 260  2er Teams macht 520 Läufer

Stage 1:
Ruhpolding- St.Ulrich (Nurach das ch im Kehlkpopf lange genießen)
Einlaufetappe: 36,3 km und 1223Hm im Aufstieg 1034 Hm im Abstieg.
Ein paar KM einlaufen, regnet stark, dann stärker, dann ewig hoch, vorbei an Wasserfällen über Wälder und Almen.
Über stark verschlammte , vom Tritt schmatzende Bretter (daneben echt tiefer Morast) über Almen an einer Scherzkeksgruppe mit Transparent: „nur mehr 280KM und 12000HM“ vorbei zur Winklmoosalm. Hier wartet unser Fan, Manuela, eine Freude, sie zu sehen und dann wirklich hinauf übers Sc higebiet zur Kammerkohralm. Regen hat aufgehört, ideales Laufwetter. Den Abstieg  haben wir unterschätzt: Regen hat dem eh schon sehr steilen Terrain zugesetzt, JM macht sich auch kurz schmutzig (edit.JM, habe den Berg zur Begrüßung abgebusselt  ), es ist anstrengender als wir für „die nette Einlaufetappe“ angenommen haben. Kommen durch einen Ort Waidring, Christian schwächelt ein paar Minuten dann rollt es wieder Richtung St.Ulrich. Aber es zieht sich mehr als erwartet. Wieder der Effekt der relativen Länge eines KMs aber dann doch durchs Ziel, eigentlich insgesamt recht flott, problemlos! Platzierung im ersten Drittel des Feldes, Überraschung!!   Die Pastaparty und Teilsiegerehrung mit Fotos und Videos of the day erweist sich als erstaunlich nett. Wir bleiben bis um nachtschlafende 20:30!! Jetzt im Hotel, regenerieren, und Fertigmachen zum Start für Stage 2.

Stage 2:
St.Ulrich- Kitzbühel
Trainingsetappe: 33,5 km und 1810 Hm im Aufstieg, 1907 Hm im Abstieg.
Hohe Luftfeuchtigkeit beschert uns in der Früh Nebel, später Schweiss, Wetter aber traumhaft:
Sonne und zwischen 8-15Grad.
Da die Strecke recht bald in einen Singletrail mündet, welcher Überholen verunmöglicht, wird in 3 Gruppen gestartet:
Gruppe A: Elite (die jeweils ersten 10) und dann der Rest, wir in B.
Wirklich bald Stau beim Singletrail, eigentlich schade man könnte hier durchaus gut laufen, aber es zwingt uns zumindest das Ganze langsam anzugehen.  Schon bald sind Läufer die wir von gestern kennen um uns, die Leistungsgruppen haben sich schnell gebildet. Weit zieht der Singletrail durch Wald, Wurzeln Steine dann Latschen und nach äußerst schweißtreibenden 75o HM sind wir oben, genießen den Blick über weite Almen und hinüber zum Kitzbühler Horn, 21 km und 1050 HM entfernt, …weit!  Das Bergablaufen scheint unsere Spezialität zu sein, wir holen uns die eine und andere Gruppe, und arbeiten uns ein bisschen nach vorne. Nicht dass es darum geht aber bergab rollt´s bei uns beiden flott. Talsenke bei Mühlbach, erste Verpflegung nach 13km. Wir überqueren mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr die Bundestrasse und hinauf geht’s den endlosen Anstieg zum Kitzbühlerhorn. Gerade so steil dass laufen keinen Sinn macht. Wäre das ein Einzelrennen wären wir diese Strecke durchgelaufen. Hinauf und hinauf, schöne weite Blicke in die Landschaft, an Almen vorbei, zum Reisenbergköpfl, leicht und kurz bergab, und dann die Serpentinen hinauf im bestechenden Nordic Walking Stil (teils auch nebeneinander!) Das Kitzbühlerhorn straft uns noch mit einem wirklich giftigen steilen Trailstück, aber dann sind wir endlich oben. Bisserl runter,  Verpflegung 2 km 26, und schon bei dem bisserl runter fängt das Läuferglück wieder in den Kopf zu steigen an. Jetzt ziehen wir flott eine Forststrasse hinunter, nur mehr 8km nach Kitzbühel, wir sind praktisch schon da, aber nein, Streckenänderung wegen störrischen Landwirt, steiler Minitrail über Wurzeln und Steine, sehr anstrengend , falllinienartig nach unten, und damits nicht fad wird ab und zu wieder hinauf. Ein echter Pflanz und nicht gerade körperschonend. Aber auch dieses Schweinestück hat ein Ende. Wir erreichen Kitzbühel und laufen zwischen Touristen durch. Wenigstens scheinen wir sie beim Bummeln nicht zu stören. Selbst die Streckeneinweiserinnen, lümmeln auf ihren Sesseln und blicken nur kurz vom Ärzteroman auf. Und natürlich ist auch das Ziel verlegt worden und natürlich bergauf. Naja eigentlich nicht schlimm und wir laufen mit den Laufstöcken fechtend nach ca. 4:40 durchs Ziel ein, der Kommentator stellt via Mikro die übliche Frage: wofür steht 42.195? Wir sind in Kitzbühel.
So und morgen wird’s ernst:  Stage 3:fast 47km und 2250 HM sind kein Kindergeburtstag mehr!
Und auch Stage 4: mit fast 44km und 1960 HM wird danach zur Erholung nicht wirklich beitragen.
Respekt kommt auf!

Stage 3:
Kitzbühel- Neukirchen am Grossvenediger
46,9 km und 2252 Hm im Aufstieg, 2130 Hm im Abstieg.
Beim Start fällt zuerst einmal das Gedränge im Medizinerzelt auf. Dieses nimmt Tag für Tag zu.
Der Blockstart wird beibehalten, wir kennen langsam unsere Kollegen, nettes Geplausche.
Nach einer surrealen Anfangspassage durch ein Parkhaus geht’s Richtung Hahnenkamm. Richtig: die berühmte Streif! Eine Riesenbaustelle, Natur pur ist hier nicht das Motto. Wir kommen auf einer Forststrasse zur Rennstrecke und es ist beeindruckend die Mausefalle von unten zu sehen. Unvorstellbar, dass hier  die Rennläufer herunterspringen. Weiter zum  Start und zum Hahnenkamm, alles Baustelle, Lkws und Lieferfahrzeuge machen uns den Weg streitig. Bei der Streiteggalm treffen wir eine Berühmtheit:  Julia Böttcher alias das Trailschnittchen, das z.B.: als Spaß 3 Wochen über die Alpen zum Rund um den Montblanc Trail gelaufen ist (der nach 3 Stunden wegen Schlammlawinen abgesagt werden  musste).
Das Fanfoto (im Stehen) mit Jean Marie klappt hervorragend, das Foto mit Christian (im Laufen) weniger. Christians Stöcke, als Stolperfalle, bringen die Profiläuferin ins Taumeln und  beendeten fast die junge Karriere. Äußerst peinlich!! Endlich verlassen wir die Großbaustelle, laufen zur Rettensteigalm und dann 700 Hm hoch in die Schneefelder. Die Landschaft wird das erste Mal hochalpin. Der lange Höhenlauf zum Wildkogel, zeigt dann, dass Luxemburg nicht die Hochburg der Berge ist. Wo Christian Gas geben möchte zwischen Schnee, Matsch und Schlamm, lässt Jean Marie Vorsicht walten. Der Trail wird immer nässer und unangenehmer. Ewig lang fast eben dahin und sämtliches Wasser der Berge flächendeckend über den Weg. Frustrierend!! Landschaftlich herrlich, aber die Schuhe voll Wasser, der Trail eine Mischung aus Gatsch, und rutschigen Steinen, extrem kräfteraubend.
Von den immer wiederkehrenden Phrasen im Kopf eines Transalpin Runners ist es diesmal die allgemeine: Wann hört das endlich auf!
Die spezifischen 3 sind: wann hört diese Steigung/ Gerade/ Downhill endlich auf!! Eigenschaftswörter davor je nach mentalem Zustand. Ein atemberaubender (oder hat das Hecheln doch einen anderen Grund?) Ausblick zum Grossvenediger entschädigt für das Mühsal der letzten Stunden.
Endlich bergab! Ein Schrei.  Jean Marie hat sich den Zehennagel abgerissen. Wir tasten uns langsam ins Tal, nach Neukirchen, genießen den Zieleinlauf und das Bier nach 7h 11min Berglauf.
Jean Marie verarztet seine Zehen (der Nagel ist nicht abgerissen, sondern „nur“ im Bett vereitert), und  fahren hinauf zum Wildkogel zur Pastaparty mit einem letzten Blick auf Grossvenediger.

Stage 4:
Neukirchen -Prettau
43,9 km und 1967 Hm im Aufstieg, 1377 Hm im Abstieg.
Start, wie bei allen langen Etappen um 7:00 früh, d.h.: aus dem Bett um 4:45h, Frühstück 5:00, Abgabe der Taschen 5:30, Fertigmachen zum Rennen, einchecken in den Startblock um 6:15h.
Hier wird kontrolliert, dass jedes Team das vorgeschriebene Equipment mit sich führt: wetterfeste Jacke, lange Hose, warme Zwischenschicht (langes Leiberl), Kopfbedeckung, Handschuhe, Erste Hilfe Set, Notfalldecke, trailbook (Karte), Handy und Trinkbeutel (3l). Wie fast alle Teams benutzen wir Trinkrucksäcke, die nach ausführlichem Testen im Training, eigentlich keinerlei Probleme bereiteten.
Je nach Etappenlänge und Wetter, tragen wir 3-5kg mit uns.
Von Neukirchen geht’s 12 km  mit insgesamt nur 200HM Steigung flach nach Krimml. Wir genießen das Laufen, ziehen flott dahin und gehen weit vorne im Feld in die Steigung der Krimmler Wasserfälle. Wir sind mitten im Kampf der Damen um Platz 2 und 3 und steigen flott die 3 Stufen der Wasserfälle hinauf. Oben dann das herrliche Tal, links die Kette der 3000er und im Talschluss der Gletscher. Ein Teil auf den sich Christian schon lange freut. Aber genau hier schlägt der Hammermann zu. Schon bei KM 18 muss Christian gehen, heftiger Gegenwind macht’s auch mental nicht leichter wieder ins Laufen zu kommen. Jean-Marie macht den Windbreaker aber selbst im Windschatten bricht Christian immer wieder ein, eine Qual. Das Tal zieht sich ewige 10km gerade dahin, endlos. Später erfahren wir, dass Christian bei weitem nicht der einzige Läufer war der hier Schwierigkeiten hatte, ja dass einige Teams, hier auf der Geraden! aufgaben!  Endlich der Anstieg zur Birnlücke. Ein schmaler steiler  Steig von 1800m auf 2667m, auf die Birnlücke, den höchsten Punkt der Tour. Im letzten Drittel kommt eisiger Wind auf. Jacke, Mütze und Handschuhe werden angezogen. Das Klima wird rauher. Nebel fällt ein, es wird nass und kalt, der Wind heftiger.
Wir treffen auf das Tassani Team, ein schnelles Team, dass für diesen Tag vom Coach Ruhe verordnet bekam. Ruhe=unser maximales Tempo! In dem Team, der jüngste Teilnehmer, 19J, hat Musik am Rucksack. Reggae bringt zumindest akustisch ein bisschen Sonne mitten in die Schneefelder.  Aus dem weißen Nichts kommen Anfeuerungsrufe, wir erreichen mit eisigem Wind den Sattel. Schnell ein Foto mit klammen Händen und nichts wie weiter. Bergab sind die Schneefelder noch tückischer und gefährlicher. Einige Läufer inklusive dem schnellsten Luxemburger des Feldes rutschen am Hintern bergab.  Nach den Schneefeldern kommt aber erst die wirkliche Qual: Ein Weg, sehr steil und ausgelegt mit glitschigen Steinplatten. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Wer hier nicht voll hinabdonnern kann, hat keine Chance vorne mit dabei zu sein. Wir tasten uns mühsamst und kräfteraubend Schrittchen für Schrittchen bergab, verlieren auf dieser Art trail in etwa 30 min auf 5km auf Teams in unserem Leistungsbereich. Endlich erreichen wir das Tal und laufen flott nach Prettau nach 6h 48min ins Ziel. Hier werden wir erstmals mit einer der Tücken der Tour konfrontiert: unser Hotel ist 15km vom Ziel entfernt, der nächste Shuttlebus geht in einer Stunde, wir müssen aber schon in 1,5h wieder  zur Massageim  Zielbereich sein, nicht machbar. Christian kratzt alles was man so in 30 Jahren in Wien charmemäßig gelernt hat zusammen. Ergebnis: das Mädel, für die Organisation des Shuttles zuständig, borgt uns ihren Opel.  Dieses Highlight wird auch durch ungenießbare Pasta und ein  fürchterlich grantiges  Männchen für alles im Hotel nicht getrübt.

Stage 5:
Prettau- Sand im Taufers
33,9 km und 1503 Hm im Aufstieg, 2400 Hm im Abstieg.

Dies sollte eigentlich die heiß ersehnte „Ausruhetappe“ mit nur 29,4 KM Länge und 1503 HM Anstieg sein, nur….. es gab einen Hangrutsch, die Strecke muss an einer Stelle verlegt werden und ist daher um 5KM länger und 300HM Anstieg giftiger, als Schlimmstes wird sich aber erweisen, dass der Abstieg sich auf 2400HM verlängert! Auch das Längerschlafen entfällt, der Start wird auf eine Stunde vorverlegt. Aja und der Wetterbericht sagt: in der Früh Regen, im Laufe des Tages Wetterverschlechterung!
Stimmung beim Frühstück also getrübt. Unsere Lichtensteiner Freunde, wir haben sie gestern in „unserem“ Opel mitgenommen, erzählen von Medikamentenmissbrauch. Die 2 sind stark, laufen um Stockerlplätze, einer hat im Schitourengehen eine Bestzeit von 43min auf 1000HM!!
Der Wetterbericht hat sich getäuscht, tolles Laufwetter. Nebelfetzen sorgen für Stimmung, die Sonne sowieso uns erst recht die 2 Allgäuerinnnen deren Show wir jede Etappe 2x genießen dürfen. Sie laufen eine halbe Stunde vor dem Start in die Strecke und dann hört man ihr Hoy- Hoy schon min 500m, bis sie auftauchen und für jedes Team die Welle machen. Die geben alles!
Wir laufen problemlos, locker einen Forstweg hinauf, kommen zu einem Steig auf die Bretterscharte.
Herrliches Laufen bergab ins Tal, zur Ortschaft Rein. Dort feuern auch schon ausgestiegene Läufer an, wieder bergauf eine Forstrasse und jetzt wären es nur mir 9KM ins Ziel, aber der Hangrutsch…!
Wir müssen steil bergauf, beide fühlen wir uns körperlich stark, überholen, wie immer bergauf einige Teams, kommen zu einer wunderschönen Alm, samt zeitgerecht dem Hüter durchgehende Kühe. aber dann! Die Südtiroler Spezialität, steile Steinplatten bergab. Anfangs ist noch nicht klar wer sich mehr plagt JM als Flachländler oder Christian der immer stärkere Schmerzen im unteren Schienbeinbereich bekommt. Endlos der Abstieg (in Summe 2.400HM!) schlimm die Schmerzen und auch die dadurch hervorgerufene Unsicherheit. Endlich unten, es geht ein asphaltiertes Stück bergauf, alle Teams gehen, nur run42195 rennt! Wir waren bergauf in diesem Abschnitt sicher um einiges schneller als bergab!! Die letzten 5km zuerst bergab eine Qual, aber die letzten 1500m flach.
Vor uns die Teams , die uns bergab gerade geschnupft haben. Christian (flach tut´s nicht weh im Schienbein) zieht das Tempo an, wir überholen das erste Team, das zweite und dann das 3te (österreichische) Die wollen sich das nicht gefallen lassen und es kommt zu einem irrwitzigen Zielsprint, (JM lässt alles mit geschätzten sub3:30 Schnitt stehen), den der Platzsprecher nicht verstehen kann. Er kennt nicht das österreichische: Aus Hetz an der Freud! Grinsend, ausgepowert und zufrieden sind wir alle 4 im Ziel. 6h 13 min waren wir auf den Beinen. Christian wird verarztet, hat eine Entzündung der Tibialis anterior, typische Bergablaufverletzung die nach dieser Etappe ein Großteil des Feldes plagt.
Da die hübsche Opelbesitzerin nicht vor Ort ist, pfeifen wir auf Pastaparty und Massage und machen es uns im Hotel gemütlich. Wir erfahren dass der grantige Hausherr eigentlich ganz nett ist, er ist von Arbeitslosigkeit bedroht, weiß nicht ob ihn die Hotelkette weiter beschäftigt.
Das relativiert die Bedeutung  unseres  Rennens wieder einmal.
Christian hat Schmerzen in den Schienbeinen und spricht das erste Mal das magische Wort: „Aufgabe“  aus. Wir warten auf den nächsten Tag.

Stage 6:
Sand in Taufers- St.Vigil
39,7 km und 1512 Hm im Aufstieg, 1193 Hm im Abstieg.

Eine Strecke für uns Strassenmarathonläufer: Zuerst 21 KM fast flach, und dann ein Berg mit Team run42195 freundlichen Umständen Forstrassen, breite Wege, kaum Steige.
Wir starten im hinteren Teil unseres Blocks und können das versprochene langsame Laufen nicht wirklich einhalten. Erstens hat der gestrige Zielsprint so viel Spaß gemacht, zweitens fühlt sich’s gut an locker dahinzuziehen. Der ganze Tag eine Freude. Christian leidet ein bisschen beim ersten Stück bergab, aber vom Aufgeben keine Spur mehr. Zufrieden ziehen wir immer flotter werdend gegen das Ziel. Wir treffen auf eine seltsame Erscheinung. 2  Spanier, einer geht rückwärts bergab, hält Stöcke in den Händen, mit denen der andere ihn von oben hält.
Ab zum Ziel, knapp hinter dem, die Helden das Teams 4295 filmenden Kameramotorrad .
Nach 5h14min genießen wir das Bier im Ziel. Im Hotel sucht Christian in der Küche einen Behälter mit Eis zum Schienbein kühlen. Die nächsten Teams müssen dann bei der Empfangsdame  nur mehr aufs Schienbein zeigen und sie läuft schon!  Beim abendlichen Streckenbriefing bekommen wir wieder schweren Respekt vor dem TAR. Ein Bergmarathon mit 2 harten Bergen.
Die Aussage des Arztes zu Christians Beinen trägt dazu bei. Aufgabe?

Stage 7:
St.Vigil-Niederdorf im Pustatal
42,195 km und 1963 Hm im Aufstieg, 1990 Hm im Abstieg.

Christians Beine sind nicht besser, aber um nichts schlechter als gestern. Also weiter.
Wieder ein uns zugute kommendes flaches Stück m Anfang: 12KM mit nur 350HM laufen wir locker durch, fühlen uns stark und laufen dort wo die meisten gehen (leichte Steigungen).
JM beobachtet 2 kapitale Stürze, man merkt schon die Müdigkeit der Teilnehmer, wir sind, im Moment, verschont.
Die harten Bergpassagen erweisen sich als steil, aber toll zum rhythmischen Hinaufziehen.
Immer unterhaltsamer, da wir unsere Mitläufer immer besser kennen lernen. Dies ist schon speziell am TAR, das Gemeinschaftsgefühl, die Freude auf der Strecke sich zu treffen!!  Das Wetter ist traumhaft. Wir kommen auf eine Hochebene mit beeindruckenden Felsformationen und tollen Weitblick. Alle Läufer strahlen, das Leben ist schön! Zügig ist der höchste Punkt erreicht und es geht steil bergab, jedoch ohne die verhassten Steinplatten. Rutschend am Geröll tun wir uns wesentlich leichter. Das Hochgefühl wird kurz getrübt als wir auf ein Pärchen treffen, das wir und sie uns ununterbrochen überholt haben. Er Trägt sie am Rücken: Achillessehne!
Wir kommen zum smaragdgrünen Pragser Wildsee. Diese Schönheit ist unübertreffbar. JM ringt mit Tränen, Christian spielt den Coolen. Am Wildsee eine der perfekten Verpflegungsstationen:
Getränke, klar, da haben sie alles, aber dazu Gemüse, Kuchen, Speck, Obst und die netten Leute, eine Freude! Immer schwer da wieder wegzulaufen. Noch ein Berg, noch einmal ein Ausblick auf den Wildsee, dem man keinen Kitschmaler verzeihen würde. Er ist herzförmig!! Die Zeit verfliegt, weil die Landschaft so atemberaubend ist, in Null Komma nix sind wir auf dem Weisslahnsattel und es geht steil bergab zur nächsten Verpflegung. Auf die Frage der hübschen Bedienung, warum wir so schnell weiterwollen, meint Christian scherzend, er sieht noch eine Chance auf den 3ten Platz. Darauf sie:
In der Sympathiewertung habt ihr sicher Chancen. Hochzufrieden geht das Team 42195 die letzten km an!
Wieder das gleiche Spiel: auf den ebenen KM können wir besser beißen als unser Umfeld und wir genießen das Überholen und zügiges Laufen bis ins Ziel. Zügig ist 5:50. Mag nicht sonderlich flott erscheinen fühlt sich aber nach 280km und 12.000HM definitiv so an!
Schwer zufrieden im Ziel, genießen wir die Aussicht, dass wir die letzte Etappe doch irgendwie schaffen werden, im Hinterkopf ist aber das mögliche Scheitern noch vorhanden.
Im Ziel überrascht uns Andi aus dem Forum, ein unerwarteter Fan, der zum 3-Zinnenlauf angereist ist.
Unser gebuchtes First Cass Hotel, mit WLAN Sauna etc., erweist sich als Pension einer ältlichen, äußerst freundlichen Dame mit Blumenleidenschaft und Förster  als Mann.
Die anderen 2 Zimmer werden von einem österreichischen Senior Master Team samt Unterstützung belegt. Starkes Team. Einer von Ihnen strebt den Marathonweltrekord der M60 an. Seine Bestzeit 2:25! Im Schmähführen aber sicher genauso gut wie im Laufen.

Stage 8:
Niederdorf im Pustatal-Sexten:
33,4 km und 1269 Hm im Aufstieg, 1123 Hm im Abstieg.

Schon am Vorabend sternenklarer Himmel, ein prachtvoller Tag.
Die 2 Hymnen am Start: „Keep on Running“ und „Highway to Hell“ treffen auf eine schwer emotionalisierte Läuferschaft. Man wünscht sich ein letztes Mal Glück, und ab in die Morgensonne.
Wieder flaches Einlaufen unserer treuen Fans , die Kühe laufen ein kurzes Stück mit. Jean Marie läuft mit Übergepäck, Schokolade für die anderen treuen Fans, die 2 Allgäuerinnen, Schon von weitem: Hey Christian, Hey Jean Marie. Wir übergeben Schoko, Umarmung und weiter zu den 3 Zinnen.
Am Verpflegungspunkt wieder Andi, fein!  Foto und ab zum Aufstieg zu den 3 Zinnen. Christian geht’s so richtig gut bergauf, viel  Kraft, JM muss beißen und kämpfen. Ein steiler Weg bergauf um eine Krümmung und dann stehen sie da. Die 3 Zinnen und ihre nicht weniger beeindruckende Umgebung. Was für ein Glück, dies genießen zu dürfen! Wir lassen uns Zeit, schauen uns um, genießen. Der Abstieg wird brutal und schmerzhaft.  Wir tappen mit Schmerzen bergab, es dauert ewig. Eine völlig fertige, rückwärtsgehende Südtirolerin, lehnt unser Angebot ab, ihr beim Abwärtskampf zu helfen.
Wir sind, trotz verkrampften gehen fast doppelt so schnell wie sie, und uns überholen Läufer in teils halsbrecherischen Tempo. In 3km wurden wir von 26 Teams überholt. Aber alles Leiden hat ein Ende und wir erreichen das Tal und damit die allerletzte Verpflegungsstation des TAR. Ziehharmonika und Alphorn, Wassermelone und Kuchen, und strahlende Leute. Noch 5KM Laufen auf schönsten komfortablen Waldwegen. Christian ist absolut leer und so wird aus dem Zielsprint nur ein flottes Beschleunigen. Wir fallen uns in die Arme: nach 5h und 1min (gesamt 46h und 27min)sind wir in Sexten. Im Ziel des Trans Alpin Runs.
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

Offline boenald

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« Antwort #2 am: 04.09.2010, 21:44:59 »
Super, das nenn ich Rennbetreuung für die Daheimgebliebenen!!! I´ll stay tuned, macht´s es gut und viel Spaß wo geht ;)
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Offline bani

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« Antwort #3 am: 04.09.2010, 22:31:25 »
gratuliere zum ersten abschnitt
mit dem wetter hatte ich wohl nicht recht
es kann nur besser werden

Offline Richy

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« Antwort #4 am: 04.09.2010, 22:37:04 »
Super. Nur mehr 268,7km :D - Das sind dann noch 637 Marathons in der nächsten Woche ....

Offline Richy

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« Antwort #5 am: 04.09.2010, 22:38:07 »
Super. Nur mehr 268,7km  - Das sind dann noch 6,37 Marathons in der nächsten Woche ....  (da fehlte doch glatt der Dezimaltrenner)

Offline chribi

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« Antwort #6 am: 05.09.2010, 11:08:14 »
 gratulation zu ersten "stückerl" hoffentlich wird das wetter besser und zum busserln suchts euch bitte was anderes:)da wird sich auf der strecke wohl was finden lassen :D

Offline heitzko

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« Antwort #7 am: 05.09.2010, 11:30:47 »
bravo! war sicher mühsam, da im regen zu laufen! freue mich schon auf den nächsten bericht von euch - und tuts die berge nicht zuviel abbusseln, sonst gewöhnen sie sich noch daran ;). ihr müsst mir aber noch erklären wie man aus 260 2er teams, 320 läufer macht - zählen da manche nur als halbe portion :)?

Offline frzka

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« Antwort #8 am: 05.09.2010, 17:30:42 »
Herzliche Grtatulation zu den ersten beiden Tagen.  Ich halt euch fest die Daumen.  

Offline KITTY

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« Antwort #9 am: 05.09.2010, 21:30:46 »
meinen respekt habt ihr euch bereits erworben. gratuliere.
lg
peter

Offline bani

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« Antwort #10 am: 05.09.2010, 23:28:25 »
meinen respekt habt ihr auch schon lange

Offline boenald

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« Antwort #11 am: 06.09.2010, 08:57:39 »
Bravo! Bewunderung mischt sich mit Neid, da nicht dabei sein zu können... Schon gut, dass euch der Single Trail eingebremst hat, es kommt ja noch der eine oder andere Anstieg ;) @Kitzbühler Horn: da gibts ein durchaus traditionelles, steiles Einzelrennen hinauf, allerdings auf der Straße. Soll auf seine Art auch sehr fordernd sein. Alles Gute weiterhin!
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Offline pipel

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« Antwort #12 am: 06.09.2010, 09:34:37 »
Die Berichte und die Fotos machen Lust auf Berglauf, die Kondition sagt aber Nein. ;) Respekt euch beiden und noch viel Spaß und Erfolg!
Stop the world — I wanna get on!
(Leo Bloom in "The Producers")

Offline erwin_o

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« Antwort #13 am: 06.09.2010, 10:47:25 »
Super, wünsch Euch weiterhin viel Spass und BEISSTS durch !!

Freu mich schon auf persönliche Berichterstattung :D
Carpe Diem

Offline Conny

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« Antwort #14 am: 06.09.2010, 15:35:13 »
Kann mich nur anschließen: Respekt!! Ihr macht das ganz toll - alles Gute für die nächsten Tage!

 

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