Der Erste (Sieg) und hoffentlich nicht Letzte (Lauf)Rund um den Lainzertiergarten, oder kurz RULTG, hat sich zu einer meiner Lieblingsstrecken entwickelt und so war ich nicht erfreut dass der Lauf 2011 abgesagt werden musste.
Also auf 2012 warten, aber auch da war der Termin noch nicht fix, ausserdem hab ich da genau zu dieser Zeit die Veitsch geplant. Als dann Anfang des Jahres der Termin mit 26.8. bekannt wird bin ich zwar auch nicht begeistert, schliesslich fällt der Termin genau in meine Berlin Vorbereitung, aber als Trainingslauf lässt sich das sicher einbauen.
Die Wettervorhersage vor dem 26ten schaut gut aus, die Hitze soll bis zum Wochenende verschwinden und es soll merklich abkühlen, das tut es dann auch und am Sonntag hat es angenehme 20° und es ist bewölkt.
Kaum beim Auhofcenter angekommen, treffe ich auf einige Foris, welche nach und nach eintrudeln, mit ca 13 Teilnehmern ist das Forum auch zu knapp 50% beim Wettkampf vertreten. Anmeldung wie immer unkompliziert, kurzes Einlaufen und Forumsfoto und dann kanns auch schon losgehen.
Mein Vorhaben war, auf Druck aber nicht voll zu laufen und klar unter 2 Stunden zu bleiben, mich dabei aber möglichst nicht abzuschiessen.
Nach dem Start setzt sich Winfried gleich mal an die Spitze des Feldes (wie von Walter vorgegeben
) ich laufe die ersten 200-300m an 4ter Stelle, merke aber dass mir das Tempo zu langsam ist und versuche auf Winfried aufzuschliessen, um nicht gleich von Anfang an alleine laufen zu müßen. Das gelingt auch Recht gut und wir laufen erst zügig auf den Mühlberg, dann die Schotterstraße Richtung Autobahn. Das Tempo fühlt sich locker an, Winfried zieht mir auf der Schotterstraße zwar wieder etwas davon, ich bleib aber trotzdem an ihm dran. So verfolge ich ihn mit einmal mehr, einmal weniger Abstand durch die relative trockenen Stellen beim Glasgraben bis zum Dreihufeisenberg.
Wir laufen hintereinander die 3 Teilstücke des Dreihufeisenbergs hinauf, alles recht gleichmäßig und ohne zu überziehen, Winfried paced da sehr gut und im Nu sind wir oben und es geht in das lange Bergabstück Richtung Laaber Tor. Winfried gibt ab der höchsten Stelle Gas, ich hinterher. Das Tempo ist nun hoch, die Ideallinie wird gesucht, für mich teilweise grenzwertig wenn ich denk was danach noch zu bewältigen ist. Mittlerweile wird mir klar dass ich hier auf dem zweiten Gesamtplatz laufe, eine Premiere in meiner Läuferkarriere, und irgendwie seltsam, vorallem weil Winfried als Erster direkt vor mir läuft.
Bei der kurzen Steigung Richtung Laaber Tor wird Winfried ein wenig langsamer und mit 2-3 schnellen Schritten geh ich an ihm vorbei. So, und jetzt? Erster? Was mach ich jetzt? Langsamer werden und weiter mit Winfried laufen? Vollgas geben und am Ende eingehen und wieder eingeholt werden? Etwas überfordert geb ich einfach Gas und beschliesse einfach nicht zurück zu sehen und das Ganze von Gefühl her wie einen harten Trainingslauf anzugehen. Bin ja hier schon oft genug gelaufen, auch knapp an der Schmerzgrenze, also ist das jetzt nix anderes. Außerdem kommt jetzt mein Lieblingsstück der Runde, vom Laaber Tor leicht wellig bis zum Aquädukt, dann weiter über die Wiese kurz steil runter und dann über das stark verwurzelte Stück hinauf bis zur Schotterstraße dann leicht abfallend Richtung Hundeabrichteplatz.
Ich renn noch immer voll auf Druck, immer im Hinterkopf das Winfried sicher knapp hinter mir läuft, ich schau auch nicht zurück und versuche das Tempo aufrecht zu halten. Schon bin ich beim Gütenbachtor, kann dort eine Kollission mit einem Kleinkind welches bei der Labe herumwackelt gerade noch verhindern, schnapp mir einen Becher Wasser, kurz ausspülen und den Rest über den Kopf und weiter geht’s. Am kurzen Stück am Asphalt versuche ich ein wenig Tempo rauszunehmen, bin aber schon gleich bei der nächsten Steigung und laufe schon bald neben der Mauer um gleich darauf zum nächsten Bergabsprint auf der Witgensteinstraße anzusetzen.
Durch Hietzing durch fängt es leicht zu Regnen an, beim Lainzer Teich gibt’s die zweite Verpflegung, etwas unpraktisch auf einem Parktisch plaziert bekomm ich aber trotzdem meinen Becher Iso und renne weiter durch die Straßen. Hinauf zum Hörndlwald ist es zwar ein wenig mühsam aber bald vorbei und schon tauche ich in die kurze Waldpassage im Hörndlwald ein. Das Ende zeichnet sich ab, und jetzt denk ich mir ist es auch schon Wurscht, also nochmal Druck geben und über die Promenadenstraße im Kleingartenverein geht’s flott dahin.
Beim St.Veiter Tor vorbei, die Steigungen gehen fast wie von selbst und eh ich mich verseh bin ich beim Adolfstor und hab die letzte Steigung vor mir. Kurz schalte ich in den Gehmodus, verabschiede mich aber bald wieder davon und laufe rauf umd oben angekommen wieder wie ein Verrückter bergab zu brettern.
Kurz vor der Markwardstiege tauchen plötzlich Ulrich und Heidi samt Fotoapparat auf, (danke für das Foto!) Ulrich warnt noch vor rutschigen Stufen, ich ignoriere ihn und stürze mich die Stiege hinunter. Endlich mit dem Gedanken im Kopf dass ich den ersten Platz wohl ins Ziel bringen werde wenn ich in der Ebene nicht völlig eingeh.
Aber zum Glück wird’s kein Eingehen, ich kann sogar beschleunigen, kurz vorm Pulverstampftor mein Blick auf die Uhr, 1:39:xx, da kann sich eine Zeit unter 1:50 ausgehen schießt es durch meinen Kopf. Also nochmal vollgas und nach 1:45:03 laufe ich durchs Ziel.
Jetzt erst blicke ich das erste mal zurück, sehe aber keinen Winfried hinter mir, der kommt erst 5 Minuten später. Für den ersten Platz hätte ich mich ruhig ein wenig schonen können, viel schöner ist aber die geniale Zeit, die ich so aus dem Marathon-Training heraus jetzt nicht erwartet habe.
Die Rechnung für den Lauf erhalte ich dann am Montag, ich kann in der Früh kaum gehen, die Muskeln meiner Waden sind komplett hart und schmerzen, Stiegen runtergehen ist eine Qual, und selbst heute am Mittwoch bin ich noch immer ziemlich bedient.
Leider will Walter den Lauf aus seinem Laufkalender streichen und hat diesen heuer schon als Abschiedslauf tituliert. Ich hoffe er überlegt es sich nochmal anders, ansonsten muss wohl wirklich ich den Lauf nächstes Jahr organisieren.
Der einzige Trail-Lauf Wiens darf nicht aus den Laufkalendern verschwinden!
