die härtesten 2km meines lebensdie härtesten 2 km meines lebens:
begonnen hat aber alles am tag davor
, 12h von LE:
nach meinem urlaub entschied ich mich, da sich eine gewisse ziellosigkeit breit gemacht hatte, relativ kurzfristig einen traum zu verwirklichen, oder einfach mal wieder was verrücktes zu machen und so meldete ich mich zum 12h lauf in Langenzersdorf an. ein wirkliches ziel hatte ich nicht, außer durch zu kommen. aber auf welches realistische ziel sollte ich den lauf anlegen? 100km wären eine schöne marke, die ich gedanklich einmal anfixierte. doch wie sollte ich noch nach 70 oder 80km laufen können?
einige wichtige läufe hatte ich schon im vorfeld mit folgenden erkenntnissen:
2 lange trainingsläufe („2x lainz“ und wwvw444): jeweils nach so 5 stunden bekam ich kopfweh und so ein großes verlangen nach salz, dass ich es mir sogar versuchte vom körper zu schlecken. → salz mitnehmen
weiters merkte ich, wenn auf einmal nichts mehr weiter ging, musste ich nur was süßes essen und es ging wieder weiter.
dienstag training: hier lief ich immer in die arbeit, danach zum aerobic training und danach wieder nach hause. es waren zwar nur 28km, aber die letzte strecke war immer so richtig hart mit pudding-beinen, aber hier stellte ich fest dass laufen immer irgendwie funktioniert. (ich denke das war eine schlüssel-trainingseinheit)
Veitsch: bei dem lauf ging es mir zwischendurch richtig schlecht, ich konnte nicht einmal mehr schnell gehen, aber nach einer stunde wandern und viel trinken erfing ich mich wieder. → bei den 12h genug essen und trinken und auf die schnelle regeneration des körpers hoffen
Stanz: hier konnte ich mich sehr gut einschätzen(drosseln + ausreichend trinken und essen) und konnte so auch noch nach 47km gut laufen.
im forum holte ich mir auch noch ein paar gute tipps und so ging es eigentlich sehr gut vorbereitet zu den 12h:
am 29.9. reise ich guter dinge bereits mit startnummer, die ich am abend zuvor holte und so auch den weg kannte, an und gönne mir noch das gratis frühstück (liptauerbrote und tee) und treffe zu meiner freude auch schon bald fr. und hr. Superzogi + kinder. so erledigt sich auch mein problem mit der verpflegungstasche (sehr magerer inhalt: sonnencreme, zweites laufgewand, ein paar ersatzschuhe + socken, startsackerl und ein salzstreuer
), denn fam. superzogi hatte bereits ein zelt aufgestellt. jetzt lasse ich mir schon fast zu viel zeit, denn auf einmal sind es nur noch 10min bis zum start und ich bin natürlich noch nicht fertig...... schnell noch die startnummer aufs startnummernband, die schuhe binden, kurz überlegen, ob ich alles habe, die kopfhörer in die ohren (radio wien übers handy) und schon geht es los. da es doch recht frisch ist starte ich einmal mit jacke und hänge mich eher hinten gemütlich ans feld.
so laufe ich mich langsam warm, lege einen halben ganz zu und die jacke fliegt auch bald ins zelt. nach wenigen runden macht sich allerdings bereits ein sauerer magen breit. wenn er sich aufregt bekommt er was zu tun, also trinke ich gleich von beginn an, womit sich mein magen auch wieder beruhigt. =) doch nach 40min gleich das nächste, ich muss aufs klo, war das vl. der früchtetee? egal ich habe eh genug zeit und auf der 1km runde gibt es gleich 3 toiletten
-> kurzer austritt. doch kaum eine halbe stunde vergeht und ich muss schon wieder auf die toilette und gleichzeitig habe ich beim laufen ein unangenehmes gefühl in der leistengegend. ich schieb es einmal auf die volle blase. diesmal eine "große" toilettenpause mit einem laufhosen-handy-kopfhörer-problem. so werke ich an meiner laufhose rum und die pause kommt mir wie 4min vor (es war grad mal eine). jetzt doppelt erleichtert geht es gut dahin. so komme ich immer besser in fahrt, habe aber keine ahnung wo ich liege, oder wie schnell ich bin, da ich bewusst ohne uhr und nur nach gefühl laufe. unter vielen anderen überhole ich auch einen hinkenden läufer mit grüner kappe und denke mir noch, der arme hat schon jetzt probleme.
ich versuche ca. alle halben stunden zu trinken (abwechselnd cola, iso und wasser) und beginne nach 2 stunden auch schon zu essen (plan: jede stunde zu essen). anfangs greife ich hier zum kuchen. beim essen und trinken gehe ich immer ein stück und erhole mich so immer wieder ganz gut. nach 3 stunden beginne ich meine stündliche pause etwas auszudehnen. an der labe schnappe ich mir gleich 3 becher, ein kletzenbrot (wer braucht schon sponser und co, wenn er kletzenbrot haben kann) und gehe zum zelt, wo ich in meiner tasche nach dem salzstreuer krame, den hätte ich mir ruhig rausstellen können und salze mir dann ein getränk. ich gehe aber gleich weiter und sobald ich ausgetrunken habe, laufe ich auch gleich wieder los. langsam wird das laufen aber etwas anstrengend und ich stelle meinen laufstil etwas um. ich versuche etwas federnder zu laufen, also etwas mehr über den vor-, mittelfuss. so komme ich wieder richtig gut in fahrt und nehme im vorrübergehen die 42km in 3:46:10 mit. (sah ich erst nachher in der zeitenliste)
so beim laufen denke ich mir, wie brav doch meine knie sind und beginne glatt verkrampft zu laufen und das linke knie beginnt natürlich weh zu tun. ich versuche gleich die arme schön zu ziehen und dadurch auch sauberer zu laufen, was zum glück auch hilft und bald darauf alles wieder rund läuft. jetzt in meiner besten phase hänge ich mich sogar an einen staffelläufer dran, lasse aber bald wieder locker, da es doch noch zu weit ist. jetzt ist auch run4fun gekommen und sorgt zu meiner freude für abwechslung. zu meiner überraschung bin ich in der gesamtwertung schon an die 2te stelle vorgerückt, halte dies aber nur für eine kurzzeitige erscheinung, da die unbekannten laufregionen ja noch auf mich warten. ein weiterer lichtblick jede runde ist die anfeuerung von fr. superzogi.
ich beginne auch hochzurechnen, in 5 stunden habe ich bereits 56km, also 100km müssen sich auf jeden fall ausgehen, auch wenn ich am ende nur noch gehe. nach ein paar weiteren motivierten runden wird es auch schon zäh und lege das erste mal in einer stunde 2 trinkpausen und eine essenspause ein. hier überholt mich auch der dritte, doch der erste ist auf einmal dritter, also ich weiter 2ter, was weiter motiviert, denn die ersten 3 werden jede stunde durchgesagt. nach 6h ist die halbzeit erreicht und ich habe fast 67km am konto, denke mir aber, der lauf könnte ruhig jetzt schon enden. an der labe angekommen sehe ich wasser und iso, aber wo ist das cola? "cola?" "ist leider aus!" aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, wie soll ich die restlichen 6 stunden ohne cola auskommen? ich schnapp mir hald 3 becher von dem was noch da ist und da auch kuchen und kletzenbrot aufgegessen sind streiche ich mir ein brot mit liptauer. so bepackt wieder zum zelt, wo ich zu hören bekomme "wenn ich das gewusst hätte, wären wir zum heurigen gegangen", salze mein iso und weiter gehts. (auch cola und wasser schmecken gesalzen
) der zug läuft jetzt wieder, ich überlege mir nur, ob ich frau superzogi um ein cola bitten soll?? nach einer weiteren stunde riskiere ich es nochmals nach cola zu fragen und: "haben wir wieder, aber nur auf anfrage" juhuuuuuu "2x bitte"
und mit einem weiteren liptauerbrot geht es wieder weiter. jetzt stellt sich erstmals eine kleine anlaufschwäche ein und mein rechtes knie tut auch ein bissi weh. ich versuche darauf hin etwas mehr in die knie zu gehen, was glücklicherweise hilft und in den rhythmus komm ich auch wieder rein. im moment trinke ich jede halbe stunde sicher 3 becher, aber da ich nicht mehr auf die toilette musste, kann es nicht falsch sein. besonders angenehm empfinde ich zu diesem zeitpunkt das kurze bergabstück, welches die beine immer etwas auflockert. an der labe bin ich mittlerweile auf banane umgestiegen. nach gut 8h plauder ich mit zwei läufern, wovon einer meinte "dort drüben, der mit dem grünen kapperl, ist der führende". war das nicht der hinkende läufer vom beginn? ich lege wieder eine zusätzliche trinkpause ein, denn es läuft gerade nicht so toll und einer meiner begleiter gönnt sich nudeln. langsam sind neun stunden vergangen und ich habe bereits 95km am konto und so beginne ich die runden bis 100 zu zählen, wodurch aber auch der zug wieder rollt. nach 9:29:54 habe ich die 100 voll und was jetzt? zu frau superzogi meine ich noch "eigentlich könnte ich ja den rest spazieren gehen", aber dann packt mich der ehrgeitz und ich versuche den noch immer 2ten gesamtplatz zu halten. mit den 100km im gepäck läuft es sich jetzt befreiter und ein anruf meiner freundin sorgt auch für abwechslung, doch sie legt gleich wieder auf, da sie mich nicht stören möchte (oder war es doch mein keuchen), naja ich hätte gerne länger telefoniert. langsam rechne ich hoch, dass sich bei meinem momentanen tempo sogar 120 km ausgehen könnten. -> noch motivierter. bald habe ich die 110km erreicht, aber jetzt wird das laufen erstmals richtig schwer, aber es ist auch nur noch gut eine stunde. ich beginne wieder die runden bis 120 runter zu zählen, stelle mir teilweise die meter vor, wie sie weniger werden und denke mir "wenn ich es auf der veitsch geschafft habe nochmals zu laufen, dann schaff ich es hier auch". ich überlege kurz die letzten labe-pausen auszulassen, entscheide mich aber dann dafür den rhythmus beizubehalten. mit großer freude erreiche ich so die 120km und laufe auch (mit 2 runden rückstand) auf den führenden auf. er erzählt mir von seinem krampf zu beginn des rennens (komische leute diese ultraläufer) und davon, dass er gar keine pausen macht, nur fast jede runde im laufen was trinkt (er hatte tatsächlich keine runde über 6:xx) und wir laufen die letzten runden gemeinsam (er macht mir noch ein kompliment, dass ich noch immer locker aussehe..... naja). so schaffen wir es noch vor ablauf der zeit in die letzte runde, in der er auf einmal anzieht und meint wie schnell man doch noch laufen könne, nach so langer zeit. ich keuche hinterher, merke aber auch, dass meine beine noch was hergeben und so entschließe ich mich 200m vor dem ziel noch um den "goldenen windbeutel" zu sprinten, dem er aber nichts mehr entgegenzusetzen hat. 124km juhuuuuuu
im ziel bin ich überglücklich und stoße mit fam. superzogi auf den tollen lauf an. hier merke ich erstmals, dass mein keislauf doch schon am ende ist und mein körper beginnt leicht zu zittern und das gehen fällt doch schon sehr schwer. beim warten auf die siegerehrung wollen meine füße die schuhe einfach loswerden und als ich zu den socken greife, meint einer "die würde ich nicht ausziehen". egal, es tut nichts weh und zu seiner und meiner verwunderung habe ich nur eine miniblase seitlich an der großen zehe, sonst nichts. ein grund mehr meine "schlauchboot" nimbus zu lieben. viel schmerzvoller ist die warme wanne, mit der ich meinem kreislauf was gutes tun wollte, denn ich rieb mir die innenseiten der oberschenkel auf. (hier besteht noch handlungsbedarf für den nächsten ultra
). überraschend auch der blick auf die waage, grad mal 2 kilo abgenommen auf 124km, scheinbar bin ich auch beim laufen verfressen....... (könnte aber auch der schlüssel zu dem perfekten lauf gewesen sein
)
jetzt aber zur wahren herausforderung:
2km am nächsten tag: es wirkt nichts kaputt an meinem körper und so will ich meine serie nicht reissen lassen, doch meine bewegungen sind ein trauerspiel, in zeitlupe und keines 100jährigen würdig, doch ich schaffe sie iregndwie laufend. so lang waren 2km noch nie!
sonst muss ich sagen habe ich keine gröberen nebenwirkungen und bin des laufens noch nicht müde.
LG Wolf
ps. Fakten (Durchgangszeiten):
(42km: 3:46:10)
(67km: 6:01:14)
(100km: 9:29:54)
124km: 12:03:22 (Schnitt 5:50/km)
