einer geht nochDem Wachaumarathon und deutlichen Steigerungen über kürzere Distanzen direkt im Anschluss sollte eigentlich ein 2.Versuch in Graz folgen, doch leider musste ich da die Notbremse ziehen - es hätte meiner Meinung nach einfach keinen Sinn gemacht.
Somit wurde kurzerhand der zum Saisonausklang geplante Halbmarathon im Rahmen des LCC-Herbstmarathons zum PB-Versuch umfunktioniert - eigentlich bin ich kein Fan von permanentem Hin und Her, aber was solls, die (Rest-)Form sollte ja möglichst genützt werden.
Sonntag, kurz nach 8, Abfahrt in Richtung Prater. 8 Grad und Nebel wirken zwar auf den ersten Blick nicht wirklich einladend, allerdings besteht dann die Chance, ohne lästigen Wind laufen zu können.
Gegen 08.45 erreiche ich den VIP-Parkplatz vor dem Stadion. Faulheit siegt, immerhin ist es von dort aus deutlich kürzer bis zur Startnummernausgabe - bei dem Wetter nicht unwichtig
Man lernt auch nach 15 Jahren als Teilnehmer bei Laufveranstaltungen nicht aus: selbst bei 8 Grad und Nebel kommen einem 75min vor dem Start schon Übermotivierte in Singlet und kurzer Hose entgegen - was machen die eigentlich bis zum Start? Ich würde einfach erfrieren
Gleich drinnen bei der Startnummernabholung die 2. Überraschung: eine lange Schlange und entsprechende Wartezeit bis man endlich seine Startnummer in Empfang nehmen konnte.
30min später gings also wieder zurück zum Auto, kurz im Warmen sitzenbleiben (warum bin ich eigentlich hergekommen? - schon verdrängt...), Umziehen und Einlaufen.
Am Weg zum Start treffe ich Ulrich, nach einem kurzen Gespräche gehts auch schon auf in Richtung Startlinie. Jetzt fällt mir erst auf, wieviele Starter tatsächlich gekommen sind. Kaum 2 Minuten gestanden wurde der Lauf auch schon gestartet. Wo sollte es zeitmäßig hingehen?
Meine 18.34 vom Nightrun genügen lt. Greif für 1:27.24, lt.McMillan für 1:25.58 und lt.Daniels für 1:25.11 - nicht nachzusehen wäre vermutlich vernünftiger gewesen. Eigentlich hat es mich nur verwirrt.
Eine neue Bestzeit war schon geplant, allerdings hatte ich keine Anhnung um wieviel schneller als die bisherige. Es zeigt sich wieder, dass man jede Unbekümmertheit verliert, wenns nur eine Chance gibt.
Mein Plan war, mich diesmal nicht schon auf den ersten 5km abzuschießen, die erste Runde irgendwo im Bereich zwischen 4.05 -10 zu laufen und danach "einfach" zu schauen, was noch geht.
Auf den ersten Metern wunder ich mich (wiedereinmal) über die vielen 5.00-6.00 Läufer, die sich wiedereinmal zielsicher ganz vorn hingestellt haben um sich direkt im Anschluss und sicher nicht zum ersten Mal von der losstürmenden Meute über den Haufen rennen zu lassen - aber ich muss ja nicht alles verstehen.
Nach ca 100m erkenne ich vor mir Regina, die heute den Marathon bestreitet - auch mit ihr unterhalte ich mich kurz, bevor es dann weiter nach vorne ging. Die Drängerei hatte zum Glück irgendwo zwischen KM1 und 2 ein Ende, jetzt konnte ich mich auf die Tempogestaltung konzentrieren.
Am Weg RIchtung Wendepunkt kommt mir Ritchy (ohne Nummer und noch vor den führenden Herren) entgegen.
Gerade wenn das angeschlagene Tempo so locker von der Hand geht ist es wirklich schwierig, sich zurückzuhalten - nach 29:14 lag die erste Runde dann auch schon hinter mir.
Jetzt beginnt der spannende Teil - nicht nur sportlich: es darf gerechnet werden
Würde ich dieses Tempo weiterlaufen und die letzten beiden KM beschleunigen, geht sich eine neue Bestzeit aus (die bisherige Bestzeit war 1:27.37 aus dem April). Nachdem ich mich gut fühlte, wurde das Tempo zunächst einmal nur leicht gesteigert.
Nach 4.05 und 3.59 für KM 7 und 8 dann eine lustige Szene: ich laufe auf eine kleinere Gruppe auf, einer der Läufer sagt: "wir sind zu schnell - die letzten beiden KM sind wir in 8:10 gelaufen". Ich erkundige mich nach der Zielzeit - sie wollen unter 3h bleiben.
Ich behalte mein Tempo bei, sie werden langsamer - von hinten höre ich noch "schau, zuerst fragt er, wie schnell wir laufen wollen und jetzt rennt er uns davon". Daraus hat sich über ein paar hundert Meter eine Unterhaltung entwickelt, bevor wir uns schlussendlich dann doch wieder trennten. In der Zwischenzeit war mein Tempo ziemlich konstant 4.04 und immernoch problemlos zu halten.
Am Weg vom Wendepunkt zum Zielbogen greife ich einen Becher Wasser und schütte ihn, wie sollts auch anders sein, zur Hälfte über meine Schuhe. Das Thema Trinken war für mich somit auch besprochen...nach knapp über 58 Minuten war dann auch die 2.Runde auch beendet.
Ich wusste zwar,dass ich schneller war als während der ersten Runde, mehr aber nicht.
Kurz vor dem Zielbogen lief ich auf einen Herrn in gelbem T-Shirt auf. Eigentlich wollte ich vorbei, er wurde aber schneller. Nachdem das Tempo angenehm war (knapp über/unter 4.00) entschloss ich mich dazu, an ihm dran zu bleiben. Komfortabel war das Tempo mittlerweile zwar nicht mehr, weglaufen wollte ich ihn aber auch nicht lassen.
So gehts also auch in der 3.Runde flüssig dahin - 4.01/3.57/3.58/4.02/4.01/4.00 und schon ist die 20er Tafel erreicht - ich beschließe, den letzten KM nocheinmal zu beschleunigen, da die Zwischenzeit bei KM20 eine Zeit unter 1:26 realistisch erscheinen lässt.
Obwohl ich mich wirklich anstrenge und meinen Vorläufer überhole, wird Km21 trotzdem nicht schneller als 3.51 und der Zielbogen ist schon in Sichtweite, dennoch ganz schön weit entfernt.
Ich schaue ein letztes Mal auf die Uhr und laufe so schnell es noch geht - in der Zusatzschleife über den Stadionparkplatz feuert mich Wolfgang an, ich habe aber keine Luft mehr um irgendwas zu sagen.
Nach 1:25.55 überquere ich schlussendlich mit neuer Bestzeit die Ziellinie - Zeit für die letzte Runde: 27.52 (im Jänner habe ich für die voll gelaufene 7km Runde 27.39 gebraucht - unglaublich, was innerhalb von 9 Monaten möglich ist)
Bleibt nur noch Zeit für eine kurze Jahreszusammenfassung, bevor die E-Pace-Wochen beginnen:
eigentlich wollte ich dieses Jahr nur am Ball bleiben und nicht wieder so lange pausieren wie das Jahr davor, wo ich von September 2010 bis März 2011 lediglich knapp 100km gelaufen bin - und was ist draus geworden?
Anfang Jänner trotz niedriger Umfänge zum ersten Mal unter 1.30, kurz darauf zum ersten Mal unter 4.00 Schnitt auf der 7km Runde, im April dann die 1.27 beim VCM, zum ersten Mal unter 40min auf 10km bei Laufen Hilft, eine leichte Verbesserung beim 10er in Strasshof im Juni, davor 1.29 in der Staffel beim IM70.3 trotz hochsommerlicher Temperaturen, ein voll durchgezogener Greif-Countdown mit Marathon in 3.05, deutlich unter 19min auf 5km, zum Abschluss noch eine 1.25er Halbmarathonzeit und die VDOT 54 vom 5er über den HM gerettet - was für ein Jahr!
Danke an die Forumsgemeinschaft für die unzähligen Tipps, die aufmunternden Worte und die Möglichkeit, meinen Senf an geeigneter Stelle loswerden zu können!
