Autor Thema: 2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich  (Gelesen 1251 mal)

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« am: 10.08.2013, 00:00:00 »
Datum: 2013-08-10
Event: Erzberglauf
Distanz: 12.500 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« Antwort #1 am: 10.08.2013, 00:00:00 »
Schmerzberg? Erzberg-Herzberg!



Erst ja völlig verunsichert aufgrund meiner langwierigen Verletzungsauszeit wusste ich überhaupt nicht, ob es nicht an peinliche Selbstüberschätzung gepaart mit einem gewissen Selbstzerstörungstrieb grenzt, dem Interesse am Erzberglauf so einfach nachzugeben.
Die Antwort war einfach: JA NATÜRLICH! Natürlich überschätze ich mich, natürlich zerstöre ich mich (zumindest auf den letzten paar hundert Metern) immer wieder. Und wohl genau dazu ist der Erzberg nach all den bekannten Stories ideal.
Das Wetter schlug ja exakt am Tag des Laufes um, die Wüstenhitze endete in der Nacht vom 9. Auf den 10.8. und so konnten wir recht positiv gestimmt die Reise antreten. Nun, zumindest als wir trotz geringfügigen Umwegs dank des Bordcomputers des Car2Go´s dennoch nur um eine Minute verspätet am Treffpunkt ankamen wussten wir.. dem Abenteuer steht nichts mehr entgegen. Danke Katrin und Georg, dass wir mit Euch mitfahren durften, Danke!
Was für eine herrliche Landschaft, auch wenn die Eisenerzer Gegend ein wenig marod scheint, die Stimmung, die Bausubstanz fügt sich  unglaublich in die starke Landschaft ein, andere Worte fallen mir hier nicht ein.
Nachdem mit der Erzberg bisher nur vom Hörensagen bekannt war, konnte ich den ersten Blick kaum erwarten und wurde nicht enttäuscht. Hier hat die Industrie gemeinsam mit der Natur imposantes geschaffen. Was sonst wie hässliche Narben eine natürliche Landschaft verschandelt, wirkt hier wie ein kraftvolles Statement.
Nun, wir erreichen den Parkplatz, bekommen völlig unkompliziert unsere Startunterlagen ausgehändigt und freuen uns auf ein zu gelingendes Rennen. Der Start befindet sich am tiefsten Punkt des Erzberges, einem kleinen See, wir wandern also locker jene Meter erst einmal hinunter, die in weiterer Folge wieder hinauf zu laufen wären.. . Unten angekommen verabschiede ich mich von Heidi, suche mir meinen Platz im Startblock und bin gespannt auf... - VERDAMMT! Heidi hat ja noch meinen Chip! Na toll in 2 Minuten ist Start! Ich hupfe aus dem Startblock wieder raus, finde meine holde Gattin glücklicherweise gleich, sie hat scheinbar zeitgleich mit mir den Irrtum bemerkt.
Na grad noch..., wenige Sekunden vor der Startsprengung (am Berg wird der Startschuss als Sprengung zelebriert) bin ich wieder im Startblock.
Los geht's!
Gleich mal recht steil hinauf, rauf über die Schotterstraße. Ich will meine Beine noch schonen, trabe langsam hinauf, der Puls pendelt sich gleich  bei 155 ein. Mein Respekt vor der Strecke ist groß, noch mache ich sicher keinen unnötigen Stress. Ich  bin konzentriert, will keinen Fehler machen, kein zu schnelles Tempo, keinen falschen Schritt. Noch ist nicht die Zeit für Manöver. Trab trab rauf.
Locker sind meine Beine ja, aber irgendwie fehlt mir was.. die Selbstverständlichkeit, ein wenig vermisse ich die spielerische Kraft, ach.. wurscht. Es tut mir absolut nichts weh! Diesen Zustand genieße ich ungemein. Die ersten 2 Kilometer vergehen, wir sammeln Höhenmeter und traben dahin. Ich unterhalte mich mit einem Kollegen, der offensichtlich  hier schon Erfahrung hat, er warnt mich vor den letzten 4 KM´s. Ich lasse ihn nach vorne ziehen und .. konzentriere mich.  Bald ist ein Viertel, bald ein Drittel der Strecke geschafft.
Hey, auf den flachen Abschnitten komme ich ins Laufen, hier überhole ich alle in meiner Gegend und werde im Gegenzug nicht überholt. Passt, es macht Spaß.  Insbesondere auf der Ebene vor KM 8 fliege ich dahin, mein Puls hat sich  immer noch nicht wesentlich über 159 gehoben, wann, wenn nicht jetzt soll ich auch ein wenig Tempo machen? Ich überhole. Nach der Labe bei KM 8 steigt der Weg an, die Schritte werden kürzer, dennoch, ich  habe nun Blut geleckt, meine Beine scheinen sich zu erinnern, was Laufen bedeutet. Ich drücke weiterhin auf´s Tempo und überhole, weil`s einfach Spaß macht.
Irgendwann bei KM 9 dann ein leichter Einbruch... "Alles OK, Alles im Rahmen" denke ich mir und beginne ein kleines Gedankenexperiment. Ich stelle mir ein IschwH gemäß jener vielen Bilder vor, die im Netz kursieren und lasse ihn neben mir herlaufen. Ich lasse ihn mich anfeuern, mich motivieren. Hey, das macht Spaß, da renn ich auch gleich wieder schneller! Danke Schweinshunderl!
Die Belastung bedingt, dass ich in regelmäßigen Abständen laut ausatme, fast ein wenig schreie. Ich lächle darüber, niemanden stört es. Ich schreie also und überhole. Permanent überhole ich. Wenn einmal einer einen verfrühten Sprint ansetzt, so überhole ich  ihn wenige Meter darauf wieder. Bin ich wieder da? Bin ich  wieder zurück aus der Verletzung? Kann sein, den Lauf jedenfalls genieße ich so, wie wenige in den letzten Jahren. Keine Schmerzen, keine großen Probleme, einfach Spaß!
Die Musik im Zielbereich beschallt die letzten beiden Kilometer, die spornt an, sie treibt mich hinauf. Ich drehe mich um, schaue auf die Schar der Kollegen hinter mir und erkenne jenen, der mir bei KM 3 die Strecke so nett erklärt hat. Er ist viele hundert Meter hinter mir! Ja, flach laufen kann ich  so halbwegs, aber heut macht auch die Quälerei hinauf Spaß! Ich überhole Luigi den Italiener, den Typen im schwarzen Shirt mit den verfrühten Endspurtambitionen, den Meilen-Läufer der den Blick nicht heben will, ich überhole und genieße. Auch  als die letzten 400-500 Meter noch  eine kleine Mauer bilden, schreie ich mich kurz an und RAUF DA!
Ich bin bis hier durchgelaufen, jetzt weiter rauf, bald bin ich oben. Wozu habe ich zwei Beine, wenn ich sie hier nicht nutze. Wir (meine Beine und ich) sind uns einig, es macht heut Spaß!
Auch der letzte, wirklich  heftige Anstieg reizt  noch zum Angriff. Ich zwänge mich durch ein nicht vorhandenes Loch zwischen zwei Kollegen, freue mich Georg und Wienfried zu sehen und schleppe mich die wenigen verbleibenden Meter ins Ziel. Keine Ahnung, wie es ausgesehen haben mag, ich genieße aber... Die Freude, mich verausgabt zu haben, die Freude am Berg, die Freude an der Natur.
Ich würd sagen, ich bin wieder da. Und das grad am (H)Erzberg.

Oben treffe ich  sofort auf Oliver, schön, ihn zu sehen, leider kann ich noch nicht wirklich viel reden, die Luft muss erst wieder meine Lungen füllen..
Heidi ist wenige Minuten nach mir im Ziel, ich kann ihren Endspurt verfolgen, Ihr Gegner möcht ich da sicher nicht sein ;). Auch Katrin ist Heidi unmittelbar auf den Fersen, wir sind alle komplett!
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline heitzko

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« Antwort #2 am: 11.08.2013, 12:34:42 »
von mir bekommst du jetzt den ehrentitel der mit dem IschwH tanzt :)

Offline CobbDouglas

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« Antwort #3 am: 11.08.2013, 12:35:52 »
Du warst offensichtlich zumindest einer der sehr weniger der auf den letzten Metern so richtig Spaß hatte. War uns eine Freude euch zum Erzberg zu überreden (auch wenn eigentlich ja gar kein überreden notwendig war :) )
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Offline cbendl

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« Antwort #4 am: 11.08.2013, 16:17:31 »
Tststs,so ein brutal-ehrgeiziger Kämpfer? ;) Ganz schön martialisch, dein Bericht, so kennt man dich ja gar nicht. :D
Gratuliere aber, der Lauf dürfe wirklich super funktioniert haben!
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Offline shiloh

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« Antwort #5 am: 18.08.2013, 21:41:10 »
Schön, daß es Spaß gemacht hat - die Freude daran ist doch das Wichtigste. Gratuliere Euch allen!
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

Offline Pizzipeter

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2013-08-10 Erzberglauf - Ulrich
« Antwort #6 am: 23.08.2013, 14:46:36 »
Super Ulrich - ich bin mit dir mitgelaufen :-)
Gratulation zu deiner Leistung, dem Bericht und dass du wieder da bist!
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