Endlich (wieder) unter 5 Stunden
Ich hab aus meiner 1. Laufkarriere eine Marathon-Bestzeit von 3:58 zu Buche stehen. Das war allerdings 1996 und es folgten 15 mehr oder weniger lauffreie Jahre. Seit gut 2 Jahren laufe ich wieder ernsthaft und bin letztes Jahr in Berlin am Ziel unter 5 Stunden zu bleiben mit 5:13 gescheitert.
Heuer sollte es in München klappen. Die Vorbereitung verlief ohne Probleme und ich spürte wie meine Form sich in den letzten Wochen spürbar verbesserte. Ich hatte also die Hoffnung die 5 Stunden doch mehr oder wenig deutlich zu unterbieten.
München ist es geworden, weil es ein gut erreichbarer Herbstmarathon sein sollte und weil ich mit meiner Zeit nicht alleine laufen wollte, deshalb ist z.B. Graz ausgeschieden.
Die Laufmesse war gut organisiert und die Wartezeit auf die Startnummer sehr kurz. Einzig beim T-Shirt abholen hätte ich etwas länger warten müssen, da ich aber keines bestellt hatte, war das auch kein Problem für mich. Neue Schuhe habe ich dann auch noch gefunden und gekauft (Nike Pegasus um 60,- EUR).
Am Samstag war es noch sehr kalt (2-5 Grad) aber der Wetterbericht für Sonntag ließ etwas wärmeres Wetter erwarten, trocken, sogar etwas sonnig und fast kein Wind. Sonntag in der Früh beim Aufstehen hat es dann noch heftig geregnet, aber während des Laufs war das Wetter gemäß der Vorhersage.
Das Ziel befindet sich im alten Olympiastadion, wo man auch seine Sachen abgibt, der Start ist aber einen guten Kilometer entfernt, bei ca. 6-7 Grad eine Herausforderung um nicht auszukühlen. Es gibt 3 Startblöcke (unter 3:30, unter 4:15, länger als 4:15) für die insgesamt rund 6.500 Marathonläufer und die 500 Staffeln. Es gibt auch einen Halbmarathon (6000 TN, schon früh ausverkauft), der Start ist allerdings bei der Halbmarathonmarke, damit auch diese in den Genuss kommen ihr Ziel im Olympiastadion zu haben. Da der Start aber erst 4 Stunden nach dem Marathon ist, gibt es kaum Überschneidungen.
Da mein Zug zurück relativ früh abfährt entschließe ich mich im 2. Block zu laufen, obwohl ich eindeutig in den 3. Block gehört hätte. Aber ich wollte einfach 10 Minuten früher im Ziel sein. Da ich ganz am Ende des 2.Blocks startete, hatte ich die eigenartige Situation die ersten Kilometer fast alleine zu laufen. Da die Staffeln alle aus dem letzten Block gestartet sind, wurde ich aber dann bald von den schnellen Staffelstartläufern überholt.
Ich wollte auf eine Zielzeit von 4:45 anlaufen und es ging mir auch sehr gut dabei, ich hatte ständig das Gefühl bremsen zu müssen. Langsam kamen auch die schnelleren Läufer des 3. Blocks und überholten mich. Das war zwar zu Beginn des Rennens kein psychologisches Problem, aber vielleicht habe ich mich von dem Tempo etwas mitreissen lassen.
Bei KM 8 läuft man in den englischen Garten und bleibt dort für rund 9km auf relativ engen Wegen, manchmal war es so eng, dass max. 6 Läufer nebeneinander Platz hatten. Bei mir war es kein Problem aber ich kann mir vorstellen, dass es für jemanden der 4h braucht dort schon etwas eng war.
Bei den Verpflegungsstellen, die es ziemlich zahlreich gab, hab ich mir bewusst Zeit gelassen und bin gegangen. Auch bei den letzten war noch nichts aus und es hat alles (Wasser, Iso, Bananen, 2mal Gel, warmen Tee) noch ausreichend gegeben. Vielleicht sah es bei den nachkommenden Halbmarathonis anders aus, ich kann es mir aber nicht vorstellen.
Die Strecke ist relativ kurzweilig, am schönsten sind die letzten 10-12 km wo man durch die Innenstadt läuft und an den Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Strecke ist zwar nicht ganz so flach wie Berlin, aber sicher nicht schlimmer als Wien, was die Steigungen betrifft.
Beim Halbmarathon war ich bei 2:19:30 durch und somit etwas schneller als geplant. Das Gefühl war noch immer sehr gut und ich war guter Hoffnung, dass ich diesmal mein Tempo halbwegs bis zum Schluss halten könnte. Leider habe ich dann bei KM 27, 28 gemerkt, dass es auf einmal anstrengender wurde einen Schnitt von 6:30 zu laufen. Es ging zwar noch aber ich spürte, dass es noch anstrengend werden würde.
Tatsächlich habe ich dann angefangen die Gehpausen etwas zu verlängern und dann auch zwischen den Verpflegungen Gehpausen einzulegen. Irgendwann wusste ich, dass ich die 4:45 nicht mehr schaffen würde, aber trotzdem ziemlich sicher unter 5 Stunden bleiben würde. Das war für die Motivation nicht so 100% förderlich. Im Nachhinein betrachtet hätte ich wahrscheinlich doch 2-3 Minuten schneller sein können, wenn ich zum Schluss eine Begleitung gehabt hätte oder ein bestimmtes Zeitziel noch knapp gewesen wäre.
Jedenfalls ist der letzte Kilometer, auch wenn ganz leicht ansteigend (oder ist es mir nur so vorgekommen), dann sehr toll, weil man auf das Stadion zuläuft und dann durch das "Große Marathontor", in dem es ziemlich dunkel war, ins Stadion hineinläuft. Dabei spielten sie Applaus, Applaus von den Sportfreunden Stiller, da sind mir dann doch fast die Tränen gekommen, weil man spätestens dann weiss, dass man es geschafft hat.
Die letzten 100m im Stadion habe ich dann sogar noch etwas Gas gegeben weil ich den Stadionsprecher hörte wie er den Sieger des Halbmarathons ankündigte. Immerhin war ich dann 10 Sekunden vor ihm im Ziel mit einer Zeit von 4:54:27 (abgerundet 4:54, 3 Sekunden länger und ich müsste 4:55 sagen)
Die Zielverpflegung mit frischen Brezen, alkoholfreiem Weissbier, Äpfeln, Bananen, etc. war exzellent, kein Vergleich mit Wien. Leider war der Boden im Stadioninnenraum noch etwas nass, sonst wäre es noch erholsamer gewesen dort etwas länger zu liegen. Um das Stadion dann zu verlassen musste man allerdings mindestens 80 Stufen hinaufgehen, was mir dann doch etwas schwer gefallen ist.
Interessanterweise geht es mir heute ziemlich gut, vielleicht weil ich gleich ordentlich viel Eiweiß zu mir genommen habe (3 Burger bei McD). Jedenfalls glaub ich nicht, dass dies mein letzter Marathon gewesen ist.
