Autor Thema: 2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich  (Gelesen 863 mal)

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« am: 20.10.2013, 00:00:00 »
Datum: 2013-10-20
Event: LCC Herbstmarathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #1 am: 20.10.2013, 00:00:00 »
Und es war wieder einmal Sonntag oder Bin ich jetzt ein Wanderer?


Begonnen hat die Geschichte ja im Herbst, Winter 2011. Mit dem Kauf meiner damals so heiß geliebten Brooks Pure Flow. Ich hab sie einfach nicht "vertragen" und mir so sehr lästige und langwierige Probleme (ich  hab genug über Sehnenansatzzerrung und Ödem gesudert) eingehandelt.
Gut, ich  habe versucht, das Problem zu ignorieren, zu behandeln, massieren zu lassen, war im Spital... Im Endeffekt kostete mich die Geschichte viele Nerven und einmal die Veitsch. Naja, soll nichts schlimmeres passieren, wenn man einmal wirklich zu blöd ist, um die Zeichen des Körpers zu verstehen.
Jedenfalls verschwanden die Schmerzen relativ flott, als mir Heidi die "Pistol Squads" zeigte, die mir gemeinsam mit nun doch endlich konsequent durchgeführten Dehnübungen endlich halfen. Den  Erzberglauf empfand ich  als kleine Wiedergeburt, ich konnte wieder frei laufen, endlich  wieder locker mich mit den anderen matchen. Herrlich! Auch ein kleiner Umknicker im Wolfsberger Garten konnte da nicht mehr viel verhindern, Tape sei dank half mir eine Mixtur aus Mountainbike und Vorsicht, die Freude am Sport zu behalten. Aber ein bisserl grantig war ich da schon. Wenn jeder Schritt schmerzt, fühlt man sich bald ein wenig marod.
Als die Schmerzen im Knöchel auf ein vertretbares Maß gesunken waren, wollte ich doch baldigst möglich wieder versuchen, wenigstens die paar Wochen noch zu nutzen. Mir war klar, dass eine gute (also sub3:20er) Zeit nicht denkbar war, dennoch streute ich in den 3 Wochen vor dem LCC Marathon einige Intervalle ein, ebenso wie den Nightrun und den Höhenstraßenlauf, die ich beide als Tempotrainings sah. Gut, der Spaß war da, auch das Tempo war möglich. Neu kam mir nur vor, dass ich wohl aufgrund 2er Faktoren die Intervalle nicht so gut verkraftete: einerseits waren die Virratas wohl ein wenig dran schuld, dass ich mir nun den rechten Unterschenkel beleidigt hatte, andererseits schiebe ich es einfach  aufs Alter, dass ich mich nicht mehr so schnell erhole. Ach, eigentlich ist es ja egal. Heuer renn ich keine Rekorde mehr, vielleicht überhaupt nicht mehr, wer weiß, aber Spaß soll´s mir halt machen, meine Lauferei. So wie am Erzberg.
Natürlich schwebte mir auch nach wie vor meine "magische" 50er Grenze vor, doch (so ehrlich bin ich schon zu mir), die ist nur eine Frage der Zeit. Viel wichtiger ist es mir, noch einige Jahre weiter laufen zu können, einfach den Spaß zu fühlen und meine Hetz auf der Strecke zu haben.
Die Woche vor dem LCC verging problemlos, ich schaffte es sogar auch, meine letzten Schmerzen aus meinem rechten Wadl raus zu bekommen. Ich bin sogar so frech und wage ein Experiment, indem ich  zum ersten Mal mit den Inov8 255 einen Marathon laufe. Sie haben sich eigentlich auf den beiden Longjogs bewährt, warum soll ich  es nicht versuchen, ich habe ja nichts zu verlieren!
Und es war wieder einmal Sonntag
Nachdem Heidi meine übliche Marathonpanik ("hab ich eh nix vergessen") gelassen ertragen hatte ;), strahlten wir bald über das einladende und noch recht kühle Marathonwetter. Heute.. heute ist ein guter Lauftag!
Nachdem wir die letzten Dinge erledigt haben, unsere Eigenverpflegung auf pumperischen Rat gleich direkt zur Labe gebracht haben, finden wir uns im Stadion ein. Es ist einfach immer wieder toll, so viele Freunde zu treffen! JM, der mich ja begleiten möchte, Michi, der sich eher kurzfristig zur Teilnahme entschlossen hat, ist er ja erst vor kurzem wieder mal einen Ultra gelaufen, Peter, Wolfgang, Wolfgang, Regina, Carola, Harald, es ist einfach toll, in dieser Schar dabei sein zu dürfen!
Los geht's!
Der erste Check nach 300 Metern ergibt: alles bestens, alles läuft rund, kein Ziehen, kein Stechen, keine Probleme. Juhu, endlich kann ich das mal von mir behaupten! Aus welchem Grund auch immer, sei es wegen der Streckenführung, sei es wegen meiner heutigen Stimmung fliegen die Kilometer vorbei, kaum merke ich  es, sind JM und ich  schon bei KM 3, dann gleich  wieder auf der Allee, bei der Wende..., die Stadionschleife hat es ermöglicht, dass die Strecke rauf zum Praterstern verkürzt wurde. Während ich  das Stadion kaum als wirklichen Streckenbestandteil wahrnehme, so gut gefällt mir die Stimmung dort, bin ich wegen der Verkürzung Richtung Praterstern erleichtert. Mir taugt die Strecke so wie sie jetzt ist, sehr!
Die Kilometer ziehen vorbei, wir bleiben konstant unter oder um 4:50, hie und da sogar um die 4:30. Warum nicht? Heute geht´s wieder einmal so locker von der Sohle, das will  ich  genießen. Apropos Sohle, die Inov´s haben sich bewährt, keinerlei Probleme, keine Schmerzen und bis zum Schluss ein erfreulich lockerer Laufstil, der mir selber positiv auffällt. Darauf kann ich  aufbauen! Im Laufe der 2 Runde schließen wir auf Harald auf, JM kennt ihn, auch Heidi und ich  haben ihn bereits einmal auf Malta getroffen, so ergeben sich einige Gesprächsthemen. Ich versuche dennoch, mein Tempo zu halten und mich nicht zu sehr auf die Unterhaltung zu konzentrieren, (sorry, hoffe ich war da nicht unhöflich ;) ) Als auch Tschitschi dazu kommt, verschärft der flotte 3er gleich einmal das Tempo, ich lasse mich zurück fallen, um dann aber, als sie das Tempo auf einen 5er Schnitt senken zu überholen. Ich biege beim Halbmarathon ins Stadion ein, freue mich wieder mal über die Stimmung, gratuliere Dirk zu seiner tollen Zeit (jetzt ist er auch beim HM schneller als ich) und... finde mich plötzlich  nicht mehr zurecht! Wo war der Ausgang? Ich  sehe keine Markierungen, keine Läufer vor mir, sodass ich auf 2 Kollegen warte, an die ich mich dann anhängen kann. Ehrlich.. sowas ist mir noch nie passiert.
Im Laufe der 4. Runde baue ich  scheinbar meinen Vorsprung auf JM, Tschitschi und Harald aus, dennoch beiße ich ziemlich, um alleine immer wieder diesen oder jenen Startnummernträger einzuholen, langsamer werden will ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
In der 5. Runde dann ein kleiner Einbruch, ich muss 2 Gehpausen einstreuen, die führen aber nicht, wie sonst zu einer Frustpackung, sondern helfen mir wirklich, mich ein wenig zu erholen, ich erfange mich wieder und zottle dahin. Meine Zeiten wachsen zwar stetig über die 5 Min hinaus, aber .... langsam fange ich an, mich  mit meinem Kopfkino zu beschäftigen. Die Playlist des Kinos enthält primär zwei Stücke: einmal den kürzlich gesehenen Film "Sein letztes Rennen", sowie auch einen Zusammenschnitt meiner jüngsten Laufvergangenheit. All die Frustrationen, all die Zerrungen und Schmerzen.. und jetzt renn ich wieder! Es geht wieder, ich  genieße die Hetz wieder! Juhuu ich  bin wieder da.
Einmal noch ins Stadion, einmal noch raus, da sehe ich plötzlich locker und fidel Georg auf der Gegenseite der Allee! Er bremst ab, dreht und begleitet mich fortan auf meinen kommenden 6 Kilometern! Ich bin nicht mehr allein, jetzt geht´s wieder besser! Gut, ich bin nicht mehr frisch, ich beiße schon ein wenig, aber jetzt hab ich wieder einen Motivator! Und was für einen! Schon alleine der Satz: "Ich bin dazu  da, den Wanderer vom Wandern abzuhalten" ist sensationell! Noch 5, noch 4 Kilometer, jetzt mal schauen, was noch drinnen ist, auch wenn es ... , nein, grad weil es nicht  einfach  ist. Genau das mag ich ja, rausholen was geht, auch wenn es nicht leicht ist. Noch 3, noch 2. Hier greift auch wieder einmal meine MP3-Playlist: ein Liedl aus Neuseeland bietet mir genau den Rhythmus, bei dem ich mit muss. Herrlich, jetzt läuft es locker und rund! 4:40 scheint auf meiner Ambit auf, ich dürfte flott unterwegs sein. Georg warnt mich zwar, nicht zu früh zu steigern, aber was soll ich machen? Geil, ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein! Ich weiß, ich brauche mich jetzt nicht zurückhalten, die Saison ist vorbei, ich kann rausholen was ich will, brauche mich nicht für morgen schonen. Noch ein Tempolied, ich steigere noch auf 4:30 und fliege subjektiv dahin. Einfach nur reiner Laufgenuß stellt sich ein. Georg begleitet mich leichtbeinig freilich auch in diesem Tempo (ist ja sein Longjogtempo :D ) Noch um die Kurve, das Stadion liegt vor mir, REIN DA! Es läuft so leicht, ich genieße die letzten Meter wie selten zuvor, rein ins Stadion, rein ins Ziel!
Ja, so mag ich das!
Jetzt ein bisserl ausruhen, locker werden und schauen, was das nächste Jahr bringt!

Georg und Katrin machen sich gleich auf, auch Heidi zu begleiten, ich schnaufe erst aus, trinke ein wenig und krieche ihr dann auch entgegen. Als ich Georgs Leiberl aufleuchten sehe, weiß ich auch, dass Heidi wieder einmal ihre selbst gesetzten Ziele weit übertroffen hat! Ich begleite sie noch die letzten Meter, Ja, jetzt  sind wir beide wieder einmal angekommen! Das Leben macht Spaß!

Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline Gantenbein

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #2 am: 22.10.2013, 12:35:47 »
Schöner Bericht Ulrich !!!! Auch schön sich mit dir im, nach oder vor dem Rennen zu unterhalten.

Ein richtiges Läuferherz hast du !!!!

Und ja, jetzt bin ich am HM schneller als du; ich hab mir aber sehr,sehr viel von dir abgeschaut (mehr als du denkst) :D !!!

Dafür vielen Dank !!!!
Füllkilometer können mir gestohlen bleiben !

Offline heitzko

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #3 am: 22.10.2013, 13:15:15 »

es war sooo toll meinen ehemann endlich wieder frohlockend auf der allee herumlaufen zu sehen :). da schaue ich auch über die morgendliche marathonpanik großzügig hinweg :D ;)!

Offline Diana11

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #4 am: 22.10.2013, 13:24:41 »
Danke, Ulrich, für den Bericht - man spürt förmlich deine Freude!!!
Ich freue mich mit dir und jedes Läuferherzerl lacht, bei solchen Erfolgsgeschichten. Wobei, mit Erfolg meine ich hier jetzt nicht Zeiten oder BP, sondern einfach den Spaß an der Sache und dass du wieder voll fit bist. Toll!!!
WETTKAMPFSCHWAMMERL
Shit happens! Mal bist du Taube, mal bist du Denkmal. (Dr. Eckhart von Hirschhausen)

Offline Pizzipeter

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #5 am: 22.10.2013, 18:27:23 »
Was gibt es Schöneres? Spaß am Laufen, Freude beim Schreiben, Genuss beim Lesen!
Danke und nochmals Gratulation!

...das mit dem "Verlaufen" find ich interessant ;-)
vielleicht solltest du dir auf der Ambit die Runde einspeichern :-)))
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Offline helga

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  • Ambitionierte Spaßläuferin
2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #6 am: 23.10.2013, 07:34:26 »
ich freu mich dass es dir wieder Spaß macht juhuuuu!
Der Weg, auf dem Sie Ihre Ziele erreichen, ist genauso individuell, wie Sie selbst. (Klaus Weiland)

Offline KITTY

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2013-10-20 LCC Herbstmarathon - Ulrich
« Antwort #7 am: 23.10.2013, 20:18:01 »
Wenn du  beim Rennen nur halb soviel Spaß hattest wie ich jetzt beim durchlesen deines Berichtes, dann fällt mir nur eines dazu ein. G E I L ! ! ! ! ! !
:)
lg
peter

 

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