Autor Thema: 2014-07-04 XREID - JM  (Gelesen 1372 mal)

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2014-07-04 XREID - JM
« am: 04.07.2014, 00:00:00 »
Datum: 2014-07-04
Event: XREID
Distanz: 128.000 km

Ersteller: JM

Offline JM

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #1 am: 04.07.2014, 00:00:00 »
schöner als fliegen

Die Vorgeschichte zu meinem X-reid -Abenteuer ist ja durch meinen blog schon bekannt. Aber zur Erinnerung beginne ich doch von Anfang an, da es für den Rest des Berichtes doch von Belang ist.

Die Anreise mit Air-Berlin erfolgt mit Zwischenstopp in Berlin. Der Flug startet aber schon mit Verspätung in Wien, so dass wir in Berlin den Flug nur durch eine schnelle Laufeinheit durch den Flughafen erreichen. Schon zu dem Moment hat es uns gedämmert dass das Gepäck kaum so schnell umgeladen werden konnte, wie wir laufen konnten. In Oslo angekommen, warten wir somit auch umsonst beim Laufband auf unser Gepäck.  Am lost & found - Schalter beruhigt man uns und meint dass es am Abend mit der letzten Maschine (ca18:00) nachgeliefert wird. Also alles kein Problem.

So können wir ohne Gepäckschleppen nach Oslo weiterreisen - praktische Sache - denke ich noch. Zu früh gefreut. Am Abend ist das Gepäck auch noch nicht da, also hoffen auf die Frühmaschine. Es gibt da so ein online-tracking-System wo man den Status des Gepäcks nachverfolgen kann. Irgendwann in der Früh springt der Status auf "arrived in Oslo". Super, alles wird gut. Immerhin habe ich die ganze Pflichtausrüstung im Hauptgepäck. Weil es so viel Zeugs war, auch weil  ich alles schon mal testweise im Laufrucksack eingepackt hatte, habe ich den gepackten Rucksack gleich als Ganzes in den Koffer getan. Normalerweise gebe ich ja schon bei einem normalen Stadtmarathon zumindest die Laufschuhe ins Handgepäck. Anfängerfehler :(  

Zumindest das nicht so schnell nachkaufbare Equipment hätte ich im Handgepäck haben sollen. Aufgeladene GPS-Uhr mit Track z.Bsp. Die hätte ich nicht rechtzeitig nachkaufen können, dann auch noch Software auf einem Computer installieren um den Track zu überspielen etc.  Aber das wäre eh nicht das einzige gewesen.

Nachdem das Gepäck ja schon in Oslo war, dachten wir dass es kein Problem sein wird und rechtzeitig ins Hotel nachgeliefert werden wird. Als zu Mittag noch nichts angekommen ist, telefonisch aber niemand erreichbar war. In der Hotline haben wir ganze 2 Stunde abgewartet - "apperntlay nobody is available, you will be connected shortly". Diesen netten Satz zusammen mit unglaublich nervender Hintergrundmusik in
Dauerschleife zu hören hat uns richtig zermürbt und wütend gemacht. Können die sich nicht mal in den Sommerferien einen Studenten/Schüler leisten der zumindest mal abhebt ? Zwischendurch schreibe ich immer wieder den aktuellen Stand ins Forum . Irgendwo musste ich meinen Frust ja einfach los werden. Sonst gab es ja niemanden der zuhören wollte . Das hat gut getan mit "Zuhause" = Forum zu schreiben. Danke euch dafür.
 
Zu Mittag gehen wir dann mal das Mietauto abholen und parken es vorm Hotel damit wir direkt losfahren können wenn das Gepäck eintrifft. Mittlerweile haben die vom Flughafen uns telefonisch erreicht und uns versprochen das Gepäck bis 17 Uhr vorbeizubringen. Auf die Frage ob wir es nicht selber abholen könnten wird gesagt dass es schon vom Auslieferungsservice entgegengenommen wurde und es nicht möglich ist es selber abzuholen.

Na gut, soll so ein, wir wollten zwar zu Mittag schon zum Zielort Rjukan , ca. 200km von Oslo entfernt, aber so sollte sich noch ausgehen. 200 km klingt jetzt nicht so viel, aber DonTango meint in einer SMS dass wir min 3 Stunden brauchen werden. Zu schnell fahren sollte man in Norwegen ja auch nicht. 20 km /h zu schnell kosten immerhin schon ca. 500 €.  Die Registration  ist aber bis 21 Uhr offen, das sollte sich also doch noch ausgehen, wenn auch nur mehr knapp. In der Zwischenzeit habe ich mir noch schnell in einem Supermarkt eine Packung Nudeln  und ein Glas Sugo gekauft , damit ich am Abend noch was kochen kann.  In Oslo ernähre ich mich nur von ein paar Keksen.

Nur leider ist um 17: 00 immer noch niemand aufgetaucht.  Eine halbe Stunde Wartenschleifenmusik anhören bringt diesmal "Erfolg". Das Gepäck kommt um 18:00. Wie 18 Uhr ? Es war doch 17:00 ausgemacht ? Nein, noch schlimmer, es wird 18:00 wenn das Gepäck weggefahren wird. Wie weggefahren ? Ankommen soll es dann ! Wir sollen doch schon längst in Rjukan sein.

Leider kann sie nichts machen, sagt die Dame am Telefon. Hochnervös und der Ärger ins Unermessliche gesteigert warten wir weiter ab,  die Zeit verbringe ich mich mit Schreiben einer Duzend Beschwerdemails an verschieden Adressen. Denn funktionierende Telefonnummern gibt es ja keine ! Schlussendlich war´s kurz nach 19:30 dass das Gepäck ankam. Der Bote hatte offensichtlich Angst vor uns,( gerechtfertigt) denn er kam schnell rein in die Lobby, ließ das Gepäck zu Boden und lief weg. Der Arme hätte aber nichts von uns zu befürchten gehabt, denn der war sicher der letzte in der Air-Berlin-FlughafenOslo-Nahrungskette.  Jetzt also auch schnell ins Auto und weg.

Immer ans Tempolimit haltend sind wir dann gegen Mitternacht in Gaustablikk angekommen. Die Registration war  oben am Berg, also auch noch 15 min Serpentinen hochfahren. Immerhin haben mir die Veranstalter schon in Oslo zugesicher dass sie einen Weg finden werden mich am Lauf zu beteiligen. Notfalls am nächsten Tag erst Registration, ich solle trotzdem auch später als 21: 00 noch vorbeischauen. Aber nach Mitternacht ? Sollte ich wirklich probieren noch hinaufzufahren ? Und tatsächlich: Da saß die gesamte X-Reid-Crew und hat auch mich gewartet !  Sicher 10 Leute.

Die hatten natürlich noch genug andere Sachen zu erledigen und waren nicht alle wegen mir dort, aber trotzdem war es sehr sehr nett dass sie so flexibel auf meine Verspätung reagiert haben.  Der Materialcheck  war dann um 00:30 und auch zu so später Stunde wurde nicht gehudelt. Der wollte wirklich ALLES sehen. Genauestens. So genau war es bei weitem nicht mal beim UTMB. Aber das  ist eh OK so, dann weiß man auch selber dass man gut gerüstet ist und nichts Wichtiges vergessen hat.  

Jetzt also noch runter ins Tal fahren und unsere gebuchte Hütte suchen, die Betreuerin der Hütte hatte ich unterwegs aus dem Auto angerufen und wir haben uns eine "konspirative" Schlüsselübergabe über einen Briefkasten ausgemacht. Auch sehr nett und hilfsbereit, so wie übrigens im Laufe der restlichen Reise alle Norweger !

Jetzt war schon nach 01:00 Uhr, und mein ganzes Laufzeugs war komplett durcheinander im Koffer  verstreut. Da am nächsten Tag der Bus recht früh zum Start losfahren sollte, wollte ich aber schon mal alles zusammengepackt haben. Also noch alles herrichten, Riesen-Teil von GPS-Tracker noch unterbingen und schlussendlich war kaum mehr Platz für meine etwas zu groß geratene Stirnlampe. Also schreibe ich Don Tango ob ich seine Ersatzstirnlampe haben könne, die er mir schon vorher als Ersatz für mein verlorenes Gepäck angeboten hatte. Die hat er mir in der Früh dann gegeben und die  hat gsd  locker in den Rucksack hineingepasst. Danke Christoph.  Schlussendlich war es dann schon nach 1:30  bis ich fertig war und erst jetzt wurde mir bewusst dass ich seit der Mittags-Pizza außer ein paar Keksen nichts gegessen hatte. Um 2 in der Nacht noch Paste zu kochen und zu verzehren , da wehrte sich mein Körper schon daran wenn ich nur daran dachte. Also doch lieber probieren zu schlafen. Kurz vor 6 stehe ich dann schon auf, es ist nämlich so extrem hell gewesen die ganze Nacht, das ist mir erst zu dem Moment bewusst geworden, weil die Gardinen hier nicht so lichtdicht waren wie im Osloer Hotel.
Nun gut, weniger als 4 Stunden Schlaf war nicht optimal, aber was soll ich machen, ich hoffe im Bus noch ein wenig Schlaf zu finden. Leider gelingt es mir nicht, im Gegensatz  zu DonTango,  ein Auge zu zu machen. Noch viel zu aufgedreht vom Vortag. In der Früh habe ich nur schnell ein paar Kekse gegessen, sonst hatte ich nichts mit.

So kam es dass ich zu Mittag mit dem Bus im Startort Dyranut ankomme, und schon vor dem Lauf einen ordentlichen Hunger habe. Zusammen 10 Kekse als Abendmahl und Frühstück sind für mich definitiv zu wenig. Ich bin bekennender Vielesser, und brauche das normalerweise auch. Christophs´s Hinweis auf Cookies in der Hütte beim Start lässt mich zuschlagen . So esse ich noch vorm Start ein 10cm-Cookie. Nicht gerade eine typische Startvorbereitung, auch nicht viel, aber es tut gut.

Der Start erfolgt problemlos. Temperatur ist angenehme 5 ° - das mag ich. Der Start erfolgte durch Abschuss einer Schrotflinte . Die ersten Meter schon fühle ich mich schwach und müde. Aber nun ja, das Beste draus machen ist die Devise, immerhin habe ich das Unglaubliche geschafft und habe es bis zum Start geschafft. Ab und zu ist der Start schon das Ziel ;)

Unterwegs denke ich mir dann des Öfteren:." Ich werde weiterlaufen, nicht einmal AirBerlin schafft das mich zu stoppen". Leider doch wie sich dann herausstellte.
Nach 10 km komme ich aber schon in zweifeln und denke ob ich nicht beim ersten Checkpoint austeigen soll. So pokere ich, und greife schon sehr  früh zu meinen Gels die eigentlich bis km 50 reichen sollten. Aber es bringt spontan Hilfe uns so schaffe ich es bis zum 30km-Checkpoint. Hier gibt es Brote mit Schoko-  oder Erdnussbutter. Ich mache mir eine Spezialversion und streiche von beidem eine zentimetericke Schicht aufs Brot. Dann noch schnell Zucker in Form von Redbull und weiter geht´s .

Energie !

Ja, es hat geholfen, wenn auch nur kurz. Dafür machen sich andere Probleme kund. Das verletzte Knie beginnt steif zu werden. Mit dem Gepäckdesaster war ich zumindest die letzten Tag so gut abgelenkt von den Wehwehchen mit dem Knie dass ich gar nicht mehr daran gedacht hatte. Ich bleibe ein paar mal stehen um ein paar Beweglichkeitsübungen zu machen und tatsächlich hilft es. Irgendwann legt sich das Problem komplett und ich kann wieder normal laufen.

In der Zwischenzeit hat das Wetter sich auch ein wenig gewandelt. Der starke Wind wurde zum Sturm 80 km/ h werden es wohl gewesen sein. Natürlich Gegenwind .Das habe ich schon öfters erlebt, aber nicht über viele Stunden hinweg. Dazu die Kälte. Gut wenn man dann warmes Gewand dabei hat.  Eine Regenphase mit ein bisschen Schnee kam auch kurz mal dazu. Aber damit hatte ich eh gerechnet und nahm es gelassen. Jacke anziehen und weiter ging´s. Regen erhöht den Erlebnisfaktor. Nass werden sollte ich mehr als genug unterwegs. Bei einigen Flüssen gab es Hängebrücken ( sehr stark schwingend !), die meisten waren über Felsblöcke überquerbar, aber einmal musste man wirklich komplett ins Wasser hinein. Sehr erfrischend :-) :-) Zusammen mit viel Gatschpassagen war das schon eine Herausforderung fürs Schuhwerk, so dass ich später bei einem Wechselcheckpoint sehr froh war, Socken,  Schuhe, und Handschuhe gegen trockene Varianten auszutauschen.

Das Knieproblem erledigt sich dann unterwegs komplett. Einfach die alte Wunde vergessen machen in dem nochmal drauf fällt. 3 Felsen waren mir im weg. Am ersten nassen Felsen rutsche ich aus, mit dem Knie komme ich auf dem 2ten Felsen auf, Autsch denke ich mir im Fallen und Millisekunden später macht es einen hohlen Klang auf Felsen 3. (der hohle Klang kam wohl eher vom Kopf als vom massiven Felsen) Da bin ich also auch mit dem Kopf aufgestoßen. Kurzer Systemcheck: Bin ich jetzt  deppert: Ja !  Also alles beim alten, ich kann also weiterlaufen ;-)
 Später lasse ich mir das aber beim Checkpoint von wem anschauen, ist aber g.s.d nur halb so wild. Kleine Schürfwunde. Glück gehabt, das hätte blöd enden können. Oft ist man knapp am Limit dran beim Herausfordern des Glücks ....

Nicht jedem war soviel Glück vergönnt. Unterwegs sehe ich wie jemand vom Hubschrauber geborgen wird. Für den Fall eines Unglücks haben wir eine Metallbedampfte Notfalldecke dabei. Die sollten wir als eine Art Minizelt verwenden, und dann mit dem nächsten Teil der Pflichtausrüstung - dem Grablicht, das Minimalszelt und uns damit heizen. Anscheinend reicht das um den Körper auf Überlebenstemperatur zu halten. In dem Wind hätte ich aber Angst dass mir die Notfalldecke davongeflogen ist bevor ich das erste Streichholz entzündet habe.

Beim nächsten Checkpoint (ca. km 50) kommt dann die ultimative Hilfe für mich. Ein warmes Essen. Ein "stew". Davon esse ich eine Riesenportion und bin mir bewusst dass es eine Zeit lang dauert bis ich das halbwegs verdaut haben werde und laufe bewusst noch langsamer. Aber sie kommt zurück die Energie.
Super, das laufen macht mehr und mehr Spaß.

Zwischenzeitlich habe ich viel Zeit alleine, schaue und genieße die Landschaft, mache ein paar Fotos. Es ist jetzt wunderbar. Noch immer nicht ganz fit, wie ich mich noch 2 Tage vorher in Wien gefühlt hatte, aber ich wollte es zumindest bis zum 70km-Checkpint schaffen. Hier gab es zumindest eine gescheite Ausstiegsmöglichkeit, wo man mit einem Boot hätte nach Hause gefahren werden können. Aber auch hier fühle ich mich noch gut, nur sehr müde bin ich schon. Ist ja auch schon am halbwegs dunkel werden.  ( 1 Uhr in der Nacht) .

Bei dem Checkpoint treffe ich auch meine dänischen Freunde wieder. Diese habe ich seit km 1 andauernd vor und hinter mir gehabt. Wir haben uns  ca. 10 mal gegenseitig überholt. Mal waren sie wieder 2 Stunden weg, dann haben wir uns wieder gesehen. Mit jedem Mal wurde die Begrüßung  lustiger.  Ich habe sie wohl öfters überholt, obwohl sie anfangs schneller war als ich, weil beide irgendwelche Verdauungsprobleme hatten und auch in der Hochebene so viel Privatsphäre brauchten dass sie immer weit genug von der Strecke ihre Bedürfnisse erledigten . So habe ich sie öfters überholt ohne sie zu sehen.
Beim 70km-Checkpioint frage ich sie nun , ob ich nicht einfachheitshalber gleich mit ihnen mitlaufen kann. Jetzt in der beginnenden Nacht fühle ich mich wohler beim Navigieren wenn ich mit jemandem mitlaufen kann. Denn meiner Ambit ist mittlerweile der Saft ausgegangen.

Damit hatte ich zwar gerechnet, und habe nun auf eine Handy-App gewechselt (Handy mit externem Powerpack). Nur habe ich die App nie testen können, weil die nur in Norwegen funktioniert . Aber leider hatte ich mit dem Flugzeugchaos keine Zeit mehr dazu. So war ich anfangs ein wenig überfordert, d.h. ich habe es anfangs nicht geschafft mit dem Handy zu navigieren.

Aber wahrscheinlich war ich einfach nur schon zu ausgelaugt, denn später habe ich es doch kapiert wie´s funktionieren sollte. Aber nun hatte ich ja die 2 dänischen Brüder, die einen großes "big-display"-GPS dabei hatten. Aber ab hier  war´s eh wieder deppensicher zu laufen. Ein schöner Schotterweg.  Allerdings bremsen mich die Dänen ganz schön aus. Sie gehen kleinste Steigungen wo ich durchgelaufen wäre. Aber ich entscheide mich trotzdem bei ihnen zu bleiben , da wir uns sehr gut unterhielten und es äußerst lustig war. So kommt es dass ich zwar langsamer wurde, aber  dann sogar mit Ihnen bis ins Tal nach Rjukan hinunterlaufe.

Die letzten 15 km vorm Tal habe ich die ersten Zeichen  meiner extremen Müdigkeit zu spüren bekommen: Halluzinationen. Das hatte ich schon mal beim UTMB erlebt, damals war ich aber schon im Ziel. Hier lag aber noch eine ordentliche Strecke vor mir. Zumindest fühle ich mich in Begleitung von einem dänischen Fysiotherapysten ;-) und einem Arzt in guten Händen.

Im Tal angekommen, 2 km von der Hütte entfernt  in der wir uns einquartiert hatten, wurde der Gedanke der mich schon die ganze Zeit gequält hatte zur Gewissheit. Ich werde hier aufhören. Den Berg hoch, noch 5 Stunden über grobe Felsen werde ich mir sicherheitshalber nicht antun. Die Halluzinationen waren von der Art dass ich in den Felsblöcken Gesichter gesehen habe (oder Autos, Häuser u.v.m)  Was ist wenn ich plötzlich nicht auf einen Felsen auftreten kann weil ich nicht auf ein Gesicht treten will ? Dann sind Stürze vorprogrammiert.  Das ist mir zu gefährlich, der Berg ist nämlich wie alle Berge nicht zu unterschätzen . Und Sicherheit geht vor.

Außerdem  ist das warme Bett nur 2 km weit entfernt . Ich quäle mich nun noch zum letzten Checkpoint, dort bekräftigt man mich in meinem Entschluss.  Lustig ist dass ich trotz der Visionen 100% klar denken konnte. Man weiß dass das nicht stimmen kann was man sieht, aber man sieht es trotzdem. Eigenartige Sache. Aber viel weniger schlimm als ein Alkohol-Rausch ! Ganz was Anderes ! Nur als Erwähnung  dass die Halluzinationen nicht wirklich besorgniserregend waren, aber ein Zeichen das beachtet werden sollte.
Die letzten 2 km  zur Hütte spare ich mir und lasse mich von meine Frau mit dem Auto abholen. Noch ein kurze SMS an Heidi und Ulrich, und der Rest des Tages wird geschlafen
Auch wenn ich es nicht bis auf den Gipfel geschafft habe, die Hardangervidda habe ich durchquert ! Im Normalfall kann man als Wanderer dafür 12-14-Tag rechnen. Es gelaufen zu sein, und so viele Wahnsinnseindrücke von Natur, Landschaft , undendlicher Weite erlebt zu haben, dafür kann ich nur mehr als dankbar sein. Der Schlussberg fehlt mir zwar das Rennen offiziell beendet zu haben, aber es stört mich nicht. Ich bin hochzufrieden mit meiner Leistung. Auch ohne Fluglinienchaos wäre ich zufrieden gewesen.

So ein Landschaftsultra erdet einen ganz schön, und man sieht wieder alles aus einem komplett anderen Blickwinkel. Einige Wochen lang ist man auch im Alltag ein ganz anderer Mensch, es kann einen nichts mehr aus der Ruhe bringen. Man weiß nun wieder dass viel mehr möglich ist als man denkt.
Das Gefühl ebbt allerdings ab. Da haben wir den im Forum viel beschriebenen Suchtfaktor - ein neuer Ultra muss her -  bevor die Arbeit und der Alltag wieder zermürbend wird ;-)


Ein paar weitere Eindrücke in kurzen Videoclips:


Fotos vom Lauf:
http://www.run42195.at/fotos_event.php?eventid=3718
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline heitzko

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #2 am: 17.07.2014, 07:04:43 »

wow war das alles spannend!!!  wenn einer eine reise tut...  ich bin sehr froh, dass dir nicht mehr passiert ist und schwer beeindruckt, dass du so weit gekommen bist! danke für den spannenden und amüsanten bericht. es lebe der suchtfaktor :D!

Offline uschi61

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #3 am: 17.07.2014, 07:30:19 »
danke für den spannenden bericht!!! du hast alles richtig gemacht und ganz tolle eindrücke mit nach hause genommen - die kann dir keiner mehr nehmen. und wie du schon sagst: der nächste ultra kommt bestimmt!
Lebe deine Träume!

Offline Wolf

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #4 am: 17.07.2014, 08:57:42 »
danke für den bericht und gratulation zur tollen leistung!

lg wolf
Der Tod holt dich nur einmal ein.

Offline Pizzipeter

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #5 am: 17.07.2014, 09:31:07 »
Welch ein Abenteuer!!!
Gab es wirklich Boote mit Schoko- und Erndussbutter? Cool wäre das ;-)
Danke, Jean-Marie!
Fit-RABBIT-Gutscheincode: ODB-587

Offline MT76

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #6 am: 17.07.2014, 09:41:21 »
Tolle Bilder, tolles Video, toller Bericht - da könnte man (trotz aller Widrigkeiten) glatt mit dem Gedanken spielen, nicht immer nur stundenlang im Kreis zu laufen :D
“If u can't fly then run, if u can't run then walk, if u can't walk then crawl, but whatever u do u have to keep moving forward.” - Martin Luther King Jr.Blog: http://martin24h.blogspot.com
Spendenseite: http://martin24h.jimdo.com

Offline Don Tango

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #7 am: 17.07.2014, 10:21:23 »
Supergeil!

Und ich weiss von den Eindrücken und Gedanken die man gar nicht in den Bericht fassen kann und will. Etwas ganz Persönliches das keiner einem nehmen kann.


>> you'll never know, unless you go <<

Offline Tschitschi

  • Stehaufmanderl
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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #8 am: 17.07.2014, 16:17:07 »
super Leistung JM, und wie immer feiner Bericht, danke!
"man muss wissen bis wohin man zu weit gehen kann" jean Cocteau

Offline Josefstädter

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #9 am: 17.07.2014, 18:47:06 »
Wunderbarer Bericht! Trotz aller geschildeter Strapazen möchte man das auch erleben!
75. Wiener Höhenstraßenlauf 7.10.2023     Int. Wiener Herbstmarathon 8.10.2023     WRU Ganze G'schicht 4.11.2023     Adventlauf Tulln (Marathon) 3.12.2023

Offline Patmich

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #10 am: 17.07.2014, 22:26:17 »
gratulation, toller bericht und super fotos!

Offline Ulrich

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #11 am: 18.07.2014, 09:22:23 »
Jeder versteht halt unter Erholungsurlaub was anderes. Danke fur deine faszinierende Schilderung.
Ich find ja die Geschichte bezüglich der Halluzinationen besonders spannend..
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline run4fun

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #12 am: 19.07.2014, 17:39:17 »
Abenteuerlicher geht's wohl nicht mehr. Gratulation trotzdem. Und wegen der Aufgabe ... du weißt, das kenn ich nur zu gut ... es kommt wieder was nach.
Ernährung für Ausdauersportler
http://endurancefood.blogspot.co.at/

Offline Selbstläufer

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2014-07-04 XREID - JM
« Antwort #13 am: 20.07.2014, 01:47:11 »
Super Aktion natürlich und auch der Bericht ist eine Ausnähme, weil er die Faszination des Laufens anklingen lässt die selbst bekanntlich nur schwer gesagt werden kann - dieses Gefühls in der Welt zu sein!
Schon dein Bericht ist in der Hinsicht ein Ultra, Danke!
https://www.alexanderuitz.at/

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Massage wie Intervalltraining für den Körper

 

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