Autor Thema: 2016-04-24 4. Internationaler LCC Frühlingsmarathon in memoriam Adolf Gruber - Ulrich  (Gelesen 1071 mal)

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Offline Ulrich

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Marathon im Wohnzimmer

55, 22, 42
Nein, einfach nur 0. Ich stehe an der Startlinie und wieder einmal ist alles anders.
Ich kann mich nicht erinnern, einen Marathon jemals als so nebensächlich gesehen zu haben, wie diesen. Primär war die Gesundheit, war Heidi´s erfolgreiche Jobsuche, war schlussendlich auch mein Job. Dazu kamen dann auch noch ein paar Fehlversuche, die vielbeschworenen "Qualitätseinheiten" ins Training einzubauen. Ich scheiterte beispielsweise kläglich nach 500m beim Versuch, 1000er Intervalle zu laufen.
Ach, mir ging es eigentlich eher um die Serie.  22 Jahre lang laufe ich nun (55) Marathons, zumindest jeden Frühling einen. Die schnellen waren zwar meist im Herbst, aber... was solls.
In dieser Lockerheit konnte ich mir auch ein weiteres Experiment leisten: Ich bin in der Vorbereitung bisher so ziemlich immer mit relativ schweren Mizuno Sayonara gelaufen, ordentliche Dämpfung und etwas Sprengung. Ich erhoffte mir (und die Rechnung ging auf), einen schmerzfreieren Lauffrühling und testete nur beim 3. Eisbären meine neuen Asics Racer. Noch nie zuvor bin ich einen Marathon in "Racern" gelaufen, diesmal wollte ich es einfach versuchen, was sollte schon schiefgehen.
Und dann war da noch mein Motivator. Also.... nicht dass er es wirklich wusste, nicht dass er wahrscheinlich Wert drauf legte, aber... Die an den Tag gelegte Lockerheit, mit der Pizzipeter sein Training für den VCM gestaltet hatte, hatte mich so begeistert, dass ich mir seine Zeit 3:34 zum Ziel setzte. Danke Peter so ganz ohne Ziel wär´s auch fad gewesen ;-)
90km/h Böen, wie gekündigt gab es zwar nicht, doch sollte der Wind eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen. Dafür blinzelte die Sonne durch die Wolken. Ach.. eigentlich ein schöner Lauftag heute!
Wir stehen am Start, die verfrühte Startzeit sorgt dafür, dass Heidi und ich relativ knapp anreisen. Alles klappt tadellos. Wolf, Kaffee, Timo, Josef, Angelika, Klemens, Alfred.. es ist so nett, im Rahmen dieses familiären Marathons zu rennen, ich freue mich über jedes freundlich-bekannte Gesicht.

Schon geht´s los!
Ok, die Schuhe fühlen sich gut an, ganz locker trabe ich mich ein, vertraue noch nicht wirklich auf die Anzeige meiner Ambit, doch nach ein paar hundert Metern schauen die 4:40 die meine Tempoanzeige hergibt ganz plausibel aus. Na warum nicht, wenn das heut mein Tempo ist, macht´s ja Spaß. Wieder sind wir alle gemischt, sind die 7/21/42 KM-Starter gemeinsam unterwegs, ich versuche den lockersten Gang einzulegen und trabe im Leerlauf über die Strecke. Nur keinen künstlichen Widerstand im Schritt, einfach nur lofn losn.  An der ersten Wende Höhe Praterstern versuche ich herauszufinden, wer von den unmittelbaren Mitläufern denn zumindest den HM rennt. Überrascht stelle ich fest, dass ich der einzige Marathonläufer in meiner Umgebung bin. Auch gut, Hauptsache ich orientiere mich nicht am Endspurt eines 7er´s.
Die erste Runde geht vorbei, irgendwas mit 33 min ist ja sehr erfreulich und absolut nichtssagend. Ich bin gut drauf und eingelaufen... was ich draus mache wird sich zeigen. Ach... jetzt noch 35 km, ich liebe den Marathon, da ist alles möglich, da geht´s um Allegorien, alles ist erst so unvorstellbar fern und rückt doch mit jedem einzelnen Schritt etwas näher.
Im Bereich des Gegenverkehrs nach der Wende beim Praterstern treffe ich immer wieder meine Göttergattin, sehe wie es ihr eigentlich ziemlich gut gehen dürfte, und wie sie auch ihre Begleiter und Innen unterhält. Auch Markus, Wolf, Timo, Josef.. es ist so nett, immer wieder lachende Bekannte beim Laufen zu sehen.

Alfred taucht auch immer wieder auf, einmal als Pacemaker bzw. Begleiter von Andrea Mayr, die scheinbar schon mitten im Training sein dürfte.

In der 3. Runde.... langsam wundere ich mich, dass ich ja wirklich nur Halbmarathonis um mich habe und beginne die gelben Marathonstartnummern zu zählen. Nun viele sehe ich ja nicht gerade. Grad Harald W. kenne ich, ihn habe ich auf den ersten KM´s überholt, er scheint sich ein wenig zu verplaudern. Ich bin aber sicher... der teilt sich das Rennen einfach gut ein und wird mich noch auf der letzten Runde abhängen. Halbmarathon in 1:42... (die Runde in 33:33) nun, das ist erfreulich. Für Pizzipeters Zeit habe ich eher mit einer 1:45er Zeit gerechnet, damit ich dann noch einen kleinen Polster von 4 Min auf der 2. Hälfte habe. So gaaanz insgeheim überlege ich ja langsam.. was mit einer Zeit unter 3:30 sein könnte. Aber.. Nein, ich hab nicht trainiert, weiß nicht, wie die Schuhe auf der 2. Hälfte auf die Muskeln wirken, nur keinen Stress und keinen Druck.

Die 4. Runde geht noch erfreulich von der Sohle auch sie laufe ich in 34:10. Ab Beginn der 2. Halbzeit ist es schlagartig einsam geworden. Weit und breit keiner mehr auf weiter Flur, nur hie und da überrunde ich Halbmarathonläufer. Der Wind.. er nervt langsam ein wenig, doch kennen wir das wirklich viel schlimmer aus 2006. Wahnsinn, das war auch schon wieder vor 10 Jahren!
In der 5 Runde.. was für eine Freude! Dagmar, Michi und ihre Kinder Stefan und Sandra sind an die Strecke gekommen und feuern uns an. Viel mehr noch! Stefan begleitet mich mit seinen Inlineskates. OK, jetzt habe ich auch noch eine Vorbildwirkung. Na toll, eingehen darf also nicht sein!

Ich plaudere ein wenig mit Nico, einem VCM-Finisher, der erst vor 2 Wochen in 3:23 den VCM gelaufen ist und nun schon wieder beneidenswert locker dahinzieht. Wir leisten uns Gesellschaft und laufen je nach Gegen-Rückenwind zwischen 5:10 und 4:45. Stefan verabschiedet sich zwecks Umstieg auf seinen Scooter für eine halbe Runde, ebenso, wie auch Nico plötzlich etwas zurückfällt. Beide sollten wieder kommen....

Heidi kommt mir wieder einmal entgegen, die überreicht mir eine unserer vorbereiteten und mit Iso gefüllten Dreh- und Trinkflaschen. Ich trinke daher kein Wasser sondern greife nur in die Bananenbox. Shi...., ich bin ungeschickt und reiße fast die ganze Box auf den Boden. Begleitet von lautem Fluchen meinerseits fallen unzählige Bananen auf den Boden. Sogleich entschuldige ich mich bei den Damen am Verpflegungsstand und auch bei Stefan, denn.... so darf man einfach nicht reden, wie ich das grad gemacht habe.  :-(

Eine Runde noch! Hey, dann war´s das wieder! Nein, diesmal ist der Lauf wirklich nach 42km zu Ende, keine 90 KM noch bis ins Ziel. Pizzipeters Zeit sollte sich machen lassen, da kann ich auch auf 6er Schnitt zurückschalten, Nein sogar noch langsamer. Sehr erfreulich! Auch mit 3:29 schaut es gut aus, wenn ich ansatzweise unter 5:30 bleibe, geht  sich eine Zeit von unter 3:30 noch aus.
Stefan scootet neben mir her, irgendwie herzig, so wie er sich mit seinen 10 Jahren anstrengt und doch immer professionell wirkt. Ach, ich würd ja gern ein wenig gehen, aber.... das wäre doch ein wenig peinlich vor einem Kind. Nein, kommt nicht in Frage!
Ich erinnere mich an Georgs Worte vor einigen Jahren... "Jetzt langsamer werden wäre auch blöd" und versuche noch die letzten 5 KM´s runterzubiegen. Eine Zeit unter 3:30 sollte sich ausgehen, wenn ich jetzt nicht mehr gehen muss. Selbst wenn ich mir sehr langsam vorkomme, meine Zeiten sinken nicht unter 5:20, meistens bleiben sie sogar auch noch unter 5 Min.
Einmal noch Wende.. ich verabschiede mich vom Streckenposten.. "bis nächstes Mal!" so jetzt noch 2 KM. Geht doch! Ein wenig noch das Tempo nicht überstrapazieren, ich suche mir die richtige Musik raus.... , Ja, Status Quo,  "the Wanderer" finde ich grad passend. ;-)
Mein Tempo steigert sich auf 4:20. Geil, ja, heute passt es wieder.

Meine 3:28 im Ziel sind durchaus erfreulich, insbesondere deswegen, weil sie mehr oder weniger ohne großes Training entstanden sind.

Doch im Ziel, da merke ich dann doch das mangelnde Training (besser jetzt als unterm Rennen!). Mir ist ein wenig übel, ich schleppe mich nach Gratulationen an meine Mitläufer ins Auto.... mein Magen rebelliert leicht, doch erhole ich mich bei einem kühlen Cola recht gut.
Dagmar und Michi deuten mir bald drauf.. ich möge mich beeilen..., Heidi ist im Anmarsch! Sie hat ja heute wirklich einen besonderen Lauf geschafft! Neuer Job, der ihr quasi auf den Leib geschneidert wirkt, einen Marathon der (auch aus der Sicht am Tag danach) nicht wirklich Spuren hinterlassen hat und eine Zeit, die ihre Erwartungen eindeutig unterboten hat.
Und jetzt.... auf  in den Wald.. die Veitsch ruft!

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Offline heitzko

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Mein Highlight bei den LCC-Läufen ist ja, dass ich Dich so oft sehe. Noch schöner ist es dann, wenn ich sehe, dass es Dir so gut geht wie gestern! Einfach toll wie locker Du solche Läufe immer wieder einmal aus den Ärmeln schütteln kannst.

Offline Pizzipeter

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Danke Ulrich für den Bericht und dass ich sooft darin vorkomme :-)))
Ich hab meinen nächsten Marathon noch nicht geplant, aber wann ist nächstes Jahr der Adi-Gruber-Lauf? ;-)
Und ja, es ist echt bewundernswert, wie scheinbar locker du einen Marathon laufen kannst. Topp!!!
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Offline JM

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Kein Wunder dass du so flott läufst, das hier fetzt nämlich:

Es gibt sie also doch - Musik, bei der wir kompatibel sind ;-)
Gratulation dir und natürlich auch deiner lieben Frau zu einem weiteren Marathon
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline Ulrich

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:-D genau das war die Version
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Offline Josefstädter

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Danke für den Bericht! Ja, du bist ordentlich gefetzt, das konnte ich sehen.
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