Autor Thema: 2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn  (Gelesen 1374 mal)

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« am: 25.06.2016, 00:00:00 »
Datum: 2016-06-25
Event: Veitsch Grenzstaffelllauf
Distanz: 54.000 km

Ersteller: nasmorn

Offline nasmorn

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #1 am: 25.06.2016, 00:00:00 »
Durchkommen ist alles

Ich hab meinen Blog ja dem Start bei der Veitsch gewidmet nachdem das mein großes Ziel in diesem Jahr war. Das Training ist von bescheidenen Beginnen durchaus gut verlaufen. Insgesamt habe ich seit 1.1.2016 750km trainiert was jetzt zwar bescheiden ist aber für mich eine massive Steigerung darstellt. Der Rest meines Berichtes wird nahelegen, dass diese Vorbereitung zumindest recht nahe am Minimum des möglichen ist und nicht als Empfehlung dienen soll.

An langen Läufen konnte ich nur einen von 30km und einen von 37km aufbieten was mir schon im Vorfeld ein bisschen mulmig war. Nachdem ich aber grenzenloses Vertrauen in meine Fähigkeiten (von vielen Menschen die mich besser kennen auch Selbstüberschätzung genannt) habe war ich trotzdem optimistisch.

Um bei potentiellen Einbrüchen nicht ganz alleine sein zu müssen und meine Freunde mit Trailruns anzufixen habe ich zwei eingeladen mich als Staffelteilnehmer zu begleiten. Als Teamname habe ich uns Morituri ausgesucht, also die Todgeweihten. Es war prophetischer als mir lieb war.

Der Start war locker wie noch nie in einem Rennen für mich. Ich hab mit ein paar anderen Foris geplaudert und bin dann ganz hinten locker losgelaufen. Nach einem Kilometer habe ich gesehen, dass wir 5:50 laufen und habe versucht noch mehr nachzulassen. Da war ich schon fast letzter. Am ersten Anstieg ging die wilde Jagd weiter und ich ließ fast alle ziehen, da sie offensichtlich eine bedeutend schnellere Zeit ins Auge gefasst hatten als ich. Bei der ersten richtigen Labe habe ich dann JM, Wolf und Chris eingeholt und bin ein paar Meter mit ihnen gelaufen, bis ich bei einem Bergabstück entschwunden bin. Rückblickend total unnötig vor allem da ich am Ende nur 3 min vor ihnen zum Wechsel kam.

Das Laufen ging wunderbar und kurz war ich sicher auch zu forsch weil die Single Trails gar so geschmeidig zu laufen waren. Wild übertrieben habe ich aber nicht. Beim ersten Wechsel wartete mein Freund Daniel auf mich und wir liefen fortan zusammen weiter. Er tat sich zunächst schwer in den Rythmus zu kommen, vor allem das häufige Wechseln zwischen gehen und laufen war nicht so einfach für ihn. Mir erleichterte sein Anwesenheit die Sache sehr. Er lief aber schlussendlich ein gutes Tempo das uns ohne Problem bis zum Teufelssteig brachte. Den kannte ich ja von einer Streckenbesichtigung bereits. Auch diesmal war er gar kein Problem. Wir hatten einen Ungarn vor uns der gerade das kleine bisschen langsamer war als wir gewesen wären, sodass ich oben wirklich gute Beine hatte und bis zum Graf Meran Haus sofort gut laufen konnte. Dort ließ ich Daniel vorlaufen und zog den rechten Socken aus um ein paar Brösel loszuwerden.

Das Plateau danach war die erste gröbere Überraschung, da es nicht nur technisch anspruchsvoll war sondern auch wirklich viel auf und ab ging. Ich hatte mir das ebener vorgestellt. Es war allerdings so lustig zu laufen dass ich hier vielleicht ein paar Körner zuviel verschoss um Daniel wieder einzuholen. Er zog mich dann bis zu der Labe die über der schrecklichen Grobschotterstraße war. Dort zwang uns sein etwas lädierter Knöchel zum Gehen, waren aber nur 500m oder so. Den Rest bis zum Wechsel lief ich dann vorne und war eigentlich wirklich gut drauf. Den Cutoff unterboten wir mit einer halben Stunde und ab jetzt war Jasser mein Laufkumpan.

Es ging gleich super weiter, die steilen Stücke durch den Wald waren ein Genuss. Auf der Forststraße merkte ich allerdings nach 3-4km dass bergablaufend immer schwieriger wurde. Meine alte Schwachstelle, der IT-Band Ansatz unterm rechten Knie machte Probleme. Zuerst lief ich einmal langsamer und immer wieder kam wer von hinten und überholte. Zuerst die paar die in unmittelbarer Nähe hinter uns waren, dann die 3. Staffelläufer die frisch waren, dann die die um 14:15 losgeschickt wurden und schließlich so ziemlich alle anderen. So sah ich auch die Forumskollegen wieder.

Also ich noch etwa 15km vor mir hatte konnte ich bergab eigentlich nur mehr gehen, da die Forststrasse das Gefälle dass ich noch laufen konnte fast immer überschritt. Irgendwann sah ich dann ein Rad hinter uns mit einem einsamen Läufer und bei der Labe überhörte ich, dass das der Letze war. Der Allerletzte.

Da ging es dann ein Stück bergauf und eben, da konnte ich sogar wieder laufen. Das nächste Bergabstück kam aber schnell wieder und so kam es dass ich den Radler übernehmen musste. So ähnlich wie wenn man erster ist nehme ich an, nur dass man dann wahrscheinlich nicht gefragt wird ob man es eh noch packt oder ob er einen Jeep rufen soll. Ich verneinte allerdings weil aufgeben ist nicht so mein Ding. Lustigerweise war ich bergauf immer genauso schnell wie bergab was mein neuer Begleiter überhaupt nicht verstehen konnte. Einige Male versuchte ich wieder zu laufen aber es ging nicht wirklich. Erst als die Kilometer einstellig wurden kam noch ein Stück das wieder laufbar war. Als das zu Ende war ging ich langsam aber doch zum Meerblauen runter wo sich alle sehr freuten, dass sie endlich runter fahren durften. Kurz vor dem Asphaltstück kam uns Daniel wieder entgegen und ich lief mit meinen Freunden gemeinsam zum Ziel. Nachdem ich nie ein Rennen ohne Zielsprint beende gab ich Anweisung dass ich trotzdem unbedingt letzter werden wollte da ich mir das heute definitiv verdient hatte. Sprinten ging lustigerweise wirklich gut im Adrenalinflash des Ziels aber letzlich war ich heute doch überholbar. Im Ziel warteten schon meine Frau und Kinder die ich tränenreich in die Arme schloss. Als Letzter bekam ich bei der Ausschank sogar ein gratis Bier, hat also auch Vorteile. Auch eine neue PB nächstes Jahr ist falls ich durchkomme fast garantiert da ich am 3. Teilstück mehr als eine Stunde länger als der nächstlangsamste gebraucht habe. In 8:35 war mein Wandertag mit läuferischem Beginn dann endlich fertig.

Es bleibt ein unvergesslicher Tag den ich nicht missen möchte aber für weniger als 100km oder von mir aus wegen einer Amöbenruhr will ich mich nie wieder so ins Ziel schleppen müssen. An mehr Training führt wohl kein Weg vorbei.

Offline Anna

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #2 am: 27.06.2016, 20:16:33 »
Du hast "naiverweise" eine sehr lange Laufstrecke gewählt und auch gefinisht. An diese Erfahrung  wirst doch noch lange denken und dich immer wundern, wie du das damals schaffen konntest. Gratuliere zum Durchkommen und Durchkämpfen - deine Leistung verdient Hochachtung!

Offline Naturhexerl

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #3 am: 27.06.2016, 22:45:29 »
An Biss fehlt es dir jedenfalls nicht! Gratuliere!
Wie heißt's so schön? Aufgegeben wird ein Brief!
"Du gewinnst an Stärke, Mut und Selbstvertrauen durch jede Erfahrung bei der du der Gefahr wirklich ins Gesicht siehst. Du musst das tun, wovon du denkst, dass du es nicht tun kannst." - Eleanor Roosevelt

Offline Pizzipeter

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #4 am: 28.06.2016, 07:00:55 »
Super und nochmals gratuliere! Dein Durchhaltevermögen ist beeindruckend und todgeweiht warst du nicht ;-).
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Offline heitzko

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #5 am: 28.06.2016, 08:19:07 »
Vielen Dank für diesen tollen Bericht! Ich gratuliere zum bravourös gemeisterten Abenteuer Veitsch. Erinnert mich sehr an meine erste Teilnahme :).

Offline Josefstädter

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #6 am: 29.06.2016, 01:35:55 »
Danke! Dein Bericht war für mich wertvoll, weil irgendwann will ich die Veitsch ebenfalls machen.
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Offline JM

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2016-06-25 Veitsch Grenzstaffelllauf - nasmorn
« Antwort #7 am: 03.07.2016, 21:28:58 »
Das war das erste Training für den nächsten Veitschlauf. Das nächste Mal wird´s nicht leichter, du wirst nur schneller im Ziel sein ;-)
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