Autor Thema: 2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn  (Gelesen 1131 mal)

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Datum: 2017-06-24
Event: 31. Veitscher Grenzstaffellauf
Distanz: 54.000 km

Ersteller: nasmorn

Offline nasmorn

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #1 am: 24.06.2017, 00:00:00 »
Wie ein Nashorn aus der Asche

Nachdem ich letzte Jahr ja als Letzter im Ziel war (immerhin um 10 Minuten vor dem heurigen Letzten) wollte ich das dieses Jahr auf jeden Fall verhindern. Oder wie mein Pacer auf Abschnitt 3, mein Freund Jasser gemeint hat. Das Ziel ist würdig ins Ziel zu laufen und dass uns der Hias nicht erwischt. So haben wir letztes Jahr den Schlussfahrer genannt weil er wirklich ein komödiantisches Talent ist. Sein einprägsamster Spruch war: Trainierst holt a bissl und kummst nächstes Johr wieda.

Das habe ich auch ausgiebig gemacht. Die 850km vor der Veitsch 2017 schauen zwar gar nicht so toll aus aber im Gegensatz zu letzten Jahr war meine einzige lange Unterbrechung im Februar. Die entscheidenden Wochen vor dem Rennen habe ich hingegen perfekt trainieren können. Höhenmeter habe ich auch viel mehr gesammelt.

Am Vorabend des Laufes war ich ziemlich müde da mein Taper mich etwas schlaflos gemacht hat. Ich bin dann um 21h schlafen gegangen und vor 22h wirklich eingeschlafen. Um 3h wache ich auf, bin durstig, muss aus Klo und mein linker Knöchel tut mir wirklich weh. Da erinnere ich mich dass ich am Abend noch schell, mit dem Roller meiner Tochter, zum Spar gefahren bin um Semmeln für das Frühstück zu holen. Offenbar hab ich ihn mir da auf den Knöchel gehaut. Schon 100 mal passiert und im Moment gar nicht schlimm gewesen. Jetzt schmerzt jeder Schritt und ich versuche meine Sorgen bezüglich des Laufes zu verdrängen. Schließlich ist es ja keine Laufverletzung und auf der Kapsel tut einfach der kleinste Bluterguss weh. Wahrscheinlich auch weil es Nacht ist und still, da sind auch die Geräusche viel lauter. Ich versuche noch was zu trinken da ich gefühlt die letzen 3 Tage panisch gegen eine Dehydration arbeite und kann einfach wieder einschlafen. Um 6 Uhr läutet der Wecker und mein Knöchel tut noch immer weh. Nachdem ich mit Kind und Kegel anreise habe ich in der nächsten halben Stunde jedoch so viel zu tun dass ich vor allem beim tragen meiner kleinen Tochter, die noch im Halbschlaf ist, gar nichts mehr spüre. Ab da weiß ich es wird kein Problem werden. Das Adrenalin wird es überdecken bis die richtigen, die guten Schmerzen kommen.

Im Auto esse ich noch 2 Semmeln mit Marmelade (ohne Butter finde ich zwar etwas grausig aber mein Magen mag es so lieber) und trinke Kaffee mit extra viel Wasser (finde ich auch grausig aber ...). Vor Ort kenne ich mich ja heuer schon aus und kann daher unstressig meine Nummer holen. Mein Freund und meine Schwiegereltern trudeln auch ein und die Zeit bis zum Start vergeht Dank Gesellschaft schnell. Ich treffe auch noch auf ein paar Foris aber als es los geht bin ich ganz allein.

Macht nix denke ich mir ich starte einfach halbwegs konservativ und steigere mich dann. Am allerersten Steilstück kommt aber schon Ulrich gehend von hinten und ich verbringe die ersten 30 Minuten mit ihm. Ein paar Mal will ich schon wegziehen aber immer wieder sehe ich dass er fast genauso schnell geht und es sich vermutlich nicht auszahlt. Irgendwann wird es aber wirklich flacher und ich laufe etwas ernsthafter los. Von hier an beginne ich unglaublich viele Läufer zu überholen. Einige scheinen sich am ersten Steilstück schon komplett zerschossen zu haben während andere vielleicht einfach nur weiter vorne gestartet sind.
So geht es eigentlich bis zum ersten Wechsel. Bergab versuche ich es nur laufen zu lassen. Keinen Druck zu machen sondern nur in schöner Form bergab zu laufen. Becken gestreckt, im rechten Winkel zum Boden und die Beine immer schön nach hinten wegziehen. Das alleine reicht aber um einiges an Zeit gut zu machen.

1. Wechsel um 1:56:12 - 1 (am Start) + 3 Gels konsumiert ~ 450kcal

Jetzt fühle ich mich eigentlich immer stärker. Letztes Jahr bin ich hier viel gegangen aber jetzt sind nur wenige Anstiege steil genug um mich aus dem Laufen zu bringen. Bis zum Teufelssteig fühle ich mich richtig fit und komme immer weiter nach vorne. Den Teufelssteig selbst habe ich ja wirklich beschlossen locker anzugehen aber trotzdem konnte ich auch hier 5 Leute überholen und meine Zeit vom letzten Jahr um 8 Minuten verbessern. War auch komischerweise kardiovaskulär kaum gefordert. Dadurch konnte ich am Plateau sofort hinter einem Mädel nachziehen mit der ich davor kurz gesprochen hatte. Für sie ging es immerhin um ein Alterklassenpodium und ich fühlte mich auf einmal wie einem Rennen und nicht nur wie in einem Überlebenskampf. Ich versuchte einfach hinter ihr zu bleiben aber als wir den höchsten Punkt erreicht haben hat sie in der Zeit wo ich 5 Leute überholt habe beim hinunter laufen 20 überholt und war schnell am Horizont verschwunden. Gut das ich keine Frau bin, hätte wohl nicht für ein Stockerl gereicht. Als Mann bin ich davon ja zum Glück soweit entfernt dass ich einfach mein eigenes Rennen weiterlaufen konnte. Hier hatte ich schon genug Läufer eingeholt, dass ich auch ab und an wieder zurücküberholt wurde. Vor allem zwischen der schrecklichen Schotterpiste und der Klein Veitsch Alm begann ich meine Beine zu spüren. Nicht schlimm aber ich denke ich habe hinter der rasanten Dame ein paar Körner zuviel verschossen.

2. Wechsel in 1:58:59 - 4 Gels ~ 450 kcal + etwa 17 Fliegen bzw Muckerl

Hier hat ja mein Freund Jasser auf mich gewartet und ich spürte die doch recht schnelle Zeit des 2. Abschnitts. Wir waren beide gebrannte Kinder vom letzten Jahr und so habe ich mich nicht all zu sehr gegen die etwas schlappen Beine aufgelehnt vor allem da ich ja immer noch Läufer überholen konnte, auch wenn von hinten doch immer wieder wer kam (also nicht Staffler die sowieso). Ich war vor allem überrascht wie schnell die Laben kamen im Vergleich zum Vorjahr und die Hitze war jetzt wirklich schlimm. Bis zum Ende des Plateaus war ich ja gesegnet da ich sowohl am Teufelssteig Wolkenschatten hatte und am Plateau war es noch angenehm kühl. Jetzt musste ich mich bei jeder Labe komplett abschwammerln und meinen Waschlappen unter der Kappe neu anfeuchten (den kann ich nur empfehlen war eine geniale Idee von mir). Das Essen wurde auch zunehmend schwieriger. So ließ ich einmal 15min extra verstreichen und ab 5:30 wollte ich eigentlich nix mehr essen. Da war dann auch langsam der Punkt wo mich letztes Jahr der Hias eingesammelt hatte und siehe da, hier hatte ich ein Comeback. Ich bin die Gegenanstiegen zwar größtenteils gegangen aber immer schneller so dass ich wieder überholen konnte. Bergab hatte ich auch wieder mehr Pep in den Beinen und ich denke es war hauptsächlich psychologisch. Denn ab dem Mirlbauern lief ich knapp unter 5:00/km und auch im Ort habe ich mit einem Kilometer in 5:30 noch 3 Leute überholt. Diesen Endspurt hat Jasser damit provoziert dass er gesagt hat wir haben noch 4 Minuten auf 6:30. Da hat er mich offenbar erfolgreich reingelegt denn als mein Vordermann aufgerufen wurde mit 6:19:22 legte ich noch einen echten Zielsprint hin und kam mit 6:19:43 ins Ziel.

Tobi gratulierte mir sofort und anstatt sofort in der Sonne zusammenzubrechen folgte ich ihm in den Schatten. Meine Beine waren durch die letzten 5km komplett kaputt und ich hatte Schwierigkeiten (mit allem). Erst ein Bad im Fluss hat mich etwas wiederbelebt. Heute tut mir verhältnismässig wenig weh ich kann sogar laufähnliche Bewegungen machen und in die Knie gehen, stiegen steigen. Das lässt mich darauf schließen dass ich im 3. Abschnitt noch etwas mehr geben hätte können. Denn solange ich Sorgen hatte einzugehen war mein Downhill Tempo ~7:00 und ab dem Mirlbauer dann ~5:00. Das kann nicht das optimale Pacing gewesen sein, ich hatte bis dahin einfach nicht den Mut auch muskulär wirklich Schmerzen zu zulassen und bergab mit Abdruck zu laufen. Allerdings entsprach mein 3. Abschnitt meinem Gesamtrang in der Klasse. Vielleicht hätte ich auch beim ersten mehr geben können. Egal es geht hier vermutlich nur um wenige Minuten und die Verbesserung zum Vorjahr war so groß, dass ich nur rundum zufrieden sein kann.

3. Abschnitt 2:24:30 - 2 Gels 200kcal und 3 Becher Cola

Hier nochmals Gratulation an alle andern Läufer. Wenn die eine oder der andere mit seiner Leistung unzufrieden ist, dann soll dieser Beitrag helfen zu sehen, dass es sich auszahlen kann es noch einmal zu versuchen.



Offline Ulrich

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #2 am: 25.06.2017, 14:26:21 »
Hut ab und danke für Deinen Bericht! Du hast viele (incl. meiner Person) Skeptiker Deiner Gel-Versorgung zum Staunen gebracht.
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline heitzko

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #3 am: 25.06.2017, 14:33:18 »
herzliche gratulation! du hast dich ja unglaublich gesteigert! und das bei dem wetter!

Offline karinr

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #4 am: 25.06.2017, 14:58:37 »
Mein Respekt, dass du obwohl du im letzten Jahr letzter geworden bist dein Ding durchgezogen hast. Dass ist für mich was Laufen ausmacht. Man kann eben nur über sich siegen, wenn man Niederlagen riskiert und an sich glaubt.
Laufen bedeutet für mich: Freiheit zu spüren, Gelassenheit zu erleben

Offline Barbara

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #5 am: 25.06.2017, 16:35:55 »
Mich freut es  total, dass dir der Lauf so gut gelungen ist. Wahnsinnssteigerung innerhalb eines Jahres!

Offline Pizzipeter

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #6 am: 26.06.2017, 07:13:09 »
Gänsehaut Feeling! Bravo, gratuliere zur konsequenten Vorbereitung, zum Lauf mit diesem tollen Ergebnis und zum Bericht!!!
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Offline nasmorn

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #7 am: 26.06.2017, 10:57:18 »
Danke euch allen.
Meine Schwäche ist mein Hang zur Hybris, meine Stärke ist diese Selbsterkenntnis konsequent ignorieren zu können.

Offline Anna

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - nasmorn
« Antwort #8 am: 27.06.2017, 05:26:32 »
Super Lauf und Super-Bericht! Vor allem deine Reminiszenzen zum Vorjahr haben mich begeistert - Revanche perfekt geglückt. Hias hatte recht.

 

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