Autor Thema: 2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara  (Gelesen 2212 mal)

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Datum: 2017-06-24
Event: 31. Veitscher Grenzstaffellauf
Distanz: 54.000 km

Ersteller: Barbara

Offline Barbara

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #1 am: 24.06.2017, 00:00:00 »
Ein Lauf, aber nur wenn man’s kann

Vorweg, der Lauf ist sehr gut, unkompliziert und sympathisch organisiert, Preis-Leistungsverhältnis ist top. Von den sehr gut ausgestatteten Laben gibt es mehr als genug. Das Panorama, das man unterwegs sieht, ist atemberaubend schön.

In den letzten beiden Jahren hatte ich den Eindruck dass „die Veitsch“ so etwas wie Weihnachten für viele Foris ist. Kommt jedes Jahr wieder, man freut sich auf dieses Familienfest und ist nachher sehr zufrieden. Da wollte ich auch mal dabei sein und heuer sollte es der Höhepunkt meines Laufjahres sein. Viele, die mit mir schon gelaufen sind, trauten mir die Veitsch zu, und so fand ich es auch nicht verwegen sie in meine Laufplanung aufzunehmen. Einen Ultra, den Wörtherseetrail mit etwa 60 km und um die 1700 hm hab ich voriges Jahr auch ganz gut geschafft, also ganz unerfahren bin ich nicht.

Leider – oder eigentlich aus jetziger Sicht eh gut – verlief die Vorbereitung seit April nicht gut. Seit Ende April hatte ich ziemliche Probleme mit den Oberschenkelmuskeln und so war weitgehend nur gemäßigtes Lauftraining kombiniert mit Radfahren möglich. Da ich die Veitsch aber so unbedingt wollte und fürs nächste Jahr schon wieder ganz andere Pläne habe, hielt ich am Vorhaben fest und es ging jetzt nur mehr um Finishen und nicht mehr um eine gute Performance. Meine Form war entsprechend im Keller (im Vergleich wie gut ich im letzten Jahr beieinander war). Trainingsvorgabe war bei den langen Einheiten „nur“ lange im hügeligen mit vielen Gehanteilen unterwegs zu sein. Muskelstärkung war durch Krafttraining (das ich aber nur wenig machte) und Radfahren im Wienerwald vorgesehen. Das Training insgesamt verlief sehr schlecht, vor allem mental.

Meinen Formzustand vorm Lauf würde ich so einschätzen, dass ein flacher Marathon nur unter Mühen und in einer Zeit über 4h möglich gewesen wäre. Man kann flachen Marathon mit Traillauf überhaupt nicht vergleichen. Dass ich die 54 km schaffen kann, war für mich wenig zweifelhaft aber vor den Zeitlimits hab ich mich gefürchtet.

Etwa 10 Tage vorm Lauf waren die Oberschenkelmuskeln nahezu komplett ausgeheilt und zum Start wieder gänzlich schmerzfrei. Ich bin am Vortag angereist und habe eine sehr gute Nacht in der Jufa, die direkt am Start ist, verbracht. Den ersten Streckenabschnitt hab ich besichtigt und er erschien mir laufbar.

In der Früh war ich sehr nervös (also nicht freudig) aufgeregt. Schön war es einige Foris am Start zu treffen, da fühlt man sich nicht ganz so alleine.

Ganz hinten im Starterfeld aufgestellt ging es gemütlich durch den Ort bis zum ersten langen Anstieg.  Da alle in meinem Umfeld und auch jene, die ich weiter vorne sah, gingen, hörte ich auch auf zu laufen. Ich nahm mir den öfters gehörten Ratschlag bis zum Teufelsteig Kräfte zu sparen zu Herzen und lief nur flache und abfallende Stücke. Den ersten Abschnitt schaffte ich so auch ganz gut in etwa 2h10, also weit vor der cut  off Zeit, die 2:35 war. Für den zweiten Abschnitt, schien es mir, hatte ich nun ein schönes Zeitpolster (cut off Zeit 5h15).

Der zweite Abschnitt hat den Teufelsteig zum Höhepunkt. Von der Anforderung her ist er vergleichbar mit dem steilen Weg zur Habsburgerwarte rauf. Nicht wirklich lustig, aber wenn man einfach Schritt vor Schritt setzt, dann vergeht es eh irgendwann. Gibt keine Alternative, Umkehren ist da keine Option. Das Schild „Teufelsteig geschafft“ kam früher als erwartet und das war ein Glücksmoment für mich. Die Beine haben sich trotz Teufelsteig ganz gut angefühlt, nun kann‘s losgehen mit dem Lauf…. Meine freudige Erwartung war, dass ich mehr oder weniger flach und eher bergab über das Hochplateau und Hochalmen zum 2. Wechsel überwiegend laufen werde. Ich hab die Geländebeschaffenheit völlig falsch eingeschätzt, denn es war mir nur in ganz wenigen Abschnitten möglich zu laufen, ansonsten hätte ich einen Sturz riskiert. Das war wirklich enttäuschend für mich, frische Beine zu haben aber technisch unfähig zum Laufen zu sein. Und so war es relativ knapp bis ich zum 2. Wechsel kam ((so um die 5h05). Dennoch hatte ich hier das zweite Glücksmoment, denn nun war für mich klar, dass ich diesen Lauf beenden werde. Nur mehr eine Frage der Zeit.

Der dritte Abschnitt ist eher unspektakulär. Die Singeltrails waren für mich nur teilweise laufbar, die Steigungen hab ich mit Humor und als willkommene Abwechslung genommen und bin ich in netter wechselnder Gesellschaft gegangen. Ein paar Plätze konnte ich da noch aufholen. Ab etwa km 45 war es schon so, dass ich es auch gerne beendet haben wollte aber an meine Grenzen stieß ich dabei nicht. Ich befolge nur Timos Rat, genug zu essen. So habe ich konsequent bei den Laben Kuchen und Bananen gegessen und viel getrunken. Ein einziges  Gel habe ich zu mir genommen und meinen Trinkrucksack hatte ich bis zum 2. Wechsel auch in Verwendung. Ein Schluckerl Wasser zwischen drin tut schon gut wenn’s heiß ist.. Erstmalig (und auch nicht im Training getestet) hab ich an den Laben etwas Kochsalz und sehr oft Magnesium zu mir genommen. Hat mir nicht geschadet und außer einem kurzen Zwicken in der Wade blieb ich vor Krämpfen verschont. Wirklich heftig war der eine km durch den Ort, da war es irre heiß und kaum Schatten. Endzeit waren 7h 49 Minuten. Fredmann hat mich im Ziel erwartet und der Sommerspritzer nach all den vielen Wasser und Iso war spitze. Danke dafür!

Glücksmoment im Ziel gab es keines, aber auch keine Enttäuschung. Mit relativ geringem Trainingsaufwand die Veitsch kennen gelernt. Und die Erkenntnis, dass ich hier für mich mit machbarem Aufwand kein Entwicklungspotential sehe.

Offline nasmorn

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #2 am: 26.06.2017, 10:54:59 »
Nach deinem Bericht würde ich dein Entwicklungspotential völlig gegensätzlich einschätzen. Ich hatte bei ähnlichen Zeiten für 1 + 2 letztes Jahr keinerlei Beine mehr empfand aber alles als recht laufbar. Entspannt auf Singletrails laufen zu können ist auch trainierbar wenn es dir ein Anliegen ist. Mit dem Trainingszustand vom letzten Jahr wären dann sub 7 sicher drinnen.
Außerdem sind in Wirklichkeit nur deine Ansprüche gestiegen. Du warst hier trotz 370hm mehr genauso schnell unterwegs wie letztes Jahr am Wörthersee. Daher musst du ohnehin schon irgendwas richtig gemacht haben.

Offline Pizzipeter

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #3 am: 26.06.2017, 10:55:39 »
Danke für deinen Bericht, Barbara!
Ich versteh dich, die Erwartungshaltung war eine andere - du hast die Veitsch ordentlich gemeistert - das zählt :-)
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Offline mister

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #4 am: 26.06.2017, 12:26:13 »
Das Thema Singletrails und Technik haben SuSu und ich auch besprochen.
Ich denke auch, dass auf solchem Gelände in jedem von uns viel Potential steckt. Einmal mehr, einmal weniger.

Mit der Erfahrung, die du jetzt hast, wird es nächstes Jahr sicher schneller.

Offline Waldkind

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #5 am: 26.06.2017, 12:28:11 »
Liebe Barbara, ich kann deinen Bericht sehr gut nachvollziehen, da es mir genauso geht. Für mich sind technisch schwierige Passagen - und schon gar nicht downhill - nicht laufbar. Ich überlege bei jedem Schritt, wo ich meinen Fuß aufsetzten soll und fühle mich unsicher. Ich bin dieses Wochenende den Karwendelmarsch - auf zwei Etappen - abgelaufen. Ab km 30 wirds technisch anspruchsvoll und für mich nicht mehr laufbar. Ich war bei so manchem km bergab langsamer als bergauf .... daher weiß ich ganz genau wie dir zumute war. Grautuliere dir aber ganz herzlich, dass du die Veitsch bewältigt hast. Ist eine körperlich und mental herausragende Leistung.

Offline karinr

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #6 am: 26.06.2017, 13:35:23 »
Liebe Barbara, sei nicht so streng mit dir. Ich finde du hast dir für heuer enorm viele Wettkämpfe auferlegt. Und ich halte dich für einen äußerst erfolgsorientierten Sportler. Du hast heuer schon so viel erreicht. Du hast eine enorm gute Tempohärte. Damit hast du ein großes Potential bei den „Nicht-Ultraläufen“. Ich habe auch das Gefühl, dass du (so weit ich es mitbekomme :-) auch beim Training immer ans Limit gehst. Und ich glaube das brauchst du auch, bzw. gibt dir gefühlsmäßig Befriedigung. Ultraläufer bist du sowieso. Lass dir Zeit. Potential hast du in allen Richtungen. Stell nicht soooo große Anforderungen an dich. Du hast noch genug Luft nach oben.
Laufen bedeutet für mich: Freiheit zu spüren, Gelassenheit zu erleben

Offline Tschitschi

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #7 am: 26.06.2017, 16:11:36 »
Danke und gratuliere! Ich glaube du unterschätzt dich. Frag einmal Tobias nach seinen Spezialtraining im Wiental über die Steine, sowaqs des Öfteren gemacht hilft lauftechnisch ungemein! Also ich glaub da ist einiges möglich!
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Offline heitzko

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #8 am: 26.06.2017, 20:18:37 »
auch wenn die veitsch für dich zu keinen glücksmomenten geführt hat, hoffe ich doch, dass du die "forumsweihnachten" ein wenig auskosten konntest. mir geht's am plateau genau so (also mit dem nicht laufen können). trotzdem gefällt mir die veitsch :).

Offline JM

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #9 am: 27.06.2017, 08:33:19 »
Danke für deinen ehrlichen Bericht. Wenn jeder Weihnachten hat , ist es nicht einfach zu sagen dass einem Weihnachten nicht gefällt :-)
Das technische Laufen ist durchaus trainierbar, wenn man Lust drauf hat. Ich bin da auch eher unfähig, aber jahreslange traillaufen hat geholfen. Trotzdem ist es mit ein Grund wieso ich mich nach z.Bsp der Veitsch auf den nächsten Stadtlauf freue. Und nach dem "öden" flachen Stadtlauf dann wieder auf den trail usw.
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Offline Anna

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #10 am: 27.06.2017, 18:58:09 »
Barbara, du hast die  Veitsch bravourös gemeistert, auch wenn du keine Chance auf eine Liebesbeziehung siehst. Mal abwarten und neuen Dingen - wie schon bisher - offen sein. Gratuliere zur gelungenen Premiere.

Offline shiloh

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2017-06-24 31. Veitscher Grenzstaffellauf - Barbara
« Antwort #11 am: 30.06.2017, 15:39:35 »
Trotzdem wohl eine unvergeßliche Erfahrung, auch wenn`s vielleicht kein Da Capo geben wird - Respekt für´s Durchhalten!!
Technische Schwierigkeiten am Plateau und dann das lange Bergablaufen am Schluß sind die Gründe, warum mein Start um die Jahrtausendwende bis jetzt mein einziger war (und beim Schneebergtrail ist`s leider ähnlich).
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

 

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