Autor Thema: 2017-10-28 Wien Rundumadum Ganze G'schicht - Ulrich  (Gelesen 2508 mal)

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Datum: 2017-10-28
Event: Wien Rundumadum Ganze G'schicht
Distanz: 130,000 km

Ersteller: Ulrich

Offline Ulrich

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2017-10-28 Wien Rundumadum Ganze G'schicht - Ulrich (95 KM G.U.T.)
« Antwort #1 am: 30.10.2017, 12:53:03 »
 95 KM G.U.T. - dennoch war da die Freude
Neben der Veitsch ist der Rundumadum mein absoluter Lieblingslauf. Die Strecke, das Erlebnis an sich, die Organisation. Die Menschen und Freunde, die Ultrafamilie, es passt einfach.
Und auch die Vorbereitung passte, also so ziemlich. Naja, nicht zu 100%, bei weitem nicht so, wie vor 2 Jahren. Immer wieder kleine Aua´s, die ich aber dank Osteopatin Michi und regelmäßiger Bestrahlung rechtzeitig unter Kontrolle bekommen sollte. So laufen die Wochen der Vorbereitung dahin, grundsätzlich machen auch Läufe um die 40km keine Probleme, ich freu mich auf den längsten Tag des Jahres.
 In den Tagen vor dem Lauf machte sich plötzlich eine etwas unerfreuliche Halsentzündung in meiner Kehle breit. Ich konnte eine Zeit lang kaum wirklich gut reden, was natürlich auch meine Aussichten auf den Lauf etwas einschränkte, eigentlich stand mein Start zu diesem Zeitpunkt in sehr sehr fernen Sternen. 
Dennoch war da meine Freude.
 Die Freude wird auch insbesondere durch jene Freunde befeuert, die sich zur Unterstützung anbieten. Dagmar, Bernhard und Hans-Jörg, der mich auch schon vor 2 Jahren mit dem Radl genial ab der Lobau unterstützt hat. Es ist schon unglaublich wichtig, wenn man sich so mehr oder weniger blind auf Freunde verlassen kann.
 Wenn schon die Technik..., naja, dabei hat das mit der Technik, mit dem Tracker eigentlich so toll begonnen. Ich war richtig begeistert, wie klein er war, wie handlich und leicht. Ok, handlich und klein war es ja auch. All die anderen Kleinigkeiten brauchen wir ja nicht ausbreiten ;)
Ein wesentlicher Bestandteil meiner Ausrüstung waren mehrere Plastikfolien, die ich als Windschutz geplant hatte. Gesammelt hatte ich sie über den Sommer beim ÖAMTC aber auch über Willhaben. So konnte ich eine nicht unbeträchtliche Sammlung anhäufen und Heidi und mich damit ausstatten. Gut verpackt und ebensolchen Mutes standen wir also am bei der Laufbesprechung im Sportcenter und hörten Georgs Ansprache. Ich hatte für mich das Laufmotto "einmal starten und dann schauen" auserkoren, zu unsicher hatten mich die letzten Tage gemacht.
Start:
Dunkel ist es, Windig auch, aber wenigstens trocken. Gemma´s an. Erst einmal über den Hubertusdamm zum Nordsteg. Langsam, locker.. ich laufe bald auf einen Inov8-Rucksack und dessen Trägerin auf, wir unterhalten uns und haben bis ins Kahlenbergerdorf, ja bis zum Ende des Nasenweges einigen Gesprächsstoff. Zu meiner großen Überraschung treffe ich schon hier auf Hans-Jörg, er macht mit Freunden heute Berglauftraining. Wir sehen uns später, in ca. 10 Stunden wieder. Freu  mich schon.
 Nase, Kahlenberg, Kreuzeiche.. kennt man, nix Neues zu berichten. Ich treffe auf Regina, die Freundin von Martin. Wir plaudern lange Zeit, laufen gemeinsam über den Hermannskogel, zum Häuserl am Roan bis zur Labestelle beim Schwarzenbergpark. Beim Anstieg zum Schottenhof gehe ich es gemütlicher an und Regina setzt sich nach vorne ab. Ich telefoniere ein wenig um meine Unterstützer zu informieren. Ich erfahre von ihnen, dass ich laut Trackingsystem gerade in Holland unterwegs sein dürfte. Komisch ich wusste gar nicht, dass es in den Niederlanden solche Höhenmeter gibt. Nun... Bernhard erwartet mich in Hütteldorf, ich scheine mich nur um fast eine Stunde verschätzt zu haben und bin schon gegen 10 Uhr am vereinbarten Treffpunkt. Flexibel und souverän wie Bernhard nun einmal ist, macht das aber nichts aus. Wir treffen uns in der Unterführung in Hütteldorf, ich bekomme Nachschub.
 Lainzer Tiergarten. Ich fühle mich nicht besonders gut,  alle Bergaufpassagen gehe ich, über die wenigen Gatschpassagen springe ich bestmöglich drüber. Der 3-Hufeisenberg ist eigentlich kein Problem, ich steige schlicht langsam hinauf. Hier treffe ich auch wieder einmal auf Martin. Irgendwie ist er für mich ein fixer Bestandteil des Ultralaufes. Gehört dazu.
 Ich hab keinen Stress, in der Ebene geht´s ganz gut, runterlaufen hab ich auch nicht verlernt. Streckenkenntnis hilft freilich, ich fühl mich an der Lainzer Mauer wohl. Bald kommt die Labe.
 Langsam Zeit, meine Folie abzulegen, schließlich laufe ich bald 45 Kilometer damit. Im Dropbag habe ich Wechselkleidung, ein trockenes Unterleiberl und ein weiteres Nightrunshirt. Essen, Trinken, Mannerschnitten und weiter. Durch den Park, Richtung Liesing, am Bach entlang, manchmal gehe ich. Was heißt manchmal, viel zu viel zum jetzigen Moment. Ich hab das Gefühl, dass ich zu wenig Energie habe, als würden die gegessenen Kalorien nicht ankommen.
 Eine geniale Idee ist die Labe beim Traildog. Die Suppe schmeckt köstlich, erinnert mich an Biel.
 Weiter nun in Richtung Dagmar. Weiter über Wienerberg, Laaer Berg, ich gehe immer mehr. Huste ein wenig öfter, als mir lieb ist. Ich bin nicht sehr optimistisch, dass ich heute finishen werde, macht mir aber erstaunlich wenig aus. Ich laufe einfach so lange, wie es geht, dann gehe solange es Freude macht.
 Beim Volksberg Laaer Berg holen mich 2 Kollegen ein, sie motivieren mich zu einigen Laufmetern, so kann ich noch ca. 2 Kilometer laufend genießen, bis ich dann vor der Bitterlichstraße abreiße.
 Ein emotionaler Grenzgang wird die Grenzstraße. Ich weiß um die Möglichkeit in der Speditionsstraße auszusteigen. Hier wartet Dagmar auf mich, unsere Freundin, sie Heidi und mich heute in unglaublicher Weise umsorgt. Umziehen, Essen, Erholen Aussteigen... es könnte so einfach sein. Mein Husten scheint auch dazu zu raten, doch nein, noch geht es mir nicht so schlecht, dass ich auch wirklich aussteige. Noch kann ich gehen. Mehr geht auch nicht mehr. Gehen bis ... keine Ahnung, gehen halt. Hans-Jörg wartet beim Einlaufkraftwerk auf mich. Ich kann grundsätzlich recht flott gehen, also Auf geht´s. An der Labe beim Zentralfriedhof bekomme ich einen neuen Tracker und freue mich wieder auf die nächsten paar Kilometer. Ein wenig Hoffnung keimt auf, was weiß ich, vielleicht geht´s ja doch wieder. Mal schauen.
 Nein, das wird nix mehr. Die Schmidgunstgasse und das andere Gassl-Werk vor der Freudenauer Hafenstrasse ermutigen ja nicht gerade zum Neustart.
 Hans-Jörg wartet auf mich beim Einlaufkraftwerk Freudenau. Ich esse eine Kleinigkeit, trinke einen Schluck und fasse den Plan, einmal die Lobau in der Dämmerung erleben zu wollen. Erst über die Insel, Laufen ist unmöglich geworden, maximal einmal 200 Meter. Dann wieder gehen.
Grundsätzlich würde es sich locker ausgehen, ab sofort durchzugehen, aber ist es das? Nein, nicht wenn ich huste, nicht wenn ich augenscheinlich nicht fit bin. Lobau, kann was. Also nicht wenn man Stress hat, dann zieht sie sich fürchterlich, aber so... sehr nett. Hans-Jörg unterhält mich mit diversen Geschichten, erträgt auch meine frustbedingten Launen. Nein, heut soll´s nicht sein. Ich brauch meine Gesundheit noch eine Zeit lang.
Dennoch, schön war´s, der G.eile U.ltra T.rail um Wien
See you 2018
Epilog:
 Heidi kommt dann mit ein wenig Abstand auch zur Labe, schaut locker aus, Dagmar und ich beschließen, dass sie mich noch nach Gerasdorf bringt, damit ich Heidi dort noch einmal treffe. Nachdem ich meinen Rucksack samt Tracker im Auto vergessen habe, kommt Dagmar noch einmal durch ganz Wien nach Gerasdorf raus, sodass wir gemeinsam noch einmal Heidi anfeuern können. Sie bringt mich dann sogar noch ins Ziel, wo ich dann halb schlafend, halb wachend auf Heidi warte. Dankenswerte Weise beeilt sie sich und kämpft sich 30 Min schneller als je zuvor ins Ziel.
Ich habe eine großartige Frau! (Ein bisserl stur, aber das gehört dazu ;) )
 
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Offline heitzko

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Antw:2017-10-28 Wien Rundumadum Ganze G'schicht - Ulrich
« Antwort #2 am: 31.10.2017, 07:01:15 »



95 kms unfit muss man erst einmal zusammenbringen und ein weiterer schöner punkt beim rundumadum ist irgendwie schon auch, dass olympische Motto :).
ich darf da mitreden, habe ja schon ein veitsch DNF in meiner biografie :)
danke, dass du noch die kraft aufgebracht hast mich die restlichen stunden zu unterstützen!

Offline Josefstädter

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Antw:2017-10-28 Wien Rundumadum Ganze G'schicht - Ulrich
« Antwort #3 am: 01.11.2017, 16:52:26 »
Man kann pumperlg'sund sein und trotzdem dem DNF liebäugeln  :baseballschlaeger: ist mir so ab Essling ergangen  :waah:
Schöner Bericht, großartige Frau! Das mit der Folie verstehe ich nicht. Unter der Kleidung?
75. Wiener Höhenstraßenlauf 7.10.2023     Int. Wiener Herbstmarathon 8.10.2023     WRU Ganze G'schicht 4.11.2023     Adventlauf Tulln (Marathon) 3.12.2023

Offline Ulrich

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Antw:2017-10-28 Wien Rundumadum Ganze G'schicht - Ulrich
« Antwort #4 am: 01.11.2017, 17:53:31 »
Man kann pumperlg'sund sein und trotzdem dem DNF liebäugeln  :baseballschlaeger: ist mir so ab Essling ergangen  :waah:
Schöner Bericht, großartige Frau! Das mit der Folie verstehe ich nicht. Unter der Kleidung?

Nein, nicht unter der Kleidung. ich bin bis zum GüBachTor SO gelaufen
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Offline Pizzipeter

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Antw:2017-10-28 Wien Rundumadum Ganze G'schicht - Ulrich
« Antwort #5 am: 03.11.2017, 09:16:50 »
Danke für deinen Bericht, Ulrich!
Ich kann auch nur sagen, für einmal starten und schauen was geht, hast du sehr lange durchgehalten  :)
Gscheit für die Gesundheit war das Aussteigen allemal  ;) - der nächste Rundumadum kommt hoffentlich bestimmt  :good:
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