Autor Thema: 2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister  (Gelesen 8311 mal)

Offline Berichte

  • Beiträge: 0
2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« am: 05.03.2018, 05:00:02 »
Datum: 2018-02-24
Event: Antelope Canyon Run
Distanz: 80,000 km

Ersteller: mister

Offline mister

  • *****
  • Beiträge: 6.351
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #1 am: 05.03.2018, 05:01:52 »
Irgendwann Ende 2015 habe ich zufällig von diesem Lauf gelesen. Der Veranstalter hat verschiedene Bewerbe in den USA (einige Ultras bis 100 Meilen und mittlerweile auch eine Serie von Halbmarathons in der Nähe von Nationalparks).
Nachdem ich schon öfter in der Gegend rund um Page, AZ war (das erste Mal 1989), hat mich der Lauf sofort interessiert.
Aber 50 Meilen (also 80 km) waren unvorstellbar. Es war zwar auch von 55km und Halbmarathon die Rede, aber wenn schon, denn schon.

Also war ein langfristiger Plan notwendig. Wenn überhaupt war ein Start erst im Februar 2018 möglich.

Im Frühjahr 2016 war ich immer noch mit Problemen nach Hamburg 2014 geplagt.
Angelika, meine Physiotherapeutin (selbst Ultra-Läuferin und Veranstalterin und vielen hier bekannt), hat auf meine Frage was sie zu einem Start bei einem 6h-Lauf sagt, nur gemeint "Starten und schauen. Gehen kannst du immer noch". Was ich genau so auch gemacht habe und beim ersten Mal gleich auf 52 km gekommen bin.

Im Herbst 2016 das erste Mal Rundumadum Halbe G'schicht. Auch da ab km27 Gehpausen, aber schlußendlich brauchbar ins Ziel gekommen.

2017 mit SuSu 6h-Lauf und 50km als Staffel absolviert und obwohl wir nur zweit waren, jeweils dritte und erste geworden.
Als ich vor Jahren das erste mal Fotos von der Veitsch gesehen habe, war klar, dass ich dort einmal mitlaufen möchte. Wann und wie? Keine Ahnung.
Im Lauf der Vorbereitungen hat es jetzt endlich gepasst. Ergebnis: Es war sehr mühsam, aber doch gefinisht.
Das Training wurde dann immer besser und im Herbst den Rundumadum mit 6:03 Pace hinter mich gebracht.
Danach war Pause. Mein ISG hat schon vor dem Rundumadum Probleme gemacht und die wurden nachher nicht weniger. 22 km im November waren kein echtes Ultra Training.
Dann drei Termine bei einem Masseur, der als ISG Wundertherapeut bekannt ist und es wurde sehr langsam besser. Am 24.12. konnte ich wegen Adaptionsproblemen aber nicht einmal 300m am Stück laufen. Aber ab dem 25.12 ging es dann wieder richtig los.

2018 kamen vor dem Lauf über 400km auf das Konto und die Reise konnte beginnen.

Über Frankfurt nach Los Angeles und dann in gemütlichen Etappen nach Page.
Dazwischen noch im Valley of Fire (ca. 1h nördlich von Las Vegas) einen kurzen Trainingslauf probiert. Auf Sand, Sandstein und teils ähnlichen Verhältnissen wie in Page und alles hat gepasst. Im Zion Nationalpark noch zwei nette Wanderungen bei Eis und Schnee und schon waren wir in Page.

Am Donnerstag sind wir noch einmal ein paar Teile der Strecke gelaufen und ich habe Susanne den Waterhole Canyon gezeigt (ungefähr das was ich im Sept 2016 gemacht habe). Da war schon klar, dass der Sand auf jeden Fall nicht so fein sein würde wie damals.
Die Tage vor dem Lauf waren geprägt durch dauernde Kontrolle der Wetterberichte.
Kälte, Schnee, usw klangen nicht sehr motivierend. Auch die Unterschiede zwischen Start (einige Minusgrade) und untertags (Sonnenschein bei >5 Grad). Nur die Aussicht auf Feuchtigkeit, die den Sand zähmen könnte, war ein Hoffnungsschimmer.
Freitag früh Schnee. Freitag Nachmittag Schnee geschmolzen.
Aufgrund des Wetters wurde aber sogar die Startnummernabholung indoor verlegt.

Samstag früh. Aufstehen, Frühstücken, Vorbereitungen abschließen, zum Start fahren (keine 5 Autominuten entfernt)
Start 6:00, Temperatur -3, gefühlt -7

Lagerfeuer zum Aufwärmen und dann zur Startlinie.

Countdown und los ging es.
Die ersten 2km Gänsemarsch, weil noch Nacht (Stirnlampen) und eng oder steiler Sandstein. Dann Feldwege (Sand) und Slickrock-Passagen (Sandstein).

Motto des Tages: We love frozen sand.

Es war überhaupt kein Problem zu laufen, weil der Sand tatsächlich gefroren war.
Nicht zu hart und gar nicht staubig.

Dann kam auch schon ein erster, kleiner Slot Canyon



in Richtung Antelope Wash (ausgetrocknetes Flussbett), dessen Sand normalerweise bis zu 10cm tief ist.


Auch hier perfekte Laufunterlage. Dadurch bin ich auch schneller gelaufen als geplant. Immer im Hinterkopf, dass sich das noch rächen könnte.

Der Upper Antelope Canyon war dann, wie erwartet, nicht so besonders. Viel zu dunkel und ohne Stirnlampe (war draußen nicht mehr notwendig) immer in Gefahr den Kopf anzuhauen.



Aber die 200m waren schnell erledigt


und dann ging es schon eine verschneite Sanddüne hinauf. Sicher auch leichter als sonst.


Dann wieder über Feldwege und Slickrock weiter




bis zur Horseshoe Bend Aid Station (km33),

wo Susanne auf mich gewartet hat.
Das war auch der Teil, den wir vorher gemeinsam erkundet hatten. Sie hat mich mit warmer Misosuppe empfangen und nach einem kurzen Stop ging es weiter Richtung Colorado River.


Dann kam der für mich landschaftlich interessanteste Teil, aber auch der anstrengendste. Über viel unruhigen Slickrock ging es weiter.





Sehr fordernd auch den Weg zu finden, der aber auf der ganzen Strecke sehr gut markiert war.





Trotzdem gut beim Waterhole Canyon angekommen.
Der Abstieg (normalerweise an einer anderen, weniger abenteuerlichen Stelle)





Einem sehr schönen, abwechslungsreichen Slot Canyon, der ca. 1km belaufen/begangen wurde.








Inklusive Leiter und leichten Kletterpassagen.









Steiler Ausstieg über Slickrock und dann ein langer, leicht abfallender Feldweg


zurück zur Horseshoe Bend Aid Station (ca. km53). Susanne hat mir schon vorher eine SMS geschickt, dass sie noch einmal dort auf mich warten würde, weil es sich zeitlich doch ausgeht.
Mein SMS-Ton ist ein krähender Hahn und es war sehr lustig wie auf einmal mitten in der Wildnis der Hahn gekräht hat.

War schön, sie noch einmal zu sehen und ich konnte ihr auch gleich meine Jacke mitgeben, weil die Sonne mittlerweile doch sehr warm schien trotz der Lufttemperatur von nur 4 Grad.


Dort hat auch der "Grim Reaper" (Sensenmann) gewartet. Der schnappt einen, wenn man nicht vor den Cut-Off Zeiten die Aidstation verlässt.


Dann über die Strecke, die wir gekommen waren, zurück Richtung Page. Jetzt war der Sand aufgetaut und teilweise schon tief. Aber es ging so.





Am Parkplatz, gleich neben Start/Ziel, hat Susanne dann gewartet, um mich zu begleiten (ab ca. km61).


Ein ganz gut laufbarer Weg rund um Page (den Page Rim Trail).

Aufstieg zum Page Rim Trail


Ich habe noch Schuhe gewechselt, etwas getrunken und los ging es. Bis zur Lake Powell Aid Station (ca. 11km vor dem Ziel) war alles noch ganz OK. Dann wurde es flau im Magen. Vielleicht doch zu viel kaltes getrunken? Oder zu wenig gegessen auf den letzten km?
Ab km73 immer wieder längere Gehpassagen, um dann am Ende doch wieder zu laufen.
Susanne hat mich die ganze Zeit perfekt begleitet, versucht zu motivieren und war einfach an meiner Seite (oder besser meist hinter mir, weil der Weg eher schmal war).
Nach 10:24:58 war das Ziel erreicht und ich bin gleich danach in einen Sessel gefallen. Ohne aktive Hormone hat mein Kreislauf gestreikt und die Beine wollten auch nicht mehr so recht. Susanne ist zum Auto, um die Jacken zu holen, weil es vor allem im windigen Schatten merklich kühler war. Das Auto stand aber weiter weg also habe ich mir noch schnell meinen Finisher Award geholt (eine gravierte Flasche mit dem ach so typischen Sand als Inhalt) und ich bin ihr dann doch entgegen gegangen. Wir waren uns schnell einig, dass es für uns beide besser ist, ins Hotel zu fahren und uns dort auszuruhen.
Im Hotel gleich ins Bett gelegt und Schüttelfrost bekommen, aber nach ein paar Minuten war alles vorbei und langsam bin ich wieder im normalen Leben angekommen.
Kurz sind wir noch einmal zum Zielbereich gefahren, um ein wenig die Stimmung zu erleben. Dann waren wir aber beide sehr hungrig und ein perfektes Steak und sehr gute Ravioli mussten dran glauben.
Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich schon wieder halbwegs normal bewegen.


Am Sonntag sind wir dann gemütlich nach Moab gefahren und weil wir zeitig dran waren, sind wir noch zum Delicate Arch spaziert. Dem Wahrzeichen des Staates Utah. War sehr schön, weil wir insgesamt nur 10 Personen dort waren. Der Vorteil eines Winterurlaubs.
Am Montag noch zwei kleine Wanderungen gemacht. Da waren die Beine aber doch schon müde.
Aber fast keine Schmerzen trotz der sehr durchwachsenen Vorbereitung.



Damit ist das Erlebnis "Antelope Canyon Run" abgeschlossen.
Fazit: Ein perfekt organisierter Lauf in einer tollen Gegend. Die Ultra Community ist hier sehr familiär, die Verpflegungsstellen gleichen einem All-Inclusive Buffet. Ein Vorteil (zumindest für mich) ist auch, dass es nicht nur Süsses gibt, sondern auch Salziges.


Ergänzung:

Website des Veranstalters:
https://www.grandcircletrails.com/antelope-canyon-general-info/
https://vacationraces.com/ultras/antelope-canyon/

Die Strecke:
https://www.trailrunproject.com/trail/7020889/ultra-adventures-antelope-canyon-50

Offline Pizzipeter

  • ******
  • Beiträge: 7.654
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #2 am: 05.03.2018, 08:11:33 »
Wow - echt sehr schön und ein toller Erlebnislauf  :good:
Mit deinem Bericht hast du den Bildern Leben eingehaucht - wie wenn man selber mitlaufen würde - einfach cool und überwältigend  :D
Fit-RABBIT-Gutscheincode: ODB-587

Offline tommigoal

  • **
  • Beiträge: 119
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #3 am: 05.03.2018, 10:06:28 »
Gratulation und wow - cooler Bericht und eindrucksvolle Bilder!

Offline cbendl

  • Königin des Rennsteigs Forumsmeisterin 2010, 2011, 2012, 2014, 2018
  • ******
  • Beiträge: 6.758
    • Laufgemeinschaft Wien
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #4 am: 05.03.2018, 10:26:18 »
Wunderschöne Bilder! Und Gratulation, dss der Lauf so gut geklappt hat!
hippocampus abdominalis

Offline Anna

  • ****
  • Beiträge: 1.784
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #5 am: 05.03.2018, 12:59:46 »
Bericht und Fotos belegen: Der Lauf ist den Erwartungen gerecht geworden - Vorbereitung und Vorfreude haben sich gelohnt.  :hoorah: Traumhaft, aber sehr anspruchsvolle Strecke. Ich hoffe, du hast dir nicht zu oft den Kopf angehaut.

Offline nasmorn

  • ***
  • Beiträge: 868
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #6 am: 05.03.2018, 15:30:04 »
So lange Laufen bis man nachher Schüttelfrost bekommt ist schon einfach das schönste. Bei der Kulisse nochmal doppelt schön.

Offline wobe

  • **
  • Beiträge: 360
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #7 am: 05.03.2018, 19:12:30 »
Super Bericht und schöne Fotos - Danke!
Gratulation zum überwiegend problemlosen Finish!


LG W

Offline mister

  • *****
  • Beiträge: 6.351
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #8 am: 05.03.2018, 20:36:38 »
Freut mich, dass euch der Bericht gefällt.
Wir haben gestern unseren letzten "Ausflug" in diesem Urlaub gemacht. Unsere erste Schneeschuhwanderung. Mit Guide im Rocky Mountain National Park. Zwar nicht ganz warm, aber bei blauem Himmel und strahlender Sonne waren wir anfangs total alleine unterwegs. Ein tolles Erlebnis.



Offline JM

  • *****
  • Beiträge: 13.426
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #9 am: 05.03.2018, 20:59:14 »
Danke für den Bericht mit Erweiterung. Hat gut getan euch in Gedanken zu folgen. Ein Kurzurlaub im Kopf ...
Kommt gut zurück - lasst den Winter und die Grizzlys dort  ;)

Wird auch Zeit dass ihr zurück kommt, das Englisch kommt schon durch - "scheinen" macht bereits Probleme  ;D (bei uns hier derzeit eh nur ein theoretisches Problem)
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline Diana11

  • *****
  • Beiträge: 2.719
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #10 am: 06.03.2018, 09:03:21 »
Sensationell!! Vielen Dank für diesen tollen Bericht und herzliche Gratulation zum gelungenen Lauf - echt Hammer!!  :applaus_klatsch:
WETTKAMPFSCHWAMMERL
Shit happens! Mal bist du Taube, mal bist du Denkmal. (Dr. Eckhart von Hirschhausen)

Offline run4fun

  • ****
  • Beiträge: 1.557
    • Ernährung für Ausdauersportler
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #11 am: 06.03.2018, 09:07:25 »
Super Challenge war das für euch. Gratulation zum tollen Erfolg und danke für den schönen Bericht und die beeindruckenden Bilder  :good: :good: :applaus_klatsch: :applaus_klatsch:
Ernährung für Ausdauersportler
http://endurancefood.blogspot.co.at/

Offline heitzko

  • ******
  • Beiträge: 14.597
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #12 am: 06.03.2018, 10:10:36 »

Vielen Dank für den beeindruckenden Fotobericht! Großartig gemacht/gemeistert!

Offline heitzko

  • ******
  • Beiträge: 14.597
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #13 am: 06.03.2018, 13:10:31 »

die landschaft erinnert tlw auch ein bissi an "planet der affen"  :) .

Offline mister

  • *****
  • Beiträge: 6.351
Antw:2018-02-24 Antelope Canyon Run - mister
« Antwort #14 am: 06.03.2018, 14:38:24 »

die landschaft erinnert tlw auch ein bissi an "planet der affen"  :) .
Gut gesehen. Zitat Wikipedia:
Am 21. Mai 1967 konnten die Dreharbeiten schließlich beginnen. Die ersten Szenen, die für den Film gedreht wurden, zeigen die drei überlebenden Astronauten auf ihrem Weg durch die Wüste und wurden in einer entlegenen Wüstenlandschaft in der Nähe des Colorado River in Utah und Arizona aufgenommen. Um das Entkommen der Astronauten aus dem abgestürzten Raumschiff zu filmen, wurde eine etwa 7 Meter lange Spitze des Raumschiffs aus Sperrholz gefertigt und im Lake Powell verankert.

 

SimplePortal 2.3.6 © 2008-2014, SimplePortal