Tja, was soll ich sagen..
einerseits muss ich ja froh sein, nach dieser Vorgeschichte überhaupt am Start eines Marathons zu stehen, andererseits ärgert es mich aber schon, dass ich die letzten 4 Wochen kaum laufen konnte, nachdem die ersten 8 Wochen der Vorbereitung so wunderbar plangemäß verlaufen sind
aber jetzt kann mir ohnehin keiner mehr helfen - ich hab mich entschieden zu starten, also muss ich jetzt mit der Form Vorlieb nehmen, die halt noch da ist.
Im Training unmittelbar davor war der Puls im Vergleich zu vor meiner erzwungenen Pause 15-17 Schläge höher (bei gleicher Leistung) ....
Bekannte Gesichter konnte ich im Vorstartbereich keine ausmachen, war aber auch nicht so wichtig - nachdem ich bei der U2 Station 15min auf den Bus warten musste, war mir schon beim Eintreffen, kurz vor 12.15, kalt...und wirklich wärmer wurde mir in der Stunde bis zum Start dann auch nicht
Nachdem es endlich los ging, war ich kurzfristig der Erste - aber es dauerte nicht lang, bis mich jemand mit deutlichem Geschwindigkeitsüberschuss überholte und nach vorne weglief - keine Chance, da auch nur irgendwie mit zu kommen.
Direkt hinter mir höre ich entlang des nächsten Kilometer immer wieder Schritte - ich drehe mich um und sehe eine weitere Läuferin, dahinter war schon niemand mehr zu sehen.
Als die Begleit-Radfahrerin stehenbleibt und ich mich kurz mit ihr unterhalte, weil mir eingefallen ist, woher ich sie kenne (wir waren 2016 beide mit der Sportordination auf Fuerte Ventura), überholt sie mich und läuft mir ebenfalls davon
bei ca km3 gibt es eine ganz kurze Rampe und eine 90Grad Abzweigung nach links, die Läuferin dreht sich fragend zu mir nach hinten um, ich deute nach links, woraufhin sie langsamer wird, wartet bis ich aufgeschlossen habe und mich dann darauf hinweist, dass der Vordermann gerade weitergelaufen ist anstatt abzubiegen (keine Ahnung warum sie dafür auf mich wartet und ihm nicht einfach nachschreit um ihn auf seinen Fehler aufmerksam zu machen)
Sie bittet mich, ihm zu pfeifen oder nach zu schreien und wird dabei nicht müde zu betonen, dass sie ja so kollegial etc sei.. - kurz: mein Schreien war leider wirkungslos. Es wäre interessant zu erfahren, wo er bemerkt hat, dass er falsch war
Km5, erste Verpflegung - sie steht und isst (nach 5km?), ich laufe weiter und werde recht bald wieder überholt und abgehängt.
kurzfristig habe ich überlegt, mit zu laufen - aber keine Chance, mein Wohlfühltempo liegt irgendwo bei 5.15-5.20, schneller kann ich einfach nicht
Und so wird sie vor mir immer kleiner, bis sie schlussendlich nicht mehr zu sehen ist
So geht's jetzt also Allein dahin in Richtung 2. Verpflegung - ziemlich unspektakulär, teilweise mit grausigem Wind (Seestadt), aber im Großen und Ganzen alles erträglich - mein Tempo pendelt sich bei 5.20-5.30 ein und eigentlich hab ich schon jetzt das Gefühl, dass es 1. zu schnell ist und 2. heute noch wirklich mühsam werden würde
bei Km20 dann die 2. Verpflegung - ich fülle nur meine beiden leeren, mit Maltodextrin gefüllten Softflasks auf, Quetsch sie wieder irgendwie in den Rucksack, nehm mir ein halbes Kipferl und eine Flasche Powerade mit auf den weg und bin nach ca 2 1/2 Minuten wieder auf dem Weg - die Dame ist nur zwar wieder in Sichtweite, aber eigentlich doch schonwieder ziemlich weit weg.
Naja, egal, ich bin eh mit mir selbst genug beschäftigt.
Auf dem Weg in Richtung Bisamberg überhole ich immerwieder Läufer der halben G'schicht - die sind ähnlich redselig wie ich, nämllch garnicht
Bei km 23/24, ich laufe mittlerweile nur noch mit Mühe unter 5.30, einzelne km in 5.35, ist die Dame dann auf einmal direkt vor mir - dh. sie war deutlich vor mir, ich wurde deutlich langsamer und dennoch hab ich sie eingeholt? Alles seltsam irgendwie...
Als ich vorbeilaufe verwickelt sie mich in ein Gespräch und erklärt mir, dass das heute nur ein lockerer Trainingslauf wird - ich tu mir schwer das zu glauben, weil ich bei einem lockeren Trainingslauf eher nicht so eingehen würd - aber egal, spielt ja auch keine Rolle, ich lauf irgendwann einfach weiter.
ca 1km später hab ich mich ein letztes Mal umgedreht und ab dann beschlossen, einfach nur noch zu laufen und mich nicht mehr drum zu kümmern, was hinter mir passiert, weil ich ohnehin keinen Einfluss darauf nehmen kann
irgendwann war der Bisamberg dann geschafft und es ging bergab, auf der Strasse in Richtung Verpflegungssation - da war schon spürbar, dass meine Beine durch sind, weswegen ich stehenbleiben vermeiden wollte.
Bei der Labe bin ich daher einfach weitergelaufen, ich hatte ohnehin noch genug dabei.
Auf dem Weg zum Marchfeldkanal bin ich irgendwo links abgebogen, anstatt der Strasse nach zu laufen - zum Glück hat mich die Navigationsfunktion meiner Uhr da gerettet und ich konnte wieder auf den richtigen Weg zurück.
die letzten 7km entlang der Donau waren nur noch mühsam, aber dennoch irgendwann vorbei ( die Pace war mittlerweile auch schon auf 5.45 - 5.55 gestiegen) - ich glaub, schlussendlich war ich dann 8 Minuten vor der 2.Platzierten, aber wichtig war das ohnehin nicht mehr
