run42195.at
berichte => berichte => Thema gestartet von: Berichte am 27.04.2008, 00:00:00
-
Datum: 2008-04-27
Event: VCM
Distanz: 42.195 km
Ersteller: Tschitschi
-
"Bayer" ist ok aber sagt bite, bitte nicht "Dögl" zu mir
Die Vorbereitung war eher unüblich.
Woche 12/11 in Nepal, dabei aus purem Übermut mit Bergschuhen in 3.500m H 5KM gelaufen: Belohnung ausser dem tollen Laufgefühl war eine ausgewachsene Achillessehnenentzündung.
3 Wochen Laufpause. Dann 1 Woche in die Abruzzen Schitouren, 5 Tage je 1.400-1.700HM sollte für die GA eigentlich gut sein und die Achillessehne war zufrieden.
Daher das war das Lauftraining eigentlich nur 5 Wochen .
37/56/71/93/70 nd dann Tapering. 3 Longjogs und ein Halbmarathon auch eher an der unteren Grenze des Trainings.
Trotzdem fühle mich topfit, Werte sind hervorragend und ich beschliesse so zwischen 3:25 und 3:30 zu laufen.
Mit Larissa am Start, sie wollte sicher unter 4:00 laufen, vielleicht unter 3:45, auf alle Fälle einmal mit mir starten.
Start: recht zügig, ein bisschen Slalom, Larissa hält nur auf der Reichsbrücke mit, fällt zurück.
Ich hab „cannonball abwärts“ Stefan an meiner Seite, er rollt die Reichsbrücke wieder atenmberaubend hinunter; auf der Geraden geht’s dann in meinem Tempo weiter. Zu schnell:
Die ersten KM in 4:39/bis 4:50 erst KM5 passt 4:55. Verliere irgendwo Stefan der nach hinten abreisst. Plötzlich auf KM 6 eine bekannte Gestalt neben mir. Larissa überholt mich zügig und freut sich narrisch als sie mich entdeckt, ich mich auch. Sie hat natürlich keine leise Ahnung über ihre Reisegeschwindigkeit, nur dass es ihr taugt. Klär sie auf, dass sie wenn sie so weiterläuft aufca 3:15 läuft, na ja da bremst sie sich ein und läuft mit mir. Genussvolles Laufen, immer brav um die geplanten 4:55 fühlt sich ziemlich langsam an, Körper OK, Kopf ok. Bei KM 17 ungutes Gefühl, unrund, aber Frage an die Beine, Antwort
„alles ok, Chef „ wir sind leicht und stark, auch Restorganismus meint ich soll mich nicht ansch...alles im Besten! Puls kann fast nicht antworten vor Gähnen!
Mariahilferstrasse hinunter, wie immer ein tolles Gefühl, also wars nur ein kleiner Psychoeinbruch. HM vorbei in absoluter zielzeit: 1:42:30. Die schnellen Anfangskms sind durch die Steigung ausgeglichen. Ja jetzt laufts, nur Larissa meint es fühlt sich ein bisschen schnell an. Bei KM 23 erwacht wieder das Unrunde, das Schwächeln. Wieder kein Problem mit den Beinen, Puls zwar wach aber durchaus dort wo er hingehört, trotzdem das Gefühl:
Ich pack das nicht, Leere. Auch der Magen fühlz sich komosch und leer an. Ein Gel zu nehmen, nicht daran zu denken! Ab KM 25 spiel ich die Szenarios durch:
Wenn ich so weiterlaufe geh ich zwischen KM30 und 35 fürchterlich ein, wenn ich um 5-10 sek zurückschalte, könnte ich durchlaufen, werde mich ziemlich quälen mit ca 3:32 durchs Ziel und fix und fertig sein und Larissa die jetzt locker neben mir läuft wird mit mir langsamer. Sie weiss es nicht, läuft aber auf sub 3:30 und das wäre eine Traum PB.
Also sag ich zum Mädel: Ich steig bei der nächsten Brücke aus, geh rüber erwarte dich bei KM38- 39 und begleite dich ins Ziel. Ihr geht’s noch gut und bald ist sie, leichtfüssig wie immer davon.
Ich gehe: denk mir natürlich: bin ich zu wehleidig, zu empfindliuch? Will ich das Marathonlaufen überhaupt noch? Wars das, soll ich mir das je wieder antun, will ich das, Nein! Geh über die Brücke zur Wien, sehe von weitem die Japanerin herankommen und erwisch sie noch mit einem Sprint, lauf kurz neben ihr am Gehsteig und bleib recht bald stehen, dreh um und geh Richtung 3.ten Bezirk. Ein Streckenposten: „Heast, konnst jo ned jetzt aufstecken, nur mehr 3KM und du hast a super Zeit weit unter 2:30„
Ich: „na hat kann Sinn wär eh nie persönliche Bestzeit geworden“
Er fassungslos.............
......gelogen! Ich ehrlicher Trottel: „na bin über die Brücke gegangen „ Er. Erleichtert! Das kurze Heldentum wieder versäumt! Geh weiter, ein Marathoni, von der schnellen Sorte grüsst freundlich: Kaku bei KM 40, sensationell gut drauf! Bin dann auf der Rasumoskybrücke in der Sonne gestanden, hab das Rennen genossen, gestaunt, bin ja nie als Zuseher dabeigewesen:
Highlight: der Strom der leidenden verzerrten Gesichter, verdrehten Haltungen, schleichenden Füssse, alle schwer gezeichnet von 40KM ... und dann kommt so ein Jogger, auf seinem 10 KM Sonntagslauf, fliegt an denen vorbei, grinst übers Gesicht, sieht mich breitet die Arme aus und macht den Flieger, rennt Schlangen und lacht: der Andy Crow!!
Die Glücksübertragungsfähigkeit des Andi lässt Uri Gellers Künste alt aussehen:
Ich bin schlagartig mit ihm glücklich!
Der Peter Pipel hat einen etwas konzentrierteren, unentspannteren Gesichtsausdruck, rennt aber relativ locker und dann schon Larissa. Es sind noch 3,4KM und es ist 12:15. Das könnt sich auf sub 3:30 ausgehen aber bummeln darf sie nicht. Ich lauf neben ihr, merke sie läuft so 5:10-5:20 wahrscheinlich zu langsam und beschleunige ein bisschen, sie geht brav mit, kämpft. Laufstil wie immer, locker, nur im Gesicht kann man sehen sie beisst, im wahrsten Sinne des Wortes. An der Labestation vorbei, sie aussen rum ich hol Wasser, neben der Rettungsstation die leichte, so fiese Steigung zur Wien. Wir laufen knapp unter 5min/km. Larissa kann das Tempo nicht halten. Ich versuch sie zu zu ziehen und zu motivieren, an der Grenze zu laufen und die ja nicht zu übertreten. Ich fieber und leide mit, der Ring zieht sich, das Heldentor kommt nicht nähetr und doch: abbiegen ins Ziel über den Rasen (was für eine stumpfsinnige und gefährliche Idee) und durchs Ziel. Fallen uns in die Arme, Larissa ist fertig und stolz. Weiss nur dass sie schnell gelaufen ist, keine Ahnung von ihrer Zeit. Brutto 3:32.
Ich denk mir dass wars gerade nicht, wir werden sicher nicht mehr als 1,5min zur Startmatte gebraucht haben. Telefonat mit Bani: Larissa unter 3:30, die ist aber schon weg, geht ja ohne Startsackerl zum Start, im Pullover, den sie sich dann umhängt un der Tasche mit den Autoschlüsseln. Nach dem Ziel direkt in die Ubahn zum Auto, kein lästiges Sackerlholen.
Ich ruf sie an und: sie freut sich schon, ein mail: sie ist tierisch stolz!
Beim Nachhausegehen ists klar: das wars jetzt mit harte Marathons laufen! Aus!
Heute, 31 Tage nach meinem 30KM Tempolauf, bin ich ein bisschen Laufen gegangen, nur zum Spass, Uhr mit, aber nicht draufgeschaut.
Lockeres epace Tempo, hab mich topfit, kraftstrotzend gefühlt.
Vielleicht trainier ich doch noch einmal auf den Marathon?
Daheim schau ich auf die Uhr: Bin 10KM im Schnitt 5:05 gelaufen, Puls nie über epace!
Ich glaub ich werde Berlin doch voll laufen!!
-
ein sehr spannender bericht! das kurze heldentum hast du vielleicht versäumt aber dafür glaube ich einen tollen ersatz als larissas retter in der not vollbracht! ganz toller zug von dir und super teamwork von euch beiden. herzliche gratulation!
-
super bericht, hat zwar nicht ganz geklappt, aber egal, war halt nicht der richtige tag und das mit berlin ist wirklich eine gute idee :):)
-
Es kann nicht immer rund laufen und es werden sicher noch viele tolle Marathons für dich kommen. Da bin ich mir ganz sicher.
Super wie du Larissa gezogen hast. Wahnsinn wie toll Larissa gelaufen ist!
Und wie du richtig sagst: Berlin, wir kommen!
-
Toller Bericht und weise Entscheidung auszusteigen, Warum eben nicht!
-
Christian, so hast der Larissa zu SUB3:30 verholfen, eine gute Tat, in Berlin gibst noch mal Gas, wirst schon sehen. Auf der Brücke Dich zu treffen war super, hab mich auch gefreut. Aja, es ist die Franzensbrücke. Danke für den Bericht.
-
oh Tschitschi, du Lügner. ;)
Ganz kurz ist mir der Atem gestockt als die Worte geelsen habe. Marathon laufen : aus. Dann aber lesen ich noch mal. Harte Marathons: aus. Wenn du wieder halbwegs normal trainieren wirst, dann wirst du in Berlin einen ähnlich souveränen Lauf hinlegen wie in München.
Wenn du deinen Schuhe gut schnürst, dann könen wir dort auch zusammen laufen :D
-
christian denk zurück an den zieleinlauf in münchen :D :D
schau die dein foto an
wenn das nicht geil war, dann weiß ich nicht
-
Sehr feiner Bericht und wahres Heldentum am Schluss! Und DANKE! Ich bin also doch nicht der einzige, der sich nicht über den Rasen gefreut hat! Berlin wird sicher wieder geil, wirst sehen.
-
"Will ich das Marathonlaufen überhaupt noch?" Diese Worte von einem passionierten Marathoni zu hören, erstaunt mich schon etwas.Aber man lernt nicht aus.
Ein schöner Bericht geworden.
-
in berlin wirst sicher besser drauf sein. und einen tollen pacer hast ja auch abgegeben. Kopf hoch dann kommen wieder die geilen marathons :D
-
Nenn man gelegentlich mal einen Marathon versemmelt, sind die positiven Momente beim nächsten M dann umso schöner!