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berichte => berichte => Thema gestartet von: Berichte am 18.07.2015, 00:00:00
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Datum: 2015-07-18
Event: 12h Prambachkirchen
Distanz: 103.159 km
Ersteller: MT76
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Heiß, aber gut ...
Mein Original-Bericht mit Bildern vom 12-Stundenlauf in Prambachkirchen zu finden unter:
http://martin24h.blogspot.co.at/2015/10/prambachkirchen-12-stundenlauf.html
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Mit etwas Verspätung, aber nun ist er endlich fertig, der Bericht des 12h-Laufs aus Prambachkirchen am 18.7.2015 ...
Also: 12h-Lauf-Prambachkirchen, Station Nummer 4 von insgesamt 5 des Österreichischen Ultralauf-Cups und nur zwei Wochen nach Irdning. Eigentlich hatte ich die Hitzeschlacht von Irdning ganz gut überstanden und mich auch halbwegs erholt. Jetzt aber schon wieder 12 Stunden bei hohen Temperaturen im Kreis rennen ist eigentlich nicht wirklich sinnvoll. Natürlich gäbe es die Möglichkeit, statt des 12-Stundenlaufs nur den 6-Stundenlauf zu machen, der ebenso als Cup-Bewerb zählen würde. Aber für mich wäre das nicht richtig: ich sag‘ ja auch nicht bei einem Halbmarathon in der Stadt XY, wo’s auch einen Marathon gibt, dass ich dann den Marathon gefinished habe.
Und außerdem: für mein Ziel, alle fünf Cup-Bewerbe (in der jeweils längsten angebotenen Ausprägung) zu finishen brauche ich „nur“ 75km in 12h zu schaffen. Das sollte wohl möglich sein und danach könnte ich für den restlichen Tag ins Freibad direkt an der Strecke gehen. Also am Freitag vormittag dem aufgeheizten Wien mit dem Wohnmobil entfliehen, in der Hoffnung, dass es in Prambachkirchen etwas kühler wäre. Naja, die Hoffnung traf nicht wirklich zu. Aber wenigstens ein schöner Schattenplatz am Parkplatz des Kolmguts erwartete mich. Von dort waren es sowohl zu Start/Ziel als auch zur Labe der Einzelläufer jeweils nur ca. 100m – also ideal morgen dann für Carola, die erst im Laufe des Vormittags mit Heinz S., der im 6h-Lauf startet, nachkommen und mich dann betreuen würde, um etwaigen Nachschub vom Parkplatz zu holen und an die Strecke zu bringen.Während ich im Schatten die Zeit mit lesen verbrachte, schaute auch auf eine nette Plauderei Sir HJR in Begleitung von Stürmchen und Captain vorbei, der sein Lager beim Bahnhof oben aufgeschlagen hatte.
Gegen Abend hin holte ich mir meine Startnummer und drehte auch gehend eine Runde, um die 1.458m lange Strecke kennenzulernen. Relativ flach und durchgehend asphaltiert hatte der Ultralaufreferent des ÖLV in einer Aussendung die Veranstalterinformationen weitergegeben. Asphaltiert war korrekt, aber relativ zeigte sich wieder einmal als ein ziemlich dehnbarer Begriff und so ging’s da schon ganz schön rauf und runter, absoluter Bestzeitenkurs ist es definitiv keiner. Beim Laufen erwies es sich dann aber doch als recht rhythmisch.
Halbwegs früh versuchte ich schlafen zu gehen, bei der Hitze war aber schlafen auch eher mühsam. Um 5h dann raus aus den Federn um beim Start um 6h30 munter zu sein. Angenehmer Nebeneffekt: um 5h war’s sogar richtig angenehm von den Temperaturen her. Tisch und Verpflegung herrichten für die ersten 4 Stunden bis Carola die Betreuung übernehmen würde. Viel brauchte ich heute eh nicht, ich wollte ja nur die 75km schaffen. Und außerdem gab’s eine Luxuslabe für die Einzelläufer betreut von der erfahrenen und erfolgreichen Ultraläuferin Regina S., die natürlich genau wusste, was Läufer brauchen.
Vorm Start wie immer Begrüßung der üblichen Verdächtigen, kollektives Jammern über die Hitze von Irdning zuletzt und "Vorfreude" auf die heute ebenfalls noch zu erwartenden Temperaturen. Aber um 6h30 beim Start war’s eigentlich recht fein. Entspannter Start und ich trabte gemütlich los mit dem Plan so in etwa um die 5:30-6:00min/km zu laufen. Immer schön defensiv, den Körper nur nicht neuerlich überfordern.
Um jedenfalls anfangs genug zu trinken und hoffentlich weniger Probleme mit der Hitze zu bekommen, hatte ich mir diesmal auch einen strikten Trinkplan abhängig von den Rundenzeiten erstellt. Für mich unbedingt nötig, wenn ich niemanden mit habe, der jede Runde meine Flüssigkeitsaufnahme protokolliert, weil sonst wird’s erfahrungsgemäß zu wenig Flüssigkeit. Das klappte auch hervorragend, jede zweite Runde trinken, immer abwechselnd mein eigenes Iso und dann von der Labe, damit’s geschmacklich mehr Abwechslung gibt. Dazu zirka jede Stunde ein Gel. So lief ich vor mich hin.
Nach knapp über vier Stunden hatte ich den Marathon geschafft und damit war klar, die 75km werden kein Problem, denn die noch nötigen 33km in 8 Stunden könnte ich jetzt auch einfach nur mehr spazieren. Somit war die Motivation zu laufen etwas weg und auch die Temperaturen stiegen nun um 10h30 rasant an. Bisher hatten uns die Hecken und Hausmauern des „Stadtkurses“ einiges an Schatten gespendet und für relativ (wie wir wissen ein dehnbarer Begriff) kühle Temperaturen gesorgt. Doch jetzt stand die Sonne doch schon ziemlich hoch und es begann zu kochen. Vor allem in einem Eck, rauf zum Bahnhof, lag die Sonne so richtig drinnen. Dazu noch ein relativ knackiger Anstieg, dort wurde es richtig hart.
Aber egal, einfach mal weiter. Immer ordentlich kühlen, trinken, und langsam weiter. Und wenn ich 75km hab‘, geh ich baden. Das erzählte ich glaub ich so ziemlich jedem im Laufe des Tages. Apropos Kühlung: dafür war unter anderem ein Wasserschaffel bei der Labe vorgesehen, welches allerdings am Boden stand. Anfangs noch kein Problem mit dem Runterbücken, aber im Laufe der Zeit eine immer größer werdende Herausforderung. Also bat ich die Veranstalter, ob sie das Wasser nicht irgendwo auf einen Sockel stellen könnten. Und so wie die gesamte Veranstaltung mit extrem viel Leidenschaft und Engagement organisiert wurde: in der nächsten Runde stand das Wasserschaffel schon auf einem Tisch und man konnte sich ganz bequem kühlen. Also ganz dickes Lob nicht nur für dieses Detail an das Team von Prambachkirchen: immerhin war’s die erste Auflage und ihr habt das ganz toll hinbekommen, besser als so manche Veranstalter, die das zum x-ten Mal machen. Es hat wirklich an nichts gefehlt beim Lauf – okay, ein Sonnensegel über ganz Prambachkirchen vielleicht :-D.
Pitschnass ging es so immer wieder auf die Runde, nur um wenige 100 Meter eh wieder trocken zu sein durch die Hitze. Aber gegen die Hitze waren auch alle 500m Gartenduschen an der Strecke aufgestellt, die für kühlenden Sprühnebel sorgten ohne einen komplett zu durchnässen – ausgesprochen angenehm.
Wie schon gesagt, immer schön vorsichtig und defensiv dahin, mit aber immer mehr Gehanteilen. Nach etwa 7h30 hatte dann der Darm ähnlich wie in Wien beim 100er wieder genug von der Hitze und forderte Aufmerksamkeit für sich ein. Na gut, soll sein. Danach ging’s dann sogar etwas besser weiter, irgendwann war ich wieder am Fuße des Bahnhofshügels angelangt, lief in den Anstieg hinein und dachte mir, so, jetzt wieder wie in den Runden zuvor ab in den Gehmodus und langsam den Hügel hinauf. Da hörte ich plötzlich ein „Super Martin!“, drehte mich um und sah Alexandra S. an der Strecke zuschauend entlang gehen. Hm, gut, wenn ich so angefeuert werde, dann kann ich nicht zu gehen beginnen, also weiter den Hügel rauf laufen. Und siehe da, es fühlte sich gar nicht so schlecht an, geht/läuft da doch noch was? Danke für diesen mentalen Tritt in den Allerwertesten.
Die 75 Mindestkilometer waren übrigens auch mittlerweile geschafft, ich könnte also Baden gehen. Aber nein, jetzt bin ich schon so weit gekommen, jetzt tu‘ ich auch noch weiter ;-) Außerdem hat mir Michael N. während des Laufs verraten, dass wir nur drei Starter in der Altersklasse M-30 sind, d.h. ein Podiumsplatz war mir gewiss und damit eine Teilnahme an der Siegerehrung. Und nein, mit 75km will ich nicht auf die Bühne klettern, da soll schon ein bisserl mehr in der Ergebnisliste stehen und wenn geht dann auch nicht Platz 3 von 3. Mein Ehrgeiz war geweckt – danke Michael!
Nach 9 Stunden wurde es mir jetzt aber dann doch etwas zu heiß und ich überlegte mir, wie ich den Körper richtig schön kühlen konnte. Und so erinnerte ich mich an meine - bisher dann aber nie umgesetzte - Idee von Irdning 2010: um der Hitze zu entgehen, ab in den Supermarkt an der Strecke, der ist garantiert gekühlt!
Gesagt getan – an der Kassa wunderte man sich zwar ein wenig, warum ich denn so am Packtisch lehnte und wollte schon Hilfe holen. Ich konnte aber überzeugend kundtun, dass ich mich nur kurz von der Hitze erhole und es mir ansonsten ohnehin gut ginge. Nach fünf Minuten wollte der Körper dann wieder weiter und freiwillig raus in die Hitze. Außerdem sollte nun ohnehin wieder der Schatten der Hecken und Häuser zurückkehren und damit die Temperaturen nicht mehr so drückend sein.
So war es dann auch. Die Klobesuche blieben allerdings leider weiter alle 1,5 Stunden am Programm – lästig und zeitraubend. Aber heute auch wiederum egal – ich habe ohnehin kein bestimmtes Ziel, Platz zwei der Altersklasse sollte mittlerweile abgesichert sein und ganz sowenige Kilometer waren es auch nicht mehr.
Über 10h30 waren mittlerweile vergangen, da rauschte wieder der Zweitplatzierte Didi K. an mir vorbei, auf der Jagd nach Platz 1 (was sich letztlich leider dann doch nicht ausging). Kurz hängte ich mich an, das Tempo war mir allerdings zu hoch. Aber mit ein bisschen Zurückhaltung konnte ich doch wieder etwas schneller laufen als die Runden zuvor. Hm, vielleicht doch noch versuchen, die 100km zu erreichen? Wäre doch eine schöne runde Zahl. Nachdem ich keine Ziele vor dem Lauf hatte, hatte ich mir auch nicht überlegt, wieviele Runden denn der 100er wären. So halbwegs kam ich im Kopf zwar auf 10 Runden sind 15km abzüglich 42 Meter pro Runde, also minus zirka 400 Meter. 70 Runden wären dann also 105km minus 2800 Meter. Hm, dann müssten 69 Runden der 100er sein. Wirklich sicher war ich mir aber ob meiner Rechenkünste im gekochten Hirn nicht, also rief ich dem Ultraläufer und - für diese Aufgabe aber viel wichtiger - Mathematik-Lehrer Reinhard B., der in einer Staffel eine Trainingseinheit für die 100km-WM in Winschoten absolviert hatte und nun nur mehr an der Strecke stand, zu, mir doch bitte auszurechnen, wieviele Runden der 100er sind. Er bestätigte mir dann eine Runde später die 69 nötigen Runden. Wunderbar, 62 hatte ich schon, Rundenzeiten von unter 10 Minuten momentan und noch 1h20 Zeit. Das sollte sich doch locker ausgehen.
Ein paar Runden später war nochmals der Darm angesagt. Aber das war’s jetzt bitte dann. Jedenfalls gibt’s jetzt weder Essen noch Trinken für die restlichen 40 Minuten, weil sonst wird das doch nix mehr mit dem 100er. Mit dieser Strategie ging’s dann und jetzt, wo das Ende nah war, lief es flotter und flotter – also relativ (wurde schon erwähnt, dass relativ dehnbar ist?) gesehen flog ich nun dahin. Absolut gesehen war es gerade mal progressiv von über 6:00min/km kommend auf im Laufe der letzten Runden knapp über 5:00min/km.
Die Stimmung war am Höhepunkt. Genau diese Stimmung gegen Ende, wo alle zu feiern beginnen und es bald geschafft ist ... in Irdning blieb mir dies „dank“ des blöden Krankenaufenthalts verwehrt. Dafür genoss ich es nun in vollen Zügen, quasi mein Ersatzerlebnis für Irdning. Exakt fünf Minuten vor Ende nochmals über die Start/Ziel-Matte, diese 70. Runde war meine bisher schnellste des ganzen Tages in 4:44min/km, der 100er war klar geschafft. Jetzt noch fünf Minuten voll hin halten was der Körper her gibt. Einmal noch durch die Eau-Rouge von Prambachkirchen fliegen, dann 90 Grad links abbiegen runter Richtung Bahn, nochmals 90 Grad links und den Heartbreak-Hill zum Bahnhof rauf und jetzt geht’s nur mehr geradeaus dahin, an der Labe ohne Stopp vorbei und Richtung Kurve zum Freibad. Soweit ging’s dann nicht mehr, aber 1,1km konnte ich in den letzten 5 Minuten noch drauflegen (=4:33min/km) und schließlich mit 103,159km finishen. Mein dritter und bisher somit schwächster reiner 12-Stundenlauf der Ultrakarriere (Bestleistung 2012 in Vogau mit 115,5km; ebenfalls 2012 in München 107,94km; seitdem kein reiner 12er mehr). Tja, das Muster scheint sich diese Saison seit der 24h-Bestleistung in Sárvár durchzuziehen: Worst-Ever 6h-Leistung, Worst-Ever 12h-Leistung – wenig Regeneration bei gleichzeitigem Vielstartertum und gute Leistungen korrelieren bei mir wohl nicht positiv, war aber eigentlich auch nicht anders zu erwarten, auch wenn man ab und an auf Wunder hofft ;-)
Aber irgendwie war ich trotzdem zufrieden – die 100km doch übertroffen, mein Ziel von 75km sowieso deutlich und den Körper nicht überfordert. Wieder einen Cup-Lauf gefinished mit über 50 Punkten, fehlt also nur mehr der 6h-Lauf in Steyr Anfang Oktober, wo ich 43,50km Mindestleistung brauchen werden – also ein Marathon in 6h, das muss gehen, wenn ich nicht verletzt bin. Als Belohnung gab’s für die Leistung hier in Prambachkirchen auch noch einen zweiten Platz in der Altersklasse und statt eines Pokals einen originellen und schönen Linolschnitt auf einer bemalten Alu-Dibond-Platte.
Der Ausflug nach Prambachkirchen hat also wirklich Spaß gemacht und hoffentlich etabliert sich der Prambachkirchner Ultralauftag als ähnlich traditionelle Veranstaltung wie es der Lauf im benachbarten Grieskirchen für viele Jahre war – die Basis ist jedenfalls gelegt und der österreichischen Ultralaufszene würde es gut tun, da 12-Stundenläufe in Österreich ohnehin eine Mangelerscheinung sind.
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