der lange marsch durch stockholmdiesmal wollte ich nach einigen warmen marathons( bin beim laufen bei hitze ein bisserl eine mimose) endlich einen kühlen laufen. also was lag nahe, stockholm mußte es sein, durchschnittswerte von 18 bis 20 grad, eine freundin von mir ist vor zwei jahren bei 13 grad gelaufen, also nichts wie hin.
nach einem verpfuschten halbmarathon in wien (da war mir auch zu heiß) hab ich mir gedacht, jetzt kanns nur besser werden. ordentlich trainiert, 7 ,28-30km long jogs und auch sonst noch einiges, was halt so im trainingsplan von runners world für 4:30 läufer steht. außer zwei einheiten wegen eines venedig besuches nichts geschwänzt, also kann nichts schiefgehn (hab ich mir gedacht)
frzka war so nett und hat seinen bericht vom stockholmmarathon 2006, auf meine bitte wieder ins web gestellt - ja, dann ist mir beim lesen, doch auf gut wienerisch die lad herunter gefallen. hab zwar das höhenprofil gekannt, aber eigentlich gar nicht so schlimm gefunden, außer den beiden wahnsinnsanstiegen bei der västerbron brücke.
ich hab also gleich meine vorgenommene 6:30 zeit auf 6:45 bis 6:50 erhöht, sicher ist sicher, dachte ich, damit komm ich locker zumindest bis km 30. dazwischen immer im internet die 7 tages vorschau vom stockholm wetter studiert, o je, da ists von tag zu tag wärmer geworden. zu beginn noch 23 grad, später am letzten tag vorm wegfliegen wars dann schon bei 28.
donnerstag zu mittag ist es dann los gegangen mit der mittagsmaschine. neben elisabeth waren noch zwei freundinnen von uns, rosmarin und brigitta mit, man braucht ja schließlich einen fanclub . hotel ok, zwar etwas außerhalb, aber die u bahn verbindung ist dort ja super. gleich einen bummel durch die altstadt gemacht und ein bissi schwedenluft geschnuppert. es war schon ganz schön warm!!!!!
nächster tag startnummern holen-sehr gut organisiert, ein wenig schaun, funktionsleiberln kaufen, gleich mehrere, weils ja soooo günstig waren. elisabeth nötigt mich ,noch ein schirmkappe um 10 euro zu erstehn ( hasse jede art von kopfbedeckung auch im winter) wenns ihr freude bereitet, was solls.
im anschluss die strecke abfahren und die treffpunkte festlegen. es wird wärmer und wärmer und....... am nachmittag dann noch eine schifferlfahrt, zum nachtmahl erdäpfel mit gemüse zwei stück bananenkuchen nach dem rezept von JM und früh ins bett.
am nächsten tag noch ein paar ruhige stunden in einem netten park beim hotel, den restlichen kuchen an die enten verfüttert, die sind dann gestärkt und voller power davongeschwommen.dann umziehn und los zum start. elisabeth begleitet mich, rosmarin und brigitta sind auf besichtigungstour, wissen aber wo sie hinkommen müssen.
in der station stadion sitzen schon 100te läufer in der klimatisierten station und nützen die letzten kühlen minuten. draußen heizt die sonn herunter. kein lüfterl, kein wolkerl, nur strahlend blauer himmel. ich geh zu meinem startblock, die läuferInnen drängen sich unter den wenigen schatten spendenden bäumen zusammen wie die schafe in griechenland unter den olivenbäumen, die brauchen allerdings nicht laufen. auf grund der temperatur hab ich mir gedacht ich werd mich halt einen der unzähligen pacemakern (die es für alle 15 minuten gibt) anschließen, hab noch überlegt: soll ich den 4:45 oder den 5:00 nehmen? na ja ,ich entscheide mich beim weglaufen.
der start erfolgt recht zügig, wir verlassen das bisserl schatten und laufen die ersten paar hundert meter in der prallen sonne, dann kommt ein zwei meter breiter schattenstreifen, alles drängt dorthin, die straße ist leer, nur die 5:15 fahne samt pacemaker läuft neben mir in der sonne. das kanns doch nicht geben denk ich. es gibt kein weiterkommen, weil sich die masse nicht verteilt sondern auf dem 2 meter streifen zusammendrängt, erster km 7:15, weiter gehts mit 7:11, dann endlich schaff ich 6:55 aha, jetzt fang ich zu rasen an denk ich, leider beginnt dann der erste leichte anstieg, die 5:15 fahne überholt mich mit einer kleinen truppe, das gibts doch nicht denk ich und zah an, hilft nicht viel, ich überhol zwar ständig, aber die km zeiten bleiben unterm hund, bei km 8 stehen rosmarin und brigitta. brigitta hat sich die rotweisrote fahne umgeschnallt, schaut nach ihren angaben aus wie eine österreichische köchin. ich find sie total lustig, ruf ihnen aber zu: es ist die hölle.
jetzt wirds ein bisserl ebener, eine frau mit orf leiberl leistet mir gesellschaft, sie läuft, weil verletzt, nur ein stückerl mit ihrem freund mit. ich komm mir vor als ob ich schon stunden unterwegs bin, dabei kommt erst km 10. warum ist es soooo heiß, wieso gibts in dieser stadt keinen schatten, seit wann ist stockholm eine hügellandschaft?
? die västerbron brücke kommt näher elisabeth winkt mit der fahne, alle läufer beginnen zu gehen, ich auch .wir erklimmen den giftigen berg, oben auf der brücke hats 100 grad, jeder zweite geht bereits, ich bekomm ein gel mit wasser, pfui ist das pickig und süß, aber runter damit, häng meinen flotten gang ein und und geh bis zu dem punkt wo es wieder leicht bergab geht
jetzt gehts dann ständig bergauf, dazwischen wieder ein kurzes stückerl runter, die sonne brennt und brennt mir ist bereits alles wurscht die halbmarathonzeit liegt schon jenseits von gut und böse ,ich glaub bei 2:35, denk aber nicht ans aufgeben, schließlich sag ich mir: hast ja ein ziel von 20 marathons und soviel zeit hast ja wieder auch nicht, wirst ja nicht jünger, also weiter hinein in den djurgarden, ohne bäume, zumindest auf unserer strecke und wieder bergauf, nimmt das bitte kein ende, in der zwischenzeit hat sich die läuferkolonne in eine geher kolonne verwandelt, kein mensch rennt mehr, nur wenn wir wieder einmal ein erklommenes hügerl hinunter laufen können. die gehende endlosschlange schaut irgendwie komisch aus, manchmal übergehen wir uns gegenseitig, an und ab überläuft uns jemand, aber eher selten.
bei den zahlreichen wasserstellen füllen sich die menschen wasser in die kapperln und setzten es dann auf, ich hab zwar auch das kapperl, aber ohne wasser, weil, wie schau ich aus wenn ich wasser übern kopf schütt?
falls ich heut überhaupt noch das ziel seh. ich wechsel ständig zwischen gehen und ein klein bisserl laufen (eher wenig). den grauenhafte wüstenpark bring ich hinter mich, vor mir gehen drei männer, die auch ab und zu laufen, denen schließ ich mich in einiger entfernung an. auf die km tafeln schau ich schon nicht mehr, lass mich überraschen, wenn ich einmal eine entdecke. km 30 bis 33 wieder ebener, dann die berühmte brücke, warum gibts da keine rolltreppe? alles geht, keiner läuft. elisabeth winkt mir schon von weitem mit der fahne und hat wasser mit eiswürfeln mitgebracht. super, ich kühl die arme und den nacken ab, werd gleich frischer, zum laufen reichts aber trotzdem nicht, außer die brücke hinunter. ab dann gehts nur mehr bergauf.
ein italiener mit dem ich mich eine zeitlang duelliere mit überschleichen, sprintet plötzlich an mir vorbei, ich bin platt,was ist los? ja, ja zwei junge mädchen stehen am straßenrand und winken, das wars. 30 m nach der nächsten kurve ist die luft weg, er schlapft wieder dahin und ich hol auf. endlich die km tafel 40, jetzt ists gleich vorbei, es stehen sogar noch menschen am straßenrand die uns anfeuern, das stadion rückt näher, noch eine kurve und dann hinein. ich versuch noch einen einigermaßen flotten zieleinlauf hinzulegen ( seit einer halben stunde ist es etwas kühler).es gelingt glaub ich ganz gut, die freundinnen winken mit unserer weitgereisten österreichfahne, ich freu mich, als ob ich pb gelaufen wär und nicht um eine ganze stunde meine zielzeit verpasst hab. super geschafft. bekomm meine medaille und von den freundinnen zwei rote rosen. bin total zufrieden(sogar bis heute) war mit wesentlich besseren zeiten schon viel unzufriedener.
außerhalb des zielbereiches schneidet mir ein kleines mädchen den chip herunter, ich brauch mich nicht einmal bücken, bekomm noch ein sackerl mit getränk, einer zimtschnecke und das finisher t shirt, dann ab ins hotel.
zusammenfassend wäre zu sagen ein sehr, sehr gut organisierter aber sehr anspruchsvoller marathon. wer seine pb unterbieten will, hats sicher nicht leicht. die organisatoren haben sehr gut auf die wetterbedingungen reagiert und zusätzlich wasserstellen eingerichtet, die mitarbeiter dieser haben auch bis zum schluß ausgehalten und nicht wie in wien so frühzeitig abgebaut, dass die letzten nichts mehr bekommen.
laut zeitungsbericht sind 2000 läuferInnen ausgestiegen, es war der langsamste marathon in der geschichte. 2:20 erster mann 2:37 erste frau.
in der u bahn treff ich auf eine hamburgerin die gerad via sms ihren trainer gesteht statt 3:45 4:45 gebraucht zu haben und einen mann der ebenfalls eine stunde länger als seine zielzeit, gebraucht hat. ich befinde mich in bester gesellschaft.
christl
