Marathon fast vor der HaustüreNach 7x Wien gehe ich erstmals fremd und versuche meinen Kadaver 42 km durch meine Landeshauptstadt zu schleifen. Nachdem es im Frühjahr in Wien trotz gar nicht so schlechter Vorbereitung nicht allzu gut gegangen ist, versuchte ich meinen Leistungsstand über den Sommer zumindest zu halten, was aber nach den Ergebnissen meiner letzten Testläufe und der Anzeige der Personenwaage eher fragwürdig schien.
Der Wetterbericht könnte nicht besser sein; um 8.00 Uhr starte ich in Knittelfeld und wundere mich, dass ich um 9.00 Uhr im Bereich von km 1 noch leicht einen Parkplatz finde. Meine Gattin und ich frösteln gemeinsam zur Oper hinunter. Daher gebe ich meine Überbekleidung erst sehr spät ab und 10 Minuten vor dem Start stehe ich kurz vor dem roten 3:45er Ballon, mein Plansoll.
Kleine Countdown- und Zeitprobleme, ca. 2 Minuten vor 10 Uhr geht es schon los. Aufgrund der kalten Temperaturen bin froh, endlich in Bewegung zu kommen und trotz des Bergaufstückes wundere ich mich über meine 5:18 und noch mehr über die 5:02 bei perfektem Puls nach km 2.
Fast hämisch grinse ich bei der Kurve am Tegetthofplatz zu meiner miesen Studentenbude hinüber, die ich ab 1977 für ein paar Jahre bewohnen durfte. Wie mag das Zimmer wohl heute aussehen...?
Die kurvige Strecke ist für uns „Wabbler“ sicher kein Problem, ein Vorausschauen um einigermaßen die Ideallinie halten zu können schadet aber nicht. Nicht nur bei den Bergabpassagen im Univiertel geht es deutlich unter 5 Minuten dahin und ab der Körösistraße habe ich plötzlich den 3:30er Ballon in guter Sichtweite, was die gesamte erste Runde auch so bleiben sollte. Lauft der „Hase“ zu langsam oder bin ich zu schnell? Egal, heute ist das noch kein Thema.
Ohne Absprache treffe ich meinen Amateurfunkfreund Christian mit Familie filmend bei km 6. Habe ich doch einen Tag vorher beim letzten Bewerb für die Amateurfunkpeilmeisterschaft vor meinem Lauf die Punkte hochgerechnet, ob sich auch ohne vollen Einsatz der Gewinn des Staatsmeistertitels gegenüber ihm ausgehen sollte – ein lockerer 4,5 km Geländejog und der damit verbundene nur 5. Platz genügten nicht nur für den Gewinn der österreichischen sondern auch der steirischen Meisterschaft. „Happy hoch 2“! – Eigenlob, ich weiß eh... (Interessenten – man braucht dazu kein geprüfter Amateurfunker sein - siehe:
http://ardf.oevsv.at/ - das Video dort ansehen)
Km 11 war in 2:19 der schnellste (25,88 km/h)....?!?!? Jedenfalls dürfte hier die Zeiterfassung ein Problem gehabt haben, denn auch in der 2. Runde war ich noch immer mit 23,05 km/h unterwegs.
Die Summenzeiten aber stimmen bei der Auswertung. Ich habe es bei anderen Teilnehmern dort noch nicht verglichen.
Jedenfalls Stimmung unterwegs nicht schlecht, wirklich fast jeden Kilometer eine Band oder Musicspot; ich spule locker km für km herunter, immer in der Panik zu schnell zu sein, aber Puls passt genau – wollte bis km 25-30 zwischen 155-160 laufen, was perfekt gelang. Die trostlose Puchstraße im Süden zusammen mit einer Schleife à la Happelstadion machen mir nichts aus und nach der Puntigamerbrücke retour in die Stadt, wo wieder gute Stimmung herrscht. Meine Frau brauchte von km 9 nur über die Murbrücke zu gehen um mich bei ca. km 19 wieder zu treffen. Fast etwas nervös absolviere ich Hauptplatz und Herrengasse und nach 1:45 bin ich schon wieder am Anstieg zur Elisabethstraße.
Fühle mich noch immer total gut, Splits immer gegenüber meinem Plan negativ; bis km 30 kann ich meinen „psychologischen Vorsprung“ auf ca. 8 Minuten ausbauen, also 12 Minuten unter meiner PB – erstmals Smiley, und nicht nur, weil ich wieder beim Tegetthofplatz abbiegen „darf“.
Bei km 27 halte ich nochmals Ausschau nach Christian. Tatsächlich erspähe ich ihn schon sehr früh und „posiere“ vor seiner Kamera beim Vorbeilaufen.
Inzwischen spüre ich doch etwas meine Beine, werde etwas langsamer aber noch keine Spur von einer Plagerei. Und bei km 35 mit 7 Minuten Vorsprung, weiß ich, jetzt kann nichts mehr passieren. Sicherheitshalber das erste Gel eingenommen – bislang reichten die Bananen. Und irgendwo bei km 38/39: „das Mädel mit den Dackel kenn’ ich doch...“ – steht da Susanne Pumper mit Dackel Arnold einsam am Straßenrand und feuert mich an – auch nochmals von hier vielen Dank!
Bei km 40 „same procedure as last lap“; letztes Treffen mit Barbara und letzter Zeitvergleich. Erst jetzt dämmert es mir, dass eigentlich sub 3:40 drinnen gewesen wären, laufe aber keinen Schritt schneller, „da es sich sowieso nicht mehr ausgeht“; schlucke aber wichtig einen Traubenzucker... Und bei km 41: „das könnt’ doch noch gehen..“ – ich nehme die Hinterläufe in die Hände, bekomme von der guten Stimmung in der Herrengasse leider nicht mehr viel mit, auch nicht, dass mich meine Frau in der letzten Kurve noch wie wild anfeuert und freue mich zunächst auf der Ziellinie über eine sichere PB und meinen Plan erreicht zu haben. Etwas zu spät drücke ich ab, weiß aber, dass es sich um ein paar „Zerquetsche“ (03) auf unter 3:40 nicht ausgegangen sein wird.
Resumè: Für das qualitativ nicht gute Training über den Sommer – fast nur „just4fun-Läufe“, ganz wenige über 25 km - bin ich als fast 50er mehr als zufrieden und da der Zeiger nun näher bei 3:30 steht, bin ich genug motiviert in diese Richtung noch etwas weiter zu versuchen. 12 Minuten schneller als im Frühjahr in Wien und PB um 9 Min. verbessert.
Keep on running!
Gerhard
P.S: via PN gäbe es noch eine PDF-Version mit ein paar Fotos (kommen demächst), Auswertung mit Diagramm.
