IM 70.3 St. PöltenWerde mal versuchen, den tollen Bericht von meinem Stockerauer Landsmann Alex vom Graz-Marathon `07 an Länge zu toppen (this is Stockerauer Power!).
Was für ein Tag gestern, ich fürchte noch immer, aus e. Traum aufzuwachen und muß mich immer noch vergewissern, ob das "Hawaii Tours"-Sackerl wirklich da ist.
War ein sehr schmaler Grat zwi. Freude und Depression, zwi. Slot und Nicht-Slot, vielleicht auch zwi. Bericht und Funkstille.
Zur Vorgeschichte: Letztes Jahr hätt`s die ca. 70 Startplätze für Clearwater bei 500 Finishern quasi frei Haus gegeben und ich war zum 3. mal beim wesentlich günstigeren, aber ebenso gut organisierten Triathlon in Graz am Start - hat mich nachher etwas geärgert und heuer sollte es bei 50 Tickets und mit 1400 Startern ausverkauftem Haus extrem schwer werden.
Freitag mit Martin Lang (Motz) aus Pettendorf zum Einchecken, der übliche streßige Trubel, toller Rucksack als Starterpräsent, Pasta Party, Novum (für mich jedenfalls) bei der Radabgabe: Foto von Bike und Athlet plus 2 Chipkarten - eine für den Starter und eine wird mit der Nummer aufs Rad geklebt.
Wenig geschlafen in der Nacht, im Auto einheizen, immer das Gleiche vorher - kalt is`, alles müde und schlapp, unmotiviert, wos moch is des überhaupt.
Vorm Start wird`s aber noch angenehm warm, die Sonne scheint und die Stimmung steigt.
Schwimmen: Eigentlich noch nie so klares Wasser gehabt bei e. Tri, der starke Pflanzenbewuchs hat mich nicht gestört. Landgang, lauter Traumtänzer, ich hab`s eilig als Bleiente, Bodychecks im schwarzen Kampfanzug und ab in den 2. Teich, eigentlich keine Orientierungsprobleme wie sonst, nach Ewigkeiten endet die Amphibienphase und nach unerwartet guten 39 Min. erobere ich Land.
Passabler Wechsel, rauf aufs Rad.
Radsplit: echt tolles Gefühl auf der Schnellstraße, Angst vor den Marschalls, wie soll man denn die Blocking-Regel einhalten, wenn lauter annähernd gleich starke Fahrer herum sind? Langsam werden auch Starter aus vorderen Gruppen überholt. Nach 16 KM wieder runter in die Botanik, Anstieg von Hollenburg nach Krustetten, no problem, zack zack zack und bin schon oben. "Brenzlige Kurven" bei der Abfahrt, noch ein Mugerl und flach nach Mautern.
Die folgenden 22km durch die Wachau waren im Training immer mühsam, monoton und Gegenwind, gestern war`s einfach geil, phantastische Zahlen am Tacho, tolle Stimmung in den Orten, das von Roman erwähnte Schiff links überholt
und auch sonst eher auf der Überholspur, Mini-Steigungen durchdrücken und geht schon wieder weiter mit Vollgas, ich geb` Gas, ich will Spaß, ein Traum!
35,6 Schnitt bei d. Abzweig. Aggsbach, jetzt kommt meine Stärke, das Klettern.
Richtig heiß ist es und die Beine melden sich auch schon, wird Zeit, daß mal andere Muskeln was arbeiten, trotzdem überholen,
z.B. eine Italienerin, die bezugnehmend auf den Sound meiner Scheibe lächelnd meint: There`s an engine behind me, I can hear it - und ich grinse etwas gequält zurück.
Endlich oben in Gansbach, Volltreffer in die "empty bottles"-box, hätte mir eine Zeitgutschrift verdient, jawolll. Der nächste Riegel und bald schon kommt die lange Abfahrt, herrlich, aber mit 27/12 hätte ich noch gerne ein Ritzel mehr gehabt. Konzentriert die Abfahrt überstanden, die KM verfliegen, Abzweigung hinauf nach Obritzberg, nix mehr Überholspur, oben links vorbei an dem wunderbaren und auffälligen Bildstock.
Auf den folgenden KM hatten wir vor e. Woche noch unguten Seitenwind, gestern war`s nahezu perfekt, einmal noch etwas Gegenwind und hinein nach Downtown-STP.
Beim McD. (sollt` ich mal von innen ansehen, bin schon oft genug vorbeigeradelt) Blick auf die Uhr, 2h37, unglaublich, noch mal kräftig reintreten, über die Brücke, Linkskurve, raus aus den Schuhen und knapp unter 2h39 in die WZ 2, Schnitt 33,6, unfassbar, was hab´ ich nur richtig gemacht (im Radtraining)?
Wechsel, was wird der HM bringen?
Noch vorsichtig abtastend über Laufbahn und durch die Eventarena, geht schon, Blinker raus und auf die linke Spur.
Unter unzähligen Brücken durch, die Traisen entlang, nach einigen KM stört mich was zwischen den Beinen
, na geh`, ein kleiner, aber doch störender Druck auf der Blase, muß das jetzt sein, wie war das mit den reduzierten, sonstigen Körperaktivitäten während e. WK? Wenn ich weiterlauf`, wirds schlimmer und ich muß dauernd daran denken - also stehn bleiben, erleichtern, einpacken und weiter.
Das mambagrüne Skinfit-Maxerl und der blaue Cocoon-Boy und noch ein paar andere werden zum 2. mal überholt, rüber ins Regierungsviertel, ein Labyrinth, überhole Veronika Hauke, die allerdings schon in der letzten Runde ist, nächste Labestelle und wieder zurück, wäre gerne schon in der 2. Runde, Fußgängerbrücke, Start/Ziel-Bereich, drücke Gel um Gel hinein und die Beine werden auch schön langsam etwas gelartig, dranbleiben, positiv denken, aktiver Fußaufsatz, raumgreifender Schritt, ich überhole meinen Vereinskollegen Roman, wenig später Motz, der leider mit Bauch- und Rückenproblemen zu kämpfen hat, ist nicht mehr weit, unter 1000 Brücken mußt du durch, endlich rüber, die Zuschauer sind spitze, auch Dank dem Wetter Stimmung fast wie in Kärnten beim IM, da fehlt nicht mehr viel.
Bodycheck bei e. Aid Station mit einem, der unbedingt stehen bleiben muß beim Trinken, sorry guy, aber das hier ist nicht der Buschenschank-Lauf!
Km 17, the end is near, ich starte den Turbo, laufe in den Linkskurven den kürzesten Weg, während die anderen brav den längeren Weg am rechten Rand wählen. Immer mehr Leute vor mir, Überrundungen, ich versuche, auf die Armbänder zu achten, die man am Beginn der 1. und 2. Runde bekommt, könnten direkte Konkurrenten sein, KM 19, letze Brücke, wo ist der 20er, um die Arena herum, wie war das jetzt mit dem Ziel? Na super, ein drittes mal über die Laufbahn, so stand`s anscheinend geschrieben ( in der Ausschreibung), soll sein, wird halt nix mit unter-4h45, nochmal mit Vollgas über den Kunststoff-Belag, kenn ich eh, dieses Gefühl, endlich der Zielbogen nach 4h46, huii, bin geschafft, glücklich und zufrieden und teile dieses Gefühl mit vielen anderen im Zielbereich.
Small Talk mit anderen, eigentlich kaum Appetit, aber Pizza und Palatschinken, lecker, bin ganz verklebt mit Zucker, Fett, Gel und Cola, wie im sonstigen Alltag halt
Urkunde und T-Shirt abholen, Duschen, Blick auf die inoffizielle Ergebnisliste, meine Stimmung fällt innerhalb von Sekunden kilometertief in den Keller, Platz 170, na gut, schwimme schlecht, aber nur die 43. Laufzeit, war mir (zu) sicher, im letzten Split Top-20 erreichen zu können. War stark besetzt, der Bewerb, aber....irgendwie böse.
Das Schlimmste: Klassenrang 21 in der M35 und 6 Slots, 15 müßten also verzichten, 2 knapp vor mir. Wenn mir die Pinkelpause jetzt e. Startplatz kostet - wie kann ein Mensch das verkraften?
Lustloses Herumlümmeln vor der Slotvergabe, ein Platz wandert schon vorher aus e. hohen AK in meine, also 7, endlich ist`s soweit, die ersten 4 verzichten, dann nehmen einzelne Athleten den Slot wieder an, Verzichte, genau weiß ich`s nimmer, dann melden sich gleich 3 hintereinander, dann wieder mehrmals keine Antwort, Motz meint, 2 müßten noch absagen, der Moderator sagt dann, noch ein Slot, keine Ahnung, ob dann noch ein Aufgerufener abwesend war, jedenfalls wird auf einmal mein Name aufgerufen, ich springe auf und bin ausnahmsweise mal der lauteste Ja-Schreier und fuchtle noch zur Unterstützung mit der Pago-Flasche (Johannisbeere gespritzt) herum und stürme nach vor, jetzt ist Schluß mit Cool-Sein.
Ich werde fast höhenkrank, so schnell steigt die Stimmung und das Grinsen ist nicht wegzubekommen, arg! Ausweis herzeigen, 195 Euro Startgebühr bezahlt und die anderen Unterlagen übernommen.
Martin freut sich genauso wie ich, nachher Rad abholen und er meint: laßt du immer die ganz Luft aus dem Reifen aus? Hat es anscheinend nach dem Radsplit den Schlauch zerrissen.
Zurück nach Hause, wo ist das T2-Sackerl mit Helm und Schuhlöffel, wahrscheinlich noch dort, wo ich es zum letzten mal gesehen habe, also doch noch ein 3. mal in die Hauptstadt zurück, und nachher, das große Fressen nach der Siegerehrung war schon vorbei, zum Aus-Chillen zum Burgerdealer, was für ein Tag!!
Clearwater, wo übrigens Jim Morrison einige Kindheitsjahre verbrachte, hat wie so viele andere amerikanische Wettkampfstätten einen äußerst unattraktiven, flachen Kurs, nur ein paar Brücken, zudem hat die Mitteldistanz (noch) nicht diesen Mythos wie Hawaii, mir bedeutet`s aber trotzdem viel, da in meiner derzeitigen Agegroup aufgrund meiner Schwimmschwäche ein Slot nur äußerst schwer und mit viel Glück zu bekommen ist.
Harald Helleport, Stockerau (Tri Team Wr. Neudorf,
www.tri-team.at)
