bergauf ist eben anders als eben
[color="#0000FF"]Nun ging es bergab, die ganze Strecke zurück. 800 Höhenmeter runter, locker trabend. Nahezu alle Teilnehmer des Muckenkogellaufs nahmen den Sessellift um vom windig kalten Ziel zurück zum behaglichen Start zu gelangen. Für mich stand schon vorher fest, alles zurückzulaufen. Das war doppelt gut, denn ich kam auf meine Trainingskilometer für den Kainach-Bergmarathon (nehme urlaubsbedingt nicht daran teil, was ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste) und konnte nun die Natur so richtig genießen, die gute Fernsicht, die grünen Wiesen, die Kühe am Wegesrand. Gute Gelegenheit, um mich an die Berg(L)aufkilometer zu erinnern…[/color]
Wolkenbruch und Eiseskälte gab es am Vortag und ich machte meine Teilnahme vom Wetter abhängig. Es war frisch am morgen und es sollte nicht regnen. Somit gab es keine Ausrede. Die Bekleidungsfrage war noch zu klären, zumal ich oben verschwitzt ankommen und dann wieder runter laufen würde. Man konnte sein Rucksackerl zuvor mit dem Sessellift zum Ziel bringen, doch galt dies nicht für mich. Zwanzig Minuten vor dem Start traf ich ein. So lief ich kurz-kurz und hatte ein Sweatshirt um die Hüften gebunden.
9,5 Kilometer lagen vor uns. Noch nie lief ich die Strecke und ließ mich überraschen. Rein rechnerisch sollte ich 1:03:00 laufen. Nur an der Zeit konnte ich erahnen, wie weit es noch zum Ziel wäre. Kilometermarkierungen fehlten nämlich. Zunächst ging es kurz bergab, dann nach rechts und von da an stetig bergauf, zunächst über asphaltierte Straßen, dann Schotter.
Das Brutale war in meinem Fall, immer nur in der Ebene trainiert zu haben. So begannen sich die Muskeln im Lendenwirbelbereich nach 20 Minuten bemerkbar zu machen. Beginnender Muskelkater nach einem Drittel der Strecke. Von Anfang an war ich im Mittelfeld. Puls war in Ordnung und auch das Wohlbefinden. Es passte alles bis auf die Muskelschmerzen. Manchmal wurde ich langsamer. Die schnaubenden Läufer hinter mir spornten mich aber an, nicht an Tempo zu verlieren.
30 Minuten gelaufen, 40 Minuten gelaufen. Okay, werd’ ich eben einen Muskelkater haben. Das Projekt Kainach Bergmarathon kam mir immer mehr wie eine Schnapsidee vor. Jetzt ging es nur noch um das Finalisieren des Muckenkogel Laufs. Vorbei an den Kühen, vorbei an den Wandersleuten, mehr Wind, mehr Kühlung als notwendig, aber immer noch gut. Offenbar wurde es steiler. Oder ich wurde schlapper. Wahrscheinlich beides. Erste Läufer kamen mir entgegen. Das Ziel schien nahe. Dann rief mir einer zu: nur noch 200 Meter.
Damit hatte ich noch gar nicht gerechnet. Das Ziel war zum Greifen nahe. Nahezu mörderisch war die Steigung kurz vor dem Ziel. Jetzt glühten die Schenkel erst so richtig. Ich legte noch einen Spurt hin und überholte meinen Langzeitvordermann. Wahnsinn! Toll! 1:00:07 war meine Zeit. Schneller als errechnet und mit Platz 25 von 54 in der vorderen Hälfte. Zwei Ziele erreicht, wenngleich 59:59 besser ausgesehen hätte. Mir ging es diesmal um keine Zeit. Es war ein Trainingslauf für Kainach und es war eine wunderschöne Erfahrung. Ich werde nun auch in den Bergen trainieren, denn es sind Berglauf und Laufen in der Ebene tatsächlich zwei Welten.
Nasses T-Shirt ausgezogen, trockenes Sweatshirt an, und runter ging es, zunächst sehr hölzern in der Bewegung, doch bald geschmeidig. Der Muskelkater wurde dieserart wegmassiert. Ich fühlte mich fabelhaft und feuerte die mir entgegenkommenden Damen und Herren an. Jetzt genoss ich die Strecke und das Wetter so richtig. Serpentinen sind ein ganz anderes Erlebnis, wenn sie bergab genommen werden und der Blick in die Weite gerichtet ist und nicht auf den schwer bezwingbaren Berg. Unten angekommen erfuhr ich wie unangenehm die Talfahrt mit dem Sessellift war. Wind, Schatten und dadurch Kälte am nachschwitzenden Körper.
Nach dem Bisamberglauf mit seinen harmlosen 140 Höhenmetern war dies mein erster richtiger Berglauf. Jetzt werde ich in den Bergen trainieren und freue mich schon auf die nächsten Höhenmeter. Nächstes Jahr wird es eine Zeit unter einer Stunde geben und wie ich denke, deutlich unter einer Stunde. Tags darauf kein Muskelkater oder andere „Leiden“.