Gut dass ich gern laufMarathon der vielen Überschriften.
Ich hätte mich ja so gefreut, den Marathonbericht „Oasc... und doch gei....“ nennen zu können, aber irgendwie hats nicht sollen sein.
Ein anderer Titel wär gewesen „Gassl links, Gassl rechts“ oder „Nadelstiche“
Na egal, es war mein erster Grazmarathon, eine nette Erfahrung die unzähligen Vorzeichen zum Trotz für Heidi und mich stattfand.
Wir haben beide wirklich gut trainiert, haben unzählige 30er am Sonntag eingestreut, Tempo fühlte sich herrlich an, ein jeder Lauf im Sommer war eine Freude, schön kann das Laufen sein, wenn alles so locker von der Hand geht.
Dann die letzten langen Läufe, 32-34 km, Endbeschleunigung, es war ein reines Spiel. Dank einiger Trainingstipps konnte ich meine Vorbereitung auf ein klar definiertes Ziel noch ausfeilen, mir wurde besonders die Taperingphase ans Herz gelegt, hier sollte ich die Muskeln noch ein wenig daran erinnern, was am jenem bestimmten Sonntag besonders wichtig wäre.. schnell laufen.
Wir laufen den letzten Longjog, ich erhole mich 2 Tage, möchte vorsichtig in die Taperingphase einsteigen und … fange mir eine saftige Erkältung ein. Nun, irgendwie leicht frustrierend, aber wozu gibt’s unsere „Suder“ Threats? Naja, dann vergess ich halt wieder einmal mein Ziel, wird’s zum 6. mal wieder keine neue PB, es ist schon ein wenig seltsam. Schade, aber …. was solls.
Der Marathon rückt näher, meine Nase befreit sich in lauten Tönen vom Ballast, da fängt Heidi an, unsere Taschentuchvorräte zu plündern.. MAAAHHH, hab ich sie scheinbar angesteckt!
Status quo am Tag vor der Abreise nach Graz: Ich schlage vor, dass wir beide nicht laufen, wir diskutieren
und werden uns einig... wir rennen doch.
Anfahrt nach Graz, wir treffen noch kurz ein paar Freunde im Augarten und bestaunen die Kiddies, wie sie voller Elan und Freude ihren Lauf in Angriff nehmen. Eine Freude, ihnen zuzuschauen.
Beim Abendessen in einer sehr netten Pizzeria am Jakominiplatz treffen wir auch Dagmar „Sunshine“ die uns sehr netter Weise unsere Startunterlagen übergibt, DANKE!!
OK, wir fahren ins Hotel, schauen uns noch ein wenig das Fußballmatch an... schlafen ein, schlafen wirklich sehr sehr gut und machen uns nach Frühstück etc auf, zum Start.
GEIL! Der erste Schritt auf die Strasse und mich reißt´s gleich! Meinen hinterer Oberschenkel durchzuckt ein Blitz. TOLL! Weiter geht’s Richtung Start ich humple ein wenig, bald darauf der nächste Schmerz, an der gleichen Stelle. Meine Freude steigt ins kaum Messbare. Wurscht, wenn ich laufen kann, laufe ich, wenn nicht dann auch, solang es geht.
Wir treffen am Start noch Martin Geisnek und MT, plaudern ein wenig. Ich versuche mich ein klein wenig aufzuwärmen, aber primär.. mich nicht weiter zu verletzen. Aufgewärmt wird unterm Laufen noch immer genug. Es wird kein PB Lauf, es wird ein … es wird ein Marathon.
Los geht’s
Die Menge der Läufer zieht los, die recht engen Gassen ermöglichen kein Zerlaufen der Masse, wir bleiben alle brav beieinander. Meine Beine... hab ich sie ausgetauscht? Absolut schmerzfrei sind die beiden, sehr brav, ich genieße das Gefühl, diese Sicherheit, keine Angst, bei jedem Tritt Schmerzen zu haben. Und Aufwärmen, das kann ich jetzt noch immer ein wenig. Denke ich...
Der erste KM.... Tadellos, genau 5 min, keine Sekunde drunter oder drüber, wie ich es geplant hatte. Puls, nun bei ca 157 paßt auch.
Weiter... Gassl links, Gassl rechts, Gassl grad aus. Irgendwo steht, ich grinse breit, der bereits von StefanM beschriebene Elvis und heizt ein. Ihm macht sein Auftritt scheinbar Freude, mir auch. Meine Haxln, werden sicher bald warm, derzeit ist alles noch ein wenig steif und schmerzt fast ein wenig. Wird sicher besser.
Nach bereits sehr sehr kurzer Zeit, die erste Labestation, ich nehme einen Schluck Iso, schadet ja nie. Wann löst sich dieses Knäuel denn endlich auf? Und so nebenbei... warum hab ich das Gefühl, dieser Lauf dauert ewig? KM 3, nach Ewigkeiten dann KM 4 meine Zeiten pendeln sich bei relativ erfreulichen 4:45 ein, hätte ich mir gar nicht zugetraut, mal schauen, was der Puls nach dem HM machen wird. Derzeit hoffe ich noch, dass die Beine doch irgendwann einmal aufwachen und ein wenig Leben in sie fährt. Gassl rechts, Gassl links. Dann einmal ein wenig runter, eine breite Allee, warum hab ich jetzt schon das Gefühl, als hätte ich 35 KM in den Beinen? Komisch, scheinbar haben die Muskeln in der Phase der Erkältung so viel verlernt, schade, aber was solls, laufen wir halt einmal.
Nach einer subjektiven Ewigkeit.. KM 6, dann 7, dann 8.. ich habe das Gefühl, als würde ich stehen, die Strecke zieht sich extrem. Obwohl meine KM Zeiten erfreulich sind, manche 4:40 er streuen sich ein, dann wieder 4:50, jedenfalls weit schneller als ich in der Zeit meiner/unserer Erkältung zu träumen gewagt hätte. Mal schauen, wie es dann weiter geht.
KM 10... ich habe das Gefühl, als wäre es schon 30, meine Beine spüren jeden einzelnen Schritt, haben denn meine Trainer jede Dämpfung verloren?
Langsam hoffe ich, dass sich die Menge ein wenig verläuft, das Publikum macht herrliche Stimmung, an jeder Ecke irgendwo ein Radio oder eine Band, Bravo, da können sich die Wiener Marathons was abschauen. Die Menge verläuft sich nicht. Meine Beine wundern sich immer mehr, was sie denn da heute machen, meine Schuhe verstehen nicht ganz, dass sie wenige Läufe zuvor, beim Linzmarathon einen vorzüglichen Dienst getan haben, aber ansonsten ist es eh witzig.
Meine Zeiten bleiben konstant, der Puls auch.
KM... wurscht, noch lange nicht 12 es zieht sich elendiglich dahin, ich weiß nicht, was das soll. Nun, ich schau mir die Strecke an, mach mir meine Hetz.
Schöne Sonne haben wir, vielleicht werd ich ja heut noch ein wenig braun.
Irgendwann treffe ich auf Martin Geisnek, kurz plaudern wir, dann verabschiede ich mich wieder nach vorn. Mein Tempo ist zumindest gefühls- und pulsmäßig richtig heute. Meine Beine fangen langsam an zu maulen, KM 13
KM 14, 15 16, nix neues zu berichten, ich laufe mein Tempo, freue mich über die schönen Seiten.
Wir laufen durch ein Firmengelände, gleich darauf ein Gegenverkehrsbereich, ähnlich der Meiereistrasse, hier sehen wir die die ein paar Minuten vor bzw hinter uns laufen.
Gassl links Gassl ehschonwissen. An Tankstellen vorbei, über Brücken, es ist ja ein sehr netter kleiner Marathon, ein Lauf, der halt eher zu einem 10er passen würde, aufgrund der abwechslungsreichen Strecke, ein Marathon, ein Städtemarathon aber …., Naja, ist halt ein eigener Lauf. KM irgendwas, scheinbar nähern wir uns wieder dem Stadtzentrum, die Leute feuern uns wieder in Massen an, wir durchlaufen eine Unterführung, meine Muskeln stechen bei jedem Schritt.
Freue mich schon auf die 2. Hälfte.
Die aber noch lang nicht beginnt, wir sind erst bei KM 18. Und JETZT schon habe ich muskuläre Probleme? Freunde, was soll das eigentlich? Soll ich beim HM schon raus? Naja, ernsthaft ist zwar diese Überlegung nicht, aber schon alleine der Gedanke wundert mich.
Weiter geht’s, ich versuche mir die Strecke für die 2 Runde einzuprägen. Der Gedanke an eine vollständige 2. Runde schreckt mich ein wenig. Das ganze Theater nocheinmal? Grusel.
Naja, dann laufen wir halt mit den HM´lern mit. Einige machen Tempo, ich versuche mich nicht mitziehen zu lassen, möchte mein Tempo nicht verschärfen, nur weil ein paar mit gelber oder andersfärbiger Startnummer jetzt ihren Sprint ansetzen. Durchs Ziel durch. Und auf die 2. Hälfte. Ulrich allein zuhaus, allein auf der Marathonstrecke mit nur ein paar anderen, die auch die Einsamkeit der Marathonläufers genießen. Wenig Stimmung mehr, aber jetzt endlich kann man laufen. Könnte ich... wenn nur meine Beine endlich warm würden. Ich gebe langsam die Hoffnung auf und trotte dahin. Immer noch im 4:50er Tempo immer noch Puls 160, unverändert. Immer noch jeder Schritt ein Stich. Ich unterhalte mich kurz mit einem anderen, dann kommt wieder die erste Labe, ein Schluckerl.
Jetzt gehen die KM ein wenig schneller von den Beinen, eigentlich unlogisch, es tut jetzt eindeutig mehr weh als vorher, aber ich brauche mich nicht mehr auf die Läufer um mich konzentrieren, ich kann mein eigenes Tempo rennen und daher fühle ich mich läuferisch ein wenig wohler.
Wenn bloß die Schmerzen nicht wären.
Nach ca 3 KM überholt mich eine Staffelläuferin, wir scherzen ein wenig, sie will für ihre Staffel das beste rausholen. Gassl links Gassl rechts....
irgendwann einmal bin ich wieder beim Fabriksgelände, sehe im Gegenverkehrsbereich Martin und feuere ihn an... „Renn, gleich hast mich“. Kaum sind die Worte gesprochen fürchte ich... „was wenn er mich wirklich einholt....“ Nun, auch wurscht, es gibt Freunde, denen gönnt man einfach den Erfolg. So wie nebenbei schaue ich wieder einmal auf meinen Puls, absolut unverändert. Dezeit aut ca 162-165. Eigentlich sehr erfreulich.
Wir laufen wieder an einer der vielen Anfeuerungsgruppen vorbei, Eishockeyspieler malträtieren seit Stunden ihre Schläger und trommeln damit auf die Straße. Toll, ihr feuert uns an, macht die Welle. DANKE
Weiter geht’s durch eine größere Gartensiedlung, … ein Berg, vielleicht der Schlossberg erhebt sich vor uns, schwarze Wolken bedecken den Himmel. Im weiteren Verlauf ein kurzer heftiger Regenschauer, meine Muskeln werden noch kälter. Auch wurscht.
Ich streue eine kurze Gehpause ein, die Schmerzen machen keinen Spaß mehr. Nur kurz, ich rechne ein wenig.
Habe einen Vorsprung von knappen 4 Minuten für die letzten 10 km, wenn ich im 5er Schnitt renne, damit ich noch die 3:30 schaffe. Das geht sich aus.
Ich schaffe es sogar meinen Vorsprung noch auszubauen, habe den einen oder anderen KM noch unter 5 Minuten bis ca km 35. Nett, wie leicht das noch geht. Wenn ich nur die Schmerzen ein wenig noch beherrschen kann. Eigentlich eine ganz neue Erfahrung, sowas kenne ich noch nicht.
Wieder eine kurze Gehpause, ich kann mir einen Schnitt von ca 5:30 leisten, renne aber konstant 5:00. Toll, vielleicht geht sich 3:30 aus. Aber.. wozu eigentlich? Soll ich jetzt verkrampft durchbeißen, nur um diese Marke zu erreichen? Ich gehe wieder.
Mein Vorsprung schmilzt, es ist mir egal. Die Schmerzen nehmen viel von der Freude, die ich sonst auf den letzten KM verspüre, ich denke an Heidi, an den LCC, an meine Probleme im Vorfeld, an Bernhard, der seinen HM wohl gerade läuft.... Na, vielleicht wieder ein paar Schritte. Eine lästige Unterführung raubt mir den Nerv. Runter laufen, Nein, das tu ich mir nicht an, nicht mit diesen Nadelstichen in den Beinen.
Danach, wieder weiter.... Martin überholt mich... meine Anfeuerung hat sich ausgezahlt
freue mich, wenigstens für ihn
Noch 3 Km, ich gehe. Laufe. Wenn ich laufe, dann mühelos trotz Schmerz unter 5 Min am KM, das wundert mich ein wenig. Bald im Ziel, nur noch diese eine Gerade. Ich möchte wenigstens nicht bei 3:40 landen, laufe daher jetzt doch noch durch, bis ins Ziel, meine Beine schreien, die Schuhe fühlen sich an, wie Holzpantoffel, die Gerade neigt sich dem Ende zu.
Warum geht’s jetzt wieder?
Naja, Zielkurve, Endspurt, es geht ein klein wenig bergauf, ich überhole, hole mir die Stimmung die ich gerne vom Publikum habe, und werde vom Zielsprecher begrüßt. Auf meiner Uhr steht irgendwas von 3:30...
Was war das jetzt eigentlich?
Ich schaffe es diesmal nicht rechtzeitig auf die Strecke, um Heidi ein wenig entgegen zu laufen, als ich mich auf den Weg mache ist sie schon im Zielsprint.
4:03
Hey, nun bin ich doch noch stolz.
Nachlese: meine Pulskurve ist praktisch kaum angestiegen, nur die Gehpausen schneiden wie Canyons in die Ebene ein. Haben sich also die Longjogs wirklich ausgezahlt.