Autor Thema: 2010-04-18 Vienna City Halbmarathon - johnlennon  (Gelesen 952 mal)

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2010-04-18 Vienna City Halbmarathon - johnlennon
« am: 18.04.2010, 00:00:00 »
Datum: 2010-04-18
Event: Vienna City Halbmarathon
Distanz: 21.097 km

Ersteller: johnlennon

Offline johnlennon

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2010-04-18 Vienna City Halbmarathon - johnlennon
« Antwort #1 am: 18.04.2010, 00:00:00 »
Ein Halbmarathon in 2 Wochen

Um den Bericht vom VCM richtig zu beginnen, muss ich noch einen Sprung um über ein Monat zurück machen. Am 7.3. gelang mir im Rahmen der Winterlaufserie eine tolle Verbesserung meiner bisherigen HM-PB, mit einer Zeit unter 1:43 hatte ich damals sogar mein Ziel für den VCM schon deutlich unterboten.

Nach gutem Training und in der Euphorie des Erfolges suchte ich nach neuen Zielen für den VCM und definierte diese mit einer Zeit unter 100 Minuten...so weit, so gut...doch dann folgten die nächsten Wochen und alles wurde anders. Die Trainingsläufe nach dem HM liefen nicht mehr so rund ab und irgendwie verspürte ich wieder Schmerzen im linken Oberschenkel...meldete sich gar meine alte Verletzung wieder zurück? Ich schraubte die Trainingsumfänge zurück, was sicherlich schlau war, doch wollte ich unbedingt beim dritten Eisbären die 7km unter 30 Minuten bewältigen...in der Woche davor ging alles schief, der Lauf war dann noch der Höhepunkt, aber leider im negativen Sinn, die Schmerzen wurden mehr und so pausierte ich 2 Wochen und lief die restlichen beiden Wochen vor dem VCM gerademal in Summe einen HM...

Von einer Zeit von sub 1:40 hatte ich mich längst schon verabschiedet, mir geisterte eine Pace von 5:25-5:30 durch den Kopf, wobei ich mich dann fürs untere Ende entschied, ich war auch Startläufer einer Staffel und wollte meinem Team natürlich einen guten Anhaltspunkt für die Übergaben liefern.

Die Tage vor dem VCM liefen wie geplant ab, Startnummer (und Chips für die Staffel) holte ich mir schon am Freitag vormittag, sodass ich den Samstag frei zur Entspannung und Vorbereitung hatte.
Die Vorfreude wurde immer größer, damit verbunden auch die Nervosität... Ich fühlte mich doch etwas unvorbereitet vor meinem 5.HM – ein Glück, dass auf TW1 noch der VCM 2008 gezeigt wurde, die doch sehr beeindruckenden Bilder gaben mir noch den letzten Kick und ich konnte gut einschlafen ;).
Vor halb acht traf ich mich schon mit meinem jüngsten Bruder, der seine VCM-Premiere feierte – als Startläufer einer Staffel und so freute ich mich sehr, dass wir nach den üblichen Startvorbereitungen (trinken, Klo gehen, trinken...) auch gemeinsam in den gelben Block gehen konnten. Nachdem wir uns erst wenige Minuten vor 9 Uhr zum Start begaben, waren wir ganz hinten in diesem Block und konnten so gemütlich noch ein bisschen spazieren gehen und die Atmosphäre aufschnappen, bis es dann doch einige Minuten nach 9 Uhr über die roten Matten ging.

Die ersten 500 Meter liefen wir noch gemeinsam, dann verabschiedete ich mich (er schaffte die 16,1km in tollen 1:35) und peilte meinen km-Schnitt von 5:25 an... doch schon auf der Lassallestraße merkte ich, dass heute mehr drinnen sein kann, dass die Temperatur passt, mein Körper fit ist und überhaupt einfach alles rund lief. Ich ließ mich also dazu hinreißen, mein Tempo schneller anzulegen als geplant, und konnte die nächsten Kms in der Region 5:10-5:15 abdrücken. Nach 5km hatte ich eine Zeit von 26:05 auf meiner Uhr, war also schon eine Minute schneller unterwegs, als ursprünglich geplant. Wenn das so weiterging, musste ich meinen Staffelkollegen Bescheid geben, nicht, dass wir uns gegenseitig bei den Übergaben versäumen... Ich lief genießerisch weiter durch den Prater und rechnete schon im Kopf, was denn heute alles noch so möglich sein könnte und zum anderen, welche neue Zielzeit ich meiner Freundin nach KM 7, wo sie auf mich mit Wasser warten würde, mitteilen konnte, damit sie mein Team informiert. Die beiden KMs waren schnell vorbei und ich entschloss mich, meine neue Zielzeit mit 5 Minuten unter Plan anzugeben. Es war sicher etwas übertrieben, aber besser meine B-Läuferin wartet eine Minute auf mich, als ich eine Minute auf sie...ich hatte ja nach der Staffelübergabe noch ein bisschen Weg vor mir.

Am Ring angekommen verspürte ich zum ersten Mal an diesem Tag etwas Müdigkeit und vor allem kam mir die Lufttemperatur schon relativ warm vor, war es Täuschung oder einfach auch der Unterschied zwischen der „luftigen Pratergegend“ und der Wärme speichernden Innenstadt? Egal, ich musste mich auf die Strecke konzentrieren, ich hatte das Gefühl, dass plötzlich wieder mehr Leute rund um mich waren und mitten in den Massen sah ich am Rand Pipel – kurz hingewunken und schon hat mich die Kamera erfasst gehabt :) Die ersten 10km waren somit absolviert, 52:24 Minuten habe ich dafür gebraucht, somit ca. 11 sec am KM schneller als geplant – etwas Unsicherheit machte sich in meinen Gedanken breit – war es hoffentlich keine falsche Ansage, dass ich früher zum Übergabepunkt kommen werde? Immerhin hatte ich die Linke Wienzeile noch vor mir, und letztes Jahr bin ich hier klassisch eingegangen... doch die positiven Gedanken überwogen, ich hatte mit diesem Teil der Strecke noch eine Rechnung offen, und die wollte ich begleichen.
Im Hinterkopf hatte ich mich schon längst vom Gedanken verabschiedet, nach der Staffelübergabe auszusteigen – zu schön war heute das Laufen, zu gut gings mir noch immer.

Ich lief frisch und munter dahin, zu meiner Freude (!!!) kam nun auch noch Gegenwind auf, der mir aber gefühlsmäßig Kühlung brachte, ich genoss es richtig, gegen den Wind zu laufen. Mein Puls sprach zwar anderes, aber das war mir in dem Moment egal, ich fühlte mich pudelwohl und hatte noch den Plan, bis zur Staffelübergabe voll zu laufen, egal, wie ich mich fühlte, eingehen konnte ich noch auf den letzten Kilometern, aber für mein Team wollte ich eine gute Basis setzen...und diese Taktik ging super auf. Im Kopf hatte ich vorläufig nur das Ziel KM 16,1 vor Augen und so lief ich teilweise unter 5min, war aber wirklich schon sehr am Anschlag. Doch ich hielt wirklich das Tempo, die 5km bis KM15 schaffte ich in 25:27 und bei KM16,1 konnte ich nach 1:23:10 an meine B-Läuferin übergeben. Von ihr bekam ich noch Wasser, das ich schon dringend notwendig brauchte und begleitete sie noch einige 100 Meter bevor ich mich verabschiedete und erneut probierte, das davor angeschlagene Tempo zu gehen.
Sehr schnell merkte ich aber, dass die Luft leider draußen war...innerhalb kürzester Zeit war es kein Genuss mehr, die restlichen Kilometer sollten zum Kampf mit mir selbst, mit meinen Beinen, meinem Kopf werden, ich verfluchte mich, warum ich davor so schnell unterwegs war und gleichzeitig freute ich mich, denn nun begann der interessante Teil des Wettkampfes, das Beißen und Kämpfen... Meine davor noch im Kopf überschlagenen sub 1:50 hatte ich mir schnell wieder aus dem Kopf geschlagen, es galt nun zum einen zumindest 5:25 zu schaffen, zum anderen meine letztjährige Zeit zu unterbieten. Das Kopfrechnen fiel mir auch schon schwer, sonst hätte ich bald gewusst, dass ich noch immer deutlich unter der 2009er Zeit liege, aber so kämpfte ich mich Meter um Meter weiter, Ausschau haltend nach Wasserstellen, doch genau jetzt, wo ich dringend was gebraucht hätte, gab es weit und breit leider nichts. Mir ist noch nie aufgefallen, dass die äußere Mariahilferstraße bergauf geht (vielleicht tut sie das ja auch gar nicht!?), aber als ich den Gürtel querte gabs einen kurzen Lichtblick – SuSu und Mister waren anfeuernder- und fotografierenderweise zugegen und gaben mir den nötigen Antrieb, sodass ich es zur inneren Mariahilferstraße und somit dem Bergabstück schaffte...doch leider ging nicht nur die Straße bergab, sondern auch meine Verfassung – hätte mir nie gedacht, dass es so mühsam sein kann, sich einfach nur Rollen zu lassen...unglaublich, aber wahr, bald schon sah ich das KM 20 Schild, und damit verbunden eine Verpflegsstelle...auch wenn ich nur mehr 1,1 Kilometer vor mir hatte, ich wollte genau den Teil noch genießen und holte mir Wasser und Powerade, ging ein paar Meter um gescheit trinken zu können und dann gings weiter Richtung Ziel. Der Energieschub war nur für kurze Zeit, doch das Ziel kam merklich näher...endlich durfte ich auf den Ring abbiegen, das Schild 42km sah ich schon, also noch knappe 200 Meter zu laufen...wie auch letztes Jahr suchte ich vergebens den KM 21 (gibt’s den wirklich nicht) und durfte über die blaue Plane und dann die roten Matten laufen...abgedrückt bei 1:51:57, offiziell sogar 1:51:56 – ich hatte es geschafft, ich bin den Halbmarathon unter 1:52 gelaufen, wenn mir das vor 2 Wochen jemand gesagt hätte, ich hätte um viel Geld dagegen gewettet, aber ich habs geschafft und den Grundstein dazu auf der Linken Wienzeile gelegt...die Freude war und ist natürlich riesig, auch dass ich auf den letzten Kms so schön eingegangen bin... somit war ich wirklich am Limit – mehr ging nicht und das Erreichte ist phantastisch... ich freu mich schon auf meinen nächsten HM und hoffe aber, dass ich davor wieder mehr laufen kann ;)

Meine herzlichen Glückwünsche an alle VCM-Teilnehmer!

Offline heitzko

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2010-04-18 Vienna City Halbmarathon - johnlennon
« Antwort #2 am: 21.04.2010, 08:09:46 »
bravo silvin! du hast wacker durchgebissen und einen tollen lauf hingelegt! die bedingungen waren auch nicht gerade leicht, deine zeit ist also einiges wert und das nach 2 wochen pause! freue mich schon auf den nächsten hm bericht, der diesmal (wieder) sub 1:50 sein wird :)!

Offline JM

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2010-04-18 Vienna City Halbmarathon - johnlennon
« Antwort #3 am: 21.04.2010, 20:42:46 »
Kommt mir bekannt vor das mit dem Startläufer :)Wärest du nicht so ein guter Teamplayer und wärest konstant gelaufen dann wäre sicher wieder eine deutliche sub 1:50 drinnen gewesen ! Aber auch so ein ganz tolles Ergebnis ! Gratuliere.  
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Offline pipel

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2010-04-18 Vienna City Halbmarathon - johnlennon
« Antwort #4 am: 22.04.2010, 08:10:37 »
Bist ein Kämpfer! Da bin ich ja froh, dass ich dich bei deinem flotten Anfangstempo kameramäßig erwischt habe. :D Gratulation!
Stop the world — I wanna get on!
(Leo Bloom in "The Producers")

 

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