Autor Thema: 2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh  (Gelesen 1995 mal)

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« am: 01.10.2011, 00:00:00 »
Datum: 2011-10-01
Event: Höhenstraßenlauf
Distanz: 14.300 km

Ersteller: shiloh

Offline shiloh

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #1 am: 01.10.2011, 00:00:00 »
Five Years After

Ja, so ist das halt. Sind mir bei früheren Berichten oft schon während des Wettkampfes einige Textfragmente durch den Kopf gegeistert, die sich nachher zu einem Ganzen zusammengefügt haben, so fällt`s mir diesmal ein bisserl schwer, etwas zu schreiben.
5 Jahre nach meinem ersten Sieg wollte ich wieder etwas forcierter mitrennen, unter 55min zB. Die Vorbereitung war alles andere als bahnbrechend, nach dem Ötztaler ein paar flottere Runden in der Au und ein paar mal mit Vollgas meine 5km-Ortsrunde durch Stockerau, die aber doch ein paar Höhenmeter zu bieten hat.
Mental ging`s mir in den letzten Tagen nicht gut, ich war nervös und unruhig, nicht nur wegen des Rennens. Es brodelte ziemlich in mir und ich bekam eine Vorahnung, dass ich auf der Höhenstraße Frust in positive Energie, also Vortrieb  umsetzen würde können.

Am Freitag noch Vereinsschwimmen (tri-team.at) in der Südstadt und ich konnte mich nicht zurückhalten: Pünktlich zum Beginn der Tria-Off Season eine für mich tolle 1000m-Zeit in 19,05 – ich hätte noch länger als diese Stunde schwimmen können – selten so wohl gefühlt im Wasser, perfekter Flow oder Swimmer`s High, Harmonie pur. Wer will da  noch von Kacheln zählen reden?

Samstag 8 Uhr Tagwache, Minimalfrühstück, in die Laufschuhe, von Trafik 1 zu Trafik 2 und wieder retour, rauf aufs Canyon-Bike, über Sierndorf, Hatzenbach und Leitzersdorf in 34min  meine 17km-Runde, hui, ist das frisch heute.
Noch eine Banane und trinkentrinkentrinken, soll heiß werden heute. Going online und auf YouTube „Time Machine“ von Satori anhören, zwecks Aufputschen.
Dann für ein paar Minuten in die Schuhe vom 2006er-Sieg schlüpfen – eines von zwei alten Paaren, die Heitzko und Ulrich für ihre Afrika-Sammlung nicht bekommen werden, he,he – und noch mal die Steigung bei der Berufsschule  zur Marienhöhe hinauf.
Mit den Öffis nach Wien und bei der Station Hernals der S45 treffe ich Susu und Mister, gemeinsam zur Marswiese hinauf.
Vier lockere Runden auf der Laufbahn mit ein paar Steigerungen und Lauf-ABC, während die anderen Starter schon von der Hitze gelähmt in der Sonne dösen. Nach einem Red Bull  hinauf  zum Start. Oben laufe ich gleich mal eine Runde um das geschlossene Gasthaus, dann die Höhenstraße ein paar 100 Meter runter und wieder rauf. Kurzes Geplauder mit Mister und Bichler, dann treffe ich noch 2 andere Bekannte, bin ganz zappelig und kann kaum ruhig stehen. Norbert Busl, der einen Freund begleitet, meint, dass heute keine Afrikaner am Start sind und ich muß mir eingestehen, dass ich doch möglichst weit vorne mitlaufen will.
Eh klar, welcher halbwegs vernünftige Mensch nimmt schon die weite Anreise von Stockerouwe nach Wien in Angriff, um nur Zweiter zu werden :)
 Dehnen – das hab ich heuer fast nie gemacht und ich bin überrascht wie gut es dennoch geht.
Noch ein Red Bull-Shot und ein GU-Gel (Chocolate-Mint), der letzte feste Brennstoff für die nächsten 5 Stunden und ein letztes Nuckeln an der Trinkflasche.
Heiß ist es, als endlich der Startschuß fällt und die Quälerei beginnen kann. Schnell lassen wir die Startlinie hinter uns und ich schau`, dass ich vorne mitlaufen kann. Und dann bin ich schon ganz vorne, Hilfe!
Beim ersten Bergauf-Stück merke ich, dass einer direkt hinter mir ist und gemeinsam hetzen wir über das Kopfsteinpflaster. Meistens bin ich vorne, ich würde ihn gerne abschütteln, aber für solche Aktionen ist es noch zu früh – außerdem bin ich eh schon fast am Anschlag. Wegen meines Laufstils (Kategorie Andrea Mayer) touchieren wir einmal, Tschuldigung -  Kein Problem. Kurz geht er vor und ich lese den SV Marswiese-Schriftzug am Trikot. Das macht es sicher nicht leichter, der wird besonders motiviert sein.
In der 180 Grad-Kurve bergab registriere ich, dass der Dritte auch nicht weit zurück ist. Schlimm, also weiter Druck geben. Der Veranstalter ruft uns bei KM 5 die Zwischenzeit zu, irgendwas mit 17min – völlig egal. Nach km 7 eine Labestelle, prinzipiell eine gute Idee bei diesen Temperaturen, aber leider wieder mal Plastikbecher, aus denen ich im vollen Lauf kaum trinken kann. Ist das wirklich so schwer (teuer), Papierbecher zu verwenden. Wenn schon Plastik, dann mit Strohhalm bitte oder Water to Go mit Deckel ;)
Irgendwann nach KM 8 dann die Rechtskurve mit Brücke über die Sieveringer Straße und es folgt das lange Bergauf-Stück. Das wird jetzt böse werden.
Auf einmal wird es merklich ruhiger und ich merke, wie mein Mitläufer, Christian Hagn, offensichtlich zurückfällt. Neue Situation, was tun? Ich bin schon am Sand und versuche dennoch immer wieder zu beschleunigen, damit er die Lücke nicht schließen kann. Endlich oben, links, dann Rechtskurve und  KM 10, Häuserl am Roan, jetzt geht es nur noch bergab. Nie nachlassen, konzentriert bleiben, trotzdem wenig Denken und Herumüberlegen, keine Ahnung, wie groß der Vorsprung ist, Umdrehen ist absolutes No Go. Downtown die lange Gerade, Linkskurve, 2 Pensionisten am Straßenrand, husch,husch, weg mit euch. Ich feuere mich selbst an, Du bist super, du schaffst es, gehtscho gemma Vollgas, nur das Polizei-Motorrad lässt sich nicht überholen.
Nach rechts in den Schwarzenberg-Park, kurz bergauf, runter, in einer Rechtskurve dezenter Blick nach rechts – ist das Rote da im Augenwinkel der Zweite oder nur ein Spaziergänger? Don`t think, RUN!
Die lange Gerade.Vor  5 Jahren bin ich da gemeinsam mit dem Norbert gestorben, wir haben uns gegenseitig abgestochen, nichts geschenkt. Heute solo.  Ich visiere die Spaziergänger an und überlege mir, wie ich sie umlaufen werde – Vertrauensgrundsatz gibt`s da leider nicht. Beim Salzburgerland-Triathlon im Juni bin ich in ein kleines Kind gerannt, dessen Oma mit ihm an der Hand unbedingt 100m nach der Wechselzone in einer unübersichtlichen Kurve die Straße queren wollte. Nix passiert, aber das brauch ich nimmer.
 Endlich ein paar Anfeuerungsrufe und Klatschen, hinter mir dann nicht mehr, also dürfte ich einen guten Vorsprung haben. Durch die Unterführung und rechts hinterm Tennisplatz hinauf, hach, ist das anstrengend. Ich drehe mich um, niemand direkt hinter mir und ich blicke auf die Uhr. Schon über 50min, um Gottes Willen, das wird eine „schlechte“ Siegerzeit. Irgendwie hab` ich doch mit einer 49er-Endzeit spekuliert.  Auf der Laufbahn drehe ich mich nochmals um und konzentriere mich auf einen halbwegs sauberen Laufstil. Am Zieleinlauf-Foto von 2006 sehe ich nämlich aus, als hätte ich den aufrechten Gang erst in der Früh erlernt.
Nach über 51min endlich im Ziel, Oh Happy Day, geschafft. Zum zweiten mal in der Siegerliste, yippieh! Gratulation von Susu und Applaus von den Zuschauern, bald sind auch die nächsten Läufer im Ziel. Fast 4 min langsamer als damals war ich heute und dies bedeutet  meine drittbeste Zeit hier.
Hitze, schlechtere Form und die letzen 6km alleine gelaufen – deshalb halt.
Der 2. Tagesrang bei den Damen geht mit Marie Flandorfer ebenfalls an Stockerau. Mit 59min ein starkes Debut auf dieser anspruchsvollen Strecke, Respect!
Global denken und gelegentlich global sporteln, aber das Regionale und Lokale dennoch nicht vergessen.
Schön, dass die Teamwertung auch an uns geht, Gratulation den Mitstreitern von run42195.at – es hat sich ausgezahlt!!
It`s good to have an end to journey toward, but it`s the journey that matters, in the end. (Ernest Hemingway)

Offline boenald

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #2 am: 02.10.2011, 21:37:56 »
gehtscho gemma voigas - hoffe, das zieleinlauffoto ist gelungen ;) und gratulation zum sieg!
Paragraph eins: jedem sein´s.

Offline heitzko

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #3 am: 03.10.2011, 07:39:38 »
also weil du sooooo brav gelaufen bist, verzeihen wir dir das unterschlagen der schuhe :D!

spitze shiloh! bericht und rennen sind genial!

Offline Don Tango

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #4 am: 03.10.2011, 10:07:45 »
bravo! so einen pace will ich auf die distanz auch  mal schaffen. und zwar ohne höhenmeter. bravo bravo


>> you'll never know, unless you go <<

Offline sternschnuppe

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #5 am: 03.10.2011, 12:31:36 »
Gratuliere!! super Lauf. toll gelungen!

Offline helga

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #6 am: 03.10.2011, 14:48:19 »
Deinen Zieleinlauf hätt ich auch gern gesehen, gibts ein schönes Foto:)
Der Weg, auf dem Sie Ihre Ziele erreichen, ist genauso individuell, wie Sie selbst. (Klaus Weiland)

Offline dogrun

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #7 am: 03.10.2011, 16:27:52 »
Super Lauf! Gratulation! Jetzt kann ich wenigstens behaupten dass ich heuer den Höhenstraßensieger schon einmal geschlagen hab :D ;)
„Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine / Kürzt die öde Zeit / Und er schützt uns durch Vereine / Vor der Einsamkeit.“ (Joachim Ringelnatz)

Offline Richy

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #8 am: 03.10.2011, 17:24:05 »
Gratulation. Starker Antritt und Bericht.

Offline Ulrich

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #9 am: 04.10.2011, 06:31:41 »
Mir gefällt ja neben der "schlechten Siegerzeit" (was für ein Ausdruck) auch noch besonders gut: "nur das Polizei-Motorrad lässt sich nicht überholen."
Mann, Deine Sorgen möcht ich bei einem Lauf auch haben :D
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline cbendl

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« Antwort #10 am: 04.10.2011, 16:58:53 »
Super, ich freu mich! Dass ich dich auch schon mal geschlagen habe, hat mir damals eher Bauchschmerzen bereitet. Jetzt scheinst du wieder - trotz "schlechter" Siegerzeit - fit zu sein. Großartig!
hippocampus abdominalis

Offline JM

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2011-10-01 Höhenstraßenlauf - shiloh
« Antwort #11 am: 09.10.2011, 21:39:49 »
Gratulation zum souveränen Sieg ! Das ärgert mich jetzt ein wenig nicht dabei gewesen zu sein, aber ich hätte von deienm Sieg eh nicht viel mitbekommen, außer ich wäre Zuschauer gewesen.
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