Autor Thema: 2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM  (Gelesen 816 mal)

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2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM
« am: 19.05.2012, 00:00:00 »
Datum: 2012-05-19
Event: Luxemburgmarathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: JM

Offline JM

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2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM
« Antwort #1 am: 19.05.2012, 00:00:00 »
Was Kleines für Zwichendurch

Vor 6 Jahren bin ich das letzte Mal  beim Luxemburg-Marathon mitgelaufen. Jetzt wollte es der Zufall dass ich wieder dort laufe. In Kombination mit der 70-Jahr-Geburtstagsfeier meines Vaters und der Hochzeit eines Freude hat sich die Anreise auf jeden Fall gelohnt.

Da ich die Gunst der Stunde erst spät erkannt habe, war der Marathon zwar längst ausgebucht, aber die gewohnt guten Kontakte zu den Transalpinluxemburgern haben mir doch einen Startplatz  beschert.
Die Startnummernabholung habe ich direkt nach Ankunft am Flughafen Luxemburg erledigt, sind es doch nur ca. 1km bis zum Startgelände. Ja, in Luxemburg ist alles ein wenig kleiner ;) (nur der Marathon sicher nicht)

So kann ich mich Samstags den ganzen Tag komplett ausruhen, und gegen Abend fahre ich mit dem Bus aus dem kleinen Dorf am Land in die Hauptstadt zum Marathon. Ganz  untypisch fahren an dem Tag viele Leute mit dem Bus - alles Läufer.  Üblicherweise fährt in Luxemburg jeder jeden Meter per Auto.

Der Startbereich ist bei den Messehallen auf Kirchberg, dort wo am Vorabend auch die Startnummernabholung war. Das ist neu, und eine massive Verschlechterung zum ehemaligen Lux-marathon. Das hat leider politische Hintergründe auf die der Veranstalte keinen Einfluss hat, schade, aber damit muss man leben. Der Startbereich ist sehr chaotisch aufgebaut und die Frage nach den Startblöcken kann mir auch niemand befriedigend beantworten. Schlussendlich stehe ich doch dort wo ich hingehöre.

Heiss ist es in der Sonne, nach wenigen Minuten schwitze ich schon ohne nur einen Meter gelaufen zu sein. Ich setze mich hinter die Absperrungen in den Schatten - das kann ja was werden,  bei 20 Grad Marathon zu laufen. Aber es ist ja schon 19 Uhr und bald sollte es im Zuge der Dämmerung kühler werden. Am Himmel ziehen auch schon die ersten düsteren  Wolken auf - es sind Gewitter und Sturm gemeldet. Somit entscheide ich mich auf Plan A einzulaufen - schnell weg laufen und solange es bergab geht mein übliches Marathontempo laufen, später wenn die 300 Höhenmeter wieder erklommen werden müssen werde ich mich nicht mehr anstrengen um mich nicht  zu zerstören. Das sollte eine gute Entscheidung sein, die ich nicht bereue.

Die ersten 10 km sind extrem fad, da wird entlang anonymer Bürobauten von Banken und EU-Institutionen entlanggelaufen. Da ist nicht los, null. Nach Überquerung der "roten Brücke" aber ist die Hölle los, das ist DER hotspot des ganzen Lauf, hier sind tausende Zuschauer, außerdem der erste Übergabe punkt der Staffeln. Danach geht´s über den Limpertberg, an nobeln Villen entlang, wenig Publikum, danach durch den Vorort  "Merl", auch wenig los, dann Vorort "Bel Air" wieder noble Architektur, aber auch nix los, dann ein Bahnhofsviertel mit schäbigen Spelunken, manch leicht bekleidete Dame schaut hinter Fenstern hervor - aber auch hier "tote Hose" ;)

Immer wieder geht es von den Vororten zurück zum städtischen Park, dort ist´s schön, aber auch wenig los. Aber bald fällt es auch mir als Fußballbanause wie Schuppen von den Augen, es ist an dem Abend das Match München-Manchester - das interessiert die fußballbegeisterten Luxemburger wohl mehr als das was vor der Haustür abgeht - ab und zu ruft ein Zuschauer das aktuelle Fußballresultat den Läufern zu.

Die Haupteinkaufstrasse Luxemburgs , die "grand rue" (Pendant zur Kärntner Straße) ist wieder extrem viel los, sehr viele Zuschauer. Die wurden aber angelockt von den Geschäftszeiten , da extra zum Marathon die Geschäfte an dem Tag bis Mitternacht offen haben durften ( das war wohl vorwiegend weibliches Publikum;)).  

Irgendwo nach dem Platz "Knuedler" läuft man durch ein Haus zum Platz "Place d´armes" - es wird einfach nichts ausgelassen. Wenn man den Luxemburgmarathon gelaufen ist, hat man wirklich ALLES gesehen :D Dementsprechend kurvig geht´s auch zu .

Nach der Überquerung der Brücke "pont adoplh" geht´s urplötzlich ins Grün den Berg runter in das Tal der Petrus. Ich denke mir, das ist ein Scherz, das kann´s nicht wirklich sein, aber doch, die führen den Marathon einen Weg runter der steiler und schmäler als der Glorietteweg  ist.

Aber ja , was soll´s , Platz ist trotzdem genug. Unten angekommen ist´s eh schon längst dunkel, und der Regen der nach km 15 einsetzte hat mittlerweile auch schon nachgelassen. Zumindest hat es dadurch angenehm abgekühlt. Unten im Tal bin ich mir ab und zu nicht sicher ob ich noch richtig unterwegs bin, niemand vor und hinter mir zu sehen, es ist dunkel und feucht, aber ab und zu steht wieder irgendwo ein Streckenposten, und ich bin wieder beruhigt (gut dass ich mich zumindest ein wenig auskenne in dieser wirren Stadt).

Ab km 35 geht´s dann nur mehr bergauf und das spürt man nicht nur körperlich, sondern vor allem mental sehr aupowernd, auch  weil man irgendwann die letzten 8 km komplett vor sich sieht, und da steht man quasi vor einem Berg - und - es geht fast nur geradeaus, ohne Zuschauer   (es ist ja schon fast 22 Uhr).
 
Irgendwann macht´s dann doch einen kleinen letzten Schwenker und dann weiß man dass es nicht mehr weit bis in die Zielhalle ist. Vor den Hallen haben´s auf den letzten 500 Metern Kerzen beidseitig der Strecke aufgestellt, es schaut aus wie die Landebahn eines Flughafens. Ganz nett, was aber nur die erste Begrüßung zu einem wirklich tollen Zieleinlauf ist. Den haben´s wohl vom Frankfurtmarathon abgeschaut. Aber mit Lightshow, lauter Musik und Konfettiregen ist der Zieleinlauf eine Wiedergutmachung für den Rest der Strecke.

Schnell gehe ich weiter, gönne mir 1 Cola, ein Bier und mit dem 2ten Bier gehe ich gleich weiter zum Bus. Der  nächste Bus, in den kleinen Ort wo ich hin muss, wäre danach erst 1,5 Stunden später gefahren. Also alles just in time.
Es hat Spaß gemacht, aber ist definitiv kein must-have für Marathonläufer - außer man läuft gerne Abends in die Nacht hinein und ist nicht auf PB aus.
When your life flashes before your eyes, make sure you’ve got plenty to watch

Offline Conny

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2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM
« Antwort #2 am: 02.06.2012, 20:31:59 »
cooler Bericht, danke!
Deine PBs stellst du natürlich spektakulärer auf, so einen "Pimperllauf" hüpfst du auf dem linken Bein ;)
Beeindruckend, wie gelassen man einen Marathon laufen kann

Offline dogrun

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2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM
« Antwort #3 am: 04.06.2012, 09:30:17 »
Super Bericht!

Bin gespannt wieviele Marathons das werden heuer :D
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Offline StefanM

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2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM
« Antwort #4 am: 04.06.2012, 13:09:30 »
Du bist wirklich ein Fußballbanause!!! Am 19. Mai war nicht "das Match München-Manchester" sondern das Champions League Finale Bayern München - Chelsea!

Dafür ist Marathon laufen eindeutig mehr dein Fach. Wundert mich nicht, dass man in Luxemburg ständig zick-zack laufen muss, sonst ist ja garnicht genug Platz für einen Marathon ;) (Nein, hab nachgemessen, es gehen sich sogar knapp 85km Luftlinie innerhalb der Grenzen aus.)

Danke für den Bericht, toll gemacht!

Offline heitzko

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2012-05-19 Luxemburgmarathon - JM
« Antwort #5 am: 04.06.2012, 13:56:07 »
hihi der luxemburg marathon ist ja etwas ganz besonderes und spannendes! wohl überhaupt nicht vergleichbar mit normalen städtemarathons :). interessante strecke, interessante tageszeit, sehr interessanter bericht (aber das nächste mal lässt die wieder chelsea fußballspielen :)).

 

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