Graz - Die Revange ist meinDie Auswahl an Herbstmarathons war diesmal eingeschränkt, da die tollste Ehefrau von allen ja schwanger ist. Daher musste es in der Nähe von Wien sein.
Da kam der Newsletter vom Graz Marathon wie gerufen. Graz war nahe genug und ich hatte ja noch eine Rechnung offen mit Graz.
Rückblende:
Herbst 2009. Hoch motiviert stand ich am Start meines 2ten Marathons. Die 4 Stunden sollten heute geknackt werden. Es lief auch alles ganz nach Plan. Der Luftballon Man (pace maker 4:00) war super, das Wetter auch. Als es dann langsam hart wurde wartete diese teuflische Unterführung auf mich. Diese Unterführung ist flach und kurz zum runterlaufen auf der einen Seite und extrem steil und seeehr lang auf der anderen Seite. Daher bin ich auf Plan liegend rein und völlig demotiviert langsam gehend wieder raus. Endergebnis 4:00:47
Diese Jahr sollte es die Revange geben. Ziel Sub 3:30
Tagwache war 7:00. Wetter neblig kalt so wie ich es mag. Frühstücksbuffet wie immer eine Qual. All die tollen Würste, Müslis, Eier in allen Varianten. Und ich sitz da mit 2 Buttersemmeln mit Marmelade. Na wenigstens meinen 2 Mädels schmeckt die tolle Auswahl.
Kurzer Check des Wetters: Nebel weg, Sonne es wird also wärmer als geplant.
Der kurze Weg vom Hotel zum Start liegt in der Sonne und mir ist schon beim langsamen Gehen mehr als warm. Ich versuch die dunklen Gedanken von wegen das wird viel zu warm beiseite zu schieben.
Im Startbereich ist es schon ziemlich viel Betrieb. Ich schieb mich in eine Lücke und versuche den 3:30 Ballon zu finden. Ups er ist ja hinter mir. Eigentlich wollte ich ja hinter ihm starten um die 3:30 immer im Blick zu haben. Aber jetzt mich nach hinten durch die Massen zu drängen? Nein ich beschliesse Vorgabe 1 zu streichen. Ich muss ja schließlich mein eigenes Rennen laufen. Der Rote Ballon darf mich halt nie überholen. Und dann geht's los. Bon Jovi wünscht mir noch: Have a nice day. Und das habe ich vor. Einen richtig geile Lauf hinzulegen.
Aber das Gedränge ist schon enorm. Es wird geschoben und gedrängt. Unglaublich. Der erste Kilometer ist dann auch gleich um 10 Sekunden zu langsam. Dafür ist meine Herzfrequenz um einige Schläge zu hoch. Ich ignoriere die zu hohe Herzfrequenz und versuche mich ein wenig nach vorne zu arbeiten Aber es wird eher enger als breiter. Meine Stimmung ist nicht gerade die Beste. Zu langsam, zu hohe Herzfrequenz, zu warm ... Auch die nächsten KM sind nicht unter 5er Schnitt. Bei der ersten Labe sind Menschenmassen also locker daran vorbeilaufen. Bei der nächsten Labe muss ich mich aber dann wirklich reinquetschen und das erste Mal Powerade trinken. Und schwubs ist dieser rote Ballon vor mir. Ich hänge mich an die Menschentraube an und schwimme jetzt mit. Meine Familie feuert mich das erste Mal an. Sie machen heute auch ordentlich KM so oft feuern sie mich an. Immer wieder höre ich die Quietschestimme meiner 5jährigen Papa: Super Papa schneller...Selbst bei KM10 ist noch immer so ein Gedränge dass auch der rote Ballon immer wieder in den Grünstreifen raus muss, stolpert bei zu vielen Beinen... Und meine Uhr zeigt mir das ich nun schon 50 Sekunden hinter Plan liege. Aber nun wird das Gewühle langsam erträglich. Und das hebt meine Stimmung. Ich fühle mich gut und überhole nun den roten Ballon. Die KM gehen nun unter 5er Schnitt. Mein Rückstand auf Plan wird weniger.
Bei KM 18 läuft Carola locker an und mit lautem Gerufe an mir vorbei. Wow sieht das locker aus. (Am Ende siegt sie mit ihrer Staffel). Ich bin ihr offensichtlich so fasziniert gefolgt, dass ich meinen schnellsten KM hinlege. Ich bin wieder auf Plan. Und dann biegen die HM ab. Es wird plötzlich sehr leer auf der Laufstrecke. Hey es gibt ja doch Wind. Und es geht bergauf. Beim ersten Mal hier war das nicht so steil. Aber die Pace bleibt konstant so um 4:55. Und das leicht bergauf. Meine Stimmung steigt. Ich überhole einen nach den anderen. Ist das schön wenn ein Marathon so verläuft wie ich es geplant habe. Auf der 2ten Hälfte eine Spur schneller. Bei KM 30 hänge ich mich an 2 Typen in weiß an. Der eine plaudert locker und der andere versucht das Tempo zu halten :-) Es geht wieder bergan und sie ziehen mich richtig. Aber dann sind sie mir doch um eine Spur zu schell und ich lasse sie ziehen. Leider gibt es am KM 21 nur noch alle 5km die KM Angaben. Obwohl ich das Gefühl habe jetzt langsamer zu werden kommt das KM 35 Schild genau richtig für den 4:55er Schnitt. Noch 7km, da rechnen geht los. Wie langsam kann ich werden? 5:12? 5:22 und dann habe ich noch immer 3:30 geschafft. Aber es ist einfach kein Sauerstoff mehr für das Gehirn über. Ich komme auf keine Ergebnisse. Also einfach nur kämpfen, KÄMPFEN. Es wird immer härter. Aber da vorne sind doch 2 Typen in weiß. Genau die die ich ziehen habe lassen. Langsam ganz langsam aber beständig komme ich näher und bei KM 38 bin ich an Ihnen vorbei. Glückshormone pur
Die letzten 2KM ganz leichte Krämpfe beginnen aber es ist alles egal. Ich schaffe 3:30. Ich kämpfe und dann gehts auf die letzte Gerade. Ich sehe meine Familie sie schreit und feuert mich an und dann sehe ich die Zielbögen.
3:28:32!! Völlig fertig aber voller Glückshormone taumle ich ins Ziel, die Revange ist gelungen.
