Ein nicht ganz so perfekter Halbmarathon.... oder "selbst zu blöd zum Gehen"
(Zuerst eine kurze Vorgeschichte dazu)
Ausgangslage war eine Anmeldung für den April-Halbmarathon bereits im Mai 2012, der LaufenHilft HM vor einem Monat mit PB in 1:55 und danach viel zu wenig Laufkilometer und eine Verkühlung vor 2 Wochen.
So ging es Freitag nach 3h schlafen um 2 Uhr früh zu 4. im Auto auf Richtung Berlin - gegen 9.30 waren wir nach 870km dann auch dort. Nachdem die Mädels auf der Rückbank geschlafen haben, bin ich als braver Beifahrer natürlich wach geblieben bis kurz vor Berlin.. und da außer mir noch niemand von uns in Berlin war, lag es auf der Hand, Freitag und Samstag mit Sightseeing zu verbringen. Auf Grund dessen hab ich mir für den HM in Berlin als realistische Zielzeit 2:10 vorgenommen.
Highlight am Freitag war sicher die Startnummernabholung inkl. Messe am ehemaligen Flughafen Tempelhof - imposante und eindrucksvolle Location. Um 8 bin ich nach einigen Stunden herumspazieren dann hundemüde ins Bett gefallen und hab geschlafen wie ein Baby
Samstag um 10 gings weiter.. glaub 8-9h quer durch Berlin gelatscht und diverseste Sehenswürdigkeiten abgeklappert (die wir beiden Läufer am nächsten Tag wieder sehen sollten).
Natürlich hat zu so einer Tour auch das passende ortstypische Essen gehört.. Freitag ein ordentlicher Kebap (um Welten besser als jeder in Wien), am Samstag Currywurst mit Pommes *g*
Nunja, Freitag+Samstag war es stark bewölkt, windig, 2° oder so.. puh.. Sonntag um 8.30 dann bei überraschendem Sonnenschein und 4° Richtung Start aufgebrochen (Startzeit 10:05), um 9.30 dann am Startgelände nahe Alexanderplatz gewesen und gestaunt, welche Menge doch 30.000 Starter sind
Nach langer Überlegung dann doch für kurz/kurz entschieden und ich hab es nicht bereut, obwohl es zu Beginn doch ziemlich frisch war.
Kurz vor 10 dann am Ende von Block D (1:50-1:59:59) eingereiht, dank Wellenstart wurde es dann aber doch ~10:25 bis zur Startlinie. Nachwievor stand die Frage im Raum wie ich das Rennen anlegen - gemütlich mit ~6:00 starten, oder Vollgas Richtung Sub2h und dann den Heldentod sterben? Ich entschied mich für letzteres.
Also Start kurz vorm Alexanderplatz, dann vorbei am Fernsehturm und bereits nach 2km über diverse Leute gewundert, die scheinbar mit Zielzeit 2:30 oder so in Block C gestartet sein müssen, schrecklich, aber leider bei fast jeder Veranstaltung zu finden.
Danach folgte für lange Zeit die letzte leichte Kurve - es ging gerade aus durch das Brandenburger Tor, danach weiter zur Siegessäule, wo ich nach 5km mit ~5:34 Pace das erste Mal so richtig schwere Beine hatte und mich allmählich von den Sub2h verabschiedete. Nächstes Ziel war bis KM 10 ungeführ das Tempo halten, naja, nach 7km war damit Schluss und ich musste enttäuschender Weise die ersten paar Meter gehen - es ging einfach nicht, weder in den Beinen, noch im Kopf.. das Sterben sollte beginnen, den es war der letzte durchgelaufene Kilometer an diesem Tage..
Also irgendwie weitergequält, vorbei am Schloss Charlottenburg (ich habs nicht mitbekommen, war wohl zu sehr fasziniert, dass eine 90° Kurve kam), dann war endlich Halbzeit, die Beine wurden von Minute zu Minute schwerer und die Lust das Rennen fortzusetzen auch.
Eine kurze Motivationsspritze war dann bei KM 12 zu finden - ich durfte mir unverdientermaßen einen Sonderapplaus abholen - ich war mal wieder am Gehen als die Leute neben mir anfingen "Markus, we believe in you - COME OOOOOOON" zu schreien - normalerweise juckt mich sowas garnicht, diesmal begann ich doch wieder zu laufen und es folgte tosender Applaus, begleitet von Klatschen und "Yeeeeeeah Markus, gogogo".. hab dann die Hände über den Kopf gegeben und mich ebenfalls klatschend bedankt dafür.
Bei Kilometer 14,5 dann das Gel eingeworfen, kurz mal hochgerechnet - hm.. Kurs in Richtung 2:02/2:03 - soviel fehlt da ja garnicht auf sub2h.. also kurzer Zwischenspurt, der nach 300m schon wieder vorbei war - "Vergiss es, heute gehts nicht, ich bin eh schon am Sterben". Also weiter den Kurfürstendamm hinab.
Also weiter Laufen - Gehen - Laufen - Gehen.. Kilometer für Kilometer.. Plötzlich werde ich aus meinen frustrierten Gedanken gerissen - ich sehe überall Becher, aber keine Verpflegungsstelle - verdammte Scheiße, haben die doch die letzte Wasserstelle bei KM 18,x nur auf der rechten Seite aufgestellt, links bei mir kommt da nichts mehr.. was tun? die 20m zurückgehen? Ach egal, was solls, die 3km.. also frustriert weiter..
Und dann kam was kommen musste - 2min später, immernoch gefrustet wollte ich wieder ein paar Meter gehen und bin brav auf den Gehsteig ausgewichen um niemand zu behindert. Die Beine waren extrem schwer, der Kopf war irgendwo und eine kleine, feine Kante am Boden war im Weg! Zack, brack und ich lag bäuchlings auf dem Gehsteig und genau in diesem Moment war ich für einen kurzen Augenblick davor, einfach liegen zu bleiben um mich anschließend aus dem Rennen zu nehmen. Wie sollte ich auch noch 3km schaffen, wenn ich selbst zum Gehen zu blöd bin..
Aber ich fahr doch nicht 870km nach Berlin um dann 3km vor dem Ende aufzuhören, also was solls.. hoch mit dir.. weiter traben, gehen, irgendwas dazwischen.. Bis plötzlich der Boden unter mir leicht schwankte.. Blick nach links, Blick nach rechts.. oh eine Brücke, oder nicht? Sinken meine Knie schon ein? Es war eine Brücke, aber für 10sek war ich mir nicht so sicher.
Dann endlich der Fernsehturm in Sichtweite.. 2km, 1km.. 500m vorm Ziel nochmal gemütlich spaziert und mir den Spot einiger Zuschauer eingefangen, was solls..
Am Ende mit 2:04:16 im Ziel, danach 5min bis zum Wasser gebraucht wegen der vielen vielen Menschen..
2h nach Zieleinlauf sind wir schon im Auto gesessen um wieder 7,5h oder ~870km retour zu fahren..
Fazit: Sightseeing extrem + laufen verträgt sich nicht, schon garnicht wenn die Vorbereitung nicht berauschend und die Anreise im Auto war.. Der Halbmarathon selbst ist schön, viele viele Menschen entlang der Strecke (vielleicht auch wegen der ersten Sonnenstrahlen seit langem) und würde wohl einiges mehr Spaß machen, wenn nicht gerade 30.000 Läufer unter wegs sind. So wie es mir ergangen ist, hätte ich die Zeit nicht erwartet, dafür war sie schon ganz ok