Aufholjagd von Stra nach Venedig!31 Marathons musste ich zwischenzeitlich laufen bzw. am 02.05.2010 lief ich zuletzt einen Marathon schneller als den heute beschriebenen, ein klarer Fall für einen Kurzbericht.
Die Vorgeschichte kennen eh alle, kann mir das Schreiben daher ersparen
Nach dem Fiasko in Bregenz stehe ich nur 3 Wochen später wieder in einem Startblock. Angenehm aufgeregt zugleich aber auch unglaublich entspannt warte ich auf den Startschuss. Immerhin ist Venedig mein bereits 49. Marathon und so bringt mich die Italienische Startverspätung von ca. 15 Minuten auch nicht aus der Ruhe. Noch dazu ist es herrlich warm, wie ich später erfahre hat es am Start bei Windstille 17 Grad. Und es sollte bis Venedig noch viel wärmer werden.
Endlich geht es los und ich fang ganz langsam fast zaghaft an zu laufen. Viel zu unsicher ist mir meine Hustengeschichte als das ich unnötig überziehe. Meine Form habe ich eh schon verloren es geht nur mehr darum das abgelaufene Marathonjahr mit Anstand zu beenden.
Auf breiten Straßen und völlig flach geht es ruhig, fast meditierend in Richtung Venedig. Wenn da nicht die blöde Blase wäre die immer drückt. Die lange Zeit im Startblock von 35 Minuten haben sich auf meine Nieren geschlagen und so verabschiede ich mich bereits vor KM 1 in die Botanik zur Pinkelpause.
Währenddessen rauscht auch schon der Ballon für Sub 3:50 an mir vorbei. Bis ich wieder zivilisiert auf der Rennstrecke zurückkehre ist der 3:50er auch schon außer Sichtweite. Schei.. denk ich mir, soooo langsam bin ich heut? Da muss ich aber anziehen, sonst kommt da nix gescheites mehr heraus. Noch dazu wissend das die wahre Herausforderung erst ab KM 30 warten mit unzähligen Brücken und Höhenmetern. Da ist nicht wirklich mit einer Zeitenverbesserung zu rechnen. Und schließlich ist mein persönlicher Holger ein Herr U.W. vor einer Woche eine fantastische Zeit gelaufen. Nicht das ich im das nicht von Herzen gönnen würde, aber das geht ja schon mal gar nicht, da muss ich einfach zurückschlagen, quasi die Rangordnung wieder herstellen
Nun beginne ich das Tempo zaghaft anzuziehen. Das ständige Überholen ist zwar mühsam, tut aber der Seele gut. Schon bald ist der 3:50er Ballon geschluckt kommt auch schon die 5 KM Zeit die mir bescheinigt was ich eh schon längst weiß, ich bin zu langsam. In 26:32 gehe ich durch. Ich weiß aber das mich das nicht zu beunruhigen hat, schließlich gewinnt man den Marathon erst ab KM 30 nicht schon bei KM 5.
Ich entschließe mich nicht mit Brachialgewalt, sondern mit Vernunft dafür aber stetig langsam immer schneller zu werden. Der Husten spielt so halbwegs mit und so passiere ich die nächsten 5 KM in bereits deutlich schnelleren 24:41.
Die Zeit vergeht, wir laufen herrlich im dichten Nebel dem Kanal entlang, immer wieder in den Ortschaften viele Leute die mit Livemusik und Schreien, Tröten usw. die Läufer anfeuern. Die Italiener sind ja ein sportverrückter Haufen. In Deutschland oder Österreich würde wahrscheinlich gemeckert werden weil die Straße gesperrt sind usw. In Italien machen die ein Volksfest daraus.
Ich habe nun mein Wohlfühltempo gefunden und laufe konstant die nächsten 5 KM in 24:37. Kurzzeitig denke ich nach das Tempo nicht mal drastisch zu verschärfen, lasse aber die Vernunft siegen und jogge im Wohlfühltempo weiter ehe die HM Marke mir anzeigt bereits 1:44:17 an Zeit bereits verbummelt zu haben. Ich rechne hoch bei gleichmäßigem Tempo kommt eine 3:28:34 heraus. Immer noch langsamer als Holger und so beschließe ich nun endlich die Beine ein bisserl freier laufen zu lassen. Das funktioniert aber nur teilweise weil mein Reizhusten sofort zuschlägt so bald ich mich ausbelasten möchte.
So schwanke ich zwischen schnelleren KM und Temporeduzierten KM um meine Lungenflügel zu schonen. Und während ich so Temposchwankend herumjogge kommen bereits die ersten Hürden auf unser Läufer zu. Bevor es nach Venedig reingeht dürfen wir im Parco S.Giuliano über ungezählte Rampen rauflaufen und runterlaufen das es eine wahre Freude ist. Längst gehen die meisten meiner Laufkameraden und stehen mir irgendwie im Weg. Ständig muss ich Slalom laufen um Kollisionen zu vermeiden. Na auch egal so vergeht wenigstens die Zeit.
Raus aus dem Park und die Rampen hören nicht auf, Straßenauffahrten hoch und runter, Zuggleisüberquerungen hoch und wieder runter usw. Ich denk mir nicht viel stecke nur den Kopf runter um nicht zu sehen wie lang die Rampen bergauf gehen und drück ordentlich drauf. Das was hat man gelernt? Je schneller man läuft des so schneller ist es vorbei.
Ich sehe von den "Aussichtspunkten" bereits mein geliebtes Meer und das beflügelt mich zusätzlich. Nun geht es über eine über 4 KM lange Brücke von Festland Italien rüber nach Venedig. In dem sich mein Husten verdächtig ruhig verhält fang ich an zum Tempodrücken, quasi die Greif EB in seiner reinsten Form.
Ich ziehe mein Tempo ordentlich an und bin nur am überholen. Ich fliege regelrecht an meine Laufkollegen vorbei. Trotzt schwerer Topografie absolviere ich die 5er Marke zwischen dem Parco S.Giuliano und der 35 KM Markierung auf der Brücke in 23:05. Der Husten meldet sich natürlich auch wieder verstärkt, nur habe ich jetzt keine Zeit auf Ihn zu hören, jetzt geht es um was, ich merke das die Beine gut sind und noch was möglich ist. Noch mal ein letztes Mal hoch auf eine Rampe und dann abbiegen zum Hafen wo die riesigen Kreuzfahrtschiffe stehen. Ich genieße deren Größe die einem die Sprache verschlägt als jetzt die letzte Prüfung auf die Läufer bevorsteht. Weiter 15 Brücken warten darauf von uns Läufern auf die letzten 3 KM unter die Beine genommen u werden. Ich komm mir vor wie auf einer Achterbahn, ständig geht es rauf und runter, rauf und runter muss aufpassen das ich meine Laufkollegen nicht über den Haufen renne, denn ich werde immer schneller und schneller, so wie es sich für Kitty gehört
Es geht weiter zum Marcusplatz, die Leute jubeln, zurück zum Lido wieder Brücke hoch und runter als ich zum ersten Mal auf die Uhr schaue und sehe das sich meine EB ausbezahlt hat. 3:22:xx steht auf meiner Ambit bei KM 42 und der letzten Brücke. Ich sehe das Ziel vor meinen Augen und gib nur mehr Vollgas. Das muss sich einfach ausgehen. Als ich gesehen habe das ich 3:23er Zeit geschafft habe lies ich mit ganzer Kraft einen Urschrei aus mir heraus. Ich muss sehr viel Freude ausgestrahlt haben weil ständig Italiener mir nach diesem Schrei auf die Schulter geklopft haben und Bravi Bravi geschrien haben.
Ja so macht Marathonlaufen Spaß.
Ich hätte nie damit gerechnet das auf dieser Strecke mit Ambit gemessenen 527 HM ( kommt mir jetzt ein bisserl viel vor aber selbst wenn es nur die Hälfte der HM gewesen wäre sind das auch nicht wenige HM) so eine Zeit möglich ist.
Es hat sich also ausgezahlt nach Bregenz nicht aufzugeben sondern weiter an seine Möglichkeiten zu glauben und konsequent seinen Weg weiter zu gehen.
In diesem Sinne freue ich mich bereits auf die Saison 2014 mit hoffentlich weiteren positiven Überraschungen.
