So allein und doch nie einsamEndlich. Endlich konnte ich wieder einmal an einer Startlinie eines Marathons stehen. Und vor allem schmerzfrei. Seit Dezember des Vorjahres war fast jeder Schritt entweder kaum möglich oder mit schmerzhaften Verrenkungen begleitet. Versuche sonder Zahl diese Unerfreulichkeiten aus der Welt zu schaffen rissen ein kleines Löchlein ins Familienbudget. Im Endeffekt halfen mir ein befreundeter Masseur in der Webgasse und gar nicht so weit entfernt ein Chiropraktiker in der Kaiserstrasse, recht flott wieder fit zu werden.
Eigentlich war ja kaum mehr viel Zeit, außerdem war der LCC Frühlingsmarathon ja nur ein Durchgangsziel zu meinem neuen 3. Anlauf, endlich wieder einmal auf der Veitsch dabei zu sein. Mal schauen, ob es diesmal gelingt, ich nehm´s schon nicht mehr so ernst...
Die halbwegs passende Vorbereitung erstreckte sich über 3 oder 4 Wochen, wobei ich einmal 89 km, einmal 70 lief, ansonsten nie über 60 hinaus kam. Wozu auch, ich werd´s schon nicht verlernt haben. Und wenn doch.. hab ich es ja eh nicht anders verdient.
Eine unangenehme und hartnäckige Verletzung zwang Heidi leider diesmal in die Zuschauerrolle, ich bin ihr sehr dankbar, dass sie dennoch wacker im Prater aushielt.. aber dazu später.
Nun, Sonntag, 4.5.: Irgendwie leidenschaftslos frühstücke ich, packe zusammen, fahre in den Prater. Ich versuche mich einzustimmen, rufe mir die Highlights der letzten 19 Jahre in Erinnerung. Ich muss schmunzeln.. es ist eigentlich wenig gleich geblieben, fast alles um mich hat sich seit damals verändert. Die Strecke und meine Begeisterung für deren Erleben ist gleich geblieben.
Im Prater angekommen, ein kleiner Schock.. ich lese auf der LCC Homepage, dass die Nachmeldung nur bis Samstag möglich sei..., ich hoffe auf einen Irrtum und unterhalte mich kurz drauf mit Susanne P., die mir gleich zu verstehen gibt, dass es überhaupt kein Problem wäre. Wir kommen darauf hin ins Plaudern. Irgendwie nett..
Draußen, also am Parkplatz ist es kalt und windig. Herrliche Sonne, aber kalt und windig. Egal... ich hab heut nichts vor, einfach den Wiedereinstieg in mein Lieblingshobby, mit all seinen schönen und sicher auch anstrengenden Seiten. Was sollte ich heute schon erwarten? Keine 3 richtigen Trainingswochen, dauernd kleine Wehwechen? Nein heute geht´s mir rein nur ums Laufen. Ich will mich nicht zerstören, will schnell nachher wieder die Vorbereitung aufnehmen können. Und vor allem genießen. Hey, es ist Marathon!!
Im Startbereich treffe ich auf Helga, Josef, später auch auf Franz, der wieder einmal seine Runden dreht. Bald geht´s los..
Ich bewundere Josefs Schuhwerk, beide Schuhe wiegen wohl zusammen weniger als mein linker Patschen alleine. Noch dazu legt er gemeinsam mit Helga ein Tempo auf den Prater-Asphalt, das ich nicht zu halten wage. Glücklicherweise wartet Helga dann auf mich (oder will sie schlicht nicht ganz so flott
) und wir nehmen die letzten 3 KM's der ersten Runde gemeinsam unter die Sohlen. Georg erscheint auf der Bildfläche, zieht Helga auf den letzten Metern ihres Tempolaufes und bremst daraufhin auf mein Tempo hinunter. Wir wackeln ein paar Kilometer gemeinsam dahin, bis er ungefähr bei km 10 zu Josef aufschließt. Ich krame meinen Mp3 Spieler raus und lasse mich berieseln. Nein, ich möchte mich berieseln lassen, geht nicht so einfach, weil die Lautstärkenregelung spinnt. Na toll, ich kann mich also die nächsten Minuten dauernd mit irgendwelchen störrischen Touchscreenanzeigen herum ärgern, die absolut nicht das machen wollen, was ich eigentlich benötige. Irgendwann finde ich mich damit ab, siehe da, das Spiel ist zu Ende, der Mp3 lässt mich wieder meine Playlist hören. (Nein, diesmal erwähnt ich nicht die Lieder, sonst werde ich wieder wegen meiner Auswahl gescholten.. ich weiß ja eh, dass
https://www.youtube.com/watch?v=8N_tupPBtWQ[url]Muppetshow und Donauwalzer ein wenig seltsam sind, aber ich mag halt gute Laune beim Marathon
)
Vor Ende meiner 2. Runde taucht auch Heidi im Prater auf, sie feuert mich immer an, sodass ich schon einen KM vorher zum strahlen beginne. Den HM bringe ich in überraschenden 1:50 hinter mich, eigentlich dachte ich an eine weit langsamere Zeit, doch laufe ich ohne Puls und Zeitkontrolle. Einfach nur Strecke und Gesamtzeit werden angezeigt, wenn ich überhaupt auf die Uhr schaue. Im weiteren Verlauf montiere ich die Ambit überhaupt an meinen Trinkgurt, die schnürt ein wenig das Handgelenk ab. In der 4 Runde laufe ich auf Josef und Georg auf, überhole sie. Ich bin grad in einem so herrlichen Tempofluß drinnen, den will ich einfach genießen, solang es mir möglich ist. Weit und breit.. aber wirklich sehr weit und sehr breit kein anderer Läufer auf der Strecke. Dafür massenhaft Passanten und Radfahrer. Niemand ahnt, dass hier gerade ein Marathon veranstaltet wird.. wie auch, wenn nur alle 5 Minuten irgendwo ein startnummernbehängtes Maxerl seine Haxerl schwingt? Noch 2 Runden, langsam merke ich die wenigen Trainingskilometer, doch, irgendwie geht´s immer noch recht flüssig dahin. Eine noch... Ja eine Runde noch und dann war´s das schon wieder. Die Zeit ist mir völlig powidl, Hauptsache ich hab keine Schmerzen, keine Probleme. Klar, ein bisserl gehe ich jetzt auch schon, dehne.. Den Luxus gönne ich mir, warum auch nicht. Eh keiner da, der es sehen könnte
Einmal noch zu Heidi an der Meiereistrasse, einmal noch rauf zum Praterstern, dann runter.. Ich suche meinen Mp3 Spieler heraus, um den richtigen Soundtrack für meine letzten KM´s zu haben... eins davon ist für mich ein Uraltklassiker meiner kindischen Laufeinstelllung ....
Ach ja, damit geht´s gleich um 30 sek schneller dahin
. Mit dem Donauwalzer ins Ziel.. das hat auch was... ja. Mah ich bin ein alter Romantiker, es ist schon fast peinlich.
Die Stimmung im Zielbereich lässt keinerlei große Emotionen zu, die Ziellabe ist bis auf ein paar Orangenspalten und ein Red Bull, das ich mir aber erst erschnorren muss, schon leer... (nach ca 15 Finishern).
Gut. Sagen wir das war´s. Ich kann´s wieder. Und jetzt geht´s weiter.