Autor Thema: 2014-10-19 Int. Wiener Herbstmarathon des LCC-Wien - MaxH71  (Gelesen 1467 mal)

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Datum: 2014-10-19
Event: Int. Wiener Herbstmarathon des LCC-Wien
Distanz: 21.097 km

Ersteller: MaxH71

Offline MaxH71

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2014-10-19 Int. Wiener Herbstmarathon des LCC-Wien - MaxH71
« Antwort #1 am: 19.10.2014, 00:00:00 »
Wie läuft sich ein HM nach einem Training mit viel zu wenig Kohlehydraten - Experiment eines Anfängers :)

Hallo allerseits,
ein kurzer  (nicht ernst gemeint) Bericht zum LCC Herbst/Halb/marathon.
Diesen Lauf kann ich am ehesten unter "Voll daneben und doch dabei" einordnen.
Wie kommt's dazu:

Der HM war eigentlich als Hauptevent im Herbst geplant. Über den Sommer habe ich brav Gewicht zugelegt :(  und den Herbst in das Zeichen mehr Tempo, weniger Umfang gestellt. Konkret habe ich im September einen  9,6er Volkslauf in 3:59 Schnitt und einen schlecht vermessenen hügeligen 4km Wettkampf in ETWA 3:40 absolviert. Soweit ganz in Ordnung, aber das Gewicht wollte einfach nicht weniger werden. Konsequenz war an der Kalorienschraube zu drehen und das massiv. Das wiederum bedeutete ein Trainingstief nach dem anderen, aber das nahm ich in kauf - frei nach dem Motto: "Lieber durch abnehmen schneller als durch mehr Kilometer" - Na DAS war ein Experiment.
Erwartete Schwierigkeiten  oder nicht, das Resultat waren zu schnelle Intervalle (1000er im 3:40er Schnitt, teilweise deutlich darunter), die Langen andererseits haben für meine Verhältnisse  nicht einmal den Namen verdient. Einmal wöchentlich 20-22km zwischen 5:40 und 6:00 getaumelt. Tempoläufe gehörten natürlich auch dazu,  gedenk HM die Greifsche Treppe. Unglaublich!! Das erste Mal überhaupt musste ich einen Trainingslauf abbrechen - die 3-4-5 er in angepeilter 4:05er HM Pace! Naja, die Woche darauf habe ich  einen 10er Test in halbwegs deutlich sub40 angepeilt wobei mich ein guter Freund am Bike begleitet hat. Das war auch notwendig! 40:07, komplett fertig und sicher zwei Minuten nur gewürgt...(Mein Freund als austrainierter Ironman zog da schon mal die Augenbrauen hoch und das will was heissen...). Herrschaftsseiten - und das zwei Wochen vor dem Rennen!
Hochgerechnet habe ich da maximal auf 1:29 - aber ich wusste ja warum ich fertig bin - alles nur Kopfsache redete ich mir ein! Die vorletzte Woche 71km mit einem kurzen 5km Tempolauf in 4:06 Schnitt zeigte ob besserer Ernährung leichte Verbesserungen, wobei ich einmal nach Jogging auf der PHA abends ein Schmerzmittel einnehmen musste - plötzlich starke Adduktorenschmerzen...
Immerhin waren die kurzfristig wieder weg. Die letzte Woche bestand praktisch nur noch aus dienstags 3x3000m. Diese fielen, da bereits etwas ausgerastet und mit etwas aufgefüllten Batterien unterwegs, ganz gut aus - 4:03 Schnitt bei gefühlt moderater Belastung aber doch noch schweren Beinen.

So, mit dieser Vorbereitung geht es also zum Rennen. Achja, das Gewicht, bei 187 viel zu schwere 81kg....

Die schon rituellen vorabendlichen 4km traben/gehen mit kurzen Steigerungen zeigen - "Naja, Form keine Katastrophe aber die Beine sind halt schwer" - was solls.
Ab da erkläre ich das Herumgehadere für beendet und lache schon beim Gedanken wenigsten den Gmünder Industriepark ordentlich gedüngt zu haben :)
Es kommt der Start. Aha, Happelstadion von innen, auch schön, mal was neues auf der Laufbahn zu stehen. Auf dem blauen Belag zu laufen macht ja richtig flockig aber ich muss grinsen als ich mir die letzten 300m vor dem Ziel vorstelle, da ist die Farbe dann wohl so etwas von wurscht... :) Egal, auf zum Start. Ein Kollege spricht mich an da er mich am Trikot erkennt. Wir kannten uns persönlich nicht, aber ist mehr als eine Klasse besser drauf als ich. Er peilt 1:20, dank der guten Bedingungen eher darunter an. (Lief er dann auch, 1:18!). Startschuß und los!
Das enge Geträppel löst sich bald auf und es läuft! Prima! Beine nicht zu schwer, die 21km können kommen! Raus aus dem Stadion runter zur PHA und dann dahin getrabt. Sodala, wie lege ich den Lauf denn nun an. Ich habe KEINE AHNUNG ob ich nun 3:50 oder 4:10 laufe und mir fällt auf dass ich ja immer noch nicht weiß was ich laufen will! Also so was! Ziemlich blöd für einen Dauerrechner wenn er nix zum Rechnen hat. Eine Kilometerzeit muss her. Ich fühle mich gut, aber das heißt bekannter weise ja nix auf den ersten Schritten also drücke ich am 910er herum, dieser wehrt sich natürlich aber irgendwie komme ich anhand der KM Tafeln zum Schluß, dass ich so knapp bei 4:10 laufe. Im Kopf hatte ich natürlich sofort "Na klar, du bist eben nicht besser drauf, 4:10 fühlen sich gut an, vergiß die im Hinterkopf angepeilten 4:05" So wurschtel ich also die ersten 7km herunter und bin im Stadion überrascht als ich in etwas über 28min Start/Ziel überlaufe....Hmm, was heißt denn das? Egal, ich werd auf jeden Fall langsamer. "Mann, es ist doch nur ein Halbmarathon, sieh das nicht so verkrampft" rufe ich mir zu, lasse es etwas lockerer angehen und laufe nach km7 3:57 km8 in 4:19. Ohne die genauen Zeiten zu kennen sehe ich bestätigt dass ich eben kein Wettkampftyp bin! "Sollte ich nicht etwas mehr beissen??" Orientierungslos lasse ich doch wirklich den Schlendrian einreißen! Bei km12 reichts dann aber! Wieder blicke ich auf den 910er und der zeigt doch glatt nur noch 148 Pulsschnitt in der Runde. Das kanns aber wirklich nicht sein! Das ist doch nicht einmal mehr ein ordentlicher Tempolauf im Training! "Reiß dich gefälligst zusammen. Wenn nix mehr geht dann siehst es eh!"
 Gut, die km Zeiten werden wieder besser. Nach meiner mentalen Selbstgeißelung folgt ein Kilometer in etwa 3:55 (Bekam ich im Rennen auch nicht mit!). Komplett bescheuert, viel zu schnell. Ich halte ein gutes Tempo bis etwa km17, falle dann aber wieder zurück da im Hinterkopf immer noch die Bremse mitäuft! Erst kurz vor km20 bekomme ich mit (da ich auf die Gesamtzeit sehe), dass PB doch noch in Reichweite ist! Im Kopf hatt ich ja schon für mich formuliert "Ist ja OK, knapp unter 1:30 läufst also auch wenn's nicht gut geht!".
So, den letzten Kilometer bin ich dann in 3:47 gehechelt! (Laufen will ich das ja gar nicht mehr nennen! :))

Erkenntnis:
Training und Wettkampf sind eine untrennbare Einheit.
Vielleicht schafft man so ein Extrem als erfahrener Läufer, aber ich mit meinen zwei Marathons und nun vier Halbmarathons habe viel zu wenig Wettkampferfahrung um ohne Orientierung an der Trainingsleistung ein Rennen gut gestalten zu können.
Trotzdem bin ich wirklich froh diese Erfahrung gemacht zu haben, vor allem da sich wider Erwartens doch eine bis 1km vor dem Ziel nicht denkbare Punktlandung auf der PB ausgegangen ist :) 1:27:22

Übrigens:
Ich habe Juli 2010 mit dem Laufen begonnen und bin  in jedem meiner Rennen (4HM, zwei M) PB gelaufen :)
Eigentlich will ich das ja fortsetzen :), ich habe da so ein, zwei Ideen!
Vielleicht beginne ich ja ein Blog....über den Winter werd ich nun einmal mindestens 4kg abspecken - das schaffe ich!
Und wenn ich das schaffe heisst das für Halbmarathon hmmm.... und für Marathon... doppel hmmm :) :)


 


Offline Ulrich

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2014-10-19 Int. Wiener Herbstmarathon des LCC-Wien - MaxH71
« Antwort #2 am: 20.10.2014, 09:17:17 »
Tadellose Zeit! Klar, es ist nicht alles ganz perfekt gelaufen, aber das gehört zum Laufsport dazu.
Danke, dass Du uns hast daran teilhaben lassen!
Bravo
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline heitzko

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2014-10-19 Int. Wiener Herbstmarathon des LCC-Wien - MaxH71
« Antwort #3 am: 20.10.2014, 10:20:47 »
ich kann die story auch gut nachvollziehen (vor allem die selbstgeißelung beim laufen :D). super gekämpft und tolle zeit!

 

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