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berichte / Antw:2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von Pizzipeter am 26.06.2023, 14:44:39 »
Und das Bier vorm Ziel ist wurscht?? :bierchen:


 ;D :bierchen:
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berichte / Antw:2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von Ulrich am 26.06.2023, 14:32:29 »
Und das Bier vorm Ziel ist wurscht?? :bierchen:
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berichte / Antw:2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von Pizzipeter am 26.06.2023, 13:56:03 »
Schöner Bericht! Vor lauter Gel und Kuchen hab ich jetzt Hunger  :haha:


 :haha:


Ulrich, bitte setz eine Warnung vor den Bericht, nur lesen, wenn satt oder wenn nicht satt nur mit griffbereitem Essen lesen  ;D
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berichte / Antw:2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von go4ultra am 26.06.2023, 13:54:05 »
Schöner Bericht! Vor lauter Gel und Kuchen hab ich jetzt Hunger  :haha:
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berichte / Antw:2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von Pizzipeter am 26.06.2023, 09:46:46 »
 :D :D :D
 :good: :good: :good:


Danke für deinen Bericht Ulrich! Bin mit dir mitgelaufen  ;) .


Es wäre schon sehr schön, wenn dieser Lauf weiter stattfindet. Ich lehne mich aus dem Fenster und sage "ja"  :) .


Manchmal ist dabei sein doch mehr  ;)
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berichte / Antw:2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von Ulrich am 26.06.2023, 09:34:43 »
 Legends
Die Veitsch ist eine Legende. Die Veitsch ist ein besonderer Lauf, zumindest finde ich es. Und heute auch ca 200 Läuferinnen und Läufer auch. Und ebenso viele Freiwillige bei Start und Ziel aber vor allem an den unzähligen Labestellen. Und ich liebe den Lauf. Ich kann ihn nicht, aber ich liebe ihn. Ist aber glaub ich eh bekannt.
Heuer ist ja lauftechnisch nicht wirklich vieles gut gelaufen. Februar und März waren ja noch ok, aber ab Ostern gelang mit so gut wie kein einziger Lauf so, wie ich ihn erhofft hatte. Einmal blockierte meine Hüfte, dann war keine Energie in der Haxolatur, dann wieder zwickte es woanders. Ich hab zwar versucht, dran zu bleiben, zumal es nie „genug“ genervt hatte, bin meine Kilometer gehatscht, aber auch der VCM wie auch der Pragmarathon fielen ja sowohl unter die Kategorie „Pflichterfüllung“ oder „Vergess ma das schnell wieder“. Alexander Selbstläufer schaffte es, meine Beine perfekt locker zu bekommen, meine Osteo Michaela gab mir vor wenigen Tagen noch den letzten Schliff. So konnte ich es zumindest wagen, meinen Lieblings-Frühlingslauf ins Auge zu fassen. Eigentlich wollt ich mich ja erst heute anmelden, aber Heidi´s Info, dass eine Nachmeldung heute nicht mehr möglich wäre, gab dem Vorhaben gestern noch einen gewissen.. Pep 😉
Heute dann, ich hatte mir ein Carsharing-Auto organisiert, einen kleinen Fiat 500, dessen Autoradio mich erst richtiggehend narrisch macht, doch irgendwann erklingt das Lied „Star walkin´ „ bei dem mir ein Satz schon seit längerem aufgefallen ist: „Why worship legends when you know that you can join 'em?“. Ich bin kein Fan der Götzenverehrung, ich lauf die coolen Läufe lieber selber mit….
 
Also Ankunft um 7:45 am Startgelände. Die Geschichte mit der Anmeldung hat tadellos geklappt, ein kurzer Plausch mit dem Organisator ergibt, dass es heute mit großer Wahrscheinlichkeit (sic!) das letzte Mal einen Grenzstaffellauf in dieser Form gibt. Ein kleiner Hauch von Hoffnung weht daher, weil die Entscheidung eigentlich niemandem gefällt.

Also… wer immer sich für den Lauf einsetzen wollte… kann diesen Wunsch ja an die Ortsgemeinde oder das Organisationsteam kundtun.

Im Vorfeld des Startes wird noch verlautbart, dass aufgrund des Sturmes auf der Hohen Veitsch der Lauf diesmal in der Regenvariante gelaufen wird, also ohne Teufelssteig. Im Gegensatz zum letzten Jahr laufen wir aber sehr wohl die Runde, nur kommen wir eben nicht beim Meranhaus rauf, sondern mehr oder weniger auf der Hälfte des Hochplateaus. Naja, mir auch recht, Hauptsache ich bin am Start.

Nach einer kurzen Plauderei mit Roman und Barbara geht’s auch schon los, erst traben wir wieder einmal viel zu flott durch den Ort, bis ich zum frühest möglichen Zeitpunkt zum Wanderer mutiere und bis zur ersten Labe schlicht durchgehe. OK, ich hab das Glück eines recht flotten Geh-Schrittes, so unterhalte ich mich mit meinem Umfeld, die Zeit vergeht recht schnell, bald sind wir schon bei der ersten Labe. Die Herzlichkeit der Veitscher würde mir für den Fall, dass der Lauf wirklich eingestampft wird, sehr fehlen. Immer weiter, Gehen, Laufen.. langsam werden meine Beine auch leichter, ein Zustand, den ich eigentlich seit März nicht mehr gekannt habe. Ich mach mir keinen Stress. Meine Vorgabe war immer, im besten Fall zu starten und zu schauen, ob ich dir cut off Zeiten schaffe. Wenn ja ist gut, wenn nein.. auch gut. Ich war noch nie ein Fan vom „Dabeisein ist alles“.. heute aber schon. Und entsprechend relaxed. Ich freu mich einfach. Ja ich freu mich viele viele Stunden lang heute hier sein zu dürfen.
Eins nervt, also grad bei den Trailläufen in den letzten Jahren etwas, ist aber wohl eine Altersfrage. Die Schwitzerei. Aber was solls, es ist auch eine Frage der Erfahrung, die gegebenen Möglichkeiten auszunutzen. Daher habe ich einfach ein Wechselshirt bei jeder Wechselstelle hinterlegt, gemeinsam mit ein paar Gels und Getränken. Heuer mach ich es einmal anders, ich verlasse mich nicht nur auf den berühmten Veitschkuchen, ich schlabbere regelmäßig diverse Gels die ich mir vorher auf willhaben organisiert hatte. Nun inzwischen geht´s Richtung erster Wechselstelle… Ich ziehe mein Shirt schon vor der Labe aus, damit es nachher schneller geht, just da werde ich vom Organisator fotografiert 😉.. und treffe an der Labe auf Martin. Ich freu mich sehr, ihn zu sehen, er ist ja doch einer von den Fixpunkten im Ultrasport.

 In aller Ruhe ziehe ich mich um, nehme meine Gels und mein Iso mit auf die Reise und.. weiter geht’s.
Ich habe gemerkt, dass ich den Erfolg einer Veitscherei daran merke, ob ich trittsicher bin. Diese Trittsicherheit spüre ich erstmalig unmittelbar nach der ersten Wechselstelle. Heuer.. überhaupt kein Thema, ich fühle mich wie im Wohnzimmer, kann locker laufen, ohne jede Unsicherheit. Vielleicht schaff ich es ja wieder, vielleicht geht es sich ja aus. Geil, ich freu mich.

Eine Besonderheit der heutigen Strecke ist die Streckenführung. Wir sehen zwar den Teufelssteig, erklimmen ihn aber nicht, sondern biegen vorher rechts ab. Erst über eine Wiese dann… Hey, das gibt’s ja nicht. Ich habe in den letzten Jahre so oft von einem Streckenabschnitt auf der Veitsch geträumt, den es so gar nicht gibt, von einer Hütte in der Wiese, von der aus es in den Ort geht. OK, es ist noch weit bis zum Ort, aber DAS IST GENAU DIESE WIESE, von der ich so oft geträumt habe. Spannend, ich bin zum ersten Mal hier. Die Strecke führt jedenfalls notgedrungen wieder weiter, erst einmal auf einem sehr steilen Weg runter, dann ein wenig grad… ach, dann wieder rauf und … ok, es ist ein normaler Forstweg. Einfach nur weiter durch die Gegend, auf einer neuen Stecke, auf einer neuen Erfahrung.


Ich liebe ja auch die Veitscher Kühe. So oft bin ich an ihnen vor dem Teufelssteig vorbei, auch heuer wieder, nur eben an anderer Stelle kreuzen sie unseren Weg. Ich weiß ja um meinen Gehstil. Kann sein, dass ich recht flott hatsche, wenn ich es drauf anlege, aber links neben mir brauch ich Platz. Ich nehme meine Arme immer so mit, dass ich im konkreten Fall die Kühe aufscheuchen würde. Nun, ich verschränke meine Arme Morpheus-gleich hinter dem Rücken, um die Muhkuhlis nicht zu irritieren. Bald dann zweigt der Weg nach links ab, wobei links der Hang rauf zur Hohen Veitsch liegt. Ach ja, wir kommen ja doch rauf. Sicher ist sicher und huschi ist es ja auch… ich zieh einmal meine Salomonjacke an, angeblich wird’s ja jetzt windig.
Ja, windig ist richtig aber nicht nur das. Diese Ersatzstrecke für den Teufelssteig steht dem Original ja um nix nach. Ich würde sogar sagen, dass sie noch um einiges härter ist, einerseits kommt mir der Anstieg länger vor, andererseits führt der Weg auch über lockeres Geröll. Der Weg führt wieder durch die Latschen-zone, die Bäume schaffen für einige Meter einen sehr angenehmen Windschutz und so nebenbei.. liebe ich sie noch aus Kindheitstagen sehr. Ich glaube, nein ich weiß… ich strahle übers ganze Gesicht. Darüber hinaus merke ich auch, dass der Werbeschmäh der Invo-8 Graphene Schuhe stimmt. Die Sohle pickt richtiggehend am Fels, ich kann mich drauf verlassen, dass ich nicht wegrutsche. Am letzten Viertel wird der Anstieg dann doch zäh, oder.. wahrscheinlich schwächle ich einfach. Auch gut, ich scheine so in der Zeit zu liegen, dass ich bei der Kleinveitsch locker durchkomme. Irgendwann dann noch ein Stückerl, das sogar mit Seilen gesichert ist. Nett, da geht´s ja noch besser und ein wenig flotter rauf, ich bedanke mich bei den Bergrettern, die an der Strecke stehen.

 Guuuuut, jetzt bin ich oben, wir kommen etwas vor dem Wasserreservoir am Hochplateau raus, die Strecke liegt im dichten Nebel verborgen. Kein Stress und vor allem keine Eile. Hier kann ich nur verlieren, wenn ich auch nur einen falschen Schritt mache. Hey Mann, ich bin hier. Ich hab es geschafft, wahrscheinlich rechtzeitig zur 2. Wechselstelle zu kommen, also komm ich auch heuer hier durch. Ich fühle mich dankbar und glücklich……… und bleib stehen… ich muss meine Schuhe fester binden. Aber bitte auch nicht wieder so fest, wie letztes Jahr beim Rundumadum, wo ich mir ja eine Stelle richtiggehend abgeschnürt hatte.


 Im Nebel beschlägt meine Brille, ich weiß also nicht, ob die schlechte Sicht auch außerhalb meiner Brille so ist… doch ist sie. Ich kann mir also aussuchen, ob ich mit Brille wenig sehe oder ohne wenig und verschwommen. Mein Brillenputztuch lass ich noch im Rucksack, so groß ist der Unterschied auch nicht. .. Latschenwälder, Steine, Wurzeln, Gatsch… deswegen bin ich heut hier. Und auch wegen der unglaublichen Freude, gleich die Kurve zur Schotterstraße Richtung Kleinveitsch zu sehen. Ein paar Meter noch und ja, da ist sie.. ich komm heute durch, alles wird passen. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt mir… ich bin scheinbar gut in der Zeit. Noch keine 4 Stunden. Je nachdem wie lange ich laufe, sollte ich sogar um die 7 Stunden brauchen. Ned übel
An der Wechselstelle sammle ich schnell noch ein paar Gels und mein Powerade aus meinem Sack zusammen, trinke einen Schluck und mach mich weiter auf den Weg. Heute .. ist es anders, heute ist es lockerer als sonst. Aber auch frischer. Die Jacke lass ich noch an. Auch weil mein Rücken sonst vielleicht unter dem feuchten Leiberl Probleme machen könnte… ich frier nicht gerne.
Immer wieder überlege ich, wie denn jener Abschnitt heißt, der wenige Kilometer nach der Kleinveitsch über eine Wiese führt, die regelmäßig ( und heute besonders) einem Sumpf gleicht. Hohes Gras, Sumpf. Ich steige in den Gatsch, versinke richtiggehend, aber was soll´s, trocknet eh wieder. Ab hier verschwimmt die Erinnerung ein wenig. Runter, rauf, schräg.. ach ja, schräg.. bei Wegen die parallel zur Forststraße führen, rutsche ich einige Male aus und überknöchle fast. Gelegentlich schmerzen meine Knie, mein Arsc… mein Gluteus wundert sich über die ungewohnte Belastung und versucht sich im Krampfen. Ha, selbst ist der Mann… ich hau mich einfach ein wenig, so lenke ich einerseits von den Schmerzen ab, andererseits bilde ich mir ein, so die Durchblutung zu fördern. Irgendwie wirkt Eigenspanking als ganz gut.
Bei den Labestellen spreche ich kurz an, dass es ja noch Hoffnung auf ein 2024-Wiedersehen gibt, ich würd mich ja freuen.
Etwas runter und ganz viel rauf, so empfinde ich die nächsten Kilometer, da glaubt man ja doch die Strecke zu kennen aber, dann kommt es doch wieder anders.
Gegen Ende, so glaube ich zumindest, freue ich mich, die letzten Meter vor der Mirlbauer-Labe zu erkennen, doch irre ich mich. Macht aber nix, die Vorfreude verlängert sich damit einfach um Kilometer. Immer noch ein Stück, das ich vergessen habe, eins mit „ah, das gibt’s ja auch noch“ – Faktor. Einmal noch steil rauf und dann.. noch steiler nach links, dann schmaler Weg, wieder runter… und irgendwann dann ein steiler Abzweiger nach links. Ja, den Weg kenne ich nun, ich erinnere mich gut, nur noch wenige Meter dann sehe ich schon links die Mirlbauerlabestelle. Party, Trööt und Juhu.
 Ich freu mich und winke. Ehrlich gesagt kommen mir sogar auch die Tränen, ich bin wieder da. Auch mein Bier ist bereit, ich genieße, bedanke mich… was in der Emotion gar nicht soo einfach ist und lasse auch jenen Kollegen, der mich seit vielen Kilometern mit geringem Abstand verfolgt vor. Ich hab keinen Stress, ich bin nur happy. Jetzt aber… runter. Erst etwas zaghaft, ich will meine Knie noch schonen, doch dann schrei ich mich an und … komme auf Betriebstemperatur. Die Auswertung zeigt ein tempo zwischen 4:00 und 4:30, ja ich liebe diesen Abschnitt. Und es geht immer noch so gut. Einfach ist es zwar nicht, aber.. ich will es einfach erleben. Zwar überhole ich niemanden, macht aber nix. Dann noch in den Ort, hier trotte ich zwischen 5:00 und 5:30 herum, an der Kirche vorbei… vorne sehe ich die letzte Kurve Richtung Ziel… hinter mir keiner….
Martin steht noch unmittelbar vor dem Zieleinlauf, ich sehe die Uhr über dem Ziel, sie zeigt… BITTE WAS??? Ernsthaft? ??? 6:28? ??? Ich hätt 7:50 auch mit Handkuss genommen….
„Gleich im Ziel: Ulrich Wanderer, diesmal als Läufer unterwegs“ OK, der Witz ist alt, aber der Tag ist meiner!
https://maps.suunto.com/move/uw420/6496f4d8ee01a37a1643f097
 
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berichte / 2023-06-24 Veitscher Grenzstaffellauf - Ulrich
« Letzter Beitrag von Berichte am 26.06.2023, 09:33:23 »
Datum: 2023-06-24
Event: Veitscher Grenzstaffellauf
Distanz: 54,000 km

Ersteller: Ulrich
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berichte / Antw:2023-06-11 Comrades Marathon - MT76
« Letzter Beitrag von run4fun am 26.06.2023, 07:33:26 »
Durchlaufen von hier ins Ziel schaffe ich nicht, bringt auch nix, weil für eine “bessere Medaille”, sprich sub10h müsste ich unter 5min/km laufen, das geht nicht. Außerdem möchte ich auch ein bisschen Kraft sammeln, weil die letzten 2km wird’s noch mehr Publikum geben und es sollte flach sein, dort möchte ich dann nicht mehr gehen müssen. Hab’ ja doch auch ein wenig meinen Läuferstolz.

4km vor dem Ziel wartet Anstieg 18 von 18! Jawohl, auch das ist geschafft. Sagt auch das Publikum: You got it, you got it, almost there, only 3k to go! Naja, ein bisserl mehr noch, aber ja, weit ist es nicht mehr.

Dann kommt auch tatsächlich das 3km-to-go-Schild, yeah. Noch eine taktische Gehpause, dann kommt das 2km-Schild in Sicht. So, Martin, jetzt ist nix mehr mit Gehen, jetzt läufst Du das Ding fertig, weil müde und leer bist Du nicht, also tu! Okay, okay, ich mach’ ja schon. Ich bitte das Publikum uns anzufeuern - Please make some noise, we need you! Das hilft mir und auch anderen im Feld. 1km noch, am Ende der Straße sehe ich schon den Linksknick, der uns zum Kingsmead Cricket Ground bringt. Abbiegen, dann kurz geradeaus und dann geht’s rechts ins Stadion rein auf die 3/4 Stadionrunde ins Ziel. Die Stimmung auch hier ist gut, aber aufgrund der Zäune (oder ist es doch meine Müdigkeit) sehe ich das Publikum auf den Rängen gar nicht so - da war die Anfeuerung auf der Strecke fast noch mehr als hier beim Zieleinlauf. Aber ich genieße den Lauf auf der Wiese dennoch, freue mich unheimlich, dass der Lauf funktioniert hat, dass das in der Früh doch eher für unmöglich gehaltene doch möglich geworden ist und ich sogar deutlich unter dem 12-Stunden-Zeitlimit ins Ziel komme.

Kurz überlege ich noch einen Zielsprint zu machen, die Kraft wäre da, aber ich lasse es sein. Für die paar Sekunden eine neuerliche Verletzung infolge der angeschlagenen Muskulatur zu riskieren lohnt sich nicht. Und so genieße ich einfach die letzten Meter ins Ziel.

10:16:09 sind es geworden. Und hier die offiziellen Statistiken:

[STATISTIK IST ALS BILD UNTEN ANGEHÄNGT]

Obwohl es sich anfühlte, als ob das Feld mich bergab überrollt, habe ich ab Pinetown doch kontinuierlich Plätze in der Gesamtwertung, Altersklasse und auch Geschlechterwertung gut gemacht. Also hinten raus offenbar doch gar nicht so schlecht eingeteilt mit der Kraft.

Aufgrund des kürzesten Down-Run jemals gab’s dann auch neue Streckenrekorde: der Sieger benötigte 5:13:58 - ein flockiger Schnitt von 3:35min/km. Und der neue Streckenrekord der Damen lautet auf 5:44:54, eine durchschnittliche Kilometerzeit von 3:56min/km. Unglaubliche Zeiten für die Distanz und vor allem die brutalen Höhenmeter!

Im Ziel ging’s dann schnurstracks in die “International Runners”-Area. Das war im Vergleich zu der nicht vorhandenen Erholungszone für die einheimischen Läuferinnen super, weil man konnte in Ruhe in der Wiese sitzen … oder sich einen Sessel organisieren, weil von der Wiese wäre ich gar nicht mehr hochgekommen. Getränke und ein Lunch-Paket gab’s ebenso und auch Carola traf ich dort - sie hatte den Lauf nach 8h33 beendet, musste aber gar nicht so lange auf mich warten, da sie zwischenzeitlich mit ihrer Gewandsuche beschäftigt war. Aber das erzählt sie Euch am besten in ihrem eigenen Bericht :-D

Nach einer Stunde war ich dann halbwegs bei Kräften und die letzte Herausforderung des Tages stand an. Nachdem die Läufer im Stadion ja die Runde laufen, muss man vom Innenfeld über eine wirklich steile Treppe auf den Übergang über die Läuferstrecke hoch und auf der anderen Seite auch wieder runter. Das war wirklich brutal - noch viel brutaler als die paar Stiegen in der Frankfurter Messehalle (wer’s kennt). Noch dazu dichtes Gedränge, weil die Treppe vielleicht 4m breit war und lauter angeschlagene, erledigte Läuferinnen sich da rauf und runter quälten. Wie das vom Sicherheitskonzept her genehmigt werden konnte, ist mir ein (südafrikanisches) Rätsel. Aber es ging alles gut, auch die eine Läuferin, die sich oben angekommen von Krämpfen geplagt mal hinlegte, kam wieder auf die Beine noch bevor die Sanitäter sich mit einer Trage hochgekämpft hatten. Ich glaube, das war auch für sie angenehmer, selbst weiterzukommen als 60 Grad geneigt in der Trage runter transportiert zu werden.

Und dann noch das abschließende Highlight: vom Stadion sollte man natürlich auch nicht zum Hotel gehen, weil gefährlich. Allerdings hatten wir weder Handy noch Geld mit (weil Sicherheit und keine Wertgegenstände im abgegebenen Gepäck) und Taxis einfach so heranwinken ist in Südafrika sowieso auch nicht. Also nahmen wir das “Risiko” und machten uns per pedes auf den Weg Richtung Strandpromenade, an der auch unser Hotel lag. Dabei trafen wir dann auch ein Zuschauerpärchen am Heimweg, welches wir zunächst fragten, ob wir ohnehin am richtigen Weg sind (die Orientierung fehlte uns ein wenig) und dann, ob sie eventuell in die gleiche Richtung gingen und wir uns zwecks Sicherheit anschließen dürften. Ja, sie sind am gleichen Weg und gefährlich ist es jetzt nicht so, wenn wir nicht ein Handy öffentlich zeigen würden. Okay, schaffen wir, weil wir haben eh keines dabei. Dann ein bisschen Plaudern woher wir kommen, wie der Comrades war, zu welchem Hotel genau wir müssen und dann die Frage: wir parken eh da vorne, dürfen wir Euch zum Hotel fahren, weil ihr könnt zwar gehen, aber das dauert doch einige Zeit und ihr habt’s eh schon genug gemacht heute. Ja, also das wäre natürlich supertoll. Vielen Dank!

Und so hatten wir dann auch noch zum Abschluss einen angenehm kurzen Weg ins Hotel - auch das ist Südafrika, es wird improvisiert und gegenseitig geholfen. Ein weiteres Beispiel dazu auch aus dem Alltag: die Hauptverbindungen außerhalb der großen Stadtautobahnen sind alle meist nur je Richtung einspurig mit einem Pannenstreifen auf jeder Seite. Um den Verkehrsfluss möglichst effizient zu halten sowie auch sicher überholen zu können, ist es einfach üblich, dass der Langsamere bei Annäherung eines Überholungswilligen links auf den Pannenstreifen ausschert und sich überholen lässt - dafür gibt’s dann ein Danke via Warnblinkanlage, welches der Überholte mit der Lichthupe quittiert. Selbiges Prinzip übrigens auch bei Gegenverkehr - hier wird auch mal in den Gegenverkehr hinein überholt, weil der Gegenverkehr ohnehin auf den Pannenstreifen ausweichen kann. Dieses Miteinander und Rücksichtnahme ist dann auch Südafrika! Ein Land der Gegensätze.

Am Montag spazierten wir noch äußerst gemächlich die Strandpromenade ein wenig auf und ab. Man nickte sich gegenseitig zu - es war ziemlich klar ersichtlich, wer da gestern was gemacht hatte :-). Und dann ging’s zum Flughafen: auch dort das gleiche Bild, Comrades-Teilnehmer waren klar identifizierbar (auch jene ohne Medaille und Finisher-Shirt). Aber erstaunlicherweise schaffte ich den Rückflug ohne Krämpfe und auch dem Gesäß geht’s eigentlich besser als vorm Lauf - das war wohl eine ziemliche Radikalkur bzw. werden die Beschwerden wohl durch die komplett kaputten Oberschenkel überlagert - schon lange nicht mehr so einen Muskelkater gehabt, aber es war es wert und damit Ende gut, alles gut. Es war mir eine Ehre, es hat mich sehr gefreut!

Hier noch das offizielle Video von meinem Zieleinlauf - ich glaube, ich freu’ mich :-D




Gratuliere Martin, super gelaufen!
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berichte / Antw:2023-06-11 Comrades Marathon - MT76
« Letzter Beitrag von MT76 am 25.06.2023, 21:44:54 »
Durchlaufen von hier ins Ziel schaffe ich nicht, bringt auch nix, weil für eine “bessere Medaille”, sprich sub10h müsste ich unter 5min/km laufen, das geht nicht. Außerdem möchte ich auch ein bisschen Kraft sammeln, weil die letzten 2km wird’s noch mehr Publikum geben und es sollte flach sein, dort möchte ich dann nicht mehr gehen müssen. Hab’ ja doch auch ein wenig meinen Läuferstolz.

4km vor dem Ziel wartet Anstieg 18 von 18! Jawohl, auch das ist geschafft. Sagt auch das Publikum: You got it, you got it, almost there, only 3k to go! Naja, ein bisserl mehr noch, aber ja, weit ist es nicht mehr.

Dann kommt auch tatsächlich das 3km-to-go-Schild, yeah. Noch eine taktische Gehpause, dann kommt das 2km-Schild in Sicht. So, Martin, jetzt ist nix mehr mit Gehen, jetzt läufst Du das Ding fertig, weil müde und leer bist Du nicht, also tu! Okay, okay, ich mach’ ja schon. Ich bitte das Publikum uns anzufeuern - Please make some noise, we need you! Das hilft mir und auch anderen im Feld. 1km noch, am Ende der Straße sehe ich schon den Linksknick, der uns zum Kingsmead Cricket Ground bringt. Abbiegen, dann kurz geradeaus und dann geht’s rechts ins Stadion rein auf die 3/4 Stadionrunde ins Ziel. Die Stimmung auch hier ist gut, aber aufgrund der Zäune (oder ist es doch meine Müdigkeit) sehe ich das Publikum auf den Rängen gar nicht so - da war die Anfeuerung auf der Strecke fast noch mehr als hier beim Zieleinlauf. Aber ich genieße den Lauf auf der Wiese dennoch, freue mich unheimlich, dass der Lauf funktioniert hat, dass das in der Früh doch eher für unmöglich gehaltene doch möglich geworden ist und ich sogar deutlich unter dem 12-Stunden-Zeitlimit ins Ziel komme.

Kurz überlege ich noch einen Zielsprint zu machen, die Kraft wäre da, aber ich lasse es sein. Für die paar Sekunden eine neuerliche Verletzung infolge der angeschlagenen Muskulatur zu riskieren lohnt sich nicht. Und so genieße ich einfach die letzten Meter ins Ziel.

10:16:09 sind es geworden. Und hier die offiziellen Statistiken:

[STATISTIK IST ALS BILD UNTEN ANGEHÄNGT]

Obwohl es sich anfühlte, als ob das Feld mich bergab überrollt, habe ich ab Pinetown doch kontinuierlich Plätze in der Gesamtwertung, Altersklasse und auch Geschlechterwertung gut gemacht. Also hinten raus offenbar doch gar nicht so schlecht eingeteilt mit der Kraft.

Aufgrund des kürzesten Down-Run jemals gab’s dann auch neue Streckenrekorde: der Sieger benötigte 5:13:58 - ein flockiger Schnitt von 3:35min/km. Und der neue Streckenrekord der Damen lautet auf 5:44:54, eine durchschnittliche Kilometerzeit von 3:56min/km. Unglaubliche Zeiten für die Distanz und vor allem die brutalen Höhenmeter!

Im Ziel ging’s dann schnurstracks in die “International Runners”-Area. Das war im Vergleich zu der nicht vorhandenen Erholungszone für die einheimischen Läuferinnen super, weil man konnte in Ruhe in der Wiese sitzen … oder sich einen Sessel organisieren, weil von der Wiese wäre ich gar nicht mehr hochgekommen. Getränke und ein Lunch-Paket gab’s ebenso und auch Carola traf ich dort - sie hatte den Lauf nach 8h33 beendet, musste aber gar nicht so lange auf mich warten, da sie zwischenzeitlich mit ihrer Gewandsuche beschäftigt war. Aber das erzählt sie Euch am besten in ihrem eigenen Bericht :-D

Nach einer Stunde war ich dann halbwegs bei Kräften und die letzte Herausforderung des Tages stand an. Nachdem die Läufer im Stadion ja die Runde laufen, muss man vom Innenfeld über eine wirklich steile Treppe auf den Übergang über die Läuferstrecke hoch und auf der anderen Seite auch wieder runter. Das war wirklich brutal - noch viel brutaler als die paar Stiegen in der Frankfurter Messehalle (wer’s kennt). Noch dazu dichtes Gedränge, weil die Treppe vielleicht 4m breit war und lauter angeschlagene, erledigte Läuferinnen sich da rauf und runter quälten. Wie das vom Sicherheitskonzept her genehmigt werden konnte, ist mir ein (südafrikanisches) Rätsel. Aber es ging alles gut, auch die eine Läuferin, die sich oben angekommen von Krämpfen geplagt mal hinlegte, kam wieder auf die Beine noch bevor die Sanitäter sich mit einer Trage hochgekämpft hatten. Ich glaube, das war auch für sie angenehmer, selbst weiterzukommen als 60 Grad geneigt in der Trage runter transportiert zu werden.

Und dann noch das abschließende Highlight: vom Stadion sollte man natürlich auch nicht zum Hotel gehen, weil gefährlich. Allerdings hatten wir weder Handy noch Geld mit (weil Sicherheit und keine Wertgegenstände im abgegebenen Gepäck) und Taxis einfach so heranwinken ist in Südafrika sowieso auch nicht. Also nahmen wir das “Risiko” und machten uns per pedes auf den Weg Richtung Strandpromenade, an der auch unser Hotel lag. Dabei trafen wir dann auch ein Zuschauerpärchen am Heimweg, welches wir zunächst fragten, ob wir ohnehin am richtigen Weg sind (die Orientierung fehlte uns ein wenig) und dann, ob sie eventuell in die gleiche Richtung gingen und wir uns zwecks Sicherheit anschließen dürften. Ja, sie sind am gleichen Weg und gefährlich ist es jetzt nicht so, wenn wir nicht ein Handy öffentlich zeigen würden. Okay, schaffen wir, weil wir haben eh keines dabei. Dann ein bisschen Plaudern woher wir kommen, wie der Comrades war, zu welchem Hotel genau wir müssen und dann die Frage: wir parken eh da vorne, dürfen wir Euch zum Hotel fahren, weil ihr könnt zwar gehen, aber das dauert doch einige Zeit und ihr habt’s eh schon genug gemacht heute. Ja, also das wäre natürlich supertoll. Vielen Dank!

Und so hatten wir dann auch noch zum Abschluss einen angenehm kurzen Weg ins Hotel - auch das ist Südafrika, es wird improvisiert und gegenseitig geholfen. Ein weiteres Beispiel dazu auch aus dem Alltag: die Hauptverbindungen außerhalb der großen Stadtautobahnen sind alle meist nur je Richtung einspurig mit einem Pannenstreifen auf jeder Seite. Um den Verkehrsfluss möglichst effizient zu halten sowie auch sicher überholen zu können, ist es einfach üblich, dass der Langsamere bei Annäherung eines Überholungswilligen links auf den Pannenstreifen ausschert und sich überholen lässt - dafür gibt’s dann ein Danke via Warnblinkanlage, welches der Überholte mit der Lichthupe quittiert. Selbiges Prinzip übrigens auch bei Gegenverkehr - hier wird auch mal in den Gegenverkehr hinein überholt, weil der Gegenverkehr ohnehin auf den Pannenstreifen ausweichen kann. Dieses Miteinander und Rücksichtnahme ist dann auch Südafrika! Ein Land der Gegensätze.

Am Montag spazierten wir noch äußerst gemächlich die Strandpromenade ein wenig auf und ab. Man nickte sich gegenseitig zu - es war ziemlich klar ersichtlich, wer da gestern was gemacht hatte :-). Und dann ging’s zum Flughafen: auch dort das gleiche Bild, Comrades-Teilnehmer waren klar identifizierbar (auch jene ohne Medaille und Finisher-Shirt). Aber erstaunlicherweise schaffte ich den Rückflug ohne Krämpfe und auch dem Gesäß geht’s eigentlich besser als vorm Lauf - das war wohl eine ziemliche Radikalkur bzw. werden die Beschwerden wohl durch die komplett kaputten Oberschenkel überlagert - schon lange nicht mehr so einen Muskelkater gehabt, aber es war es wert und damit Ende gut, alles gut. Es war mir eine Ehre, es hat mich sehr gefreut!

Hier noch das offizielle Video von meinem Zieleinlauf - ich glaube, ich freu’ mich :-D


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berichte / Antw:2023-06-11 Comrades Marathon - MT76
« Letzter Beitrag von MT76 am 25.06.2023, 21:42:15 »
Die ersten kurzen Bergaufstücke raus aus PMB kamen auch bald und ich wechselte in den Gehschritt - ich hatte ja nur ein Ziel und das war Finishen. Keine Notwendigkeit mich zu stressen und Energie zu vergeuden. Nach etwa einer halben Stunde setzt dann langsam die Dämmerung ein und ich beginne mich auf den Sonnenaufgang zu freuen. Das ist auch bei den 24/48-Stundenläufen einer meiner Lieblingsmomente (bevor ich kurz danach jammere, dass mir in der Sonne viel zu heiß ist). Und dann ist es soweit und langsam wird die Umgebung erkennbar. Wir sind gerade auf einer am Hügelrücken gelegenen Straße und es gibt einen herrlichen Blick auf die in Nebel verhüllte tiefer unten liegende Ebene. Mystisch schön.

Etwa hier läuft ein Läufer an mir vorbei, bisschen längeres Haar, entspannter, aber unverkennbarer Laufstil, das ist doch der Harry W. … und auf seinem Shirt steht auch Harry. “Hallo, hallo”, eh klar, dass wir zwei Österreicher uns hier unter 20.000 Läuferinnen finden. Wir plaudern ein wenig miteinander, Harry berichtet von zwei interessanten Gesprächen, die er schon hatte, ich kann da mit nichts aufwarten. Aufgrund meines vorsichtigen Starts werde ich nur permanent überholt, da bieten sich keine Gesprächsmöglichkeiten. Auch Harry wünsche ich bald Alles Gute und lasse ihn ziehen, weil er mir einfach zu flott ist.

Einige Labestationen haben wir mittlerweile auch hinter uns und neben den kurzen Abständen zwischen den Laben ist auch das Konzept der eingeschweißten Wasser- oder Iso-Packungen genial. Geschätzt 0.2lt Flüssigkeit werden in einen Plastikbeutel gefüllt und verklebt. Beim Laufen beißt man dann ein kleines Loch rein und kann den Beutel auszuzeln. Das hat einige Vorteile: auch wenn Plastik nicht so ökologisch ist, so ist der Mist in Summe deutlich weniger als mit Bechern, weil man nur einen Beutel und nicht 2-3 Becher braucht. Denn: aufgrund des kleinen Lochs verschüttet man nix und kann die Flüssigkeit komplett austrinken. Man kann den Beutel einfach mittragen, hat keinen Stress beim Leeren und schüttet sich auch nicht an dabei. Also das Konzept hat mich überzeugt und um es vorweg zu nehmen: ich habe mich den gesamten Lauf über praktisch nur mit Iso ernährt, Wasser ganz wenig zum Nachspülen, aber hauptsächlich zum Abkühlen und Banane oder gekochte Kartoffel nur zur Beruhigung, wenn der Magen vor Flüssigkeit zu viel gluckerte. Dazu noch bei km 20, 40, 58, 73 je ein Gel aus der Hosentasche.

Beim ersten Gel und somit nach 20 Kilometern kommen erste Glücksgefühle auf: ich bin jetzt mehr als vier Mal soweit gelaufen/gegangen als bei meinen Laufversuchen während des Urlaubs bzw. auch beim freitäglichen Test. Und es zieht zwar ein wenig herum, aber es ist nicht wirklich schlecht oder total verspannt oder verkrampft. Die vielen Tapes an beiden Oberschenkel vorne und hinten sowie ein Gesäßtape rechts scheinen zu helfen. Flott ist es zwar nicht mit einem Halbmarathon in etwa 2h14, aber für das 12-Stundenzeitlimit reicht es hochgerechnet bis hierher bei Weitem. Und die ersten knapp über 400 Höhenmeter bergauf zum nun höchsten Punkt der Strecke liegen auch schon hinter mir. Bergab waren es übrigens etwa 280 Höhenmeter zu diesem Zeitpunkt. Wellig es ist.

Mittlerweile werden auch die Zuschauerinnen an der Strecke mehr und mehr - darunter auch viele, die auf Übergewand, dessen sich das Läuferfeld nun mehr und mehr entledigt, warten und es dankbar aufsammeln. Auch ich teste, wie es sich ohne dem Langarm-Shirt temperaturmäßig läuft. Passt ganz gut, das brauche ich jetzt nicht mehr. So trage ich es noch ein wenig mit mir mit, bis ich an einer Stelle eine Mutter mit zwei Kindern erspähe, die - im Vergleich zu so manch anderen Kleidersammlern - den Eindruck erweckt, dass ihr mit meinem Shirt wirklich gut geholfen wäre. Entweder zum Eigengebrauch oder zum Weiterverkaufen. Und während ich an ihr vorbei laufe biete ich ihr mein Shirt  an - es wurde gerne angenommen.

Neben den Kleidersammlern wird auch die Menge von begeistert das Läuferfeld anfeuernden Menschen mehr. Und die ersten bauen ihre privaten Laben auf, denn wir Läufer könnten ja zwischen den offiziellen Laben darben. So gibt’s ab hier bis ins Ziel alles was man sich wünscht - oder auch nicht (wie Erdnussbuttersandwich ;-)). Auch der Griller wird angeworfen. Es artet zu einer großen Party aus und so kommen wir nach Cato Ridge, dem ersten Cut-Off mit maximal 4h30 erlaubter Laufzeit. Mit 3h12 Laufzeit habe ich mir hier schon einen guten Zeitpolster erarbeitet.

Tempomäßig bin ich übrigens schon länger im Bereich des 9h30-”Bus” unterwegs - mit “Bus” wird hier die Ansammlung der Läufer hinter einem der offiziellen Tempomacher bezeichnet. Aber auch später, wenn sich einfach Läufer in größerer Menge zusammenfinden, wird ein “Bus” angefeuert - here comes a good looking bus, keep on running! Der Pulk um den 9h30-”Bus” ist mir etwas zu dicht und läuft auch nicht ganz meinen Rhythmus. So laufe ich mit etwas Abstand hinterher, den Bus vor mir im Blick. Bergauf ziehen sie davon, bergab rolle ich interessanterweise wieder in den Bus rein. So geht das Spielchen bis zu etwa km39, also knapp vor Drummond, dem “Half-Way-Point”. Hier geht’s dann für mehr als 2km nur bergauf und meine Oberschenkel sind mittlerweile doch schon gut gequält von 575 Höhenmeter rauf, 530 runter und über 4h Laufen. So wandere ich den Anstieg rauf, während der Bus mit einem Rhythmus von 1 Minute laufen, 1 Minute gehen oder so davon zieht. Knapp danach kommt dann auch ein 10h-”Bus” (es gibt mehrere Busse mit der gleichen Zielzeit). Der scheint etwas übermotiviert zu sein, weil in dem Tempo laufen sie wohl eher unter 9h45 als unter 10h. Naja, egal, ich will ja nur sicher das Ziel sehen und dazu darf bei der Muskulatur nix kaputt gehen. Irgendwann - also etwa nach 20 Minuten - ist der Anstieg dann endlich vorbei und als Belohnung geht’s gefühlt steil bergab zum nächsten Cut-Off. Oh nein, das ist noch schlimmer als das Raufwandern, die Oberschenkel schmerzen, es rollt nicht runter, aber irgendwie geht’s dann doch so.

6h10 ist das Limit beim Cut-Off in Drummond, ich bin so bei 4h49 durch, habe das Zeitpolster also konstant gehalten. Und ich rechne: für das 12-Stundenlimit habe ich noch 7h10 Restlaufzeit. 43,3km sind es noch an Distanz. Mit einem Gehtempo von 10min/km (=6km/h), wo ich aber selbst auf den durchgewanderten Anstiegen schneller ging als 10min/km, geht sich das aus! Wenn die Muskulatur durchhält, dann sollte ich mein Finish eigentlich in der Tasche haben! Juhu! Dieses Wissen tut gut. D.h. ich kann jetzt gehen und wenn mir danach ist, dann streue ich laufen ein, weil noch 7 Stunden Wandern zieht sich dann schon auch.

Aber zurück ins Jetzt und Ende der Hochrechnung. Kaum sind die 130 Höhenmeter bergab vernichtet (wozu mussten wir vorher rauf? Achja, gibt keine andere Straße), geht’s aber auch schon wieder bergauf. Dieses Mal etwa 3km kontiniuerlich bergan. Langsam verstehe ich das Attribut “Ultimate Human Race”, dass sich der Comrades gibt. Also weder von der Länge noch den Höhenmetern ist es Ultimate - da gibt’s längeres, höheres, etc. Aber mental ist es schon herausfordernd, weil es eben nie eben ist und dieses wellige an den Nerven zerrt. Und trotz Asphalt ist erholen schwierig. Oben angekommen war glaube ich dann Arthur’s Seat, eine Art kleine Bank im Fels, wo sich der legendäre Arthur Newton - 5maliger Comrades-Sieger in den 1920ern - angeblich immer ausgeruht hat. Die Legende besagt, dass Läuferinnen, die Arthur hier die Ehre erweisen, eine tolle zweite Laufhälfte haben werden. Mir ist es zu beschwerlich, die Straße zu kreuzen, und außerdem war ich auch schon fast vorbei, bis ich aufgrund der fehlenden Streckenkenntnis kombiniert hatte, warum da alle hinrennen. Arthur’s Seat hatte ich zwar gelesen, aber das war für mich abstrakt irgendwo auf der Strecke. Tja, hoffentlich wird sich das nicht rächen, dass ich den guten Arthur rechts liegen ließ.

Wellig (was sonst?) ging’s weiter nach Botha’s Hill bei etwa km51. Aber ab hier sollte es nun - mit einigen giftigen Gegenanstiegen - fast nur mehr bergab gehen. Wobei mir mittlerweile weiter bergauf lieber wäre, weil bergab tut’s einfach nur mehr furchtbar weh in den Oberschenkeln vorne. Mehr Krafttraining wäre gut gewesen und Training von exzentrischer Bewegung bergab. Aber hilft nix. Jetzt umdrehen wäre auch blöd.

Und meine Uhr zeigt mir an: 14 von 18 Anstiegen sind geschafft. Es wird, es wird. Und: wenn’s zu sehr schmerzt, ich kann ja gehen, es ist Zeit genug. Und meine rechnet auch je nachdem ob ich trabe oder gehe, eine Zielzeit zwischen 10h bis 11h aus. Das bedeute eine Bronze-Medaille. Weil auch das ist eine Comrades-Besonderheit, je nach Zielzeit gibt’s unterschiedliche Finishermedaillen:

[HIER GEHÖRT DAS ANGEHÄNGTE BILD DER MEDAILLEN-ÜBERSICHT HER]

D.h. ob ich jetzt 10h01 oder 10h59 laufe ist ziemlich powidl, es wird so und so die Bronze-Medaille. Und sub10h ist leider unrealistisch.

So kommt dann auch Anstieg 15 (von 18) bei etwa km54 - der ist kürzer, nur 900m mit 40 Höhenmetern. Hier steht das Publikum übrigens mittlerweile wie bei den Bergwertungen der Tour de France und pusht das Feld. You are almost there, you are almost there! Keep on going!

Und dann bin ich auch bei diesem Anstieg oben, die Uhr zeigt an: nächster Anstieg in 15 Kilometern. Hui, jetzt geht’s wohl wirklich runter. Teilweise steiler, da muss ich gehen, teilweise angenehm bergab, da kann ich’s rollen lassen. Und natürlich permanente Laben. Bei einer greife ich wieder mal zu einem Stück Banane für den Magen, verfehle sie allerdings. Kein Problem, in 100m oder weniger steht eh der nächste Helfer denke ich mir und trabe weiter. Plötzlich höre ich Schritte hinter und gleich darauf neben mir. Was ist denn das für ein gestresster Läufer? Nein, es ist kein Läufer, sondern der Labemeister bei dem ich die Banane verpasst habe, der mir nachsprintet, damit ich zu meiner Banane komme. Ich bin baff und überwältigt - das nenne ich Einsatz und da fühlt man sich als Läufer so was von gut betreut und wertgeschätzt. Unglaublich! Das gibt dann auch gleich nochmals Kraft und Motivation, den Lauf zu genießen und alles für ein Finish zu tun.

Der nächste Cutoff in Winston Park nähert sich. 57,7km sind geschafft, 8h10 hätte ich Zeit, nach ca. 6h35 bin ich da, Zeitpolster wieder etwas ausgebaut. Passt! Die Strecke selbst ist jetzt landschaftlich nicht mehr so beeindruckend, die Stimmung dafür umso mehr. Das Publikum wird immer dichter und frenetischer.

So komme ich zum nächsten Cut-Off in Pinetown. 68,9km sind erledigt, 9h20 Zeitlimit, ich bin in etwa 8h02 dort, also etwas vom Zeitpolster verloren, was aber auch zu erwarten war, denn für die Strecke von Winston Park nach Pinetown war für einen konstant bleibenden Zeitpolster eine Pace von 6:16min/km erforderlich - ziemlich ambitioniert für angeschlagene Läuferhaxn. Und auch im Nachhinein eine große Kontroverse, weil hier viele den Cut-Off nicht mehr schafften, da sie bei Winston Park knapp durchkamen und dann von der nötigen Tempoverschärfung überrascht wurden. Anmerkung: gemeinerweise muss man sich die benötigte Pace selbst ausrechnen, die schreiben die Comrades-Organisatoren nicht dazu. Und wer eine konstante Pace nach Pinetown erwartet hatte, erlebte dann ein Drama.

Aber gut, auch diesen Cut-Off hatte ich überstanden und ab hier war’s wieder gemäßigt mit einer Mindestpace von 8:02min/km bis zum letzten Cut-Off-Punkt in Sherwood und danach überhaupt 9:23min/km, also quasi ein Spaziergang ins Ziel. Nachwievor galt: wenn ich nicht komplett kaputt gehe, habe ich das Finish in der Tasche! Aber demütig bleiben, wenn mein Muskelfaserriss wieder akut wird, dann schaffe ich es dennoch nicht, weil dann kann ich mich praktisch nicht mehr bewegen.

Nach Pinetown fanden die 15km bergab ein Ende und Anstieg 16 von 18 wartete. Neben dem Publikum motivierte mich dann auch, dass ich hier viele andere bergauf überholte. Kraft und Ausdauer waren wie durch ein Wunder immer noch da. Durch das permanente Iso-Trinken hatte ich auch nie ein Hunger- oder Leeregefühl. So ging’s die Bergwertung 16 rauf und die Belohnung dieses Mal war der Blick auf Durban und das Meer. Zwar noch ein schönes Stück entfernt, aber wir kommen näher und näher. Wie meinte ein Zuschauer: Hey, runners, you can smell the sea already! Keep on going! … naja, ich hab mehr den Braai (südafrikanische Grillerei) gerochen.

Mittlerweile waren wir auch auf der Schnellstraße/Autobahn nach Durban rein gelandet. Publikum gab’s nachwievor, denn es wurde kurzerhand auf der Gegenfahrbahn geparkt und dann rübergelaufen zum Anfeuern. Ebenso Hupkonzert der Vorbeifahrenden. Auch von den Auffahrten wanderten Zuschauer die Strecke entlang. Comrades ist einfach ein Muss für die Bevölkerung aus der Gegend! Einziger Nachteil der Schnellstraße/Autobahn. Aufgrund der Tempoausrichtung auf motorisierten Verkehr und nicht kaputte Läuferbeine, sind die Kurven nicht nur bergab geneigt, sondern auch überhöht. Der Läufer darf daher nicht nur mit schmerzenden Oberschenkel in Laufrichtung bergab stabilisieren sondern auch noch links/rechts. Nicht angenehm, gar nicht angenehm. Aber gehend geht’s - nur frustrierend, weil das Feld gefühlt an mir vorbeizieht. Aber mach’ einfach weiter, es ist ja bald vorbei … also so in etwa 15km, was wohl noch gute (kann man hier von gut sprechen?) 2 Stunden sein werden. Naja, länger Zeit, die Stimmung zu genießen.

Links, rechts, links, rechts, gehen, laufen, gehen, laufen … es geht vorwärts, Anstieg 17 geht vorüber und dann bin ich in Sherwood, dem letzten Cut-Off nach 81,3 geschafften Kilometern. 11h Zeitlimit, ich bin nach 9h32 dort, Vorsprung wieder ausgebaut und jetzt habe ich knapp 2,5 Stunden Zeit für 6,4km … also jetzt könnte ich sogar kriechen.
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