Autor Thema: 2022-11-05 9. rundumadum - Alexander  (Gelesen 3910 mal)

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2022-11-05 9. rundumadum - Alexander
« am: 10.01.2023, 15:49:15 »
Datum: 2022-11-05
Event: 9. rundumadum
Distanz: 130,000 km

Ersteller: Alexander

Offline Alexander

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  • Die Geschwindigkeit kommt dann von selbst...
Antw:2022-11-05 9. rundumadum - Alexander
« Antwort #1 am: 10.01.2023, 16:41:33 »
Der legendäre Rundumadum! Er hat seine Faszination auf mich ausgeübt, seit es ihn gibt. Vor 10 Jahren las ich nur mit großer Ehrfurcht die Berichte hier. Damals war es für mich unvorstellbar, 3 Marathons am Stück zu laufen, ich hatte schon nach einem wirklich genug. Dann hatte ich 2019 die Idee, alle Wiener Bezirksgrenzen abzulaufen. Dadurch lief ich immer längere Distanzen in gemütlichem Tempo, mit Gehpausen und Fotostopps. Und siehe da, plötzlich war es mir nicht mehr unmöglich, mehr als 42,2km zu laufen. 2021 lief ich dann die 120km um den Neusiedlersee (eigentlich hatte ich nach 85km auf gehen gewechselt). Damit fühlte ich mich reif für den Rundumadum.

Mein Ziel war nur, im Zeitlimit zu bleiben. In der Vorbereitung im Oktober hatte ich daher auf Tempotraining verzichtet und mich auf extensive und lange Läufe konzentriert. Dabei musste ich noch etwas zurückstecken, weil sich die Achillessehnen wieder bemerkbar machten. Die wesentlichen Trainingsläufe an den Wochenenden waren 40km, 50km und 2x30km Back-to-back.

Blieb noch die Ausrüstungsfrage, da fehlte mir noch die Erfahrung. Am schwierigsten war die Entscheidung bei den Schuhen. Bis zur 2. Labe - Gütenbachtor, entschied ich mich für Traillaufschuhe: Altra Lone Peak 3.0. Etwas riskant, weil diese Schuhe keine Sprengung haben, was eine stärkere Dehnung der Achillessehne verursacht. Andererseits hatte ein Herstellervertreter gemeint, dass die niedrige Höhe die Schuhe weniger kippelig macht, was auf dem Trail das stabilisieren leichter macht und die Fußmuskeln weniger beansprucht. Für den Rest der Strecke wählte ich die Brooks Adrenalin GTS 21. Diese sind von meinen Schuhen jene mit der besten Dämpfung, ich bin alle langen Läufe in der Vorbereitung damit ohne Probleme gelaufen. Dann noch Wechselkleidung und besonders für die zweite Dropbag (Eßlinger Furth) auch noch ein paar zusätzliche Sachen zum darüber- und darunterziehen.

Vor dem Start war ich recht entspannt. Ich traf Ulrich und lief die ersten paar Kilometer plaudernd mit ihm, dann ließ ich mich zurückfallen, ich wollte mein geplantes, etwas langsameres Tempo laufen. Nach der Gehstrecke den Nasenweg hinauf war ich so in Gedanken und in die Aussicht auf die erwachende Stadt versunken, dass ich zweimal eine falsche Abzweigung nahm. Hier war die Navigation der Garmin hilfreich, die mich recht bald auf die Kursabweichung aufmerksam machte. Mit etwas mehr Konzentration lief (bzw. bergauf: wanderte) ich ohne weitere Probleme bis zur ersten Labestelle. Dort wartete schon Teresa, eine Bekannte vom Laufclub auf mich, um mir auf den nächsten Kilometern Gesellschaft zu leisten. Leider hatte Sie nicht viel Zeit, weil sie noch ein Geburtstagsfest auf dem Plan hatte und verließ mich in Hütteldorf schon wieder. Aber die Saat war gepflanzt: sie überlegt, nächstes Mal auch dabei zu sein. Bei der Verabschiedung kam gerade eine Gruppe Läufer vorbei, an denen ich mich im weiteren Verlauf etwas anhängen konnte.

Beim Gütenbachtor wechselte ich wie geplant die Schuhe, sonst brauchte ich nichts aus der Dropbag, es lief buchstäblich sehr gut. Ich freute mich schon auf die Zusatz-Labe bei Traildog Running, um ein paar Worte mit Ed zu wechseln. Dort wurde ich sogar mit Bier (alkoholfrei) verwöhnt. Der Liesingbachweg ist ja meine Hausstrecke, hier brauchte ich mich also nicht auf den Weg zu konzentrieren. In Alterlaa bekam ich dann noch moralische Unterstützung von meinem Papa der dort an der Strecke wohnt und nach dem Draschepark wartete meine Frau mit einer Flasche Kokosnusswasser als Sonderverpflegung. Mein Bruder und seine kleinen Tochter begleiteten mich dann noch ein Stück mit den Rädern, bis ich wieder auf mich allein gestellt den Laaerberg erklomm.

Ein selbst gestecktes Mindestziel war, die Labe Simmering noch (hauptsächlich) laufend zu erreichen. Dies gelang ziemlich problemlos, ohne stechende Schmerzen oder Krämpfe, nur die erwartbare Muskelermüdung. Bei der Labe ging mir eine Sitzgelegenheit ab, ich wollte die Beine während des Essens und Trinkens entlasten und ausschütteln. Auf den Boden setzen und wieder aufstehen war mit 71km in den Beinen schon recht mühsam.

Bis zur Steinspornbrücke wurde es dann wieder dunkel, ich schnallte wieder die Lampe um die Hüfte. Nun kam ich wieder in unbekannteres Land, in der Lobau kenne ich nicht mehr jede Abzweigung. Mit den Reflektorband-Markierungen und dem GPS-Track ging es aber problemlos weiter, nur um das Knusperhäuschen an der Panozzlacke lief ich eine unnötige Ehrenrunde. Die Gehpausen wurden nun länger, die Muskeln brannten schon, so rettete ich mich zur Labe Eßlinger Furth. Hier traf ich auch Ulrich wieder, er wirkt frustriert ob seiner Performance, machte sich aber recht bald wieder mit Heitzko auf den Weg. Ich ließ mir noch etwas Zeit an der Verpflegungsstelle. Die Beine fühlten sich schon recht leer an, jetzt wird es wohl immer mehr zur Wanderung. Da war ich auch sehr froh, ausreichend warme Kleidung in die Dropbag gepackt zu haben.

Ich konnte mich noch einmal aufraffen, ein Stück zu laufen, aber ich spürte immer deutlicher ein Brennen auf der rechten Fußsohle, offensichtlich bildete sich dort eine Blase. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich habe auch bis jetzt noch keine schlüssige Erklärung, wie es dazu gekommen ist, weil am anderen Fuß blieb ich davon vollkommen verschont. Die Schmerzen wurden rasch stärker. Ich musste schon ziemlich die Zähne zusammenbeißen, mit Laufen war nun wirklich nichts mehr. Ich konnte aber ein zügiges Gehtempo halten und nach der Labe Gerasdorf ging die Blase dann irgendwann auf und es tat nicht mehr so arg weh.

Die Eintönigkeit entlang der Neuen Donau tat dann ihr übriges, wie in Trance setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ein Betreuer auf dem Fahrrad kam, ich sagte ihm, dass ich das schon noch schaffe. Ich freute mich, dass die verbleibende Distanz nur noch einstellig war und war in Gedanken schon im Ziel. Irgendwann schloss ich dann auf zwei in Rettungsdecken gewickelte Personen auf, die nur mehr langsam gingen. Oh Schreck, es sind Ulrich und Heitzko! Ulrich hatte es offensichtlich noch schlimmer erwischt, er humpelte. Ich war so in Trance, dass ich entweder zu keiner Konversation fähig war, oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich konnte einfach nur mehr mein Tempo weitergehen. Zu guter Letzt wanderte ich dann noch unnötigerweise die Rampe zur Donauplatte hinauf und hatte dann etwas Schwierigkeiten, das Ziel zu finden. Ich hatte es hinter dem Eingang erwartet, wo wir am Morgen begonnen hatten. Aber warum hatte ich den großen Pfeil am Boden nicht gleich gesehen? Aber dann ging es mit einem Strahlen im Gesicht durchs Ziel, ich spürte die Schmerzen fast nicht mehr, ein großer Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Die Uhr stand bei 21:19.

Eines ist ziemlich klar, das war wohl nicht mein letzter Rundumadum. Was ich fürs nächste Mal mitnehme: Für den ersten Abschnitt sind die Trailschuhe in Ordnung. Für den Rest werde ich mir statt der Brooks Adrenaline wohl wieder die teureren Glycerin besorgen, weil mit jenen habe ich die 120km um den Neusiedlersee mit weniger Problemen absolviert. Auf dem ersten Abschnitt werde ich Laufstöcke verwenden, um den Beinmuskeln etwas Arbeit abzunehmen. Energieriegel hatte ich definitiv zu viele mit, ich hatte keinen gebraucht, die Verpflegungsstände waren mehr als ausreichend. Damit kann ich die Eigenverpflegung auf eine Notreserve beschränken.
Ich bin noch am überlegen, ob ich nächstes Mal die Dreiviertel G‘schicht mache und anstrebe, bis auf die steileren Anstiege wirklich durchzulaufen. Aber Irgendwann möchte ich die Ganze G’schicht einmal unter 20 Stunden schaffen.
LG Alexander

Offline Ulrich

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Antw:2022-11-05 9. rundumadum - Alexander
« Antwort #2 am: 10.01.2023, 17:25:44 »
Gratuliere Alexander! Es war wirklich beeindruckend, wie locker Du schon am Start drauf warst. Du hast Dich gut vorbereitet und es hat sich ausgezahlt! Als Du uns dann am Hubertusdamm überholt hast, haben wir uns beide gefreut. Nicht übers Überholtwerden (let´s be honest, das mag ich so gar nicht) aber wie gut Du offenbar drauf warst! Danke nochmal für den Bericht.
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline go4ultra

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Antw:2022-11-05 9. rundumadum - Alexander
« Antwort #3 am: 19.01.2023, 14:45:47 »
Du musst aufhören rundumadum Geschichten zu lesen... du musst aufhören rundumadum Geschichten zu lesen... du musst...  ;D




Sehr schöner Bericht! Und ich schaffs momentan nicht mal für 5km aus dem Haus  :pfeifer:
Aber jetzt bin ich so gehyped, ich glaub heute wirds was!






 

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