2007-04-29 vienna city marathon - bichler

[Berichte]

Datum: 2007-04-29
Event: vienna city marathon
Distanz: 42.195 km

Ersteller: bichler

[bichler]

Ein schönes, aber sehr anstrengendes Wochenende

Nachdem ich ja im Vorjahr nach 5-jähriger Abstinenz durch das Forum wieder mit dem Marathonlaufen begonnen habe und das Wetter heuer so schön war, habe ich für meine Verhältnisse sehr viele Kilometer trainiert.
Darum schien mir der VCM sehr leicht, ich war überhaupt nicht nervös und auch die sonst bei mir üblichen Unannehmlichkeiten blieben aus.
Gemeinsam mit Elisabeth holte ich am Freitag die Startnummer ab, über die Messe möchte ich lieber nichts sagen, es war ja fast so schön wie in Bratislava und zu sehen gab es auch kaum was. Diese Veranstaltung ist für Wien unwürdig.
Samstag trafen wir uns dann bei der Kaiserschmarrnparty, viele alte und neue Gesichter waren anwesend, und Fredman-TV war fleißig am werken.
Am Abend waren wir dann noch essen, und es sollte eine ruhige und angenehme Nacht werden. Statt um 6:45 wachte ich schon um 6:30 auf, ein Blick ins Forum zeigte, dass heuer alles toll funktionierte und auch schon einige andere online waren.
Beim Treffpunkt Stephansplatz waren wir schon recht viel, und bei der Stiege des Donauzentrums war dann die gesamte Mannschaft anwesend.
Im gelben Block des Startbereichs war dann gar kein so großes Gedränge, und im Gegensatz zum Vorjahr war das Gedränge am Start und auch das Laufen in der Hauptallee problemlos.
Gleich nach dem Start wurden wir getrennt, d.h. Mihi 69 und ich liefen vorne, und Elisabeth, Bani und Gerd hinter uns. Ich hatte mir genügend zum Trinken mitgenommen, die Labestellen konnte ich daher auslassen und der Michi wurde von seiner Mama versorgt.
So konnten wir den ausgemachten Schnitt von 5:30 – 5:35 locker halten; und es ging zügig auf der Schüttelstraße retour Richtung Innenstadt. Die Stimmung bei der Oper war ein Wahnsinn, generell waren mehr Zuschauer als im Vorjahr auf den Beinen. In der Wienzeile wurde es zum ersten Mal richtig heiß und beim Gürtel überholten wir Nurmi.
Mir ging es prächtig, dem Michi scheinbar auch, vorbei an der ersten Wechselzone bei Schönbrunn und wieder retour Richtung 20,3  km, wo ja Fredman-TV wartete.
Beim Technischen Museum war plötzlich Michi nicht mehr bei mir, ein Stückchen weiter stadteinwärts teilte er mir dann mit, dass er das Tempo nicht mehr mithalten könne und ich war alleine. Zügig ging es die Mariahilferstraße stadteinwärts und schon war Fredman-TV mit den Luftballons zu erkennen. JM lief ein Stück mit mir, mittlerweile hatte ich mir vorgenommen, Negativsplit zu laufen.. Weiter am Parlament, Rathaus und schon war die Liechtensteinstraße erreicht.  Ich nahm das erste Gel zu mir und trank den Rest Wasser aus meiner Flasche. Noch ging es mir gut. Ab dem Ende der Alserbachstraße bekam ich analog dem Vorjahr Magenschmerzen und ab der Oberen Donaustraße auch noch heftige Knieschmerzen dazu. Ich reduzierte mein Tempo, sah gerade noch Elisabeths Mann Günther, konnte aber vor Schmerzen kaum sprechen. Es sollte der grausamste Teil des VCM werden.
Die Schmerzen im Knie wurden immer ärger, die km-Tafeln standen subjektiv immer weiter auseinander; ich dachte ans aufgeben. Mein Sohn stand aber bei km 30 und wollte mich ins Ziel begleiten. Ab der Rasumovskybrücke war der Magenschmerz endlich wieder weg und nur mehr das Knie tat höllisch weh. Rein in die Rustenschacherallee, vorbei an der 1000 KM
Zone für unsere Helden und nur mehr 1 km bis zu meinem Sohn, Dann würde ich aufgeben, so mein Plan. Die Schleife ums Station hasse ich sowieso, diesmal kam sie mir unendlich vor. Endlich wieder in der Hauptallee, erblickte ich meinen Sohn mit seinem Freund.
So jetzt ist es aus, ich höre auf. Ich lief zur Seite und wollte aufhören; er streckte mir die Trinkflasche entgegen und sagte mir, dass die SMS-Zeiten nicht gekommen sind und er schon lange auf mich wartete. Ich teilte ihm mit, dass es mir ganz schlecht gehe und ich total am Ende bin. Durch seine aufmunternden Worte und eine ganze Dose Red Bull*gggg ist das grauslich* hatte ich schon die nächste KM-Tafel erreicht. Irgendwie wollte ich jetzt doch nicht klein beigeben, eine Stimme rief meinen Namen, unsere Sekretärin stand mit ihrem Mann vor dem Lusthaus und feuerte mich an; beim Zurücklaufen machte er noch ein paar Bilder von mir, mein Sohn war wieder neben mir und baute mich auf. Immer wieder gab er mir zu essen und zu trinken, und im Fluge war die Hauptallee hinter mir. Die Stadionallee kam mir sehr kurz vor; nur die Steigung zur Brücke war ein Hammer, da sich mein Knie nun wieder stärker meldete. Beim Einbiegen in die Schüttelstraße kam eine Windbö, mein erster Gedanken: Super, auch noch Gegenwind. Durch das Sprechen mit dem Junior ist mir die Schüttelstraße dann gar nicht so lange vorgekommen; mein Sohn bekam jetzt die SMS der letzten KM und teilte mir mit, das ich mit ca. 4:00:23 das Ziel erreichen würde. Sicher nicht,
rief ich laut, ich muss schneller werden, wenn ich auslaufe, dann unter 4:00 oder 4:05 aber sicher nicht 4:00;xx. So versuchte ich etwas schneller zu werden, was mir vom Gefühl her aber nicht wirklich gelang. Schon war die Franzensbrücke erreicht, noch eine Steigung, die Labe konnte ich wieder auslassen; ich hatte ja meinen Versorgungsexpress dabei, An der Hauptanstalt meiner Firma vorbei hatte ich schon den Ring vor Augen, Ein Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass es sich ganz knapp unter 4:00 ausgehen könnte. Ich versuchte, nochmals schneller zu werden; der Junior mit dem Rad daneben feuerte mich immer an, beim Schwarzenbergplatz sah ich schon den roten Lappen für den letzten km. Ein Blick auf die Uhr, noch 7:30 Zeit, da könnte ich ja fast noch gehen. Leider hatte mein Körper kein Mitleid;
ich bekam einen Riesenkrampf und musste ein paar Schritte gehen. Sofort war Flüssigkeit zur Stelle, und nach weiteren Schritten konnte ich wieder laufen, Die Strasse war schon sehr eng,
mein Sohn war weg und der Einlauf war ein bisserl wie bei der Tour de France.
Abbiegen vom Ring auf den Heldenplatz, ein Blick auf die Uhr, es würde sich auf jeden Fall ausgehen, noch ein paar schnelle Schritte und durch das Ziel. Gleich nach dem Ziel schmerzte mein Knie so stark, das ich einen Rotkreuzmann fragte, ob er nicht Eis zum auflegen habe.
Er verwies mich an einen Arzt. Mittlerweile waren auch Elisabeth, Bani und Tina im Ziel, auch Gerd haben wir getroffen, der seinen 1 Marathon unter 4:00 gelaufen ist, eine tolle Leistung. Ich habe dann das Sanitätszelt besucht, der Doktor meinte, er könne nichts feststellen und schmierte mir das Knie ein.
Das Bier im Ziel haben sich alle redlich verdient,
Und die Abendveranstaltung war eine super Angelegenheit.
Montag ging es mir nicht so gut, aber Dienstag war ich schon Rad fahren und sein Mittwoch spüre ich überhaupt nichts mehr.
Dieser Marathon war abgesehen von meinem ersten sicher der härteste; im Herbst werde ich wohl wieder einen Marathon laufen.

Wie  sagen wir immer . DER SCHMERZ GEHT, DER STOLZ BLEIBT.

Ich gratuliere allen Teilnehmern zu erbrachten Leistung.

[crow]

Super Leistung, tolles Durchhaltevermögen, schöner Bericht.
Aja, ganz nebenbei - die Brücke heisst Rotundenbrücke, nicht Rasumofskybrücke
LG Andy

[bichler]

das war mir zu dem zeitpunkt vollig wurscht, aber du hast natürlich recht.

[erwin_o]

Gratuliere Rudi, tolle Leistung - hab beim Lesen kurz Phantomschmerzen im Knie bekommen:)

@ Rotunden- bzw. Rasumofskybrücke..... jetzt weiss ich wieso ich mich mit den Plätzen-, Brücken- und Strassennamen in Wien nicht auskenn - weil Ihr selbst alle verschiedene Namen dafür habts :D:D

[elisabeth]

Brav durchgebissen Rudi!
Recht hast gehabt dich vorm Wassertragen zu drücken:), sonst hättest jetzt keinen 3er vorne stehen:)
Gratuliere!

[bichler]

den 3er hatte ich auch schon vorher; und gedrückt hab ich mich auch nicht.

[heitzko]

wow rudi, du bist ja eine kampfs*** :D, praktisch solche söhne und sekretärinnen im entscheidenen moment zu haben :)

... Dieser Marathon war abgesehen von meinem ersten sicher der härteste; im Herbst werde ich wohl wieder einen Marathon laufen....

:D du hast genau die richtige einstellung für diese sportdisziplin :D!

[pipel]

Bravo Rudi. Super gekämpft und trotz allen Widrigkeiten den 3er heimgebracht. Gratuliere!

[johnlennon]

klingt ja sehr brutal - gratuliere zum durchhalten und zum 3 vorne weg! :)

[JM]

Wenn der Vater mit dem Sohn...jaja, gibst ein gutes Vorbild ab :)!
Ich habe nicht gewusst dass das DEINE Firma ist :D...da wo du vorbeigelaufen bist. Das ist ja genial...dann kannst du uns ja jetzt sponsoren :D

Schön dass es dir, trotz hartem Lauf, trotzdem noch Spaß macht, und du im Herbst den nächsten Marathon laufen willst.

[Gerd Gröbminger]

Lässiger Bericht und echt toll durchgehalten - vom Aufgeben bis zu sub 4....
A ka Bemmerl!!!

[boenald]

da ist in kompakter form so ziemlich alles drin, was ma sich vorstellen kann - vom coolen start, negativsplitplan, magen- und knieschmerzen, das drohende Aus, red bull verleiht flügel & auferstehung, das bier im ziel - sogar der höllische montag (ja, den kenn ich gut!). gratuliere!

[Mihi69]

Stellvertetend für alle Berichte möchte ich mich für diese wirklich tollen Berichte bedanken. Jeder einzelne Bericht zeigt, was es heißt Marathon zu laufen. 10km sind kurz und hart, 20km können hart werden, 30km sind lang aber Marathon ist was einzigartiges, was kaum zu erklären ist. Ihr habt es super erklärt bzw. formuliert.
Da ich mir vorgenommen habe ab meinem 11.Marathon keine Berichte mehr zu schreiben, halte ich mich auch daran. Falls ich aber andere Herausforderungen (4er Staffel in Wörschach) angehe bzw. laufe, dann werd ich mich wieder hinter die Tastatur begeben.

Und übrigens Rudi, ich war deppert, weil ich dein Tempo mitgelaufen bin. Meine Km-Splits + HF:
1 5:39   136
2 5:13   140
3 5:30   141
4 5:34   142
5 5:36   144
6 5:31   146
7 5:40   144
8 5:14   146
9 5:16   144
10 5:21   148
11 5:34   148
12 5:24   147
13 5:36   149
14 5:36   149
15 5:39   150
16 5:41   150 da lies ich Rudi ziehen
17 5:41   150
18 5:37   149
19 5:52   149
20 5:18   149
21 5:39   150
22 5:35   150
23 5:40   152
24 5:43   152
25 5:44   153
26 5:43   154
27 5:50   155
28 5:57   157
29 6:20   152
30 5:42   152
31 7:20   146 Erstes Gehen
32 5:47   153 Tina als Pace
33 7:49   141 Mit gehen
34 7:15   142
35 9:14   131 na was wohl?
36 7:05   141 auch...
37 6:50   143 man kann auch dieses Tempo laufen...
38 6:52   143
39 6:29   145
40 6:13   151
41 6:17   153
42 6:03   156

Nach 10 Marathons sollte man schon etwas gscheiter sein...
Am Sonntag war ich echt deprimiert, mittlerweile habe ich aber schon neue Ziele!

Lg
Michi

P.S.: Ist jetzt eigentlich auch fast ein Bericht geworden! ;-)

[KITTY]

Tolles Durchhaltevermögen was du hast. Genau aus diesem Holz sind Marathonis geschnitzt. :D