Autor Thema: 2007-07-21 24 Stunden Benefizlauf W�rschach - Manfred  (Gelesen 952 mal)

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Datum: 2007-07-21
Event: 24 Stunden Benefizlauf W�rschach
Distanz: 99.999 km

Ersteller: Manfred

Offline Manfred

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2007-07-21 24 Stunden Benefizlauf W�rschach - Manfred
« Antwort #1 am: 21.07.2007, 00:00:00 »
Manfred's Laufbericht

Da Michael Thaler (mihi69) schon viel über das Umfeld der Veranstaltung erzählt hat, beschränke ich mich auf die persönlichen Erlebnisse und Eindrücke.

Schon im Frühjahr hatte ich mich auf Michaels Aufruf zur Teilnahme in Wörschach gemeldet. Wir hatten auch bald eine Viererstaffel beisammen mit Michael, Roland und Wolfgang.

Erstmals hatte ich für einen „Wettlauf“ aber keinen läuferischen Ehrgeiz, sondern nur Interesse, wie es sein wird, die ganze Nacht mit einer Gruppe von anderen Läufern zu verbringen. Das Ereignis selbst stand im Mittelpunkt und nicht das Ergebnis.

Trotzdem hatte ich mir vorgenommen ordentlich zu trainieren. Zwei Wochen nach dem Wien-Marathon begann ich mit einem selbstgebastelten 10-Wochen-Trainingsplan, der eine Mischung aus 10-KM-Training und Marathon-Training darstellte. Die Intervalle und schnellen Dauerläufe aus dem 10-KM-Trainingsplan sollten die Kraft  für die immer wieder zu laufende kurze Strecke bringen und die langen Läufe die Basis fürs Durchhalten.

Aber irgendwie hatte der fehlende Ehrgeiz Auswirkung auf mein Durchhaltevermögen. Obwohl mein Plan vier Einheiten pro Woche vorsah, kam ich immer nur auf 2 bis 3 Einheiten pro Woche. Urlaub, Tennismatches und diverse andere Ausreden waren immer wieder wichtiger als die Trainingseinheiten. Ich revidierte zwar laufend meine geplanten Kilometerzeiten nach unten, von ursprünglich 5:00 auf 5:30, fühlte mich aber trotzdem noch stark genug, um die 24 Stunden problemlos durchzustehen.

Bis zum Donnerstag der vorletzten Woche. An dem Tag spürte ab mittags ein leichtes Stechen in der Brust. „Wird wohl eine leichte Verkühlung sein“, dachte ich mir. Am Abend des selben Tages spielte ich dann noch bei relativ kühlem Wetter, starkem Wind im verschwitzten kurzem Dress Tennis. In der darauffolgenden Nacht wurden die Schmerzen  in der Brust plötzlich so heftig, dass ich nur ganz flach atmen konnte. Jetzt zog ich zwei Möglichkeiten in Betracht: 1. Keine leichte, sondern ganz arge Verkühlung oder 2: Mein erster Herzinfarkt. Ich nahm’ mir vor einfach weiter zu schlafen. Ist’s eine Verkühlung wird’s morgen besser sein, ist’s ein Herzinfarkt will ich ihn eh’ nicht überleben.

Das hat natürlich so nicht funktioniert. Aufgrund meines kläglichen Gewimmers ist mein Frau aufgewacht und hat die Rettung angerufen. Wenige Minuten später saß ich auch schon im Rettungsauto. Die beiden Sanitäter machten als erstes ein Mini-EKG und stellten gleich fest dass es kein Herzinfarkt war. Es war mir zwar wahnsinnig peinlich, dass ohne triftigen Grund die Rettung für mich konsultiert worden ist, letztendlich war’s mir aber doch so lieber.

Im Spital wurde ich dann mit EKG, Röntgen,  CT, Blutuntersuchungen, Ultraschall, u. v. m. auf Herz und Lunge untersucht. Gefunden wurde nichts und zu Mittag wurde ich mit einer Packung Aspirin wieder nach Hause geschickt.

Das Stechen in der Brust blieb nun nur noch in der sanften Version  erhalten. Am Dienstag vor Wörschach machte ich noch einen letzten Fitnesstest. Ich wollte 8 mal 1 Km in je 4:30 laufen. Wenn das annähernd schmerzfrei ginge, dann wollte ich in Wörschach antreten, wenn nicht, dann nicht. 6 Einheiten gingen problemlos, die siebente verursachte leichte Schmerzen, die achte konnte ich gar nicht mehr starten. Die Schmerzen waren ähnlich stark wie in der ominösen Nacht. Damit war Wörschach für mich gelaufen. Ich schrieb sofort ein Absage-Mail an Michael. Die Zusage von Fredmann, dass er für mich einspringt, hatte ich ohnehin am Tag davor schon erhalten. Die Staffel war gerettet, es blieb nur mein persönlicher Frust.

Zwei Tage später las ich die Nachricht von Michael, dass auch Roland ausgefallen war. Ich rief ihn (Michael) an und bot ihm an, doch mitzulaufen, falls er niemand anderen bekommen könne. Er hatte aber schon die Zusage eines Megastaffel-Läufers der Firma ACT. Michael hatte aber anscheinend bemerkt, dass der Wunsch der Vater meines Gedankens war und bot mir an, meine Absage zurück zu nehmen. Das Risiko wollte ich aber doch nicht eingehen und so war die Idee geboren, statt Christian Egger, der als Ersatz von ACT zu Michaels Staffel kam, bei der Megastaffel „Action 4 more“ mitzulaufen.

Wir waren eine Achterstaffel mit 5 Männern und 3 Frauen. Während der Busfahrt habe ich den erweiterten Excelplan, den wir von Tschitschi bekommen hatten, von 4 auf 8 Teilnehmer erweitert. Bei der Frage nach den Planzeiten merkte ich schon, dass wir aus total unterschiedlichen Leistungsklassen kamen. Die Angaben schwankten zwischen 4:55 und 7:00 min/km. Ich habe mich geweigert mit 7:00 zu planen und auch mindestens 6:30 erhöht. Nach der der Eingabe der Planzeiten zeigte die Hochrechnung 245 km an.

Bereits nach dem ersten Durchgang war klar, dass selbst meine verbesserten Planzeiten noch weit untertrieben waren. Nach einer Anpassung der Planzeiten aufgrund der Erfahrungen einer Runde jedes einzelnen stand die Hochrechnung auf 270 Kilometer. Die Durchschnittszeiten der Teilnehmer schwankten zwischen 4:34 und 6:08. Ich war mit 4:57 im guten Mittelfeld.

Fast alle Mitglieder unserer Staffel hielten konstant ihre Zeiten, es gab’ praktisch keine Einbrüche. Leider aber einen verletzungsbedingten Ausfall. Etwa um Mitternacht hatte Karin ein Problem im Knöchel und wir wurden zur Siebenerstaffel reduziert. Das war natürlich traurig für Karin, aber keine schwierige Belastung für den Rest der Staffel. Statt jeweils 12,5%, hatte jedes der restlichen 7 Mitglieder in Summe nun 13,5% der Arbeit zu leisten.

Wie Michaels Staffel, wechselten auch wir uns nach jeder Runde ab. Man hatte also immer ca. 1½ Stunden Pause nach jedem Lauf. Da das doch ziemlich viel ist, war Laufen im hohen Pulsbereich angesagt. Die Runden waren also keine Genussläufe, sondern eher schmerzhaft.

Trotz der Kürze der Strecke war für mich in jeder Runde alles drin, was sonst in einem langen Lauf steckt. Zuerst einmal ca. vierhundert Meter bergauf. Jedes Mal hab’ ich mir gedacht: „Nein, jetzt reicht’s mir, ich lauf ab jetzt langsamer. Dann aber kam die lange Gerade mit Publikum, Musik und totalem Hoch und die Zurückhaltung war jedes Mal vergessen. Dann ging's eh bergab und den Rest hab’ ich mich dann halt wieder durchgebissen.

Mein letzter Lauf laut Plan sollte um 13:52 Uhr sein. Seit dem zweiten Durchgang hatte der Plan immer minutengenau gestimmt. Das Ende der Veranstaltung war um 14 Uhr und In acht Minuten ging sich keine ganze Runde mehr aus. Die letzte Runde wollten wir gemeinsam langsam laufend zelebrieren. Also war um 12:21 Uhr meine letzte echte Runde. Ich legte mich nochmals ins Zeug und holte das letzte aus mir raus. Mit 11:07 (4:47 min/km) war’s meine drittschnellste Runde.

Danach setzte ich mich gemütlich in den Lehnstuhl. Um ca. 13:30 – ich beobachtete gerade chipsfutternd und biertrinkend das Geschehen auf der Strecke – machte sich plötzlich Doris, das hübsche Mädchen, das immer vor mir dran war bereit zum Weglaufen. „Hast du mit Andi getauscht, weil du schon dran bist?“ war meine Frage an sie. „Nein, ich bin planmäßig schon dran.“ war ihre Antwort. Entsetzt rannte ich ins Zelt und schaute mir die Ergebnisse seit meiner letzten Runde an. Alle anderen hatten auch in ihrer letzten Runde die Reserven mobilisiert und so 10 Minuten gut gemacht. Ich musste also noch einmal auf die Strecke.

Jetzt war allerdings die Luft draußen. Ich lief die Runde gemütlich und nutzte sie um die Atmosphäre noch einmal auf mich einwirken zu lassen. Mit einem Zielsprint auf den letzten 20 Metern versuchte ich noch ein letztes Highlight (für mich) zu setzen. Mit einem Schnitt von 5:48 ruinierte ich mit der Runde aber trotzdem meine Konstanz, was aber dem Rest der Welt wahrscheinlich ziemlich egal ist.

Die weiteren Minuten bis 14 Uhr zelebrierten wir dann wie geplant gemeinsam auf der Strecke. Das machten anscheinend alle anderen Staffeln auch so, denn die Strecke war nun voll mit ausgelassen fröhlichen Menschen. Den Rest hat Michael ja schon beschrieben, ich möchte euch da keine Wiederholungen servieren.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Teilnahme ein schönes Erlebnis war. Zu einem guten Teil war das unserem Sponsor ACT zu verdanken, der dieses Event wirklich hervorragend organisiert hat. Sollte ich nochmals eine Einladung zu einem solchen Lauf bekommen, werde ich sie sicher gerne wieder annehmen.

Offline Mihi69

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2007-07-21 24 Stunden Benefizlauf W�rschach - Manfred
« Antwort #2 am: 26.07.2007, 11:56:14 »
Toller Bericht; Trotzdem Schade, dass du nicht bei uns starten konntest. Hattest aber einen würdigen Vertreter...

Offline heitzko

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2007-07-21 24 Stunden Benefizlauf W�rschach - Manfred
« Antwort #3 am: 26.07.2007, 11:58:02 »
danke für diesen wirklich gelungenen bericht!! das vermittelt wirklich einen suuuuuuper eindruck wie man an so eine veranstaltung herangehen kann bzw. wie es abgelaufen ist, weil es ja wirklich einen riesen unterschied macht ob man nur eine kleine oder große staffel ist (für das tempo).

großartig hast du das gemeistert und gsd gesund überstanden!!! ich kann mir überhaupt nicht vorstellen wie man überhaupt so lange einen stop-and-go lauf aushalten kann :-). war ja eine echte zitterpartie - schmerzen in der brust/lunge.... das kann alle möglichen ursachen haben, vor allem sollte man sie aber nie auf die leichte schulter nehmen..

Offline Ulrich

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2007-07-21 24 Stunden Benefizlauf W�rschach - Manfred
« Antwort #4 am: 26.07.2007, 12:34:10 »
Deine Erzählung vom Vorfeld, welche Befürchtungen du hattest, Rettung, Spital, deine Einstellung in Bezug auf deine Gesundheit - vernünftig oder nicht - ist genial! schön, dass du den Lauf doch noch genießen konntest!

u
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

Offline JM

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2007-07-21 24 Stunden Benefizlauf W�rschach - Manfred
« Antwort #5 am: 26.07.2007, 19:56:18 »
Schön dass es kein Herzinfarkt war - hoffentlich bleibt dir das auch in Zukunft erspart. Umso mehr hast du den Lauf hoffentlich "genießen" können, als gesunder und lebensfroher Mensch , wie wir dich alle kennen. 4er-Staffel kannst du ja immer noch machen - in 1 oder 2 Jahren gibt´s wieder einen 24-h Lauf. Die Faszination die dieser Lauf ausmacht hast du sicher auch in der 8er/7er Staffel erfahren können.
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