Ein Traum geht in Erfüllung...2 Stunden 59 Minuten...Nach 14 Wochen Marathonvorbereitung auf mein großes Ziel - einmal im Leben unter 3 Stunden einen Marathon finishen - war endlich Freitag, der 12.Oktober 15.00 Uhr...Abfahrt mit meinem Freund Christian im Auto von Stockerau nach München...Zwischenstop in Linz, dort sehn wir das Eishockey-Match Linz gg. Villach, und kommen um ca. Mitternacht in unserem Hotel in München an.
Am Samstag lange geschlafen, auf mit dem Auto in den Olympiapark, Startnummer abholen, Spaghetti essen, wieder zurück ins Hotel, kurz gepennt und alles für den Big Day vorbereitet, wieder in den Olympiapark, nochmals Spaghetti gegessen, und bei dem unendlich faden Fussballmatch Irland gg. Deutschland vor dem Fernseher eingeschlafen... :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
Sonntag, um 7.00 Uhr sollte der Wecker läuten, war aber nicht notwendig, war ja schon kurz nach 6.00 Uhr munter
Gleich nach dem Aufstehen ein halber Powerbar-Riegel. Um 8.00 Uhr sind wir mit dem Auto wieder los auf den Parkplatz beim Olympiastadion, von dort ist es ca. ein guter Kilometer bis zum Start. Christian hat mir für diesen Weg sein Bike geborgt, also bin ich so relaxed wie noch nie an den Start eines Marathon gekommen, und hab während dem Biken noch einen ganzen Powerbar-Riegel genossen
Es war jetzt schon 9.15 Uhr - nur noch 45 Minuten zum Startschuß und immer die gleichen Gedanken im Kopf: wie gehts mir auf den ersten km :? muss ich wie im Frühjahr in Linz ab km 28 wieder das Tempo reduzieren (den ich dann in 3:04 beendet habe) :? Sind es so viele Läufer, dass ich kaum Ideallinie laufen kann :? Wie fühle ich mich ab km 30 :? Trifft mich eh der Hammer heute nicht :? ...
Endlich um 10.00 Uhr pünktlich der Startschuß bei fast idealen Temperaturen und nur sehr leichtem Wind - los geht´s...die ersten 2km waren sehr eng, man mußte gut aufpassen, dass einem keiner über die Füße läuft - und doch ist es passiert, plötzlich lag einer seitlich vor mir auf dem Rücken und schaut auch noch vorwurfsvoll, dabei hat er versucht Leute zu überholen in diesen engen Straßen, naja scheinbar ein Greenhorn
bis km 5 lief ich dann auf die pacemaker-gruppe 3:00 auf - unglaublich, das waren bestimmt über 50 Leute, alle nebeneinander - keine Chance vernünftig zu überholen, da aber anfangs das Tempo paßte, hängte ich mich an.
War aber ein Fehler :\ :\ :\ denn ab km 8 im Englischen Garten wurde es eng, der Weg war keine 5 Meter breit und ging kurvig dahin, habe bestimmt mehr als 1000 Meter auf diesen Kilometern zurückgelegt
ab km 14 wurde der Weg wieder breiter, da hab ich beschleunigt und die Gruppe überholt, hat aber fast einen ganzen km gebraucht. Bei km 16 stand erstmals Christian mit der Trinkflasche, 2 lange Schluck - weiter gehts, jetzt kam ich endlich in ein konstantes Tempo hinein, und fühlte mich recht gut...nur die pacemaker-partie hatte ich im Rücken, die liefen bis kurz vor den Verpflegungsstellen immer auf mich auf, kurz danach waren sie wieder etwas zurück, und ich hatte wieder etwas "Ruhe"
Die Halbmarathon-Matte erreichte ich mit 1:29:48, puh enge Sache ! Aber ich fühlte mich ja noch gut. Bei km 25 unterhielt ich mich kurz mit einem bayrischen Läufer, der mir erzählte er versucht bereits dass 5.Mal sub 3 Stunden zu laufen...verdammt dacht ich mir, nach meinem gescheiterten Versuch in Linz wären das also für mich noch 4x
bereits kurz nach km 27 merkte ich dann, dass er das Tempo nicht halten konnte, weiters öffnete er eine 0,35l Cola-Flasche, die er kurz zuvor von seiner Frau bekommen hatte, nur war nach dem Öffnen nimmer viel drin...bei km 28 traf ich wieder Christian, dem ich den Trinkgurt mit meinen 4 leeren Flaschen (Powerbar-Gel mit Wasser) gab, jetzt fühlte ich mich ein wenig lockerer.
So, nach 2:07:14 war ich bei km 30 - wie sagt man so schön: jetzt hab ich endlich die Hälfte :oah: :oah: :oah: aber ich fühlte mich noch recht ok...dann nach km 33 überholten mich plötzlich die pacemaker, mit noch verbleibenden ca. 10 Läufern, jetzt dacht ich mir, shit ich bin wohl schon über 4:16/km unterwegs, war aber zum Glück net so. Km 30 bis 35 lief ich in 4:10 - 4:15. Jetzt fühlte ich erstmals dass meine Beine nicht mehr richtig wollten, und ich schaltete auf den Kopf um, mit dem Gedanken "komm zieh die Beine immer hoch - das geht sich aus". Km 36 bis 39 alle in 4:16 bis 4:17, aber ich war nur 45 Sekunden unter der Richtzeit - es darf einfach nix passieren, alles muss weiterhin passen, aber ich spürte ich bin am Limit, jetzt dachte ich an meine Frau und meine Tochter, sie saßen beide zuhause zitterten mit mir mit und warteten bestimmt schon auf den Anruf von Christian...das gab noch letzte Energie...km 40 plötzlich in 4:23, dann sah ich bereits das Olympiastadion, km 41 in 4:21...und jetzt hinein ins Stadion - einfach Wahnsinn, jetzt hab ich gewußt ich hab´s geschafft - alles was ich mir vorgestellt habe jetzt zu tun, tat ich nicht...ich genoß einfach die Atmosphäre, und den Blick auf die Uhr...2:59:22 im Ziel ! Ich hab´s geschafft, ein Traum geht in Erfüllung !
Ein anderer Läufer umarmte mich, er fühlte scheinbar das Gleiche wie ich, er schrie nur: Ech pack´s net, jetzt broch ich n bier...na bitte warum nicht, gab ja literweise Paulaner im Ziel
Oans, zwoa, Gsuffa
Nach Trinken und Essen, kostete ich noch die Atmosphäre im Olympiastadion aus, dann ging ich raus zu Christian, rief meine Family und Freunde an und kostete den Tag noch ein paar Stunden im Münchner Hofbräuhaus aus...
Beim 18.Marathonstart hab ich also mein größtes Ziel erreicht, bis auf 1x immer ins Ziel gekommen, bei 4 Stunden 27 Minuten hab ich 1994 angefangen...niemals dachte ich damals je einen 2:59 Marathon zu laufen...scheinbar is aber nix unmöglich
Keep on Running !
Heinz
PS:
Noch ein Dankeschön an meine Iris und meine kleine Sophia, die mir in der Vorbereitung nie etwas in den Weg gelegt haben, sondern mich immer beim Erreichen meines Traums voll unterstützten !!!
Ein Dankeschön auch noch an Christian, der mich in der 14-wöchigen Vorbereitung bei 60 (!) Trainingseinheiten mit dem Fahrrad begleitet hat, somit hatte ich nie Probleme mit Kilometermarkierungen und war immer bestens versorgt !!!