Mein letztes RennenWenn ich nicht mehr schneller werde, hör ich auf, hab ich einmal gesagt. Das Problem ist halt nur, dass das jetzt mein 5. WE-HM werden sollte und ich voriges Jahr eh schon eine für mich sehr gute Zeit von 1:37:17 gelaufen bin.
Das Training der letzten Zeit war auch nicht berauschend. Statt voriges Jahr 600km in den letzten 12 Wochen vor dem HM waren es diesmal nur 500km. Da ich vorhabe, diesmal einen Herbst- und eher keinen Frühjahrsmarathon zu laufen, hab ich aber weniger Longjoggs und mehr Tempo versucht. Allerdings habe ich mich bei meinen 3*3000m Intervallen schon recht schwer getan und grad mal 4:35/km halten können. Den HM in 4:37/km zu laufen würde also knapp werden.
Das Wetter wurde wieder rechtzeitig zum Rennen schön. Ich freu mich auch schon auf den Forumstreffpunkt bei der Stiege. Nach ein paar Aufwärmminuten dränge ich mich in den Startblock möglichst weit nach vorne. Es ist wieder nicht weit genug, weil den ersten km muss ich ziemlich viele Hacken schlagen. Trotzdem bin ich mit 4:25 zu schnell unterwegs und ziemlich überrascht. Danach sehe ich Heidi und Ulrich und merke, dass auch der Läufer neben mir grüßt – es ist Tschitschi.
Wir beschließen gemeinsam weiter zu laufen, etwas was ich eigentlich noch nie gemacht habe, weil ich immer mein eigenes Tempo durchgezogen habe. Ein bisschen kühn für mich, weil Christian mir eigentlich eine Nummer zu groß ist. Die nächsten Kilometer laufen aber ganz wunderbar und auch schneller als gewollt. Beim Forumswinkpunkt bekomme ich von Billy eine Flasche gereicht. So wollte ich mir das mühsame Bechertrinken an den Labestellen ersparen. Die Flasche stört aber meinen Rhythmus, es strengt mich ziemlich an daraus zu trinken. So schmeiße ich sie nach wenigen Schlucken fast voll wieder weg.
Nach Ende der ersten Runde hab ich dann ein paar Meter Rückstand auf Christian aufgerissen und ich beschließe, ihn ziehe zu lassen. Es läuft noch ganz gut, aber es wird immer härter, das Tempo zu halten. Immer wieder muss ich mich selber antreiben. Schnell laufen ist ganz schön anstrengend, warum tu ich mir das eigentlich an? Ich freue mich über alle bekannten Gesichter am Straßenrand, will aber kaum noch reagieren, weil ich mich so sehr auf das Laufen konzentriere.
In der dritten Runde rechne ich mal kurz nach. Wenn ich eine 37er Zeit will muss ich jetzt Gas geben. Einer schreit: „Kopf in die Höhe!“ Ich gehorche pflichtbewusst. Die letzten 2 km erreiche ich wieder die km-Splits vom Beginn des Rennens. Ich laufe bei 1:37:40 ein. 23 Sekunden langsamer als letztes Jahr! Ich muss meine Läuferkarriere beenden.
Am nächsten Tag werte ich meine km-Splits aus und merke, dass ich - dank der ersten schnellen Runde mit Christian - auf den ersten 10km meine alte 10km-Bestmarke aus 2005 toppen konnte. Also doch noch eine PB. Ich darf weiter laufen!