So ziemlich alles falsch gemacht, und trotzdem neue PB gelaufen
Eigentlich wollte ich ja hier in Bonn den ersten Marathon für 2008 laufen. Nachdem mir zuerst mein Knie und dann eine Magen-Schleimhaut-Entzündung einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, wollte ich schon alles hinwerfen. Dann bekam ich die Anregung eines guten Lauffreundes, doch einfach ganz locker und ohne Zeitziel wenigstens den Halben mitzujoggen.
Gesagt, getan, ich versuchte letzte Woche nochmal zwei längere Läufe und beschloss dann, genau das zu tun - einfach mit Digicam bewaffnet mitjoggen, egal was hinten raus kommt...
Die letzten Tage hatte ich so ziemlich alles gemacht, was man vor einem Wettkampf NICHT machen sollte: am Freitag bin ich noch 16 km gelaufen, am Samstag hab ich kaum was getrunken, dafür jede Menge Käsekuchen gefuttert, und den hatte ich auch vor dem Wettkampf gefrühstückt...
Heute war also Bonn-Marathon. Ich hatte mir einen Laufgürtel gekauft, an den ich meine Digicam geklemmt hatte, um unterwegs Fotos zu machen von den Sambagruppen, den Sehenswürdigkeiten, einigen lustig verkleideten Läufern und was mir sonst noch vor die Linse kam. Vor dem Lauf traf ich mich mit Andrea und ihrer Freundin Ute und wir checkten auch zusammen im Startblock ein. Da standen wir nun, es war kalt und wir wollten endlich los.
Der Sprecher meinte, es seien noch zwei Minuten - gleich setzte im ganzen Startblock hektisches Warmhüpfen ein, man sah nur noch Köpfe, die wie Flummies auf und ab hüpften. Aber da es so kalt war, hüpfte ich mit...
Und dann ging's los, der Startschuss fiel und rechts neben uns starteten die schnelleren Startblöcke. Aber lange mussten wir auch nicht warten, dann ging's auch bei uns los. Durch den Startbogen und direkt auf die Kennedybrücke. Sein Tempo laufen ging hier noch nicht, es war gestopft voll und wir trappelten vor uns hin. Am Ende der Kennedybrücke stand auch schon die erste Sambagruppe, dann ging's durch Beuel Richtung T-Mobile. Die ersten Läufer kamen uns schon entgegen und ich konnte zwei Kollegen sehen, den dritten, von dem ich wusste, dass er mitläuft, sah ich allerdings nicht. Die erste Verpflegungsstelle, ich hielt mich ans Wasser, und dann die Wende. Andrea und Ute hatte ich irgendwo verloren, macht nix, wir wollten uns nachher wieder zusammen telefonieren. Ich machte meine Fotos, schäkerte ein bisschen mit dem Publikum, das hier in Beuel wirklich toll drauf war und lief vor mich hin. Meinen Fußsensor hatte ich gleich zuhause gelassen, die Pace sollte mich heute nicht interessieren.
Kurz bevor wir an die zweite Verpflegungsstelle und anschließend wieder auf die Kennedybrücke kamen, traf ich Andrea und Ute wieder, und ab jetzt blieben wir auch zusammen. Über die Kennedybrücke, und dann in die Rheinauen. Wir erinnerten uns, dass uns hier vor zwei Jahren die Ersten des Marathons schon überholt hatten, und lachten noch drüber, dass wir mit deren Tempo nicht mal einen km mithalten hätten können. Und dann kam das 10 km-Schild. Ich schielte nun doch mal auf meine Uhr - nee, die musste falsch gehen... 1:01 h, das konnte doch nicht sein. Mein Puls war noch unter 160 und ich sollte - für meine Begriffe - so schnell gelaufen sein? Nee, da musste was falsch sein.
Ich schaute mal vorsichtig auf Andreas Uhr, aber die zeigte auch nichts anderes an... Okay, wenn das so weiter lief, dann würde ich vielleicht meine bisherige Bestzeit von 2:11:07 h knacken, und wenn's nur ein paar Sekunden wären... Wollte ich doch gar nicht...
Weiter ging's Richtung Bad Godesberg. Hier gab es wieder eine Wendemarke und uns kamen viele Läufer entgegen. Meine Kollegen sah ich nicht mehr, die waren wohl schon durch. Dafür sah ich den Mann meiner Cousine, die nach seiner Auskunft irgendwo hinter mir war. Ist schon schön, so ein Heimat-Marathon, wo man so viele Leute kennt, sowohl auf der Strecke als auch am Rand...
Die Wende kam, und jetzt ging's leicht bergab. Neben uns lief nun ein netter Mann, der sich in unser Gespräch einklinkte und meinte, er sei schon ziemlich fertig. Nachdem ich ihm vorsichtig beibrachte, dass gleich noch ein Anstieg käme, wurde er etwas mutlos, aber wir wollten ihn schon da hochziehen. Was wir auch taten, hinter dem Posttower nach oben auf die lange Straße. Er lief auch mit uns hoch, aber oben gab er dann auf und ging weiter. Schade... Ich packte nun meine Digicam weg und beschloss, die letzten km die letzten Körner zu verbrennen und eine neue Bestzeit aufzustellen. Andrea und ich liefen nun vorweg, Ute blieb ein bisschen hinter uns. Ein Blick auf die Uhr - die Marathonis waren gerade gestartet, die letzten würden wohl noch im Startblock stehen. Wir bogen kurz vorher ab. Vorbei ging's am Uni-Garten und dann auf den Marktplatz. Jetzt setzte sich Andrea ab, sie hatte wohl noch mehr Energie als ich und holte jetzt auch alles raus. Ich sauste hinterher über den Marktplatz, am C&A vorbei, noch eine Kurve, und dann konnte ich den Zieleinlauf schon sehen. Jetzt setzte ich zum Endspurt an, überholte noch eine Menge Läufer und rannte ins Ziel, als wäre der Teufel hinter mir her! Nach meiner Uhr erreichte ich das Ziel - im übrigen laut schreiend und mit erhobener Faust - nach 2:09:11 Stunden.
Und wisst Ihr was? Mir ging's absolut phantastisch, ich hatte den Lauf total genossen, weil ich ja gar nicht auf eine Bestzeit aus war, und war jetzt der glücklichste Mensch der Welt, dass ich es doch geschafft hatte... Der schönste Wettkampf, den ich je mitgelaufen bin, danke Bonn!!!
