Eine Langdistanz mit Größenwahn - IMA08Eine Langdistanz mit Größenwahn - IMA08Da die Vorbereitung und Planung der Tage vor dem Ironman letztes Jahr super funktionierte, gab es keinen Grund dieses Jahr viel daran zu ändern. Also erneut am Donnerstag in der Früh ab nach Moosburg, wo ich schon von meinem Bruder und seiner Freundin erwartet und direkt am wunderschönen See die herrliche Unterkunft beziehen durfte.
Heute stand nur das Registrieren auf der IM Expo am Programm. Danach noch ein wenig die Messe begutachtet (war etwas schwächer als letztes Jahr) und einige Gespräche bezüglich einem neuen Neoprenanzug geführt, da mein alter beim Aquaman in Tulln aufgerissen ist. Am nächsten Morgen war das offizielle Einschwimmen und ich konnte 2 Neo‘s testen das mit einer Trainingseinheit mit Erwin (Snowball) verknüpft wurde. Der Vergleich zu meinem alten billigeren Modell ist kaum in Worte zu fassen worauf ein „Ratsch“ der Kreditkarte folgte. Somit war ich guter Dinge für das bevorstehende Schwimmen. Am frühen Nachmittag stand noch die klassische 30km Ausfahrt am Programm. Erfreulicher Weise waren heuer auch meine Freundin samt Tochter angereist und es gab mir noch zusätzlich Kraft einige Zeit auch mit Ihnen verbringen zu dürfen.
Am großen Tag um 4:00 aus dem Bett, frühstücken und um 5:00 auf den Weg Richtung Klagenfurt gemacht. Meine Mutter war wieder so nett und spielte das Shuttleservice. Kurz vor der Ironmancity dann Stau, alles Voll, kein weiterkommen. Ich packte rasch meine Sachen aus dem Auto und ging den Rest zu Fuß zu meinem schon am Vortag direkt vorm Strandbad abgestellten Auto. Beim kontrollieren des Bikes in der Wechselzone spürte man schon die Spannung in der Luft. Man traf bekannte Athleten und viele hatten Ihren Neo einfach über die Schulter geworfen ………………. hmmm, NEO? mein Puls hatte plötzlich 195 und meine Halsschlagader war so dick wie ein MC Donalds Strohhalm und pochte – WO IST MEIN NEEEEEEEOOOOOOO - Oh Gott, den hab ich im Auto meiner Mutter vergessen und die ist schon wieder auf der Autobahn zurück Richtung Moosburg. Ich total fertig schnell zum Handy gegriffen – Uhrzeit 6:00 - doch leider erreichte ich Sie nicht. Kurz darauf läutete das Telefon – ich sofort, Mama wo bist, schau bitte am Rücksitz, da liegt noch mein Neo oder? – Ja sagte Sie. Ok, bitte dreh um und komm so schnell es geht wieder her, sonst dreh ich durch. Soweit so gut, jetzt nur noch hoffen, dass sie es hinein zur IM-City schafft. Ich machte mich in der Zwischenzeit fertig, gab meine Wechselsackerl ab und ging zum Auto. Kurz daraufhin kam meine Mutter und gab mir meine Schwimmtasche inklusive Neo. Langsam beruhigte ich mich wieder
und im Gegensatz zum letzten Jahr wollte ich heuer noch ausgiebig einschwimmen und den NEO perfekt richten, was auch super funktionierte.
SWIM:Ca. 10 Minuten vor dem Start war schon ziemlich viel los im Strandbad, also nach vorne links zum Strand gekämpft und nun war ich sehr entspannt – doch noch alles nach Plan verlaufen. Es sollte heuer ein Fehlerfreier Wasserstart stattfinden und so durften wir erst kurz vor dem Start ins Wasser bis zu einer gespannten Linie vorschwimmen. Der Startschuss war auch heuer wieder etwas zu früh aber bei weitem kein Fehlstart wie letztes Jahr. Möge der Kampf beginnen, aus der 1. Startreihe im linken Block weht ein anderer Wind
Ich erkämpfte mir meinen zum Schwimmen benötigten Spielraum und fand sofort ein gutes Tempo. Immer wieder versuchten Schwimmer die Richtung zu ändern oder in meine Spur zu kommen – aber keine Chance – ich blieb hart – das kostete aber Energie. Nach Erreichen der ersten Boje bei 1400m wurde es noch kuscheliger, aber auch das ging vorbei, nun wusste ich noch 450m zur 2. Boje und dann Richtung Lendkanal. Der kam mir allerdings viel länger vor als letztes Jahr, bei jedem Aufschauen ein Blick in die Zuschauermassen, einfach unglaublich diese Stimmung. Endlich – der Ausstieg war zu sehen, raus und Blick auf die Uhr, damit habe ich nicht gerechnet – 1:02 – geile Sache also ab aufs Bike. Der Wechsel funktionierte recht gut, um Problemen mit meinen Krämpfen vorzubeugen entschied ich mich, die CEP’s schon jetzt anzuziehen und so ging ich mit ca. 1:06 auf die Bikestrecke. Keine Ahnung wie die Profis beide Wechselzonen unter 5 Minuten schaffen – das grenzt an Magie
BIKE:Auf der Süduferstraße angelangt machte das Biken dann richtigen Spaß. Ich versuchte aber meine Kräfte einzuteilen und mich zu keinem Zweikampf mitreißen zu lassen. Spätestens hier beruhigte sich mein Puls und ich fuhr zu 100% mein Rennen, warf mir die Verpflegung rein und lies die „Hardcorebiker“ überholen – tangierte mich heuer überhaupt nicht. Kurz vorm Anstieg in Egg begann es zu Regnen. Damit habe ich ja eigentlich gerechnet somit wurscht und weiter. In den Kurven nahm ich etwas Tempo raus, denn einen Sturz wollte ich auf keinen Fall riskieren. Das Wetter wechselte noch einige Male vom leichten Niesel über strömenden Regen bis Trockenheit und starken Wind, heute war alles dabei. Wirklich heiß wurde es jedoch nur bei der Kehre
- unpackbare Stimmung – ein wahrer Hexenkessel.
Von der Bikestrecke gibt es sonst nicht viel zu erwähnen, außer das mir ein Wettkampfrichter doch ernsthaft eine schwarze Karte (4 Minuten Strafe) geben wollte, weil mir die Folie von meinem Powerbar Riegel weggeflogen ist. Hauptsache es hat einige Verrückte auf der Bikestrecke gegeben die das strengstens verbotene Rechtsüberholverbot missachten haben. Mich wundert ja, dass es keine schweren Unfälle gegeben hat, so wie manche Deppen bei Regen gefahren sind. Kurz vor der letzten Abfahrt Richtung Klagenfurt blickte ich wieder einmal auf die Uhr und konnte es nicht glauben. Es geht sich eine Zeit unter 5:25 aus und tatsächlich konnte ich den Bikesplit in 5:22 beenden.
RUN:Mit einem unglaublichen Glückgefühl ging ich dann mit einer Gesamtzeit von knapp über 6:30 auf die Laufstrecke (Vorgabe war 7:00!) und musste echt dreimal die Zeit kontrollieren, wirklich, deine SUB11 sind jetzt schon sicher, sagte ich zu mir. Wäre ich klug gewesen, hätte ich einen lockeren Marathon in 4h hingelegt, aber wer kann an so einem Tag schon klar denken, ich sicher nicht, und so kam es, dass ich größenwahnsinnig wurde und mit einer SUB10 Zeit spekulierte. Mit einem 5er Schnitt oder ein bisserl schneller geht sich das aus Andy. Also volles Risiko und schnellen Schrittes die ersten KM abgespult. Zum Erholen bin ich dieses Jahr sowieso nicht nach Kärnten gefahren
Bei KM 3 fing plötzlich ein heftiges Gewitter an und es dauerte nicht lange und überall stand das Wasser teilweise sogar Knöcheltief. Als ich wiedermal so einer Lacke ausweiche komm ich so blöd auf, dass ich mit meinen Zehen des linken Fußes ganz noch vorne rutschte. Leider habe ich mir einen im Vorfeld schon ziemlich beleidigten Zehennagel so gegen meinen Schuh gedrückt, dass ich der Meinung war, der ist mir abgefallen. Nachschauen wollte ich nicht, aber es tat höllisch weh. Egal weiter. Im Gegensatz zum letzten Jahr konnte ich Krampffrei den ganzen ersten HM laufen, doch es kündigte sich schon an, dass ich überzogen hatte. Bei KM 22 war es dann soweit, ich musste dem hohen Tempo und meiner Dummheit und dem Risiko Tribut zollen. Jetzt wurde es hart, ich war so blau, echt schwere Beine. Ab KM 25 ca. musste ich bei jedem KM etwas gehen, aber ich wusste meine SUB11 schaff ich ganz sicher. Den Erwin hab ich nun schon zum 2. Mal gesehen, der sah eigentlich recht gut aus, bravo, das macht er super.
Eine Spitzenidee des Veranstalters war eine Glocke in Klagenfurt vor 1000enden Zuschauern in ca. 2.30m Höhe – für jeden Gong gab es einen Euro für einen guten Zweck, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen – das ist doch keine Höhe für mich, also setze ich beim ersten Vorbeilaufen an, sprang und – ich kann‘s nicht glauben – ich flieg an dem Glockenseil vorbei – peinlich. Das 2. Mal schaffe ich es aber – gezeichnet und total blau – aber springen, das kann ich – also wieder angesetzt - Sprung - und ich erwische das Glockenseil – und – NEIN, ich finde keine Kraft zuzupacken und den Gong durchzuführen. Am liebsten hätte ich mich gleich dort versteckt, so schämte ich mich
Beim Aufkommen nach dem Sprung meldeten sich dann endgültig die Krämpfe in meinen Waden. SUPA IDEE Andy! Für den letzten Anstieg (eine ganz normale Unterführung
hätte ich Steigeisen gebraucht, so schmerzten meine Beine. Krämpfe in den Waden waren jetzt auch schon egal und das sich die Sonne nun in voller Kraft zeigte gab mir den Rest. Ich war echt am Ende, kämpfte mich aber noch zum Zieleinlauf, wo meine Tochter auf mich wartete und mit mir gemeinsam den Zielkanal entlang durch den Zielbogen lief. Auf das hat sie sich so sehr gefreut und für mich waren alle Schmerzen vergessen, wenn du hier läufst, wirst du auf den letzten Metern getragen, das kann man sich einfach nicht vorstellen was da abgeht.
Mit 10:44 beendete ich ein unglaubliches Rennen mit Höhen und Tiefen sondergleichen. Mit dem Wetter hatten wir eigentlich Glück, denn am Vortag hatte es 35 Grad und einen Tag später den ganzen Tag schwere Niederschläge. Die Organisation war wieder gut, die Stimmung ein Hammer, sogar bei strömenden Regen waren die Leute entlang der Laufstrecke zu sehen und haben sich die Seele aus dem Leib geschrien. Kärnten, ich komme wieder!
Am Montag stand noch ein Treffen mit Freunden und Ironman-Startern am Programm. Bis dato kannte ich ja nur die Verpflegstellen entlang der Ironmanstrecke, seit dieser Nacht kenne ich eine Menge weiterer
Danke an mein super Supportteam Vorort und meiner Familie für die Unterstützung und das Verständnis! LG Andy
