Autor Thema: 2009-07-19 Großglockner Berglauf - cbendl  (Gelesen 1182 mal)

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2009-07-19 Großglockner Berglauf - cbendl
« am: 19.07.2009, 00:00:00 »
Datum: 2009-07-19
Event: Großglockner Berglauf
Distanz: 12.670 km

Ersteller: cbendl

Offline cbendl

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2009-07-19 Großglockner Berglauf - cbendl
« Antwort #1 am: 19.07.2009, 00:00:00 »
Kärnten wasser.reich

Zum vierten Mal stand heuer der Großglockner Berglauf auf dem Programm. Was mache ich bei einem 12,67km langen Uphill-Lauf mit 1494 Höhenmetern? Sicher nicht mich vorne klassieren, aber dafür den Lauf genießen. Es ist ein Lauf mit wunderschönem Panorama (das man auch bei größter Anstrengung und Konzentration unweigerlich sieht) gut gemacht und mit guter Stimmung. Überhaupt ist es für mich ein schöner Kontrapunkt zu all dem Asphalttreten in der Stadt und Sommer in Wien.
Also auch heuer wieder einmal – Affenhitze in Wien, schwüles, drückendes Wetter, dazu im Büro der dauernde Kampf um offene oder geschlossene Fenster und Jalousien und als Krönung eine nach dem Zufallsprinziparbeitende Klimaanlage. Das Ergebnis war, dass ich sogar zwei Trainingseinheiten ausfallen lassen musste, so kaputt war ich. Ich freute mich also schon sehr auf ein erholsames Wochenende in Heiligenblut. Wettkampfstress, Leistungsdruck? Nicht mit mir!
Allerdings sah es doch so aus, als könnte das Wetter einen kleinen Strich durch meine Rechnung machen. Unwetter in weiten Teilen Österreichs, am Samstag Vormittag teilweise dann auch starker Regen in Wien. Trotzdem: Die Wetterprognose sprach von einem am Samstag von West nach Ost durchziehenden Tief, der Sonntag sollte wieder schön sein. Eine wahre Optimistin lässt sich also nicht so leicht den Spaß verderben. Auf der langen Fahrt nach Heiligenblut im Radio immer wieder die gleiche Botschaft: Regen in ganz Österreich, nur in Osttirol und Kärnten ist es halbwegs freundlich, am Sonntag dann überall wieder gutes Wetter. Na bitte. Der Regen zog von Westen nach Osten, wir umgekehrt, in der Mitte trafen wir uns – heftig, aber wir trennten uns auch wieder.
Die Anfahrt nach Heiligenblut ist sehr schön, man sieht den Großglockner vor sich, und ich hatte schon den Eindruck, dass diesmal der Schnee tatsächlich weiter hinunter reichen würde. In Heiligenblut war das übliche rege Treiben. Unheimlich durchtrainierte, gut vorbereitet wirkende drahtige Läufer laufen die Strecke auf und ab. Startnummernabholung läuft, wie gehabt, reibungslos, eine wichtige Information gibt es: der Start wurde von Sonntag, 10:00 auf 11:00 verschoben – in der Hoffnung, dass um 11:00 das Wetter schon freundlicher wäre, als beim ursprünglich geplanten Start. Ich habe nichts dagegen, wundere mich aber etwas: Das Wetter war ja ohnehin schon dabei, freundlicher und freundlicher zu werden, bis Sonntag Morgen sollte es wirklich kein Problem mehr geben, und für eine eventuell verschneite Strecke würde eine Stunde Verschiebung auch nicht viel bewirken. Vielleicht sollte hier auch – unmittelbar nach der Verurteilung der Veranstalter des Zugspitze-Laufs einfach ein bewusstest Zeichen gesetzte werden. Egal, ist es halt 11:00, das einzig Unangenehme würde die spätere Heimkehr sein: die Fahrt Heiligenblut – Wien zieht sich natürlich schon. Die Information des späteren Starts gebe ich per SMS an andere weiter, die möglicherweise erst die Anreise für Sonntag planen – damit dem optimalen Countdown zum Start nichts entgegen steht.
Am Weg zur und bei der Pastaparty treffe ich erstaunlich viele Bekannte aus Wien. Es ist beruhigend, dass es auch andere „Verrückte“ gibt, die für einen Lauf von ca. zwei Stunden diese fahrt auf sich nehmen. Mittlerweile ist das Wetter relativ gut – hin und wieder nieselt es, aber nicht dramatisch. Bei einem Citymarathon könnte man sogar von „optimalem Laufwetter“ sprechen – und zwar wirklich, nicht nur so, wie es Veranstalter grundsätzlich zu tun pflegen ;) Ich bin optimistisch, dass der Sonntag noch besser wird.
Nach der Pastaparty spazieren wir – traditionsgemäß – die ca. ersten beiden Kilometer der Strecke entlang, bis zu dem Punkt, wo es in den Wald geht. Und wieder das Gefühl: Das soll ich morgen laufen? Und noch 11 Kilometer weiter? Trotzdem fühle ich mich gar nicht so schlecht. Später abends kommt noch vom Veranstalter die SMS an alle Teilnehmer die Information zur Startverschiebung, verbunden mit der Aufforderung, sich für den nächsten mir adäquaten Schuhen und warmer Kleidung auszurüsten. Sicher keine schlechte Idee, vielleicht (so wie die Startverschiebung) etwas übervorsichtig, aber angesichts der unmittelbar vorhergegangenen Verurteilung der Zugspitze-Veranstalter verständlich. Und wenn es erreicht, dass es ein paar allzu Unvorsichtige zur Vernunft zu bringen, dann war es schon eine sinnvolle Maßnahme.
So bleibt am nächsten tag noch mehr Zeit in der Früh, nach dem Trubel der Arbeitswoche endlich eine Gelegenheit etwas länger zu schlafen, sogar für einen Morgenmenschen wie mich.
Beim Aufwachen am Sonntag zeigt sich strahlend blauer Himmel. Oben wird es wohl schon noch kalt sein, aber das Schlussstück muss man halt hinter sich bringen, und unmittelbar hinter der Ziellinie gibt es Decken. Also lautet die Entscheidung kurz – kurz (aber eben nicht schulterfrei, nabelfrei, Popo-grad-mal-bedeckt oder sonst wie wenig Stoff). Und Trailschuhe, am Glockner für mich ganz klar die richtige Wahl. Ich hasse die Typen die, ganz sportlich, mit Racern starten und dann in schwierigem Gelände Mega-Staus verursachen! Am Start sieht man alle Varianten an Bekleidung: Lang – lang inklusive Jacke bis zur oben erwähnten spärlich bekleideten Option. Es gibt Lautsprecherdurchsagen, die wieder vor der Kälte warnen: Oben hätte es 2°C und Wind – na, das kann schon etwas frisch werden, aber bis ich oben bin, vergehen ja noch ca. zwei Stunden und das kalte Stück dauert nicht lang.
Heuer dürfen wir endlich aus dem 1. Startblock starten – der Großglockner Berglauf wird in zwei Blöcke unterweilt, was bei einem Starterfeld von heuer 899 Personen und zahlreichen Single Trails sinnvoll ist, eigentlich as Mindestmaß. Voriges Jahr waren wir massiv im stau langsamer „Blaulätzchen“ (Starter aus dem 1. Block mit blauer Startnummer) gefangen.
Dann der Start – die ersten zwei Kilometer geht es über Asphalt aus dem Ort hinaus, dem berg entgegen. Die Strecke ist fallend kilometriert – allerdings recht eigenwillig: Wie erklärt es sich sonst, das bei einem Lauf mit offiziell 12,67 km eine Tafel mit der Aufschrift „noch13km“ steht? Glücklicherweise betrifft mich as nicht sehr. Die Kilometertafeln stehen an den genau denselben Stellen wie in den Vorjahren, ob richtig oder falsch ist für mich daher sekundär, da ich mir meine Kilometerzeiten von 2008 auf den Unterarm gemalt habe (ganz wichtig – auf Zehntelsekunde genau!! ;)
So habe ich also den Vergleich und weiß, wie ich unterwegs bin. Und das Erfreuliche ist: es sieht nicht so schlecht aus … Der Beginn ist, wie immer zäh. Wieder einmal beginnt ein Berglauf auf einem monoton ansteigenden Stück, erst asphaltiert, dann Fortstraße. Während alle an mir vorbeiziehen, warte ich darauf, dass es endlich steil genug wird, dass man mit gutem Gewissen gehen darf. Aber wieder tröste ich mich damit, dass nah ca. vier Kilometern, bei der ersten Labe, für mich das Unangenehmste vorbei sein wird. Gleichzeitig freue ich mich über meine Zwischenzeiten: Fürs Erste bin ich überall schneller als 2008,
Im zweiten Abschnitt wird es dann richtig steil, Single Trails durch den Wald, mit dem Gesicht unmittelbar am Hinterteil des Vorgängers, wo mit jedes Mal unweigerlich der Begriff „Arschkriechen“ durch den Kopf schießt :).
Großteils geht es hier durch den Wald, hin und wieder öffnet sich der Blick und bietet großartige Aussicht. Zwischendurch überquert man kleine Brücken, was die Strecke noch abwechslungsreicher gestaltet. Aber immer wieder dieser Stau, der mich etwas unruhig macht …
Mit der Zeit spüre ich erste Ermüdungserscheinungen. War mein Anfangstempo, auch wenn ich sicher gewisse Reserven gelassen habe, doch zu schnelle? Das optimale Dosieren bei einem solchen Lauf ist schwierig. Kilometer 8 ist dann erstmals ein wenig langsamer als im Vorjahr, da bleibe ich zwei zehntel hinter der Vorjahreszeit zurück. Dieser „Rückstand“ schreckt mich allerdings nicht, gefühlsmäßig war es viel schlimmer. Und so beginne ich, die Stücke, in denen ich hinter einem langsamen Rattenschwanz festhänge, als sinnvolle Erholungsphasen zu akzeptieren. Inzwischen weicht der Wald einer Alm/Wiesenlandschaft und hier kommts wild: Seit einigen Jahren besteht in Kärnten der Slogan „Kärnten wasser.reich“. Es gibt Wasserlehrpfade, man kann Wassermühlen besichtigen, usw. Immer wieder rund um den Termin des Großglockner Berglaufs herum ist es besonders regenreich, was mich schon mehrmals zu Witzen in diese Richtung inspiriert hat. Heuer ist Kärnten sogar besonders wasser.reich: Durch den vielen Regen ist der Boden furchtbar aufgeweicht und morastig. Dort, wo man sich unter normalen Bedingungen entweder erholen oder aber Tempo forcieren kann, muss man nun aufpassen, nicht auszurutschen und nach Möglichkeit auch nicht zu viel Gatsch an den Schuhen mitzuschleppen. So gut es geht, weiche ich also dem ärgsten Matsch aus. Zeit habe ich dazu ja genug, es geht ja eh nicht schneller. Auf einmal überholt mich und das ganze Paket, ganz an den Rand des Weges gedrückt, eine Gruppe von drei Läufern – sehr elegant, als hätten sie beste Verhältnisse. Müssen wohl Teilnehmer sein, die Aufgrund einer Nachmeldung oder eines Versehens in den zweiten Startblock eingeteilt wurden. Hopp-hopp-hopp, und sie sind davon. So kann man also auch laufen! So beschließe ich also mein Dasein als „Prinzessin auf der Erbse“ zu beenden und jetzt auch mal „gscheit“ zu laufen. Also hau ich mich, wo immer ich eine Gelegenheit finde, durch. Ich versuche, gerade mal so vorsichtig zu sein, dass ich nicht stürze, aber sonst gibt es kein Zaudern. Die Entscheidung wird belohnt: Immer mehr Stellen komme, wo es nicht mehr möglich ist, trocken durchzukommen. Bald kommt es mir das noch mehr zugute. Das Wasser wird immer mehr (der Matsch glücklicherweise weniger, da der Wiesenboden durch Stein abgelöst wird) und auf einer relativ flachen Passage, wo der Weg einen sanften hang entlangführt, hat sich der Weg in einem Bach verwandelt. Die meisten Läufer weichen auf eine Stufe oberhalb des Weges aus, mir bleibt die Überholspur auf dem Weg, im Wasser. Juhu, nachdem es dort eben leicht bergab geht, kann ich vorbeiziehen – bis zum Kopf der langsamen Schlange. Wieder, kurz nach dieser Stelle queren wir einen Bach – was sonst ein Rinnsal ist, ist diesmal so breit, dass alle ins Wasser müssen. Das hier ist der Abschnitt des Großglockner Berglaufs, bei dem ich mich schon viel wohler fühle. Nach der 3. Labestation, bei ca. „noch 3 km“ kommt mein Lieblingsstück: Felsig, man muss die Hände zu Hilfe nehmen, immer wieder rauf und – selbst bei einem Uphill-Lauf – ganz schön viel auch runter. Da muss ich an Karl Kahr denken – der wurde ja auch „Downhill-Charly“ genannt. Ab hier hört man auch schon den Lärm vom Ziel – unglaublich, das motiviert. Durch das Gefühl, im Mittelstück im Stau immer wieder „endlos“ Zeit verloren zu haben, laufe ich hier, was das Zeug hält. In voller Fahrt über die Felsen zu springen oder wie ein Rennkäfer raufzukrabbeln macht natürlich auch ziemlich viel Spaß. Anders als sonst, streifen wir heuer Schneefelder nicht nur kurz sondern einiges an Weg führt über die Schneefelder. Probleme gibt es dort aber keine, ich glaube, auch nicht für di Asphaltschuh-Läufer, für mich in den Trail-Schuhen ohnehin nicht. Nur, wie vorhergesagt, ist es hier wirklich kalt und windig. An einer stelle sogar so sehr, dass ich bergab das Gefühl habe, wieder hinaufgeblasen zu werden. Gut, dass es nicht mehr so weit ist und dass oben beste Infrastruktur auf mich wartet. Auf einmal entdecke ich einen schnellen Vereinskollegen vor mir. Das wirkt natürlich noch motivierender als mich an Unbekannten festzubeißen und so krabble ich am nächsten Schneefeld an ihn heran, an ihm vorbei und kann mich ein wenig absetzen. So geht es weiter dahin, die letzten drei Kilometer dauern erstaunlich lang, obwohl ich mich schnell fühle. Dann bald wieder ein bekannter Rücken: Eine Läuferin, mit der ich beim heurigen Frauenlauf mich – letztendlich leider erfolglos, während ich sie 2008 noch hinter mir lassen konnte – duelliert habe, erscheint in meinem Blickfeld. Ich hatte am Start mit ihr geplaudert, dann aber auf sie vergessen. Hm, sehrweit ist sie aber nicht mehr vor mir. Wenn ich mich so nah an sie heranarbeiten konnte, sollte der Rest auch noch klappen. Das Wiedersehen mit „Olga Meier“ (eine meiner vielen) setzt nochmals Energiereserven frei. Bei der letzten Labestation, weniger als einen Kilometer zum Ziel, beginnt das wirkliche Steilstück. An dieser Labestation ist das Isogetränk angewärmt – wie das den anderen Teilnehmern geschmeckt hat, weiß ich nicht, ich war darüber recht dankbar. Der folgende Abschnitt wird auch als eigenes „Rennen im Rennen“ gewertet. Hier geht es über Schotterwege in Serpentinen, teilweise über Stiegen (diese Art von Weg, über die man beim Bergsteigen immer so flucht) hinauf. Ich versuche nach wie vor, rauszuholen was geht – allerdings geht es nur mehr sehr langsam voran. An Laufen ist hier für mich nicht mehr zu denken, aber gehen, so schnell wie möglich, muss noch drin sein. Auf einmal sehe ich mir bekannt vorkommende orange-graue Schuhe vor meinem Gesicht. Ein Blick nach oben: Ja, auch das, was aus den Schuhen rauskommt, ist mir bekannt. Na geh, was ist denn los, dass ich Martin eingeholt habe? Sehr aufmunternd und motivierend wünscht er mir noch alles Gute für das Schlussstück und ich stampf an ihm vorbei. Im Godzilla-Stil geht es weiter hinauf, immer meine Gegnerin im Visier, bald habe ich sie! Eine – zugegebenermaßen schwache – Revanche ist geglückt, aber locker lassen darf ich nicht, es geht ja schließlich um die zeit und noch einige andere Plätze. Hier sind einige Teilnehmer wieder sehr lästig: Manche kürzen die Kurven des Serpentinenwegs ab, was ja an sich in Ordnung ist, so genau ist der Weg ja nicht definiert. Dann aber schleppen sie sich mit letzter Kraft auf den Weg zurück und wanken herum, dass kein Vorbeikommen ist. Aber gut, so ist das halt am Glockner. Der Lärm und die Anfeuerungsrufe vom Ziel und auch entlang der Strecke sind schon Ohrenbetäubend – die Zuschauer machen wirklich gute Stimmung. Schritt um Schritt, Stufe um Stufe geht es voran. Das vorletzte Stück ist eine längere stiege, diesmal „zivilisiert“, mit echten Stufen. An diese Stelle komme ich in einem Dreierpaket, ich in der Mitte. Mein Vordermann ist etwas langsam, ich setze zum Überholen an. Der dritte von uns ist aber noch schneller und mein Überholvorgang dauert ihm zu lange. Was macht er? Fasst mich linke und rechts am Hinterteil und schiebt an :). Sehr angenehm eigentlich, da spüre ich aber auf einmal auch meine Verspannungen. Ist das nun unerlaubte Hilfeleistung für mich, oder hat er mich eher behindert??? Nach dieser Stiege geht es noch einmal um die Kurve, dann auf dem gepflasterten Schlussstück die letzten fünfzig Meter nur mehr leicht steigend durch Höllenlärm dem Ziel entgegen. Gemessen an dem Vorhergegangen ist das richtiggehend flach, aber wirklich gas geben schaffe ich hier nur mehr sehr schwer mit Anlaufschwierigkeiten. Ich laufe noch, was geht bis sich plötzlich die – hier auf einmal sehr wichtige – Frage stellt: Wo löst ein Pentek-Matte eigentlich die Zeitnehmung aus? Ist es die erste oder zweite Matte? Keine Ahnung, ich schaffe es aber UNMÖGLICH, meinen Endspurt bis zur zweiten Matte auszudehnen sondern bei der ersten Matte ist Schluss. Noch nie habe ich von der ersten zur zweiten Matte so lange Gebraucht. Der Vergleich meiner mit der offiziellen zeit bringt mich zu dem Schluss, dass die Zeitnehmung wohl in der Mitte der ersten Matte ausgelöst wird.
Hinter der Ziellinie warten Schon Medaillen und bunte Fleecedecken – gleichzeitig das Finishergeschenk. Das halte ich für eine gute Idee, T-Shirts gibt es ohnehin überall. Nur langsam wäre ich trotzdem für etwas Anderes, Großglocknerdecken habe ich mittlerweile ausreichend.
Die üblicherweise gleich nach der Ziellinie angebotene Massage wurde diesmal in die Große Garage auf der Franz Josefs Höhe verlegt – angesichts der Kälte eine sinnvolle Maßnahme. So gibt es gleich im Zielraum nur Tee, Suppe und Magnesium, alles Weitere im überdachten Bereich. Martin kommt auch schon bald und so trollen wir uns hinein. Die Garage ist ja an sich ein furchtbares Ungetüm beim Berglauf leistet sie aber gute Dienste. Drinnen, unmittelbar nebeneinander, ist die Gepäcksrückgabe und die Ziellabe. Mit warmem Gewand sieht die Welt gleich besser aus, es ist nur schwierig, mit den klammen Fingern sich umzuziehen. Leider haben in den Kleidersack nicht auch noch trockene Schuhe gepasst, so müssen die Füße noch etwas auf Erlösung warten. Die Ziellabe ist auch durchaus ansprechend – wenn auch streng rationiert: Käse- und Wurstsemmeln, Gerstensuppe, Kuchen, kalte Getränke und Tee (nur Cola war bereits ausgegangen). Genug Platz für alle ist auch, die Garage ist voll von Heurigengarnituren, und man ist mit den Top-Läufern, anders als bei Citymarathons, wirklich auf Tuchfühlung: Man steht in der gleichen Schlange um das Essen an und sitzt nachher am selben Tisch. Diese nahe Verbindung von Hobby- und Spitzensport (der Lauf zieht ja ein wirklich hochklassiges Starterfeld an) ist für mich ein weiterer Aspekt, der diesen Lauf so reizvoll macht.
Alle Sachen verstaut geht es an den Check der Ergebnisse. Der Großglocknerberglauf bietet SMS-Benachrichtigung an, ein Angebot, das ich sehr schätze. Ich erfahre von meinem 4. Klassenrang. Klar, 4. Platz ist gerade am Stockerl vorbei aber diesmal … kein Warten auf die Siegerehrung im Ziel, das heißt früher zur Dusche, früher trockene Schuhe und Socken, früher die Heimfahrt antreten. Eigentlich kein schlechter Tausch. Auch mit meiner Zeit war ich zufrieden: 5:05 schneller als die PB im Vorjahr (was zwar nicht sooo schwer zu unterbieten war, ich hatte damals kreislaufmäßig einen furchtbaren Tag, aber 5:04 Verbesserung ist, glaube ich, trotzdem ganz gut). Meine Verbesserung des Klassenrangs von 10 auf 4 ist allerdings v.a. darauf zurückzuführen, dass heuer 5-Jahres-Schritte eingeführt wurden (was aber bei den Starterzahlen am Großglockner schon in Ordnung geht), aber der Gesamtrang hatte sich, bei gestiegenen Startzahlen ja auch verbessert.
Ausgerastet und gestärkt geht es an die Talfahrt, die mit Bussen organisiert wird. Die Busse schaukeln die Hochalpenstraße hinunter und verleiten zum dösen. In Heiligenblut gibt es warme Duschen im Hallenbad und dann, zurück beim Auto, trockene Schuhe – aaahhhhh, herrlich!!! Auch wenn der Lauf schön war, das war, gemeinsam mit der Dusche, der schönste Moment des Tages.
So schnell wie möglich machen wir uns an den Heimweg, die Fahrt ist ja recht lange. Unterwegs, natürlich, Analysen rauf und runter, in allen Details. Was meine Zeit von 1:51:10 nun wirklich wert war ist bei einem so einzigartigen Lauf, zu dem es keinen Vergleich gibt, schwierig zu sagen. Aber mein Gefühl legte sich irgendwie darauf fest, zufrieden zu sein, und auf der Heimfahrt träumte ich schon von den nächsten Trainingseinheiten …
Zusammenfassend zum Großglockner Berglauf: Ein professionell organisierter Lauf, dem allerdings auch nicht das herzliche Flair fehlt, durch wunderschönes Gelände. Für Berglauf- und Querfeldein-Affine wohl ein Pflichtlauf. Ob Wiener oder sonstige Ostösterreicher allerdings die weite Fahrt (jedes Jahr) auf sich nehmen wollen, muss man wohl abwägen.
hippocampus abdominalis

Offline dogrun

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2009-07-19 Großglockner Berglauf - cbendl
« Antwort #2 am: 17.08.2009, 12:55:28 »
Danke für den Bericht und Gratulation zur Leistung!

Ich glaub nächstes Jahr geb ich mir dann auch mal den Großglockner, mal sehen...
„Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine / Kürzt die öde Zeit / Und er schützt uns durch Vereine / Vor der Einsamkeit.“ (Joachim Ringelnatz)

Offline boenald

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2009-07-19 Großglockner Berglauf - cbendl
« Antwort #3 am: 18.08.2009, 09:51:27 »
also, ich hab noch keine einzige Glockner-Decke! wird wirklich mal Zeit dafür...
ganz ausgezeichneter bericht übrigens, den ich irgendwie komplett übersehen haben dürfte (seltsam), und die 1:51 sind nach dem, was ich sonst so über diesen lauf gehört und gelesen hab, schon eine mehr als stattliche zeit. 5 minuten verbesserung sowieso. gratuliere! vielleicht seh ma uns nächstes jahr in heiligenblut, reizt mich schon sehr.
Paragraph eins: jedem sein´s.

Offline katzie

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2009-07-19 Großglockner Berglauf - cbendl
« Antwort #4 am: 28.08.2009, 00:21:20 »
Vielen Dank für diesen super Bericht, jetzt hab ich auch richtig Lust auf einen Berglauf auf unsern Bundesberg bekommen (der mich beim Radfahren bisher noch jedes Mal mit Graupelschauer begrüßt hat, egal ob ich im Juni, im August oder im September gefahren bin).

Und übrigens liebe ich Fleecedecken und kann von den Dingern einfach nicht genug bekommen, schon deshalb wird diese Tradition hoffentlich auch bei meiner "Glocknerpremiere" noch vorhanden sein!

lg
katzie, eigentlich reiner Straßen- und Flachlandtraber
neun Leben!

 

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