Fridtjof
Wieder kein einziges Ziel erreicht. Na, sagen wir fast keines.
Immerhin war es meine beste erste Hälfte und meine besten letzten 2,195 km
bisher.
Aber vermutlich hab' ich meinen Beinen in den letzten 4 Wochen einfach zuviel
zugemutet. Meine Wadeln hab' ich mittlerweile (Danke an Andy (Crow)) mit den
Schwedentabletten (Salztabletten) im Griff. Dafür plagten mich diesmal die
Sehnen unterhalb der Wadeln. Aber das kriege ich auch noch hin.
Diese Überlastung, sage ich einmal, hat ab Beginn der letzten Runde, so ca. bei
km 36 angefangen. Meinen Magen hab' ich mir auch wieder mit diesem Iso-Zeugs
verdorben (das kann ich mir auch nicht abgewöhnen). Jedenfalls humple ich so
vor mich hin, die Zeit war sowieso weg, denk' so, wenn ich vorne bei der
Stadionallee wieder raus komm, hör ich auf. Als mich plötzlich einer ohne
Startnummer überholt, mich anspricht, was denn hier heute los sei. Er sei ein
Tourist, der einfach eine Laufmöglichkeit in Wien gesucht hätte, und eben hier
nach Hinweisen von Einheimischen gelandet ist. Nachdem ich ihm, ein Deutscher
mit Wohnsitz in der Schweiz, die Sache allgemein und meine Situation im
Besonderen erklärt habe, sagt er spontan, dass ich nicht aufgeben soll und
er mich bis ins Ziel begleiten würde. Im Gespräch erfahre ich, dass er Musiker
ist, Fridtjof heisst und nur kurz in Wien ist um ein Konzert mit einem seltenen
Instrument, das im Mittelalter häufig gespielt wurde (ich hab' mir den Namen
nicht gemerkt). Außerdem laufe er auch Ultra und Biel kennt er auch. Als ich
dann das (wieder) fehlende Cola erwähne, das mir zumindest immer noch den Magen
wieder eingerenkt hat und mir zum Schluss wieder Kraft gegeben hat, sieht er am
am Rand ein Standl, sagt mir, ich soll weiterlaufen, kauft ein kleines Cola,
läuft mit wieder nach und gibt es mir. Nach ein paar Schluck und einem
ordentliche Bäuerchen gehts auch tatsächlich wieder besser. Ich kann
wieder aufrechter laufen und werde durch seine ständigen Motivationen auch
wieder schneller. So gehts dann bis in's Ziel auf dem Marathonweg. Wir
klatschen noch ab, er gratuliert mir noch, dreht sich um und weg war er. Ich
hab' mich nicht einmal für das Cola bedanken können. Und wenn ich das nicht in
der Hand gehalten hätte, hätte ich es jetzt auch nicht geglaubt, was gerade war ...
Jedenfalls wird mir dieser Marathon sicher lange in Erinnerung bleiben.