Podersdorf Sprint-Tri
Rückblende. Wir schreiben Freitag, den 26.8.2011, zwei Tage vor dem Tag X. Michael und ich, wir sind bereits in Podersdorf mit unserem Zelt am Campingplatz. Die erste Nacht: Schwierig, zwei Halbdistanzler neben uns quatschen als gäbe es kein Morgen und als sie endlich schweigen, kommt die Pickelbande, will heißen, eine Meute Pubertierender nach und nach und leicht im Öl nach Hause.
Die zweite Nacht: Es wird ein Unwetter kommen, der Sturm pfeift uns bereits um die Ohren, das Zelt beutelt es trotz zweier Autos als Windschatten heftig und gegen 20 Uhr entscheiden wir spontan: Abbruch! Nach Wien fahren und am Sonntag wieder kommen. Es ist ja nicht weit …
Eine weise Entscheidung, denn als ich frühmorgens aufstehe, tut mir nichts weh und ich bin ausgeschlafen. Der Himmel über Wien scheint so blau so blau und die Sonne so schön, so schön… als wir in Podersdorf ankommen, trifft mich der Schlag. Mehr als nur lebhafter Wind, der Wellengang Stufe „Na bist du deppert „– zumindest für mich steht damit eine völlig neue Erfahrung vor der Tür. Aber, wo sonst soll ich solche Verhältnisse ausprobieren, wenn nicht hier in einem See, wo ich notfalls stehen kann? Ich bin gut gelaunt, schwimme mich gut ein, Neo ist erlaubt, der See hat merklich abgekühlt (die LD/HDler mussten am Tag zuvor ohne Neo schwimmen!) und ich starte in der zweiten Welle.
Beim Einschwimmen steht für mich fest die Strecke vorzugsweise mit 2er-Zug und das Köpfchen hübsch nach links gedreht zu absolvieren. Ist zwar die schlechtere Seite, aber dafür habe ich die Gischt nicht im G´sicht. Kurz vor dem Start winke ich Michael lachend aus dem Wasser zu. Bumm, das hat sich geändert, voriges Jahr bin ich in dieser Situation noch halb gestorben. Dann geht´s los. Ich hau rein ca. 250-300m mit absolutem Kraftaufwand, aber ich weiß, dass ich grundsätzlich schwimmen kann. Ich stehe nur zwei Mal auf bis zur Boje. Und ich kämpfe zum ersten Mal um meinen Platz im Wasser. Am Rückweg tragen mich die hohen Wellen zum Strand, es schwimmt sich ur-leiwand! Dementsprechend stolz verlasse ich das Wasser , auch im Wissen, dass es sicher nicht 750m waren, auch deshalb, weil die zweite Boje (wissentlich?) vergessen wurde und damit 100m auf alle Fälle fehlen.
Die erste Wechselzeit bringe ich gut hin, Neo „Kuno“ schält sich von mir locker ab, was er sonst nie tut. Dann aufs Rad, wir fahren 20km Rundkurs und haben den Wind von guten wie auch schlechten Seiten. Ein Streckenteilstück kämpfe ich damit, das Rad stabil zu halten, das ist bei Seitenwind nicht so leicht. Aber dort, wo Kraft gebraucht wird, kann ich sogar zwei Frauen und einen Mann überholen (HeinzP, DANKE für deine Idee mit dem Lainzer Tiergarten!), meine Beinmuskeln spielen prima mit. Die Strecke ist nicht gesperrt und knapp 5km vor dem Ziel hängt sich eine Frau aus dem Autofenster und feuert mich an, etwas später ein junger Mann, der gerade in die Kreuzung einfährt, sein Lenkrad loslässt und klatscht, was das Zeug hält: „Supa, dass do mitmachst“, seine Worte verleihen Flügel bis in die zweite Wechselzone.
Tja, werte Foris, was soll ich sagen? Ich bin eine der seltsamen Art, die für den Rad-Laufwechsel länger braucht als für den Schwimm-Radwechsel. Ist ja auch verdammt schwierig, sich die Laufpatscherln anzuziehen, vor allem, wenn man sie vorher nicht geöffnet und man einen Schnellverschluss hat. Außerdem muss auch Trüffel vom Laufschuh in den Radschuh wechseln. Wer ist Trüffel? Das ist mein kleines braunes Stoffschwein, mein Tri-Maskottchen, ohne den geht gar nix. So, also nun kennt ihr die magischen Drei in meinem Leben: Kate, das Rennrad, Neopren-Wunder Kuno und Trüffel, der heimliche Schutzpatron aller Trias.
Nun denn, ich sehe, viele Räder stehen schon da, das ist immer so. Mal sehen, wie gut ich mir alles eingeteilt habe. Ich laufe von Anfang an gleichmäßig, es zwickt nirgends und nun geht’s mal gleich ans Überholen. Muss gestehen, dass ich mir bei zwei Frauen denke: „Super, die könnten meine AK sein.“
Wir laufen eine 5km-Wendestrecke, bei km 2 holt mich der Frust ein, als mir ein Mann, 40 plus, 100kg Lebendgewicht bereits entgegenkommt. Er läuft wirklich langsam und ich denke mir: „Bitte, wie kann der schneller sein als ich?“ Wieder mal einer, der seine Kilos mit einem 4000 Euro-Rad erschlägt. Ja, mich frisst der Neid und ich finde das soooo gemein, aber mit dem Ärger kommt die Challenge, ob ich den guten Knaben nicht noch einholen kann? Denn beim Laufen gibt’s kein Schummeln durch Technik. Als ich wende, sehe ich ihn zwar noch weit weg von mir, aber nach und nach taste ich mich ran und 300m vor dem Ziel überhole ich ihn – ganz ehrlich – mit orgiastischem Gefühl!!!
Ich freue mich wie eine Schneekönigin als ich über die Pentek-Matte laufe, es ist unbeschreiblich: Das Schwimmen gemeistert, mich am Rad merklich verbessert und die Laufleistung von 2011 gehalten! 2012 und hoffentlich meine erste OD können kommen!